Hallo liebe Mitlesende,
Ich wollte mich nach langer Zeit mal wieder bemerkbar machen, denn es hat sich viel getan, aber wenig erfreuliches bzgl. meiner Gesundung und dem Versprechen der Atlastherapeuten, mit einem Knacks sei man die Probleme los.
Also, es ist viel Zeit vergangen und ich war zwischenzeitlich noch zur Reha. Allerdings meinten zwei begutachtende Ärzte, dass es notwendig sei, mich in eine psychosomatische Rehabilitation zu schicken, weil in ihren Augen eine große psychische Komponente die Schmerzen im Nacken-Schulter-Bereich aufrecht erhalten. Brav wie ich bin, bin ich also im Herbst letzten Jahres 5 Wochen lang mit psychisch kranken Menschen in Kontakt gekommen, die allerlei Krankheiten hatten/haben, nämlich PTBS, Alkohol- und Spielsucht, Depressionen etc etc.... Mein Aufenthalt beinhaltete jedoch fast keine orthopädische Behandlung, obwohl das notwendig gewesen wäre, denn die Symptome wurden auch durch intensives "in mich Hineinhorchen", teilnehmen an Schmerzwahrnehmungs-Kursen, Schmerzbewältigungstherapien etc. ( was man alles so in einer psychiatrischen Klinik machen muss).. nicht besser. Eine Schmerzmittelreduktion wurde nicht in Betracht gezogen, war also nicht Bestandteil der Therapie. Im Gegenteil, ich bekam zusätzlich noch Amitriptylin (ein Antidepressivum), was mir allerdings massive Schwierigkeiten bereitet, denn es gab eine Kreuzwirkung mit meinem Beruhigungsmittel (Promethazin bzw. Atosil). Das hatte der Psychiater nicht bedacht. Ich hab das AD dann nach ein paar Wochen abgesetzt, weil ich mich mal über die Risiken und Symptome einer Wechselwirkung schlau gemacht habe.
Jedenfalls war der Aufenthalt im schönen Hochsauerland ein einziges Desaster und hat mich bzw. meine Genesung um Längen nach hinten geschmissen. Zuhause ging alles nur schleppend weiter. Viele Physiotherapien, dann noch eine Proliferationstherapie (Spritzen-Reiztherapie mit Glukose und Schmerzmittel) , welche mir in 4 Serien wöchentlich in die Bänder der Hals- und Brustwirbelsäule gespritz wurde, und zwar genau zwischen die Dornfortsätze. Das Ganze war äusserst schmerzhaft, zumal dadurch eine Entzündungsreaktion hervorgerufen wird, die die Bänder veranlasst, Kollagen zu rekrutieren, damit sie straffer, härter und schmerzunempfindlicher werde. Eigentlich ist die Prolotherapie (wie sie auch genannt wird) eine recht erfolgreiche bei Bänder- und Kapseldehnungen, aber mir hat sich nichts gebracht. Es war ein Versuch eines Manualmediziners und Allgemeinarztes, der eine Zeit lang diese Therapie erfolgreich in der Klinik n Hamm angewandt hat. Die Prolotherapie ist nun 5 Wochen her und das Endstadium der Bänderfestigkeit ist somit fast erreicht.
Da ich mich schon im Dezember um eine weiterführende Schmerztherapie gekümmert habe, lag der Ersttermin dazu Ende März (ja, die Wartezeiten, die Wartezeiten......). Eigentlich hatte ich mir durch sie versprochen, dass mir nur noch eine Neuraltherapie (Anspritzen von Muskeln und Nervenknoten mit einem lokalen Schmerzmittel) helfen könne, um die Blockaden der Halswirbel aufzuheben, aber ich wurde eines Besseren belehrt, nämlich mit der Ignoranz der Ärzte bzgl. meiner Schmerzen und sonstigen bunten Symptome.
Die untersuchende Schmerztherapeutin, die auch Osteopathin ist, gab mir nach ungenauer Anamnese - aber immerhin mit einer netten Bemerkung über meine schriftliche Ausarbeitung bzgl. meiner eigenen Beobachtungen und Diagnose der eigentlichen Störung - einen Medikationsplan an die Hand, der ganz genau folgendes beinhaltet: täglich zusätzlich 2 Tropfen Amitriptylin zur Schmerzminderung, weiterhin Übungen zur Tiefenstabilisation und Muskelerhalt/-aufbau. Wiedervorstellung in 8 Wochen und "Sie müssen dringend von den Opiaten weg!" .... Ich war am Boden zerstört und fast am Ende meiner Kräfte.... diese andauernden Schmerzen und Symptome machen mich kirre.
