Die negativen Folgen der Leistungsgesellschaft

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Nicht erst seit gestern treten die Schattenseiten der Leistungsgesellschaft zutage: Drogenmissbrauch von Personen in Spitzenpositionen, keine Chancen für Schwächere, Schülerselbstmorde, ganze Sportzweige funktionieren nicht mehr ohne Doping, und so weiter und so fort.

Wer trotz ständiger Anspannung mehr Erfolg haben will, hilft sich selbst. Besonders beliebt ist pharmakologische Aufbauhilfe, dämpfen oder stimulieren - je nach Bedarf. Andere bevorzugen psychologische Unterstützung, Verhaltenstherapie oder Coaching bis hin zu Kursen, in denen die Selbstenthusiasmierung so lange eingeübt wird, bis es nicht mehr wehtut.

Doping geht durch alle Schichten und Einkommensklassen, nur nennt es keiner so. Hausfrauen nehmen "Mother's little helper", alternde Männer Testosteron, Schüler Ritalin. Jeder wie er's braucht: aufputschen, runterkommen, wachbleiben, einschlafen.

www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/629/123456/

Muss das so sein? Ist da ein Gegensteuern möglich? Oder überhaupt erwünscht?

Leistungsgesellschaft - Wikipedia


Herzliche Grüße von
Leòn
 
Leistungsgesellschaft.
Das klingt, als wäre Leistung oder Anspannung etwas neues.
Aber so ist das nicht.

Nehmen wir zum Beispiel einen Indianer. Die Ruhe in Person. Dabei stand er unter erheblich mehr Stress als wir. Jede Sekunde konnte ein Pfeil aus dem Hinterhalt heranschwirren und ihn auf die Reise in den Indianerhimmel schicken. Immer musste er „seine Angelegenheiten geregelt“ haben. Selbst während des Schlafes musste er auf das kleinste Geräusch achten und wenn er etwas bemerkte musste er ohne Geräusch und ohne Lichtschalter und ohne Taschenlampe die Ursache ermitteln und evtl. die Verteidiger rufen und von null auf hundert den Kampf aufnehmen.

Diese unaufhörliche, harte und echte Anspannung brauchen wir nicht. Bei uns geht es gemütlich zu. Das ganze Gedöhns von Leistung und Stress ist hausgemacht.

Viele Grüsse
Wero
 
Diese unaufhörliche, harte und echte Anspannung brauchen wir nicht. Bei uns geht es gemütlich zu. Das ganze Gedöhns von Leistung und Stress ist hausgemacht.

Da hast Du wahrscheinlich sogar Recht, Wero. Trotzdem denke ich,d aß die Lösung nicht darin liegt, diesen Leistungsanspruch, den viele an sich haben und der zum Teil natürlich auch von Außen gestellt wird, einfach als "Gedöhns" zu den Akten zu legen.

Ich denke, daß ein ganz wichtiger PUnkt zur Vermeidung von Auswüchsen darin liegt, den Kindern schon Selbstvertrauen mitzugeben. - Nur: das scheint immer weniger zu klappen.

Gruss,
Uta
 
Das stimmt nun auch wieder, Uta. Was wir unseren Kindern mit auf den Weg geben, sollte unsere erste Aufgabe sein. Tatsächlich ist das, was wir auf diesem Gebiet vollbringen, eher eine Karikatur des Begriffs „Leistung“.

Viele Grüsse
Wero
 
Hallo Uta und Wero,

danke für Eure Gedanken.
Ich weiß nicht, ob man die Situation der nordamerikanischen Indianerhttps://www.indianer.de/indisite/wohnen.htm Das Leben in den Great Plains Die Indianer in Nord-, Mittel- und Südamerika

in den fühereren Jahrhunderten mit unsrer heutigen vergleichen kann. Ähnliches würde ja auch auf andere "vorzivilisisatorische" Kulturen zutreffen.Reitervölker - Wikipedia

Sie hatten ihre Lebensbedingungen und wir haben unsere. [Wobei ich denke, dass unsere heutigen Bedingungen komplexer sind, als die von Steppenvölkern. Oder ist das nur die indidividuelle zeitgenössische Sicht, die wohl alle Generationen entwickeln: früher war alles leichter?]

Also: wir haben unsere Lebensbedingungen. Wero stellt fest, dass das hausgemacht sei. Und Uta konstatiert, es fehle den Menschen an Selbstvertrauen.

