Sommer

Altweibersommer images.google.de/images?q=tbn:3KFB94m06Kj_SM:www.vilsbiburg.de

Gleich einer reifen Frau von schönster Sorte
streift jener Sommer noch einmal das Feld, die Flur.
Verwöhnt mit seinem lauen Atem viele Orte,
zeigt unverhüllt die Herrlichkeiten der Natur.

Noch küssen uns des Sommers warme Strahlen,
der Herbst, er scheint so weit und fern zu sein.
Und während Sonnenblumen sich gen Himmel malen,
erfreut den Menschen Obst und neuer Wein.

Wie lange mag der Sommer seine Tage mit uns teilen,
sein helles Antlitz und die übervolle, pure Lust.
Wir wünschten uns, er müsse nicht so schnell enteilen,
und mancher wehe Ton liegt auf der heißen Brust.

Schon bald hat er sein frohes Spiel verloren,
der Herbst tut eisern die Regentschaft kund.
Dann wird die Macht des Windes neu geboren,
der Bäume Blätter werden wieder welk und bunt.

Hansjürgen Katzer
 
Sommernacht

Sommernacht


Die Bäume tropfen vom Gewitterguß,
im nassen Laub glänzt Mondlicht kühlvertraut,
vom Tal herauf der unsichtbare Fluß
tönt dunkel her mit ruhelosem Laut.

Jetzt im Gehöfte schlagen Hunde an -
o Sommernacht und halbverhangene Sterne
wie reißt es mir auf eurer bleichen Bahn
das Herz hinaus in Reiserausch und Ferne!


www.bibliomaniac.de/hesse/prim/poem2.htm#Q

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Erich Kästner


Der September

Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn.

Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball.
Kuhglockenläutend ziehn die braunen
und bunten Herden in den Stall.

Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt.
Mus und Gelee kocht in den Küchen.
Kartoffelfeuer qualmt im Feld.

Das ist ein Abschied mit Getümmel,
mit Huhn am Spieß und Bier im Krug.
Luftschaukeln möchten in den Himmel.
Doch sind sie wohl nicht fromm genug.

Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Dir Karussells drehn sich im Kreise.
Und was vorüber schien, beginnt.
 
Hallo Leòn -

Du hast doch auch ein schönes Hesse-Bild gefunden :) ! Es ist sicher ein Motiv aus seiner Wahlheimat Tessin.

Föhnige Nacht

Schaukelt im wehenden Föhnwind der Feigenbaum
Wieder wie Schlangen wirr die gewundenen Äste,
Seigt übers kahle Gebirg zu einsamem Feste
Vollmond empor und beseelt mit Schatten den Raum,
Spricht zwischen gleitenden Wolkenschiffen der Lichte
Träumerisch mit sich selber und zaubert die Nacht
Über dem Seetal still zum Seelenbild und Gedichte,
Daß mir im Herzen zuinnerst Musik erwacht,
Dann erhebt sich in drängender Sehnsucht die Seele,
Fühlt sich jung und begehrt ins flutende Leben zurück,
Kämpft mit dem Schicksal und ahnt, woran es ihr fehle,
Summt sich Lieder und spielt mit dem Traume vom Glück,
Möchte noch einmal beginnen, noch einmal der fernen
Jugend heiße Gewalten beschwören ins kühlere Heut,
Möchte wandern und werben und bis zu den Sternen
Dehnen der schweifenden Wünsche dunkles Geläut.
Zögernd schließ ich das Fenster, entzünde das Licht,
Seh die weißglänzenden Kissen des Bettes warten,
Weiß den Mond um die Welt und das wehende Wolkengedicht
Draußen lebendig im Föhn überm silbrigen Garten,
Finde zurück mich langsam zu meinen gewohnten Dingen,
Höre bis in den Schlaf das Lied meiner Jugend klingen.

