PROTESTE IN TIBET
China nennt Dalai Lama "Wolf in Mönchskutte"
China attackiert den Dalai Lama wegen der Proteste in Tibet immer schärfer. Das geistige Oberhaupt sei wie ein "Wolf in Mönchskutte". Die Unruhen gehen unvermindert weiter: Berittene Tibeter stürmten heute eine Provinzstadt.
Peking - Mehr als tausend Tibeter sollen heute eine entlegene Stadt in der chinesischen Provinz Gansu gestürmt haben. Sie hätten ein Regierungsgebäude angegriffen und die tibetische Flagge gehisst, berichtete der kanadische Fernsehsender CTV am Mittwoch. Die Fernsehbilder zeigten jubelnde Tibeter beim Sturm auf eine ungenannte Stadt in der nordwestchinesischen Provinz, ihre Pferde wirbelten dabei eine Staubwolke auf, einer der Reiter hielt eine riesige Flagge hoch. Dem Bericht zufolge forderten sie die Unabhängigkeit Tibets von der Volksrepublik.
Rund hundert schwer bewaffnete Soldaten seien mit Tränengas gegen die Tibeter vorgegangen, als diese das Regierungsgebäude angriffen. In dem TV-Beitrag waren laute Detonationen zu hören. Zugleich waren zahlreiche tibetische Männer und Frauen zu sehen, die in Panik flüchteten. Einige von ihnen bedeckten offenbar wegen des Tränengases ihren Mund.
Ein Mann blutete heftig aus einer Kopfwunde, er berichtete einem CTV-Reporter, dass er geschlagen worden sei. Zu sehen war auch, wie eine Gruppe von Menschen die chinesische Flagge von einem Schulgebäude herunterholte und stattdessen die Fahne Tibets hisste. Dem CTV-Reporter zufolge ereigneten sich ähnliche Szenen auch in anderen chinesischen Städten.
Nach den Unruhen in Tibet sollen sich nach chinesischer Darstellung 105 Aktivisten der Polizei ergeben haben. Diese hätten sich an gewaltsamen Ausschreitungen beteiligt, geplündert oder Gebäude in Brand gesetzt, hieß es in einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Gegen diese Tibeter werde jetzt juristisch vorgegangen.
Die chinesische Führung attackiert den Dalai Lama immer schärfer:
"Der Dalai Lama ist ein Wolf in Mönchskutte, ein Teufel mit dem Gesicht eines Menschen, aber mit dem Herzen einer Bestie", sagte der Sekretär der Kommunistischen Partei in Tibet, Zhang Qingli über das geistliche Oberhaupt der Tibeter.
"Wir befinden uns jetzt in einer heftigen Blut-und-Feuer-Schlacht mit der Clique des Dalai Lama, einem Kampf auf Leben und Tod zwischen uns und dem Feind", sagte Zhang laut einem Zeitungsbericht.
Der frühere tibetische Gouverneur Raidi äußerte sich ähnlich: Die "Gewaltverbrechen der Dalai-Lama-Clique" sollten nur dazu dienen, die soziale Stabilität zu einem kritischen Zeitpunkt zu stören. Der Dalai Lama selbst rief die Tibeter dazu auf, gewaltfrei zu bleiben. Zugleich drohte er mit seinem Rückzug aus der tibetischen Exilregierung, falls es zu einer gewaltsamen Eskalation der Proteste kommen sollte.
Die chinesische Führung kritisierte auch die Tibet-Berichterstattung ausländischer Medien. Exgouverneur Raidi sagte laut Xinhua, einige westliche Publikationen hätten absichtlich die Tatsachen verdreht und "schwere Straftaten als eine friedliche Demonstration dargestellt". Die "legitimen Bemühungen zur Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität" seien hingegen als gewaltsame Niederschlagung bezeichnet worden.
Ausländische Journalisten wurden weiter daran gehindert, über die Lage in Tibet zu berichten. Der Club der Auslandspresse in China (FCCC) teilte mit, er habe 30 Verhaftungen und Reiseverweigerungen registriert. Auch Fotografen der Nachrichtenagentur AP sowie ein Reporter und Kameramann des Fernsehnachrichtendienstes APTN wurden festgenommen.
als/AFP/AP
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