Jetzt stellt sich für mich die Frage, wie das kommt, dass wir diese Situation zulassen. Wir werden in eine Gesellschaft hineingeboren, die permanente Leistung von uns verlangt und geraten von Anfang in eine Selektionsmaschinerie, in der - darwinistisch formuliert ;) - der "Stärkere" (klügere, gebildetere, materiell besser gestellte, mit stärkeren Ellenbogen versehene usw. ) "gewinnt".

Utas Ansatz bezieht sich auf die individuelle Verantwortlichkeit von Eltern, ihren Kindern Selbstbewusstsein, persönliches Selbstwertgefühl, "mitzugeben". Das sehe ich auch so.

Es ist ja nur die Frage, ob das tatsächlich dahin führt, was gewünscht ist, oder ob am Ende nicht doch wieder der situationsgmachte Druck da ist, zu Hilfsmitteln zu greifen, um dem dem gesellschaftlichen Drang nach mehr Leistung zu genügen. Denn die Praxis ist meiner Ansicht nach wohl eher so, dass den Kindern Leistungsbereitschaft statt Selbstbewusstsein vermittelt wird.


Mit den Worten "Wir wären gut, anstatt so roh, doch die Verhältnisse, die sind nicht so!" erklärt der Bettlerkönig Beachum (sozusagen als Prototyp sowohl des modernenen Geschäftsmannes als auch des Mafioso) sein unsoziales, unmenschliches, korruptes Handeln. Es läuft vermutlich wieder auf die Frage hinaus, ob das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das Sein bestimmt. (Oder beides zirkulär? Oder mal das eine mehr und dann wieder das andere?)

Wie gut, dass wir hier in der Unterrubrik Nachdenken sind!:D

So, erst mal herzliche Grüße und ein freundliches "hugh" ;) von der Nordsee!

Leòn


 
Jetzt stellt sich für mich die Frage, wie das kommt, dass wir diese Situation zulassen. Wir werden in eine Gesellschaft hineingeboren, die permanente Leistung von uns verlangt und geraten von Anfang in eine Selektionsmaschinerie, in der - darwinistisch formuliert ;) - der "Stärkere" (klügere, gebildetere, materiell besser gestellte, mit stärkeren Ellenbogen versehene usw. ) "gewinnt".

Naja, es gibt ja viele Strecken auf denen man verlieren oder gewinnen kann.
Folglich gibt es - in der Gesamtheit gesehen - gar keine Gewinner und Verlierer.
In der einen Situation hat dieser Typ gute Karten - in der anderen eben der andere. :rolleyes:
Ich glaube sowohl an den natürlichen Ausgleich sowie an so etwas wie eine natürliche Gerechtigkeit.
Und ich glaube, nicht andere Menschen machen Dich zum Verlierer - zum Verlierer kann man sich nur selber machen!
Genau wie es Menschen gibt, die sich z.B. vom Partner unterdrückt fühlen und ständig darüber jammern. Sie schimpfen ständig auf den "bösen" Partner.
Ich frag mich dann aber, warum lassen sie sich denn überhaupt unterdrücken??? Jeder Mensch hat einen freien Willen!
Sie können doch gehen!!! :bang:

Ich bezweifle weiterhin, dass Leistung alleine irgendwas bewirkt. Die Kombination und das Zusammenspiel ist wichtig!
Und natürlich die Orientierung. :D

Lieben Gruß
 
Es gibt eine simple Wahrheit: Von Luft und Liebe alleine kann Niemand existieren.

Wer in unserer Gesellschaft mithalten will, muss sich auf die geforderten Leistungen einlassen. Auch die sogenannten Lebenskünstler oder Aussteiger müssen essen und trinken und brauchen ein Dach über dem Kopf.

Die einzig legitime Frage in Bezug auf Leistungsgesellschaft ist die nach dem eigenen Engagement.

Soll heißen: Wie wichtig ist mir sozialer Status, wie wichtig sind mir Geld und Ansehen? Wie viel bin ich bereit, an eigener Energie zu investieren, um in dem System (an dessen Regeln sich nichts ändern lässt) zurecht zu kommen?

Diese Frage muss jeder für sich beantworten, sie kann einem Niemand abnehmen.