Hermann Hesse

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Hugo von Hoffmansthal (1905)

[44] DES ALTEN MANNES SEHNSUCHT
NACH DEM SOMMER
Wenn endlich Juli würde anstatt März,
Nichts hielte mich, ich nähme einen Rand,
Zu Pferd, zu Wagen oder mit der Bahn
Käm ich hinaus ins schöne Hügelland.
5Da stünden Gruppen großer Bäume nah,
Platanen, Rüster, Ahorn oder Eiche:
Wie lang ists, daß ich keine solchen sah!
Da stiege ich vorn Pferde oder riefe
Dem Kutscher: Halt! und ginge ohne Ziel
10Nach vorwärts in des Sommerlandes Tiefe.
Und unter solchen Bäumen ruht ich aus;
In deren Wipfel wäre Tag und Nacht
Zugleich, und nicht so wie in diesem Haus,
Wo Tage manchmal öd sind wie die Nacht
15Und Nächte fahl und lauernd wie der Tag.
Dort wäre Alles Leben, Glanz und Pracht.
Und aus dem Schatten in des Abendlichts
Beglückung tret ich, und ein Hauch weht hin,
Doch nirgend flüsterts: »Alles dies ist nichts.«
20Das Tal wird dunkel, und wo Häuser sind,
Sind Lichter, und das Dunkel weht mich an,
Doch nicht vom Sterben spricht der nächtige Wind.
[45] Ich gehe übern Friedhof hin und sehe
Nur Blumen sich im letzten Scheine wiegen,
25Von gar nichts anderm fühl ich eine Nähe.
Und zwischen Haselsträuchern, die schon düstern,
Fließt Wasser hin, und wie ein Kind, so lausch ich
Und höre kein »Dies ist vergeblich« flüstern!
Da ziehe ich mich hurtig aus und springe
30Hinein, und wie ich dann den Kopf erhebe,
Ist Mond, indes ich mit dem Bächlein ringe.
Halb heb ich mich aus der eiskalten Welle,
Und einen glatten Kieselstein ins Land
Weit schleudernd, steh ich in der Mondeshelle.
35Und auf das mondbeglänzte Sommerland
Fällt weit ein Schatten: dieser, der so traurig
Hier nickt, hier hinterm Kissen an der Wand?
So trüb und traurig, der halb aufrecht kauert
Vor Tag und böse in das Frühlicht starrt
40Und weiß, daß auf uns beide etwas lauert?
Er, den der böse Wind in diesem März
So quält, daß er die Nächte nie sich legt,
Gekrampft die schwarzen Hände auf sein Herz?
Ach, wo ist Juli und das Sommerland!


https://de.wikisource.org/wiki/Des_alten_Mannes_Sehnsucht_nach_dem_Sommer
 
Vier Gnaden
(West-östlicher Diwan)

Johann wolfgang von Goethe

Daß Araber an ihrem Teil
Die Weite froh durchziehen,
Hat Allah zu gemeinem Heil
Der Gnaden vier verliehen.
Den Turban erst, der besser schmückt
Als alle Kaiserkronen;
Ein Zelt, daß man vom Orte rückt,
Um überall zu wohnen;
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Ein Schwert, das tüchtiger beschützt
Als Fels und hohe Mauern;
Ein Liedchen, das gefällt und nützt,
Worauf die Mädchen lauern.
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Und Blumen sing ich ungestört
Von ihrem Shawl herunter;
Sie weiß recht wohl, was ihr gehört,
Und bleibt mir hold und munter,
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Und Blum und Früchte weiß ich euch
Gar zierlich aufzutischen;
Wollt ihr Moralien zugleich,
So geb ich von den frischen.

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Blauer Schmetterling
von Hermann Hesse
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Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.


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Hatten wir den schon? :eek:)

Der Schmetterling

Es war einmal ein buntes Ding,
ein sogenannter Schmetterling,
der war ein Falter
recht sorglos für sein Alter.
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Er nippte hier und nippte dort,
und war er satt, so flog er fort,
flog zu den Hyazinthen
und guckte nicht nach hinten.

Er dachte nämlich nicht daran,
daß was von hinten kommen kann.
So kam's, daß dieser Schmetterling
verwundert war, als man ihn fing.

(zitiert aus: Noch'n Gedicht)
(Heinz Erhard, 1909 - 1979 )
 
Hi, Uta,

hatten wir schon :eek:) , macht doch aber nichts!

www.menschen-in-europa.de/2004/img/arabien.jpg

Morgenwind!

von Hafis
(Muhammad Schams ad-Din)


Übersetzung:
Ritter V. von Rosenzweig-Schwannau


Morgenwind! Wenn du vorüber
wandelst an dem Land des Freundes,
O so bringe Ambradüfte
von dem Lockenband des Freundes!

