Hallihallo,
weil Pflanzen/artgerechte Ernährung im "Keto-Thread" grad ein Thema sind, ein paar Gedanken/Recherchen dazu.
Mein letzter Stand ist, dass viele Untersuchungen zum Thema "was hat Mensch früher gegessen" zwar sehr spannend sind, aber nicht unbedingt hilfreich/weiterführend, wenn man heuzutage seine Heilkost zu finden sucht.
Ohne mich da selbst vertieft eingelesen zu haben, ein paar Widersprüche (bezügl. "was hat Mensch in freier Wildbahn gegessen/was ist artgerechte Nahrung), die mir aufgefallen sind:
Ötzi wurde zunächst als Vegetarier/Veganer eingestuft - weil man anscheinend nur den (Dick-)darm angeschaut hat? (Später wurde Magen angeschaut - ah witzig, lese gerade, dass es den verschoben hat, und man ihn deswegen jahrzehntelang nicht gefunden hat - und hat dort im Magen wenig überraschen Fleisch gefunden):
Der Mageninhalt der Gletschermumie lässt Rückschlüsse auf die letzten Stunden vor Ötzis Tod zu.
www.nationalgeographic.de
(ich staune, dass niemand am Anfang im Team dabei war, der wusste, dass man im Dickdarm Fleisch de facto nicht finden konnte, weil der Dickarm ja dazu ausgelegt ist, "aus den Resten - somit "nicht tierischen Produkten" rauszuholen, was geht). So viel zum Thema "unfehlbare Wissenschaft, Medizin"... (im Ötzi Team waren doch Ärzte dabei?)
Und es geht ja nur um wenige Mahlzeiten (seine letzten, die er gegessen hat. Das was auf Wanderschaft verfügbar war).
Bezügl. Pflanzennahrung/Urinstinkte - man hat bei Ötzi giftigen Farn im Verdauungstrakt gefunden. Entweder hat man dem damals eine Heilwirkung zugeschrieben/er hatte Heilwirkung (oder ev. eine berauschende Wirkung?), oder Ötzi hat danebengegriffen.
Die meisten "Steinzeitleichen", die man findet, bestehen nur mehr aus Knochen - da kann man dann nur aus zB Zähnen und Knochen (ich glaub mittels Radiotopanalyse) vergleichsweise wenige Rückschlüsse ziehen.
Man kombiniert daher Infos hat aus Grabbeigaben, gefundenem Kochgeschirr, div. "Hausrat" herausgefunden, was bevorratet/gegessen wurde (je nach Epoche).
Die Rückschlüsse sind relativ ungenau. Bzw. fehlt dann für mich: hat das, was sie gegessen haben, ihren Körpern gut getan? Sie gesund gehalten?
Viele Menschen waren damals sehr krank/ sind nicht sehr alt geworden, karieszerfressene Zähne (ab der Entdeckung von Getreide), Gelenksdegeneration und vermutlich sehr von Parasiten geplagt etc. Somit nur "natürlich" war nicht unbedingt ein Garant für ein langes, aktives, gesundes Leben.
Allein die Parasiten vom Ötzi würden vermutlich lange Teile seiner Krankengeschichte gut erkären (warum div. degenerative Prozesse gelaufen sind, einfach weil ihm die Parasiten seine Nährstoffe geklaut haben).
Mein Fazit ist: von vielen Tieren weiß man heute, was artgerechte Nahrung ist. Die meisten Tiere haben sich spezialisiert und ihre Verdauungskraft auf eine ganz kleine Nahrungsgruppe fokkussiert. Die meisten Tiere sind entweder Fleischfresser, oder Pflanzenfresser. Die "Mixform Omnivore" (alles fressend) ist die Seltenste.
Obwohl sich Tiere in freier Wildbahn selbst versorgen dürfen/können, ist die Lebenserwartung in Gefangenschaft für viele höher. (keine Feinde/Schutz, und Essen wird "frei Haus" geliefert).
Aus der Geschichte können wir lernen - viele Tierarten in Zoos haben ihre Reproduktion gestoppt. Weil die Lebensbedingungen einfach zu schlecht waren. Oft hat es Jahrzehnte gedauert, bis man bei einer Tierart in Gefangenschaft Nachwuchs hatte (und sobald es 1 gelungen ist, ging es bei anderen auch - weil man sich austauschen konnte. Aus den Erfahrungen anderer lernte).
Ich kann mich aus meiner Kindheit an grindige, kleine Affenkäfige erinnern. Daran, dass sie Affen oft trennen mussten und man völlig verhaltensgestörte Exemplare hatte. An offene Wunden, die sie sich selbst beigebracht haben, oder im Kampf miteinander, völlig stumpfes, eiterndes Fell ... und dennoch hatten sie Nachwuchs... (im Vgl. zu andereren Arten, die optimale Bedinungen brauchen, scheinen die Systeme von Primaten - siehe auch Länder mit sehr unzureichender Nahrungsversorgung - auch unter sehr schlechten Bedingungen noch auf Vermehrung zu setzen.