Es gab mal den ideologischen Entwurf, einen sozialistischen, demokratischen Staat aufzubauen, in dem größtmögliche Gleichheit und Gerechtigkeit angestrebt wurden. Dabei wurde übersehen, dass Menschen von Natur aus unterschiedlich sind, dass sie individuelle Persönlichkeiten mit individuellen Lebensentwürfen sind. Das Experiment ist gescheitert.
 
Es gab mal den ideologischen Entwurf, einen sozialistischen, demokratischen Staat aufzubauen, in dem größtmögliche Gleichheit und Gerechtigkeit angestrebt wurden. Dabei wurde übersehen, dass Menschen von Natur aus unterschiedlich sind, dass sie individuelle Persönlichkeiten mit individuellen Lebensentwürfen sind. Das Experiment ist gescheitert.

Man hat wohl eher übersehen, dass eine nicht zu unterschätzenden Anzahl von Menschen gerne auf Kosten der anderen lebt ... ;) und Menschen oft noch von einfachsten und primitivsten Bedürfnissen gesteuert werden!!!

Und man übersieht auch heute immer noch, dass z.B. die Faschisten sowie die Kommunisten genaugenommen gerade die Unterstützung auf dieser unteren Ebene hatten!

Die einen wollten von anderen Völkern erbeuten was sie nur konnten - und dafür die Macht innehalten.
Die anderen wollten alles aufteilen / verteilen - im Gegenzug für die Macht.

Alle haben sozusagen „ein Geschäft“ mit dem Volk gemacht!

Der ganze ideologische Quatsch war und ist ;) doch nur eine Erfindung für die Intellektuellen ;)

Lieben Gruß
 
Ich finde, die Reizüberflutung und die Geschwindigkeit haben sich extrem gesteigert. Metaphysiker/Esoteriker sprechen sogar von der Erhöhung der Schwingungsfreqenz der Erde, die angeblich für dem Menschen sehr belastend ist. Bessere Zeiten sind unterwegs.....

In meiner Jugend war man viel mit dem Fahrrad oder zu Fuss unterwegs und die Generation vor uns mit der Pferde-Kutsche. Da hatte man automatisch etwas Zeit für Ruhe und Einkehr.

Die Indianer in den Plains hatten wahrscheinlich vor der Ankunft der Weissen ein recht beschauliches Leben. Vielleicht hatten sie auch weniger Angst vor dem Tode als der heutige gestresste Mensch. Und schwermetall-belasted waren sie auch nicht. Es wäre interessant, etwas über den Zustand der Zähne zu wissen.
 
Hallo Kathy, Ixie und Bodo, :)
ich danke Euch für Eure Beiträge!:)

Ixie,

Naja, es gibt ja viele Strecken auf denen man verlieren oder gewinnen kann.
Folglich gibt es - in der Gesamtheit gesehen - gar keine Gewinner und Verlierer.
In der einen Situation hat dieser Typ gute Karten - in der anderen eben der andere.
Okay, aber ganz offensichtlich können ja viele aus ihren eigenen Kräften heraus nicht mehr gewinnen....(siehe mein Eingangsposting) und die "Karten" (Dein Bild) werden ja offenbar auch nicht "gerecht verteilt". Und es ist ja auch nicht der "große Croupier im Himmel":D der dafür sorgt.... sondern das ist etwas "Systemimmanentes" (und das meine ich politisch durchaus wertfrei).

Bodo,

Wer in unserer Gesellschaft mithalten will, muss sich auf die geforderten Leistungen einlassen.
und die um jeden Preis erbringen, was dann zum Doping im weitesten Sinne führt?
... Wie wichtig ist mir sozialer Status, wie wichtig sind mir Geld und Ansehen? Wie viel bin ich bereit, an eigener Energie zu investieren, um in dem System (an dessen Regeln sich nichts ändern lässt) zurecht zu kommen?
Es ist ja scheinbar so, dass die Eigene Energie nicht ausreicht... .

Kathy,
Ich finde, die Reizüberflutung und die Geschwindigkeit haben sich extrem gesteigert. Metaphysiker/Esoteriker sprechen sogar von der Erhöhung der Schwingungsfreqenz der Erde, die angeblich für dem Menschen sehr belastend ist.
Das kann ich gut nachempfinden. Hier https://www.symptome.ch/threads/stress-vorschlaege-zur-therapie.3474/
habe ich den Begriff der Entschleunigung verwendet.Fritz Reheis >>>> Entschleunigung Entschleunigung - Wikipedia Entschleunigung als Strategie zur Umsetzung des Prinzips der Zeitökologie
https://web.archive.org/web/2008051...so.de/2006/08/es-lebe-die-entschleunigung.htm

Herzliche Grüße und danke,
von Leòn
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Leòn

Deine Links habe ich noch nicht alle gelesen, ich denke aber, dass die Entschleunigung nur wenigen Starken gelingen kann, wenn sie voll eingebettet sind in eine Kultur der Beschleunigung.