Ja, bei meiner Seele schwör ich's:
Meine opfre ich zum Danke,
Wenn du freundlich eine Nachricht
bringest von der Hand des Freundes.
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Ist dir aber nicht gestattet,
einem solchen Herrn zu nahen,
O dann bring als Augenschminke
Staub von Tür und Wand des Freundes!

Nie durft' ich, der Bettler, hoffen,
mich mit ihm vereint zu schauen,
Außer wenn vor mir im Schlafe
hold das Traumbild stand des Freundes.
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Einem Fichtenapfel gleichet
dies mein Herz, und bebt gleich Weiden,
Weil ich sehnend mich zum hohen
Fichtenwuchs gewandt des Freundes.

Wenn der Freund um mich Verliebten
selbst den kleinsten Preis nicht böte,
Wär' mir doch, selbst nicht um Welten,
feil ein Härchenrand des Freundes.

Frommt's ihm wohl, wenn aus des Grames
Banden sich mein Herz befreiet?
Bleibt ja doch Hafis als Sklave
und als Knecht bekannt des Freundes.


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Hafis
(eigentl. Muhammad Schams ad-Din)
https://gutenberg.spiegel.de/autoren/hafis.htm
Geboren um 1326 in Schiras; gestorben um 1389 oder 1390 in Schiras.

Der dritte Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Schiras verlor seinen Vater schon in früher Kindheit; in der Folge geriet die Familie schnell in Armut. Als Jüngling verdiente er sein Brot u.a. bei einem Teigmacher, während er gleichzeitig von einem Tuchhändler zum Dichten angeregt wurde. Schon in jungen Jahren befaßte er sich intensiv mit persischer und arabischer Poesie, mit Theologie und Koranexegese. Den Koran hat er in- und auswendig gekannt, wie sein Dichtername »Hafis«, »der (den Koran im Gedächtnis) Bewahrende« bezeugt. Eine Zeitlang war er vermutlich Professor an einer Medrese, einer islamischen Hochschule. Vielleicht gehörte er auch zeitweilig einem mystischen Orden an, der mit einem weiteren Schiraser Orden in ständigem Streit lag, was die häufigen Angriffe auf die heuchlerischen »Sufis« (Mystiker) erklären würde. Trotz der in manchen seiner Ghaselen ausgedrückten homoerotischen Haltung scheint er verheiratet gewesen zu sein. Abgesehen von einer nicht sicher nachweisbaren Reise in die Stadt Jasd lebte er immer in seiner Heimatstadt.

Noch heute gilt Hafis als der größte Lyriker der persischen Sprache. Durch die 1812/13 erschienene Übersetzung Der Diwan von Mohammed Schemsed-din Hafis von Joseph von Hammer-Purgstall wurde Goethe zu seinem West-östlichen Diwan inspiriert; weitere Übersetzungen unternahmen August von Platen und Friedrich Rückert.
 
Noch ein Mal Hafis

Jetzt, da die Rose
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Hafis

(Übersetzung: Friedrich Bodenstedt)

Jetzt, da die Rose aus dem Nichts
ins Dasein tritt, zum Schmuck der Auen,
In Demut kaum das Veilchen wagt
zur Herrlichen emporzuschauen –
Sollst Du am Morgenwein Dich freun
bei Paukenschall und Harfenklange,
Bei Flötenhauch und Feuerkuß
an junger Schönheit Dich erbauen.

Genieß des Lebens Rosenzeit
bei Spiel und Sang, im Glück der Liebe.
Nicht über eine Woche Frist
kannst Du der Herrlichen vertrauen!
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Von Blumen glänzt die Erde nun,
gleichwie der Himmel glänzt von Sternen,
Drum kann ich gute Zeiten nur
auf Erden wie am Himmel schauen.
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Laßt uns im Land den Feuerdienst
erneu'n des alten Zoroaster,
jetzt, da das Feuer Nimrods selbst
aus Tulpen schlägt in allen Gauen.
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Trink Wein, kredenzt von schöner Hand,
der neu belebt wie Jesu Odem,
Denk nicht an Ad und an Thamud,
die Gott verstieß in ewiges Grauen.
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Durch Lilienglanz und Rosenglut
ward nun die Welt zum Paradiese,
Doch über solcher Herrlichkeit
nie lange will der Himmel blauen.
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Die Rose reitet auf dem Wind
wie weiland Salomo, der König,
Und – gleichwie David – Psalmen singt
die Nachtigall, voll Gottvertrauen.
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Leer den Pokal auf Mahmuds Wohl,
des wahren Glaubens starke Säule,
Den neuen Assaf Salomos –
nie zucke Gram um seine Brauen.