Interessant finde ich, dass Unterernährung eher Reproduktion ermöglicht, als Überernährung (od. ev. spielt da hoch verarbeitete, "kontaminierte" Nahrung in unserem Umfeld eine Rolle) - wenn man sich die Infertilität vs. Fertilität weltweit anschaut.
Selbst reine Typen, wie zB Carnivore (Löwen etc.) tolerieren (oder "brauchen") eine gewisse Menge "Fremdkost" (zB im Verdauungstrakt des Beutetiers vorfermentierte) pflanzliche Kost. Oder, sie suchen sich gezielt Pflanzen, wenn sie eine med. Intervention brauchen (Katze, Löwe - generell alle katzenartigen essen Gräser, um erbrechen zu initiieren).
Viele Tiere haben sich weiter spezialisiert. zB ein Koalabär, reiner Pflanzenfresser der NUR auf Rinde/Blätter der Eukalyptusbäume spezialisiert ist, wird vermutlich auch die eine oder andere Blattlaus/Ameise (sofern die auf Eukalyptusblättern drauf sind?) gut tolerieren können.
Aber Hauptnahrung ist pflanzlich (allerdings sehr "sortenrein") - wäre interessant, ob es zwischen Koala und Eukalyptus auch eine Symbiose gibt, oder Koala evolutionär gesehen einfach Glück hatte/eine Nische gefunden hat und die Eukalyptuspflanze sich einfach nicht wehren kann.
Pflanzen wollen überleben... Sie können nicht weglaufen. Daher haben sie verschiedene Strategien gegen Fressfeinde entwickelt.
zB Symbiose: Div. "Vogelbeeren" können sich nur vermehren, wenn sie von bestimmten Vögeln gefressen werden, dort einen Fermentationsprozess durchlaufen - und erst dann können die in den Beeren enthaltenen Kerne (Samen) an anderer Stelle keimen.
Für andere Tiere (und uns Menschen) sind diese Beeren giftig.
Manche Pflanzen schützen sich mit Dornen, sind bezügl. Fortpflanzung dennoch auf "gefressen werden" angewiesen (zB Brombeeren, Heidelbeeren). Da fände ich interessant, ob zB die Blätter (Stichwort Himbeerblätter im Tee) Antinährstoffe haben. Die in den Beeren dann nicht mehr vorhanden sind. Wäre logisch - die Blätter brauchen die Pflanzen für die Photosynthese, damit die Beeren überhaupt erst reif werden können. Kann auch sein, dass sich die Pflanze ganz auf ihre Stacheln verlässt.
Wer jemals eine Fernreise nach Asien, Afrika, Südamerika... gemacht hat (und nicht nur im Hotel unter seines gleichen war und "westl. Kost" vorgesetzt bekommen hat) - wenn man das Selbe isst, wie Einheimische ist es nicht unüblich, dass man die ersten Tage/Wochen nicht vom WC runterkommt. Das was Einheimische nährt/von dem sie gut gedeihen können, ist für uns "von außen kommende" oft unverträglich (Mikrobenbesiedlung).
Mein Fazit (immer noch):
es gibt kein "one size fits all". Ich wüsste nicht, was für den Menschen "artgerecht" ist (wie viel % von XY, damit ALLE gesund werden). Mensch (so wie alle Primaten) ist sehr anpassungsfähig.
Es gibt vegane Gorillas, und solche, die (von der Nährstoffdichte her gesehen) schon als Carnivore gelten könnten (allein durchs Termitennaschen). - Kommt auf die Gegend an, in der sie leben, der verfügbaren Nahrung.
Selbst innerhalb einer Gruppe, wird unterschiedlich gegessen (bei Affen, Urvölkern). Schwangere/trächtige erhöhen ihren Eiweißanteil (wenn man sie lässt).
Wenn wir uns Menschen anschauen, gibt es jene, die von Natur aus kaum Pflanzen in ihrem Lebensumfeld haben, jene, die fast nur von Fleisch/Fisch leben, jene sehr getreidelastig leben...
Mit der selben Nahrung gibt es jene, die groß und stark werden und lange leben - oder kränklich/schwach bleiben, nicht lange leben.
Deto was Mineralien, Vitamine betrifft. In manchen Gegenden gibt es kaum Salz. Ein Volk hat in der Ernährung Kalium in Mengen, die uns umhauen würden (dafür so gut wie 0 Salz - aber da brauchen wir doch?! Sonst passen die Elektrolyte nicht). Und dennoch geht es denen gut.
In manchen Gegenden der Erde gibt es kaum Jod - da war früher Kretenismus sehr weit verbreitet. Oder man denke an Kropf, der bei uns "Mode war".
Der Mangel hat uns Menschleins allerdings nicht daran gehindert uns DENNOCH zu vermehren, obwohl für die Gehirnbildung kaum genug Nährstoffe da waren.
