Allgemein
ich habe beschlossen, mich in Zukunft mit Tipps zur Schilddrüse nicht mehr einzubringen. Es ist insgesamt zu schwierig. Bei fast allen behandelnden Ärzten kann man kein wirkliches Wissen über die Funktion der SD voraussetzen, und – was verständlich ist – auch nicht bei denen, die hier Fragen stellen. Auch wenn es letztlich immer nur um 2 Mittel, zwei Hormone, geht, T4 und T3, so ist die Physiologie dahinter doch sehr komplex. D.h. ohne ein
gewisses Maß an Kenntnis beim Fragenden oder dann wenigsten bei seinem oder ihrem behandelnden Arzt, kann man nichts erklären oder man müßte jedes Mal Romane schreiben.
Ich mache das mal am Beispiel von Tobi deutlich, weil sich das gerade anbietet. Aber es gäbe auch viele andere Beispiele. Also, Tobi, bitte entschuldige, daß du zufällig dafür herhalten mußt
Ich hatte Tobi aufgrund seines Befundes eine kleine Ergänzung mit 5 Mikrogramm T3 vorgeschlagen. Tobi hat versucht, es beim HA umzusetzen, kam aber statt mit Thybon mit Novothyral wieder.
Das T3 konnte er mir nicht verschreiben, da der aktuelle Bericht vom Endo nicht vorlag.
Also ich war am Freitag nochmal bei meinem Hausarzt und er hat mir jetzt Novothyral verschrieben, also 100 Mikrogramm Levothyroxin-Natrium (T4) und 20 Mikrogramm Liothyronin-Natrium. Ich wollte zwar eigentlich das T3 separat verschrieben haben, aber so habe ich jetzt zumindest ein Präparat ohne Jod.
Was sollte ich da sagen!? Ich habe mich schwer getan.
Habe dann geschrieben, daß er es mit Novothyral versuchen kann, denn es ging ja darum, zu dem T4, das er schon lange einnham, T3 dazu zu versuchen, und Novothyral hat T3. Und es ist ein recht übliches SD-Medikament.
Ich habe mir dann gedacht: okay, wenn der Arzt Thybon ablehnt, aber problemlos Novothyral verschreibt, dann wird das seine Gründe haben, z.B. daß er mit Novothyral vertraut ist, mit Thybon aber nicht. Und natürlich bin ich davon ausgegangen, daß der Arzt mit Tobi darüber gesprochen hat, wie es einzunehmen ist ect.
Anschließend hat Tobi nochmal gefragt, ob er erneut zum HA gehen soll, um doch nach Thybon zu fragen:
Hi Luft, also sollte ich am Montag nochmal zum Hausarzt und mir wirklich nur das Thybon verschreiben lassen und mein vorheriges SD-Präparat weiter einnehmen?
Dieser Frage habe ich dann entnommen, daß Tobi ziemlich
verunsichert ist.
Und das ist die Schwierigkeit: Ich wollte nicht auf Thybon „
drängen“, denn nicht ich muß mit dem Arzt klarkommen, sondern Tobi, d.h. ich wollte diese Beziehung auch nicht unnötig stören/verunsichern. Man kann durchaus mit Novoythral arbeiten, aber dann muß der Arzt auch mit dem Patienten über diesen Präparatewechsel sprechen und ihm erklären, was sich dadurch für ihn ändert, worauf zu achten ist, und wie es einzunehmen ist. Für mich sah es so aus, als wäre das nicht erfolgt. Jedes Präparat hat Vor- und Nachteile und erfüllt meist einen etwas anderen Zweck. Und ein Wechsel des Präparates ist bei der SD immer eine neue Situation und zu vermeiden, wenn irgend möglich.
Dann schrieb Tobis dies:
Wegen dem Thybon, ich hatte meinem HA gesagt, er solle mir bitte das T3 extra verschreiben. Dazu hatte er eigentlich auch zugestimmt. Ich habe dann erst später, als ich es in der Apotheke abgeholt habe, gesehen, dass es wieder ein Kombi-Präparat ist.
Hm.
Mir ging das alles durch den Kopf ….. und ich dachte ohje. Schließlich habe ich mich entschlossen, Tobi per PN „meine ehrliche Meinung“ zu schreiben.