Und dann ist da noch der Stress, der von Innen kommt, z. B. bei Depressiven oder Angst/Trauma-Gestörten, die sich stark aus der äusseren, schnellen Welt zurück ziehen und dann im stillen Kämmerlein den schlimmsten Stress ihres Lebens erleben. Das ist natürlich eine ausgewachsene Stress-Krankheit und gehört vielleicht nicht in diesen Thread.

Jetzt will ich mich mal ans Lesen machen.......

Gruss
Kathy
 
Ich habe mir heute einige Gedanken zu diesem Thema gemacht.
Das ist ein Thema, das ich gerne ausklammere aus meinem Denken, denn ich bekomme die Folgen wohl mit, sehe aber keinen Ausweg und ich mag mich nicht gerne in Kreisen drehen in Gedanken...

Ich kenne relativ viele Menschen, die gerade so am Rande unserer Gesellschaft entlangschrammen.
Dies, weil ich mich ihnen nahe fühle und ihr Denken und Verhalten nachvollziehen kann.
Es gibt nur ganz wenige die es schaffen, nicht neben den Rand zu treten und runterzufallen.
Ich habe einmal gelesen, dass bei den Aborrigines ( es wird wohl auf die meisten " Naturvölker " so zutreffen ) für JEDEN ein Platz in der Gesellschaft war oder ist.
Wenn also einer eher faul ist und weder ständig auf Jagd gehen mag oder irgendwelche Lendenschürze flechten, dafür jedoch ein begnadeter Erzähler ist, dann ist das seine Aufgabe in der Gemeinschaft.
Und der Geschichtenerzähler ist genau so wertvoll wie der Jäger.

Ich erzähle dies, weil ich genau solche Menschen kenne. Sie sind wertvoll, aber ihr Potential entspricht nicht dem, was in unserer Gesellschaft gefordert wird. Eine Weile lang versuchen sie, sich anzupassen, werden aber relativ schnell physisch oder psychisch krank, weil unsere Anforderungen ihrem Naturell nicht entsprechen.
Sehr viele davon sind nach mehr oder weniger harten Drogen süchtig.

Ich selber, als alleinerziehende, berufstätige Mutter, Hausfrau und Angestellte in einem Betrieb empfinde meine Situation als sehr belastend, halte aber für die Kinder durch.
Allerdings finde ich, dass es höchste Zeit ist, nicht immer weniger Arbeitende bis zu ihrem Limit auszupressen sondern endlich einen Gang runterzuschalten und die Arbeit auf alle Arbeitswilligen zu verteilen.
Es gibt genügend Menschen, die auch krank werden, weil sie angeblich zu alt sind, um noch Arbeit zu kriegen, andere, die wegrationalisiert wurden.

Wir haben 4 Wochen Urlaub pro Jahr. Ein Hohn, wenn man sieht, dass laut Statistik immer mehr Menschen auch krank zur Arbeit gehen aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Menschen werden verheizt, Nachschub gibts genug...

Wie schon gesagt, ich finde, es wäre dringend notwendig, dass alle einen Gang zurückschalten.
Die Kostenexplosionen im Gesundheitssystem und im Sozialwesen könnten so positiv beeinflusst werden.

Ihr merkt, ich könnte mich hier ganz schön in Rage reden, ich mache jetzt mal einen Punkt :D

Liebe Grüsse, Sine
 
Okay, aber ganz offensichtlich können ja viele aus ihren eigenen Kräften heraus nicht mehr gewinnen....(siehe mein Eingangsposting) und die "Karten" (Dein Bild) werden ja offenbar auch nicht "gerecht verteilt". Und es ist ja auch nicht der "große Croupier im Himmel":D der dafür sorgt.... sondern das ist etwas "Systemimmanentes" (und das meine ich politisch durchaus wertfrei).

