Angioödeme durch ACE-Hemmer (auch nach langer Einnahme-Zeit)

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ACE-Hemmer werden zur Besserung von Bluthochdruck allein oder in Kombination mit anderen Medikamenten verschrieben. Man kann nur hoffen, daß die Wirkung so fulminant ist wie der Umsatz ...
https://de.wikipedia.org/wiki/ACE-Hemmer
https://books.google.de/books?id=nP...e&q=millionen-umsatz durch ACE-hemmer&f=false

Es gibt Nebenwirkungen, die bekannt sein sollten, zumal sie im Fall der Angioödeme erst lange Zeit nach Beginn der Einnahme auftreten können und deshalb oft nicht im Zusammenhang mit den ACE-Hemmern gesehen werden.

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Angioödeme durch ACE-Hemmer

Intoleranzphänomene können auch gegenüber Substanzen, die das Angiotensin-konvertierende Enzym inhibieren, sogenannte ACE-Hemmer, bestehen, sagte Dr. Murat Bas von der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Klinikum rechts der Isar, München. Seltene, aber gravierende Folgen sind Angioödeme. Ihnen liegt keine allergische Reaktion zugrunde, sondern vermutlich eine Akkumulation von Bradykinin, das normalerweise von ACE abgebaut wird. Die Prävalenz ist mit 0,1 bis 0,7 Prozent sehr gering.
Doch bei 7 Millionen Patienten in Deutschland, die ACE-Hemmer einnehmen, würde eine Inzidenz von 0,5 zu 35 000 Angioödemen pro Jahr führen, sagte Bas. Diese äußern sich durch starke Schwellung im Gesicht, an der Zunge sowie an Larynx oder Pharynx. Sie tritt ohne Juckreiz und ohne Rötung auf. Die Schwellung zeigt sich normalerweise innerhalb von 30 bis 120 Minuten nach Einnahme des Medikaments, kann zu Luftnot führen und einen fulminanten Verlauf nehmen, sagte der Mediziner.
Die ACE-induzierten Angioödeme unterscheiden sich klinisch nicht von anderen Arten von Angioödemen, außer durch ihre Lokalisation. Während die Schwellungen bei Patienten mit hereditärem Angioödem hauptsächlich am Rumpf und an den Gliedmaßen, seltener im Gesicht auftreten, ist bei ACE-induzierten Angioödemen hauptsächlich die obere Schluckstraße betroffen, sagte Bas.

Angioödeme treten im Durchschnitt etwa sechs Monate nach Beginn der ACE-Hemmer-Therapie auf. Manchmal können sie sich aber auch erst nach einigen Jahren das erste Mal entwickeln. Aus seiner Erfahrung waren elf Jahre der längste Zeitraum, nach dem ein Patient unter einem ACE-Hemmer ein Angioödem entwickelte, berichtete Bas. Dies sei für Ärzte und Apotheker wichtig zu wissen, da man nach einer langen Therapiedauer selten das Medikament als Ursache vermutet. Das erschwert die Diagnose.
Ist das Medikament als Ursache erkannt, muss der ACE-Hemmer abgesetzt und durch ein anderes blutdrucksenkendes Präparat ausgetauscht werden. AT1-Rezeptor-Blocker (»Sartane«) stellen dabei keine gute Alternative dar, da sie über einen negativen Rückkopplungsmechanismus letztlich ebenfalls den Abbau des Bradykinins verringern und Angioödeme auslösen können, wenn auch deutlich seltener als ACE-Hemmer.

Angioödeme im Kopf-Hals-Bereich sind ein klinischer Notfall, weil sie zum Ersticken führen können.
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Pharmazeutische Zeitung online: Medikamentenintoleranz: Empfindliche Reaktion

Mehr über Bradykinine:

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Bradykinin ... Gewebshormon mit 9 Aminosäuren (Nonapeptid) aus der Gruppe der Plasmakinine, das gefäßerweiternd, blutdrucksenkend und auf die glatte Muskulatur von Bronchien, Darm und Uterus kontrahierend wirkt.
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Die Bradykininkonzentration ist bei Entzündungen, Verletzungen, Asthma sowie bei anaphylaktischem Schock und endotoxischem Schock erhöht.
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Bradykinin - Lexikon der Biologie

Stichworte wie Histamin, anaphylaktischer Schock, endotoxischer Schok, Gewebshormon lassen mich an die Folgen von starken Histaminausschüttungen denken :mad:.
Empfindliche Menschen sollten sich gut überlegen, ob sie ACE-Hemmer einnehmen möchten.

Grüsse,
Oregano
 
Wichtig ist bei einem Angioödem, daß die richtige Diagnose und damit die richtige Medikation festgestellt wird:

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4 Diagnostik

Wesentlich ist eine ausführliche Anamnese, in der unter anderem Zeitpunkt des Auftretens, Dauer, Veränderung und Lokalisation der Angioödeme erfragt werden. Diagnostisch wegweisend ist es, einen Zusammenhang zwischen Einnahme bestimmter Medikamente oder Lebensmittel, Ausübung bestimmter Tätigktien und dem Auftreten des Angioödems zu sichern.

An die Anamnese können je nach Bedarf Untersuchungen angeschlossen werden:

Allergietests
Mikrobiologische Diagnostik (Stuhl-, Urinprobe, Blutbild)
Laboruntersuchungen nach Bedarf
Transaminasen, Kreatinin, TSH
Komplementfaktor C4 ist bei C1-Esterase-Inhibitormangel vermindert
Ein gänzlich fehlender Juckreiz weist auf das Vorliegen eines Quincke-Ödems hin.

5 Therapie

Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Bei medikamentenbedingtem Angioödem sollte das auslösende Medikament abgesetzt werden, auch andere Auslöser sollten nach bester Möglichkeit gemieden werden.

Bei Histamin-vermittelten Angioödem hat sich die Kombination aus einem Antihistaminikum (z.B. Clemastin) und einem Glukokortikoid (z.B. Methylprednisolon) bewährt. Sie wirkt aber kaum gegen ein Glottisödem bzw. einen Laryngospamus.

Das hereditäre Angioödem wird durch die Gabe von C1-Esterase-Inhibitor-Konzentrat oder durch Gefrorenes Frischplasma (FFP) therapiert. Antihistaminika oder Glukokortikoide sind hier wirkungslos.
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https://flexikon.doccheck.com/de/Angioödem

Grüsse,
Oregano
 
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