Trotz allem, Zähne zusammenbeissen und nach Auswegen suchen. Nach einiger Zeit nahm ich das Zepter nochmal in die Hand und las mich in Fachliteratur intensiv ein, probierte und tastete hier und da am Hals, am Atlas und verglich Beweglichkeitsangaben und Schaubilder, dann befragte ich unterschiedliche Physiotherapeuten, Orthopäden, Manualmediziner und einen Osteopathen mit meinen Beobachtungen. Wir kamen alle zum gleichen Ergebnis, es muss der Atlas sein, der die Schwierigkeiten machte.
Letzten Freitag habe ich dann ein 3D-Scan (DVT, digitale Volumen Tomographie) in Köln erstellen lassen. Im selben Haus sitzt auch ein Atlastechniker einer bekannten Schweizer Atlas-Korrektur-Methode, den ich um eine Ertastung/Palpation der Atlasregion bat. Er stimmte sofort zu und auch wir beiden kamen auf das gleiche Ergebnis:
Atlasblockade mit Atlasfehlstellung nach links und Rotation nach rechts
Ausblendend die ganzen vergangenen Schwierigkeiten und demütigenden Psychotherapien etc., bin ich nun heilfroh , dass ich nun endlich dem Atlas einen schwarzen Peter zuschieben kann und eine adäquate Therapie starten kann.
Der neue Atlastechniker ist bereit den Atlas zu behandeln. Das Ganze geschieht in 3 Wochen, so lange muss ich noch durchhalten. Danach kommt der systematische Aufbau der entsprechenden Muskulatur, Wiedererlernen der richtigen Bewegungsabläufe und der Abbau der Schmerzen und Schmerzmittel.
Ich muss dazu anmerken, dass ich seit einiger Zeit auch Übungen mache, die von Dr. Tempelhof vorgeschlagen werden. Dieses sind superfeine, im Millimeterbereich liegende, konzentrierte Kopfbewegungen, die fast ausschließlich nur die Kopfgelenke bewegen, also die Muskulatur um Atlas und Axis. Allererstes Ziel ist (und sollte bei Problemen mit den Kopfgelenken sein), diese empfindliche Muskulatur und Nervenstruktur geschmeidig zu halten, oder gar erst geschmeidig zu machen, wenn sie verkrampft, blockiert und verhärtet ist, sowie wenn Nerven überreizt sind, diese zu entlasten und zu beruhigen. Denn ohne physiologische Bewegungsmuster dieser empfindlichen, komplexen und steuernden Region, ist jede weitere Genesung der geschundenen Halswirbelsäule sehr schwierig.
Denn sie musste die Arbeit übernehmen, die die Kopfgelenke nicht bewältigen konnten. Das schafft bekanntlich neue Probleme, wenn nicht zeitnah etwas positives geschieht.
Alles in Allem: nicht jede Atlastherapie ist mit einem Klacks erledigt.
In meinem Fall hat sich der Atlas damals auf der anderen Seite festgesetzt und blieb dort ganz stur sitzen. Dem war mit keinem Mittel beizukommen.
Wichtig ist, nach der Korrektur diese feinsten Übungen mehrmals täglich zu machen, die Kopfgelenke zentriert und beweglich zu halten, den Nerven Reize zu schaffen, die sie benötigen, um diesem Teil des Gleichgewichtssinns eine normale Funktion zu gewährleisten, oder es dahingehend umzuprogrammieren.
Im Grunde, kann man diese Übungen auch täglich machen, auch dann, wenn man gesund ist und eigentlich keine Probleme der Kopfgelenke ersichtlich sind. In unserer heutigen Zeit des ständigen Sitzens am Arbeitsplatz, oder sonst irgendwie in ungesunder Haltung arbeitend, ist das Kümmern um die tragenden und steuernden Mechanismen der Kopfgelenke ein absolutes Muss und erfordert unser aller Aufmerksamkeit.
LG
Frank