Weil darauf bis jetzt keine Reaktion erfolgt ist, und auch zu meinem „Schutz“ und eben als Beispielfall, schreibe ich nun auch in diesen thread, was ich Tobi per PN mitgeteilt habe:
1) Daß ich nach wie vor das einzelne Thybon für ihn besser finde, weil er ja lange Zeit mit dem L-Thyroxin/Jod zurecht gekommen ist. Dabei sollte er bleiben und nur etwas T3 hinzuzufügen, was man jeder Zeit auch wieder weglassen kann, ohne seine Gesamtsituation sehr zu verändern.
2) Wenn er Novothyral nimmt, würde ich auf jeden Fall die Dosis reduzieren, eine Tablette mit 100 mcg T4/20 mcg T3, wobei vorher 100 mcg T4 genommen wurde, halte ich für viel zu hoch. T3 ist mindestens 4 Mal so wirksam wie T4. Das heißt: 20 Mikrogramm T3 entsprechen mindestens 80 Mikrogramm T4, und kein Mensch würde T4 in einem Schritt um 80 Mikrogramm steigern! Hinzu kommt außerdem, daß T3 viel direkter im Körper wirkt.
3) Wenn jemand mit einer bestehenden SD-Medikation im Prinzip zurechtkommt, ändert man so wenig wie möglich, weil Änderungen/Neu-Einstellungen oft mühsam sind. Es kostet immer Zeit, Nerven und Kräfte, das individuell richtige Präparat und die passende Dosierung zu finden. Tobis Werte waren ja nicht eigentlich schlecht, aber
klinisch war es nicht befriedigend, und von daher eine kleine Korrektur durchaus sinnvoll mit der Begründung, die ich im thread beschrieben habe.
4) Hinzu kommt weiter, daß Tobi noch eine andere Baustelle hat, an der er arbeitet (Verdauung) und demnächst Maßnahmen ergreifen wird … Je mehr man parallel macht, desto schwieriger ist es zu beurteilen, wie jede einzelnen Maßnahme – und hier eben besonders die Änderung beim SD-Präparat – wirkt. Auch von daher hätte ich nicht das ganze Präparat gewechselt, seine Basis, sondern eben nur versuchsweise etwas T3 dazugegeben.
Dies sind nun nur meine knappesten Überlegungen, es gäbe noch viel mehr.
Im Übrigen macht eine gesunde SD T4 zu T3 im Verhältnis etwa 10:1
Tobi entschuldige nochmal, daß du als Beispiel herhalten mußtest.
Dafür füge ich noch zwei wirklich interessante Veröffentlichungen aus der medizinischen Literatur an:
2009,
World Journal Gastroenterology
Ronald Daher, et al.
Folgen einer gestörten Schilddrüsenfunktion auf den Verdauungstrakt und die Eingeweide
Schilddrüsenhormone bestimmen den Grundumsatz im gesamten Körper
und ganz besonders im Darm und den Eingeweiden. Die Auswirkungen einer gestörten Schilddrüsenfunktion auf den Gastrointestinal-Trakt sind zahlreich und betreffennalle Teile des gesamten Trakts. …..
Die Leber ist das sowohl bei Hypo- als auch Hyperthyreose am stärksten betroffenen Organ. Bestimmte Magen-Darm-Erkrankungen können mit autoimmunen Schilddrüsen-Prozessen wie der
Hashimoto Thyreoiditis und Morbus Basedow assoziiert sein. Darunter sind Zöliakie und primär biliäre Zirrhose die häufigsten, obwohl ein klarer gemeinsamer Mechanismus [bisher] nie nachgewiesen werden konnte. Insgesamt wurden Verdauungsstörungen im Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen schon vor Jahrzehnten beschrieben, aber es werden Studien benötigt, um alte Konzepte zu bestätigen oder unentdeckte Mechanismen aufzuschlüsseln.
Jeder Arzt, der Patienten behandelt, muß wissen, daß Symptome im Verdauungstrakt auf Störungen der Schilddrüse beruhen können, um Fehldiagnose oder zwar seltene, aber potentiell tödliche Situationen zu vermeiden.
2006,
Klin Med (Mosk).
Savina LV, et al.
Hiatushernie und gastro-ösophageale Reflux-Krankheit als Manifestation einer neu entdeckten Schilddrüsen-Unterfunktion
.... Diese Ergebnisse zeigen, dass eins der frühen Anzeichen von Hypothyreose eine Hiatushernie und ein
gastro-ösophagealer Reflux sind. Der Reflux ist bei Patienten mit Hypothyreose mit „
Motor-evacuatory Störungen“ im Magen-Darm-Trakt verbunden und
nicht mit dem Übertreten von Säure in die untere Speiseröhre.