Doch, Gott ist sehr weise und gerecht! Er gibt in der Regel nur seinen besten Kriegern die schlechtesten Karten!
Das Problem ist wohl nur, dass dies einige Menschen nicht (rechtzeitig) erkennen können und ihre Aufgabe ablehnen. :mad:

Tja, was soll man da sagen?! ;)

Lieben Gruß
 
Stellt man sich die Frage, was ist denn überhaupt eine "Leistungsgesellschaft" kommt man schnell zum ernüchternden Ergebnis das es sich um ein Form des gemeischaftlichen Schaffens handelt in der Neid gegen Habsucht ausgespielt werden. Wir, die Menschen, leben in einer konkurierenden Umwelt und wer keine Wurzeln schlagen kann muss halt schneller oder kräftiger sein. Das Spiel ist sehr sehr alt, nennt sich Leben und ist so bei Flora und Fauna in allen größenordnungen zu finden. Das was wirklich neu ist bei dem was wir tun ist die Regeln der möglichen Evolution (Sektenanhänger diverser Religionen zweifeln dies an!) zu verfälschen. Wir bewegen uns schneller als vorgesehen und wir kommunizieren mehr als wir verarbeiten können. Dies gehört nicht zu großen Plan oder wurde halt noch nicht berücksichtigt. Einige können autofahren und bei 230 km/h noch telefonieren während sie sich um das Kind auf dem Beifahrersitz kümmern. Diese "Schlachtschiffe" unserer Gattung himmeln wir an und geben Ihnen einfach einen Thron ohne zu fragen ob diese das überhaupt wollen; denn seit der großen Revolution der "Naturwissenschaft" müssen wir uns wohl oder übel Ersatzgötter holen. Diese heissen dann Elvis oder Porsche oder Lebensabschnittsgefährte. Wichtig scheint jedoch das wir etwas haben das wir "ansteuern" können.

sog. Vorbilder...

Manche dieser Vorbilder (Dalai Lama, Madonna, Queen von England, etc.) lieben es erobert zu werden und wenn man zu Ihnen aufschaut. Wer damit nix anfangen kann erobert halt als 1.000.000 Wagemutiger den Mount Everest oder springt mit dem Fallschirm in die Wolken. Wichtig ist der Kick und wer einmal einen richtigen hatte such diesen immer wieder (Junkies) oder versucht Ihn noch zu toppen (Raumfahrer, Soldaten, Sexsüchtige).

Früher waren unsere Idole halt die eigenen Eltern und vielleicht mal der Dorfpfaffe aber diese Geschichte ist seit Einführung der Massenmedien historisch. Es wird mit aller zur Verfügung stehender Exikutive eine heile und schöne sowie erstrebenswerte Idealwelt vorgegaukelt an der wir uns zu orientieren haben. Hier scheiden sich die Geister der Schönheitschirurgie und es gibt Menschen die fast alles materielle haben und damit zufrieden sind und Menschen die fast nichts haben und ebenfalls damit zufrieden sind. Und dann die berauschende Masse derer die versuchen sich an irgendwas festzuhalten ("mit wem bist Du verwandt ?"). Hier entstehen Konflikte im kleinen wie im großen und Mensch und Maschine fusionieren zu einem Überwesen das in absehbarer Zeit eine neue Spezies formen wird. Dem kanalisierten oder zwangsfussionierten Menschen (Homo-Kom-Fusion). Erste Ansätze dazu gab es bereits vor knapp 2 Jahrhunderten wo die ersten Gewerschaften das Sprachrohr eine Zwangsgemeinschaft bildeten. Es gelten inzwischen andere Regeln und ganze Gruppen entscheiden (geführt von Medienexperten) darüber ob ein Projekt erfolgreich sein wird. Massesuggestion ist zum Schwert der Elite geworden und so steuern wir etwas wankend einer vermeindlichen 24/7 Zukunft entgegen.

Drogen braucht mal wenn Lebensräume beschränt werden und Menschen sich nicht so entfalten können wie die Natur es vorschreibt. Dichtbesiedelt stehen medienverkabelte Menschensilos nebeneinander und niemand kennt den Nachbarn wirklich. Auf dem Land (wo man auf gute Nachbarschaft/Hilfe angewiesen ist) sieht das ganz anders aus und der Bauer kennt sogar den Bauern in 50 km Entfernung der u.U. mal eine Maschine hat die er selber brauchen könnte.

zwischen Loyalität und Konsenz wachsen Stacheldrahrzäune und niemand sagt etwas.

Warum ist das so ?

