Kulturkampf in Berlin
Eine deutsche Premiere im Kampf der Kulturen: Muslime sorgten mit Drohungen dafür, dass eine satirische Plakat-Ausstellung geschlossen wurde. Die Behörden verfallen in Schockstarre - dabei geht es um nichts weniger als die Kunstfreiheit.
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Am Dienstag entdeckten zwei junge Musliminnen das Plakat. Sie erklärten Galeriemitarbeitern, dass es ihre Religion beleidige und dass es abgehängt werden sollte. Dann fotografierte sie es mit ihren Handys. Mit diesen digitalen Beweismitteln fiel es ihnen nicht schwer, an der benachbarten Döner-Bude Verstärkung zu mobilisieren. Schließlich forderte ein eine Handvoll aufgebrachter muslimischer Männer das sofortige Abhängen des Plakats: "Sonst fliegen Steine!"
Politiker und Beamte verfielen prompt in Panik
Die Galerie Nord liegt im einstigen Arbeiterviertel Moabit, wo muslimische Migranten, vor allem aus der Türkei, streckenweise das Straßenbild beherrschen. "Die Situation wurde bedrohlich", berichtet ein Mitarbeiter der Galerie. Der Künstlerische Leiter gab daraufhin nach. Zunächst wurde das Kaaba-Plakat abgenommen, dann entschied er in Absprache mit einem der dänischen Künstler, die Galerie vorerst zu schließen. Angriffe auf Mitarbeiter wollte man nicht in Kauf nehmen. Die für die Ausstellungsräume verantwortlichen Politiker und Beamte des Bezirkes Mitte verfielen prompt in Panik und äußern sich seitdem nicht mehr zu dem Fall.
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Am Montagmorgen werden sich die Mitarbeiter der Galerie, mit Politikern und Polizisten zusammensetzen, um zu besprechen, wie die Ausstellung geschützt werden soll. Ohne ständige Polizeipräsenz wird es wohl nicht gehen.
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