Stichwort ist wieder: flexible Anpassung. Die Hoffnung (bzw. evolutionäres Grundprinzip), dass unsere Körper lang genug überleben, dass in einer der Nachfolgegenerationen genug genetische Anpassung stattgefunden hat, damit man dann doch in dieser Gegend überleben konnte.
Bezügl. "wie sollen wir uns ernähren" habe ich persönlich keinen Anspruch für die Menschheit "die richtige Ernährung" herausfinden zu wollen. Da dürfen sich andere Gedanken machen.
Ich bin überzeugt davon, dass wir optimale Versorgung mit Eiweiß und Fett brauchen (damit Halteapparat, Hormone gut funktionieren können). Beides ist in Fleisch enthalten. Allerdings zB reicht das Fett in manchen Gegenden (je wärmer, desto weniger) nicht aus, um uns Menschleins optimale Energie zu liefern.
zB Känguruhs und div. andere australische Tierarten sind sehr fettarm. Daher war da Fett als Energiequelle eher mau. Somit waren KH eine gute Ergänzung, um eine alternative Energiequelle zu haben.
Die Natur hat keine Fressbremse für KH eingeführt. Weil die in der Natur sehr selten sind. (hoher KH Anteil/100 Gramm gibt es kaum).
Somit: wenn man in der Natur mal "High Carb" - reife Früchte, Honig gefunden hat - dann durfte man Schlemmen ohne Ende. Das war ein riesen Bonus im Speiseplan.
Dieses "Früchte aus aller Welt" 365 Tage im Jahr - dafür ist Mensch nicht adaptiert. (aber Früche essen: ja, viele wollen gefressen werden, aber erst, sobald sie reif sind. Damit ihre Kerne weiter verbreitet werden). Manche wollen nur von ganz speziellen "Symbionten" gefressen werden. Andere "denken sich" - Hauptsache süß und gefressen werden. Egal von wem. (hah, mit unseren Kläranlagen haben sie nicht gerechnet... ;-)
Die Pflanzen auf denen die Früchte wachsen - nein, die wollen nicht gefressen werden. Sie können nicht davonlaufen. Schützen sich daher mit Dornen, "schlechtem" Geschmack und div. Antinährstoffen (wie
@evalesen schreibt - "Pestiziden").
Einige Pflanzen haben wir Menschen uns "verträglich" gemacht - sei es durch individuelle Anpassung (manche haben keine Probleme mit Oxalaten und anderen Antinährstoffen), oder indem wir Pflanzen verändert haben/sie verträglicher gezüchtet haben).
Und hier schließt sich der Kreis für mich: wir können aus der Vergangenheit und auch Gegenwart lernen. Durch Beobachtung/Austausch. So wie wir es immer getan haben (was ist essbar, was ist gut bekömmlich etc.)
"Lokal" Tipps zu holen macht Sinn aber auch zu schauen, was die Nachbarn essen, um zu gedeihen. (Lokal - weil das die lokal verfügbare Nahrung ist. Die Nachbarn - zB Jod, Salz- auch wenn man weit fahren musste, um diese essenziellen Stoffe zu bekommen).
Aber alles "Allgemeinwissen" nützt dem Individuum nichts, wenn es dennoch durch Nahrung krank wurde/wird.
Mir geht es (aktuell) drum: wie kann man Nahrung für sich als Heilnahrung nutzen. Da lerne ich gerade aus Beobachtung/Austausch, dass das Weglassen "gesunder pflanzlicher Nahrung" und der Fokus auf nur tierische Produkte für eine immer größer werdende Gruppe (die vermutlich dennoch winzig ist wenn man sich die Grundgesamtheit der Menschheit anschaut), Unheilbares HEILEN kann.
Keine Ahnung für wie viele das funktioniert. Ich kann nur sagen, dass es FÜR MICH funktioniert.
Wenn Personengruppe A den Antinährstoff X gut wegstecken kann/kompensieren kann, heißt das für mich nicht, dass ich es auch kann.
(Analog zu: wenn man in einer reichen Gesellschaft lebt, und selbst kein Geld hat, nützt einem die reiche Gesellschaft rundherum nichts. Da muss man auch schauen, was man FÜR SICH tun kann, um zu überleben/möglichst GUT zu leben).
Also ja, man kann mit dem Blick aufs Ganze ableiten, dass div. Nahrungsmittel "nicht so schlimm sein können" bzw. "richtig gut sein müssen", weil die Menschheit ja damit gut gewachen ist.
Optimum für den Einzelnen kann man daraus nicht ableiten. Auch nicht anderen absprechen, dass sie mit alternativen Speiseplänen heilen.
Wer rein pflanzlich top fit ist - prima!
Wer rein Carnivore top fit ist - prima!
(und selbstverständlich alles dazwischen)
Ich denk mir einfach schauen, was gut tut und nicht in Dogmen verlieren.
In diesem Sinne: Heilnahrung für sich ermöglichen, indem man schaut, was für einen individuell gut passt
Grüßlis togi