Weil wir sehr sehr kurz an der Leine geführt werden! Niemand ist in der Lage sich wirklich mit den Konsequenzen seines Handelns auseinanderzusetzten weil inzwischen ehemals klare Farben zu einem gematsche geworden ist und dieser Zustand medial täglich durchgequirlt wird. Die Endfarbe einer jeglichen farbenfrohen Abmischung kennt wohl jeder.

Quo vadis, comitatus ? (wohin gehst Du, Gesellschaft ?)

Ehemalige sog. Industriegiganten haben sich zu Industriemonstern entwickelt und schlucken einfach was benötigt wird. Hier fragt niemand mehr wer geschädigt wird und wer nutzen davon trägt. Es wird einfach gemacht was zu machen ist um den täglich steigenden Bedarf an Rohstoffen zu sichern. Eine Leistungsgesellschaft muss ja schliesslich auch was schaffen und so bauen wir "auf Teufel komm raus" alles was jemand brauchen könnte im völligen Überfluss. Ehemalige Gebrauchsgüter sind längst Verbrauchsgüter geworden und überfluten die Mülldeponien. Ende der 90er Jahre war dann das Maß der Dinge voll und ich konnte der Zeitung entnehmen das jemand reihenweise die Baumärkte mit Kopferrohren leer gekauft hatte weil der Einkaufspreis der "Schrottware" höher war als der Verkaufspreis im Markt. Wenn es um das liebe Geld geht kennen Menschen scheinbar keine Grenzen und so wird kommen was unweigerlich kommen muss. Eine Währung (vermutlich der Dollar) wird einfach zusammenbrechen weil völlig überdruckt. Im entstehenden Chaos werde neue Regeln aufgestellt und ganze Völker gespalten. Es wird ein bisschen Krieg geben und die Territorien werden neu abgesteckt und niemand wird es schuld gewesen sein.

Wir können heute drüber nachdenken was wir der nächsten Generation mit unserem Handeln antuen oder wir lassen einfach geschehen was eh geschehen wird. Jeder der hier anwesenden Leser wird teilhaben an einer Sache die hätte verhindert werden können wenn man mal offen über alles diskutiert hätte und im Vorfeld die Regeln festgestzt hätte. Da es aber einzelne gibt denen wir ungeschickterweise unser Wohl in die Hand gelegt haben und diese lieber hinter Stacheldraht agieren muss sich niemand wundern.

Die Leistungsgesellschaft wird wieder von vorne anfangen müssen und es wird einen neuen Anlauf Richtung (hoffentlich) friedlicher Konkurenz geben. Es ist immer einfach etwas kaputt zu machen und furchtbar schwierig etwas zu konstruieren und dauerhaft seine Funktion zu sichern. Deshalb lasst uns gemeinsam unseren Lebenraum sowie Arbeitsplatz (wenn nötig mit Gewalt) sichern und finden das auch noch erstrebenswert. Dann wird schon alles so kommen wie es niemals geplant war...

Geld macht schliesslich sexy! (kürzlich auf einem Auto als Aufkleber gesehen...)
 
Hallo Kathy,

.... ich denke aber, dass die Entschleunigung nur wenigen Starken gelingen kann, wenn sie voll eingebettet sind in eine Kultur der Beschleunigung.
So kann man sicher sehen. Ich denke allerdings, dass entschleunigende Momente fü die gesamte (globale) Gesellschaft notwendig sind, um ein längerfristiges Überleben zu gewährleisten.... .
Wie das funktionieren kann weiß ich aber auch nicht. :confused:

Hallo Sine,

ich habe mich sehr über Dein Posting gefreut, auch weil ich vieles davon gut nachvollziehen kann.

Ich kenne relativ viele Menschen, die gerade so am Rande unserer Gesellschaft entlangschrammen.
Dies, weil ich mich ihnen nahe fühle und ihr Denken und Verhalten nachvollziehen kann.
Es gibt nur ganz wenige die es schaffen, nicht neben den Rand zu treten und runterzufallen.
Ich habe einmal gelesen, dass bei den Aborrigines ( es wird wohl auf die meisten " Naturvölker " so zutreffen ) für JEDEN ein Platz in der Gesellschaft war oder ist.
Wenn also einer eher faul ist und weder ständig auf Jagd gehen mag oder irgendwelche Lendenschürze flechten, dafür jedoch ein begnadeter Erzähler ist, dann ist das seine Aufgabe in der Gemeinschaft.
Und der Geschichtenerzähler ist genau so wertvoll wie der Jäger.