Nichts, Hafis, mangelt deinem Glück
in seiner Gnade Schirm und Schatten,
Drum bitte Gott, du mögest nie
ein Ende seiner Herrschaft schauen.

Bringt Wein her! Hafis, hoff auf Den,
der stets Erbarmen dir erwiesen,
Und voll Erbarmen immerdar
wird Segen auf dich niederschauen.
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Eichrodt, Ludwig (1827-1898)
Schriftsteller, Erfinder des "Biedermeier"

Stadt Karlsruhe: Ludwig Eichrodt
Litlinks: Ludwig Eichrodt
Gedruckte Werke des Autors Ludwig Eichrodt in der Badischen Landesbibliothek
Ludwig Eichrodt prägte zusammen mit seinem Studienfreund Adolf Kußmaul durch die parodierenden "Gedichte des Weiland Gottlieb Biedermaier" den Begriff für die Zeit zwischen dem Beginn der Restauration 1818 und der Revolution 1848/49.

Am 2. Februar 1827 wurde der Schriftsteller und Jurist in Durlach geboren. Nach dem Besuch des Karlsruher Lyzeums verbrachte er die Studienzeit in Heidelberg und Freiburg. Im badischen Justizdienst war er in Bühl und Lahr tätig. Sein Grab befindet sich auf dem alten Friedhof in Lahr
https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/nachlaesse/nachlaesse-a-h.php

Beim Gewitter.
1.
Es donnert. Gott! Wie schrecklich ist
Des Himmels Wetternacht.
Es blitzt und donnert, guter Christ,
So hör’ doch, wie es kracht!
Gott reinigt seine Luft für uns,
Drum fürchtet euch und dankt
Dem weisen Schöpfer, ob er uns
Auch tüchtig heute zankt.

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2.
Ein Wetter steht grad’ über der Erd’,
Wenn’s nur in’s Württembergische führt!
Denn tut es bei uns sich entladen,
So haben wir Hagelschaden.
Als Beispiel hat man es schon erlebt,
Dass ein Gewitter vorüber schwebt,
Der gütige Fürst von Baden
Tut sonst sich weh, in Gnaden.
Doch wenn auch Hagel sich her bewegt,
Wenn’s nur nicht in die Kirch’ einschlägt,
Mitreißend auf schrecklichen Pfaden
Des Pfarrers arme Waden.
Wie’s neulich geschehen in Grimmelsbach,
Wo auch der Herr Amtmann Ungemach
Erlitt auf der Retiraden,
Indem er war eingeladen.
www.georgeovermeire.nl/giorgioproductions.com/biedermeier/bied1004.html
 
Der Herr Leòn erhält für seine Verdienste in der künstlerischen bildhaften Gestaltung seiner Gedichts-Beiträge eine weitere Medaille:

hobost.de/Forschung/Kader/Ordenmaterial/kunstpreis.gif

Mit großem Dank
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Uta
 
Hi Uta,

danke! :))) :))) :)))

Und danke auch für das Eichrodt - Gedicht, getreu dem Motto: "Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd' and're an!"

Grüße von Leòn
 
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Talismane

Johann Wolfgang von Goethe

aus dem Westöstlichen Diwan

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Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Occident!
Nord- und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände!
images.google.de/images?q=tbn:BV4ZQfgGtIBTmM:http:
*
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte.
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hochgelobet! Amen.
Mich verwirren will das Irren,
Doch du weißt mich zu entwirren.
Wenn ich handle, wenn ich dichte,
Gib du meinem Weg die Richte!

Ob ich Ird'sches denk' und sinne,
Das gereicht zu höherem Gewinne.
Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben,
Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.

* images.google.de/images?q=tbn:XX74upy4H04lMM:http:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehn, sich ihrer entladen.
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt!
 
