Hallo Kate,
Meines Wissens ist diese Aussage zu pauschal. Es gibt durchaus Werte im Blut, die eine gewisse Stabilität haben, z.B. Vollblut-Mineralstoff-Spiegel. Vermutlich auch das sog. Blutbild, Antikörper, Tumormarker, Cholesterin etc..
Es kann durchaus sein, daß einige Stoffe eine bessere Aussagekraft haben, als andere, weil sie sich weniger häufig und schnell ändern. Dennoch bleibt die Aussagekraft sehr begrenzt, weil sie bestenfalls indirekte Rückschlüsse erlauben. Der Mineralstoffspiegel zeigt eben nur den (momentanen) Mineralstoffgehalt im Transportsystem an und nicht den der Zellen - und die Menge im Transportsystem ist sehr stark abhängig von Verdauung und Stoffwechsel - so wie die Menge der Taxis auf den Straßen abhängig ist, von ankommenden Zügen oder Flugzeugen. Faktoren, die sich recht dynamisch ändern können.
Hinzu kommt, daß wir hierbei isolierte Faktoren betrachten, die uns zwar eine Aussage über die momentan im Transportsystem vorhandene Menge geben, aber nicht darüber, ob die Stoffwechselprozesse, für die diese Stoffe bestimmt sind, richtig ablaufen. Diese Stoffwechselprozesse benötigen ja nie nur einen einzelnen isolierten Stoff, sondern immer eine ganze Kombination von Stoffen, von denen ein Großteil bei einer Blutuntersuchung gar nicht erfaßt wird.
Ein weiterer Aspekt ist, daß ein sich außerhalb der Norm bewegender Wert nicht zwingend pathologisch sein muß. Der Mensch läßt sich nicht normieren und so gibt es bspw. Menschen, die von Geburt an einen hohen Cholesterinspiegel haben, ohne daß das irgendeine pathologische Bedeutung hat.
Da sind für mich einige Unstimmigkeiten drin. Natürlich diagnostiziert man i.a. Folgen (eine Ausnahme können z.B. Gentests sein). Aber wieso sollte das nicht weiter helfen? Zwischen Folgen und Ursachen gibt es Beziehungen, man kann also versuchen, von der Folge auf mögliche Ursachen zurückzuschließen und wenn möglich dort anzusetzen.
Du hast absolut Recht, daß ein solcher Wert ein Indiz sein kann, daß etwas nicht stimmt und deshalb bin ich auch nicht per se gegen solche Untersuchungen. Ihnen wird meiner Meinung nach nur eine zu hohe Bedeutung zugemessen, gerade im Bereich der typischen Zivilisationskrankheiten.
Vor allem schließt sich an die Blutuntersuchung in der Regel alles andere als eine ursächliche Behandlung an. Dem Patienten mit niedrigem Eisenspiegel wird ein Eisenpräparat verordnet - ohne zu fragen, welche Ursache der niedrige Wert hat. Dem Patienten mit hohem Cholesterinspiegel wird ein Cholesterinsenker verordnet - ohne zu fragen, warum der Cholesterinspiegel steigt. Das ist leider die gängige Praxis. Nach den Ursachen sucht der Mediziner in der Regel überhaupt nicht. Und das, obwohl in den meisten Fällen die Ursachen bekannt sind. Nur - wenn die Ursachen bekannt sind, braucht man auch die Blutuntersuchung nicht mehr. Und nur um die Ursachen geht es, denn die muß man abstellen, um einen Krankheit zu heilen. Alles andere heilt nicht, sondern lindert bestenfalls Beschwerden (und schafft meist neue).
Die Blutuntersuchung liefert uns also ein Indiz, daß etwas nicht stimmt (was wir aber bereits wissen, denn sonst wäre der Patient nicht beim Arzt) und eventuell, wo im Organismus etwas schieflaufen könnte - was uns bestenfalls tendenziell auf das betroffene Organsystem hinweist, aber uns überhaupt nichts über die eigentliche Ursache sagt. Dummerweise liegen Krankheitsursachen ja nie innerhalb des Organismus, sondern immer außerhalb und in der Vergangenheit - wir suchen also für eine ursächliche Behandlung an der falschen Stelle.
Eine Ernährungsoptimierung ist nach meiner Erfahrung und meinem Wissen nicht ganz einfach: Was für den einen ideal ist, kann für einen anderen völlig unbekömmlich sein.
Meiner Erfahrung nach (und der der Ärzte, die sich damit auskennen), wird eine Vollwerternährung prinzipiell von jedem vertragen. Das Problem liegt an einer anderen Stelle:
Zum einen ist die Darmflora eine Folge der vergangenen Ernährung. Eine Darmflora, die sich aufgrund einer fabrikzuckerreichen und faserstoffarmen Ernährung ausgebildet hat, kommt mit Faserstoffen erst einmal überhaupt nicht zurecht. Stellt man die Ernährung um, dann kommt es in den meisten Fällen für einige Wochen zu leichten Unpäßlichkeiten, bis sich die Darmflora angepaßt hat. Danach wird die neue Ernährung problemlos vertragen, dafür die frühere nicht mehr. Das ist keine Eigenheit der Vollwerternährung, sondern ein Effekt, der grundsätzlich bei einer Änderung der Ernährung auftritt.
Zum anderen gibt es eine Unverträglichkeitsreaktion: Fabrikzucker macht bei den meisten Menschen Vollkornprodukte und Frischkost unverträglich. Wer das nicht weiß - und auch nicht weiß, was Fabrikzucker ist und wo er überall zugesetzt wird - wird zwangsläufig Verträglichkeitsprobleme bekommen, die aber dem Fabrikzucker angelastet werden müssen. Läßt man ihn weg, werden die Vollkornprodukte problemlos vertragen.
Es gibt weitere Dinge, die eine gesunde Ernährung unverträglich machen können: Säfte, gekochtes Obst, Kaffee, schwarzer oder grüner Tee, Trockenfrüchte, um mal die wichtigsten zu nennen.
Ich kenne aus eigener Erfahrung etliche dieser Fälle. Typisch ist bspw. der Verzehr von Säften. Die wenigsten Leute wissen bspw., daß bei Säften aus Konzentraten immer Fabrikzucker zugesetzt wird, der nicht deklariert werden muß. Die wenigsten wissen auch, daß nach Lebensmittelrecht "Zucker" nur Saccharose oder Fructose bedeutet. Der Glukosesirup, der bei Säften sehr gerne verwendet wird, ist bspw. nach Zuckerartenverordnung gar kein Zucker und so findet man etliche Säfte mit dem Etikett "Zuckerfrei" auf dem Markt, die aber trotzdem Fabrikzucker enthalten und so zu Unverträglichkeiten führen können.