Ich denke, dass die auch in anderen kulturellen Entwicklungsstufen der Menschheit noch der Fall war, ich würde mal vermuten, noch bis zur Industrialisierung und in agrarisch geprägten Gegenden noch bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein, mit abnehmender Tendenz... .
Ich finde, ein gutes Beispiel im Abendland ist das Aufkommen des Mönchstums.

Ich fürchte, dass diese Systeme in unserer schnellebigen und "dicht zusammengerückten" Zeit nicht mehr funktionieren, weil sie insgesamt zu groß geworden sind.... leider.
Wir haben 4 Wochen Urlaub pro Jahr. Ein Hohn, wenn man sieht, dass laut Statistik immer mehr Menschen auch krank zur Arbeit gehen aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Menschen werden verheizt, Nachschub gibts genug...
Ja, so bitter und zynisch das klingt: auch hier funktioniert das System von "Angebot und Nachfrage":mad: :


Hallo Mike,
herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Brillant wie immer!Und treffend auf den Punkt gebracht... .

Ehemalige sog. Industriegiganten haben sich zu Industriemonstern entwickelt und schlucken einfach was benötigt wird. Hier fragt niemand mehr wer geschädigt wird und wer nutzen davon trägt. Es wird einfach gemacht was zu machen ist um den täglich steigenden Bedarf an Rohstoffen zu sichern. Eine Leistungsgesellschaft muss ja schliesslich auch was schaffen und so bauen wir "auf Teufel komm raus" alles was jemand brauchen könnte im völligen Überfluss. Ehemalige Gebrauchsgüter sind längst Verbrauchsgüter geworden und überfluten die Mülldeponien. Ende der 90er Jahre war dann das Maß der Dinge voll und ich konnte der Zeitung entnehmen das jemand reihenweise die Baumärkte mit Kopferrohren leer gekauft hatte weil der Einkaufspreis der "Schrottware" höher war als der Verkaufspreis im Markt. Wenn es um das liebe Geld geht kennen Menschen scheinbar keine Grenzen und so wird kommen was unweigerlich kommen muss. Eine Währung (vermutlich der Dollar) wird einfach zusammenbrechen weil völlig überdruckt. Im entstehenden Chaos werde neue Regeln aufgestellt und ganze Völker gespalten. Es wird ein bisschen Krieg geben und die Territorien werden neu abgesteckt und niemand wird es schuld gewesen sein.

Ja, eine düstere aber nichtsdestoweniger realitätsnahe Prognose. .... Leider. Es klingt nach Endzeit ... das hatten wir doch schon mal?;)

Wir können heute drüber nachdenken was wir der nächsten Generation mit unserem Handeln antuen oder wir lassen einfach geschehen was eh geschehen wird. Jeder der hier anwesenden Leser wird teilhaben an einer Sache die hätte verhindert werden können wenn man mal offen über alles diskutiert hätte und im Vorfeld die Regeln festgestzt hätte. Da es aber einzelne gibt denen wir ungeschickterweise unser Wohl in die Hand gelegt haben und diese lieber hinter Stacheldraht agieren muss sich niemand wundern.
Das würde mich ja interessieren, welche Lösungswege Deiner Ansicht nach zu sehen sind....., also wie konkret diese Diskussion und die Regeln aussehen müßten, aus Deiner Sicht... .:)

Euch allen erst einmal herzlichen Dank von
Leòn
 
Wir haben 4 Wochen Urlaub pro Jahr. Ein Hohn, wenn man sieht, dass
Ich greife nur diesen halben Satz heraus:
Jeder Arbeitnehmer hat einen gesetzlichen Mindest- Urlaubsanspruch von 24 Werktagen (§ 3 Abs. 1 BUrlG). Da auch Samstag ein Werktag ist und die meisten Arbeitnehmer nur in einer Fünf-Tage-Woche arbeiten, reduziert sich der Urlaubsanspruch für diese Arbeitnehmer auf 20 Tage. Im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag kann ein längerer Erholungsurlaub vorgesehen sein.

Zu diesen 20 Arbeitstagen kommen also noch die Sonntage dazu, macht wieder 24 Tage, dazu die gesetzlichen Feiertage in Deutschland, einige davon an Donnerstagen, bei denen dann die Freitag "eingearbeitet " werden.