Das da hätt' einmal fast die Welt regiert,
Die Völker wurden seiner Herr.
Jedoch ich wollte,
daß ihr nicht schon triumphiert:
Der Schoß ist fruchtbar noch,
aus dem das kroch .

Woher kommt eigentlich dieser Spruch?

Uta
 
Hallo Uta,
das ist von Berthold Brecht, aus der "Kriegsfibel", von 1955!

Herzliche Grüße von Leòn
 
Noch ein Mal der Westöstliche Diwan, aus dem "Buch der Sprüche":

images.google.de/images?q=tbn:KQUHHt21p29X4M:http:
Herrlich ist der Orient
Übers Mittelmeer gedrungen;
Nur wer Hafis liebt und kennt,
Weiß, was Calderon gesungen.

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Wisse, daß mir sehr mißfällt,
Wenn so viele singen und reden!
Wer treibt die Dichtkunst aus der Welt?

– Die Poeten!

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Aus den östlichen Rosen
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Friedrich Rückert

Ich sende einen Gruß wie Duft der Rosen,
Ich send' ihn an ein Rosenangesicht.
Ich sende einen Gruß wie Frühlingskosen,
Ich send' ihn an ein Aug voll Frühlingslicht.
www.baumschule-steuber.de/images/rosen/lawinia.jpg

Aus Schmerzensstürmen, die mein Herz durchtosen,
Send' ich den Hauch, dich unsanft rühr' er nicht!
Wenn du gedenkest an den Freudelosen,
So wird der Himmel meiner Nächte licht.

www.baumschule-steuber.de/images/rosen/aloha.jpg
 
3 Vierzeiler :

von Khayyam


Den trüben Tag, der gestern war, beklage nicht!
Vorm Morgen, bringt es auch Gefahr, verzage nicht!
Auf Gestern nicht noch Morgen bau! Nutz deine Zeit!
Dem Augenblick, der Lust dir beut, entsage nicht!
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Das zarte Grün, das sprießt und wächst und blüht am Fluß,
erwuchs es nicht auf deinem Weg als holder Gruß
aus Staub, der einst, der Tulpe gleich, ein Antlitz war?
Zertritt es nicht, achtloser Narr , mit grobem Fuß !
www.der-gruene-faden.de/img/wiesenkerbel_1.jpg
Oh, wäre doch ein Ruheplatz uns hier vergönnt!
Nähm dieser Weg, unendlich schier, doch bald ein End!
Blieb nur der Trost, daß man als Gras im Frühlingswind,
wenn tausend Jahr vergangen sind, aufsprießen könnt!
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Khayyam(18. Mai.1048 - 4.Dec.1131)
Geboren in Nishapur NO-Iran. Khayyam war ein persischer Poet, Mathematiker und Astronom, sehr berühmt und begehrt in seinem Land, aber in europäiche Ländern eher als Poet bekannt für seine Robaaiyaat("Vierzeiler")-die in mehr als 70 Sprachen übersetzt worden sind. Er entwickelte zum ersten Mal die Methode zum Lösen von Gleichungen der drite Grades.


https://www.persiano.de/01pers-lit-poesie.html
 
Dorfstille.


Holunderduft liegt auf der Dorfesgasse -
die Hüttenfenster gleißen sonnenbunt.
Die Büsche schatten breit - es fliegen blasse
und volle Blüten schwebend hin im Rund.

Die Kirche ragt im goldengrünen Dämmern
der Linden, die sie überdrängen breit.
Nur aus verlorner Ferne dringt ein Hämmern,
als sei's der Herzschlag dieser Einsamkeit...


Sonst alles klangtot! und die Mittagstille
liegt wie mit erz'nen Flügeln überm Land -
ich glaube fast, man hört es, wenn die Hülle
der Blätterknospen sprengt ihr bräunlich Band...


Ich glaube fast, man hört es, wenn im Neste
die Schwalbe sich im Mittagsschlafe regt,
und wenn ein Bienlein durch die Lindenäste
die Würze tropfend aus den Blüten trägt...


Alberta von Puttkamer
Geboren am 5.5.1849 in Groß-Glogau. Sie lebte als Gattin des frühern Staatssekretärs von Puttkamer längere Zeit in Straßburg, das ihr zur zweiten Heimat wurde. Ab 1907 lebte sie in Baden-Baden, wo sie am 13.4.1923 starb.
 
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