Toxikologie, Studium, Lehrstühle

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Soweit ich das übersehe, gibt es in Deutschland keine "reinen" Lehrstuhl für Toxikologie. In Würzburg z.B. ist es ein Lehrstuhl für Toxikologie und Pharmakologie:
Lehrstuhl für Toxikologie: Allgemein

Forschungsziele und -aufgaben:

Chemische Kanzerogenese

Ein Schwerpunkt unserer Forschung liegt auf der Abklärung des Wirkmechanismus von mutagenen und kanzerogenen Stoffen, mit dem Ziel einer mechanistisch gestützten Risikoabschätzung für chemisch induzierte Krebserkrankungen beim Menschen
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Biomarker
Ein zweiter Schwerpunkt am Lehrstuhl sind Biomarker für Exposition, für toxische Effekte und individuelle Empfindlichkeit. Als Biomarker für Exposition verfolgen wir hauptsächlich die Ausscheidung von Stoffen und Metaboliten im Urin und analysieren Genomschäden, beispielsweise in Blutzellen.
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Risikoabschätzung
Um die für niedrige Belastungen des Menschen notwendigen Extrapolationen biologisch sinnvoll durchführen zu können, muss der toxische Wirkungsmechanismus bekannt sein.
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Untersuchte Stoffe
Die am Lehrstuhl untersuchten Stoffe stammen aus allen möglichen Bereichen. Für Arbeitsplatz und Umwelt seien als Beispiele genannt: aromatische Kohlenwasserstoffe und Heterozyklen, aromatische Amine, Nitroaromaten, chlorierte und fluorierte Verbindungen, Bestandteile von Polymerprodukten. Aus dem Bereich Ernährung werden Mykotoxine (z.B. Ochratoxin A), bei Erwärmung gebildete Stoffe (Acrylamid, Furan), sowie Phytoestrogene untersucht. Dazu kommen verschiedene Fette und die davon abgeleiteten Oxidationsprodukte (z.B. ungesättigte Aldehyde). Im Arzneimittelbereich liegt das Schwergewicht auf denjenigen Stoffen, bei denen unerwünschte Wirkungen gehäuft im Zusammenhang mit pharmakogenetischen Unterschieden und/oder Enzyminhibition auftreten, sowie Stoffen, die in seltenen Fällen idiosynkratische Leberreaktionen hervorrufen. Auch endogene Stoffe und unvermeidliche Prozesse, die zu spontanen Mutationen und Krebs beitragen, werden als Basis für die Beurteilung einer zusätzlichen exogenen Belastung durch ein Mutagen untersucht. Hier steht der oxidative Stress im Vordergrund unserer Fragestellungen.

Lehre und Beratung
Der Lehrstuhl bildet Studierende der Medizin, Zahnmedizin, Biomedizin, Pharmazie und Biologie im Fach Toxikologie aus und beteiligt sich an der Lehre in allgemeiner und systematischer Pharmakologie. ..... Zusammenarbeit mit der chemischen und pharmazeutischen Industrie besteht sowohl durch Gutachten als auch durch experimentelle Untersuchungen komplexer toxikologischer Fragestellungen.

In Leipzig gibt es 4-jährige Zusatzausbildungen in Toxikologie für Mediziner.Uni Leipzig: Postgradualstudiengang für Toxikologie - Fernstudium-Infos.de

Hier werden Toxikologische Institute in Deutschland aufgelistet; manche davon gehören zur Veterinärmedizin. www.gtfch.org/Internet

Wenn man bedenkt, wie wichtig die Toxikologie heute eigentlich ist, wundert es mich immer wieder, daß es quasi keine "hauptamtlichen" Toxikologen zu geben scheint, die an Universitäten lehren und ausbilden im Rahmen ihrer Tätigkeit dort.

Wer weiß mehr zu diesem Thema?

Gruss,
Uta
 
In München wird das so beschrieben:

Die Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik der Technischen Universität München wurde 1963 von Herrn Prof. Dr. Max von Clarmann am Klinikum Rechts der Isar gegründet; Nachfolger und jetziger Leiter der Toxikologischen Abteilung ist Herr Prof. Dr. Thomas Zilker. Die Toxikologische Abteilung war die erste Einrichtung auf diesem Spezialgebiet in der Bundesrepublik Deutschland.

Die Abteilung umfasst die Bereiche Giftnotruf, toxikologisches Labor und toxikologische Station mit Intensivstation, geschlossener Station (Drogenentzug und selbstmordgefährdete Patienten), offener Station und Ambulanz sowie die Umweltambulanz. In Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr München kann bei Giftunfällen eine toxikologische Versorgung vor Ort durchgeführt werden mit einem leitenden Notarzt aus der Toxikologischen Abteilung;

Forschungsschwerpunkte sind schwere Vergiftungen mit Arzneimitteln, Pilzvergiftungen, Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtern, Drogenvergiftungen und Drogenentzug, Schwermetallvergiftungen und die Erforschung von Umweltvergiftungen vor allem MCS-Syndrom (multiple chemical sensitivity).
https://www.toxinfo.org/

Uta
 
Vielleicht suche ich eigentlich auch an der falschen Stelle und müßte mich bei den Umweltmedizinischen Zentren / Ambulanzen umsehen.

Da gibt es z.B. eine in Augsburg:
Umweltmedizinisches Zentrum Klinikum Augsburg

Klingt doch gut? - Ein Bekannter von mir war dort, mußte aber dann feststellen, daß er als Kassenpatient dort schlechte Karten hatte: die meisten interessanten Untersuchungen konnten nicht über die Kasse abgerechnet werden, weil dieses Zentrum keine Kassenzulassung hatte.

Gruss,
Uta
 
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