Was Urlaubstage angeht, liegt Deutschland an der Spitze. Ostasiatische Besucher hier können immer nur staunen, wenn sie davon hören, daß deutsche Arbeitnehmer ungefähr einen MOnat freie Tage im Jahr haben, oft mehr.

Gruss,
Uta
 
Guten Abend.

Mag sein, dass wir mit 4 Wochen noch komfortabel dastehen.
Ich schreibe das aus ganz persönlicher Sicht. Als alleinerziehende Mutter hat man auch im Urlaub kaum Gelegenheit, sich wirklich auszuruhen, das sind Tropfen auf einen heissen Stein. Und - ich bin kein Einzelfall....

Ich behaupte auch mal, dass auf diese Art Krankheiten und Krankheitskosten kreiert werden, die in einer entschleunigten Welt kaum so viel Gewicht hätten.
Ich bin oft kurz davor gewesen, mich einer chronischen Krankheit oder einer Erschöpfungsdepression ( beides hätte ich nicht mal erfinden müssen) hinzugeben, einfach, um einmal meine Ruhe zu haben.

Viele meiner etwas spezielleren Bekannten, wie ich sie in meinem Posting oben beschrieben habe, kann ich ab und an in der Psychiatrie besuchen gehen. - Auch dies oft der Ausdruck eines Unvermögens, mit der Nichtakzeptanz der eigenen etwas ungewöhnlichen Persönlichkeit umzugehen.

Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass eine geschicktere Verteilung der Arbeitskräfte einiges an Krankheitskosten einsparen könnte.

Das Ganze wird natürlich noch durch oben beschriebene Vorbilder, die alles haben und denen alles scheinbar mühelos gelingt und die auch noch pausenlos glücklich sind und immer blendend aussehen, nicht gerade vereinfacht für den Arbeiter, der am Ende des Monats kaum Reserven hat und auch keine Zeit hat, sich aufwändig um seine Outfits und sein Aussehen zu kümmern.
Hier muss man wirklich auch die Stärke haben, Wichtiges von Unwichtigem trennen zu können.

In meinen Postings zu diesem Thema versteckt sich vielleicht mehr Persönliches, als mir lieb ist, aber wir sind ja hier unter uns... :D

Herzliche Grüsse, Sine
 
Hallo Kathy,

So kann man sicher sehen. Ich denke allerdings, dass entschleunigende Momente fü die gesamte (globale) Gesellschaft notwendig sind, um ein längerfristiges Überleben zu gewährleisten.... .
Wie das funktionieren kann weiß ich aber auch nicht.

Leider weiss ich das ja auch nicht. Ich darf mich auch nicht zu sehr auf diese Gedanken einlassen, weil mich mein Stress-Problem dann total überwältigen würde. Vor Jahren habe ich mal Thorwald Dethlefsen`s Aussagen zur Weltverbesserung gelesen. (Schicksal als Chance?) Das hat mir eingeleuchtet, und ich konnte mich dann etwas von meinen Sorgen um die Welt trennen. Heute ist das für mich sowieso zwingend notwendig.

Ich habe noch ein schönes Hesse-Gedicht hier. Das passt zum Thema. Ich kann das aber erst später posten, wenn mir niemand zuvor kommt. Vielleicht kennst Du es: "Solang`du nach dem Glücke jagst, bist Du nicht reif..........."

Herzliche Grüsse
Kathy
 
Wir sollten aber auch nicht vergessen, dass längst nicht alle in dieser „Leistungsgesellschaft“ übel dran sind!
Vielen geht es auch „sehr gut“. Sie haben Bedingungen und Arbeitszeiten von denen man nicht mal im „Kommunismus“ geträumt hätte! ;)

Man sollte also etwas mehr differenzieren!

Lieben Gruß

PS: Die „Kommunisten“ haben haben immer von einer 2/3 Gesellschaft gesprochen, wenn sie den modernen Kapitalismus analysiert haben. Ich denke zumindest hier hatten sie mal recht.
Die momentane wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise in DE kommt wohl zum großen Teil daher, dass dieses Verhältnis nicht mehr aufrecht zu erhalten ist.
Ob die brutalen Maßnahmen der Regierung dies dauerhaft wiederherstellen können, wage ich zu bezweifeln.
 
Gesellschaft, Leistung, Indianer, Entschleunigung. Interessant. Werde meinen Göttergatten damit bewerfen.

LG
 
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