Psychisches Problem - AD(H)S? Asperger Syndrom?

baS

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17.09.08
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Hallo zusammen,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...

Mein Hauptproblem ist so eine Art latente, permanente Unzufriedenheit bezüglich meines Lebens bzw. so ein unterschwelliges Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt oder dass ich irgendetwas Tieferes in mir verleugne, das im Unterbewusstsein so vor sich hin-"schwelt" und mich permanent daran hindert, mein Potenzial zu erkennen und voll auszuschöpfen.
Ich dachte immer, es könnte ein hormonelles Problem sein (Depression auf Grund der Pubertät). Jetzt bin ich 23, studiere und schaffe es einfach nicht "in mein Leben reinzufinden". Ich fühle mich immer fremd auf dieser Welt.
Mit Beginn des Teenageralters bin ich in eine Art Essstörung abgerutscht (etwa Magersucht, eher aber im Sinne von Orthorexie in Kombination mit viel Sport, da ich quasi in der Tanzschule wohnte und bei jedem (!) Wetter mit dem Rad zu Schule fuhr, fast zwanghaft). Ich lebte in meiner eigenen Welt, fern vom sozialen Leben meiner Peer Group (ich gehörte weder zur einen Clique, die in meinen Augen fanatisch christlich-religiös war, noch zum Rest der Klassenkameraden, die schon mit 14 heimlich auf dem Schulklo rauchten und Partys feierten oder einfach nur "abhingen"). Auch (leider) fern von Themen wie Politik oder Erfahrungen, die man wohl braucht, um einen gesunden Menschenverstand zu entwickeln. Ich war erschrocken, als ich auf die Uni kam und irgendwie keine eigene Meinung zu öffentlichen und politischen Themen hatte - und fragt mich nicht, wie ich mich für meinen Studiengang entschieden habe; nicht mal da hatte ich eine eigene Meinung gehabt. Als ob mir meine innere Stimme fehlte. Oder vielleicht war es auch deshalb, weil ich mein bisheriges Leben wie unter einer Glasglocke gelebt hatte. Und ich hatte dabei aber nichts vermisst - immer regelmäßig ausgiebig schlafen, regelmäßig in die Sauna gehen, permanent Essenszufuhr kalkulieren (was Genuss sein soll, bestand bei mir aus Zahlen - Essen aus Nährstoffmengen und Tage aus Stunden und Minuten, in denen mich die Langeweile gelegentlich quälte - ich hatte bei allem, was ich tat so ein unterschwelliges Gefühl von Langeweile).
Als ich dann fürs Studium von zu Hause auszog, dachte ich wohl, dass ich alles nachholen müsste, was meine Peer Group erlebt hatte. So drehte ich mein Leben um 180°. Ich ließ keine Party aus, ernährte mich entweder von Süßigkeiten und Chips oder von Kaffee und sonst nichts. Wenn ich auf eine Party ging bzw. Alkohol trank, dann bis ich betrunken war. Eigentlich wie die meisten Studis um mich herum - aber ich glaube, dass dieses Verhalten eigentlich nicht meiner Natur entsprach. Damals dachte ich, dass ich endlich zu meiner Natur zurückgefunden hatte - immer unterwegs, immer am Reden, immer am Flirten; wie in einem Rauschzustand. Ich studierte, arbeitete selbständig "nebenbei", hatte einen leitenden Posten in einem Verein und hatte null Plan. Ich machte dies und das und hatte nie eine Struktur oder einen Tagesplan (trotz meiner vielen Termine hatte ich keinen Terminkalender, nur lose Zettel). Dann, nach Ende meiner Vorstandszeit (nach 1 Jahr), fiel ich in eine Art Lethargie - ich konnte meine Inbox fast nicht mehr öffnen, weil ich Angst hatte, dass ich auch nur eine e-Mail darin vorfand, die ich beantworten müsste... In der Folgezeit hatte ich Schwierigkeiten, an die Uni zu gehen - oft konnte ich nicht aufstehen, um die Vorlesungen wahrzunehmen. Es war so eine dumpfe, quälende Unmotiviertheit - ich hasste mich selber und doch war mir alles so egal. Dann fing ich an, in mich zu gehen (vor fast 2 Jahren). Ich wollte mich selbst therapieren und lieh sukzessive quasi den gesamten Bestand Staatsbibliothek zu verschiedensten psychologischen Themen aus. Auch das Internet googelte ich bis zum Anschlag durch (als mir gute deutsche Seiten ausgingen, folgten englischsprachige, dann teilweise auch französischsprachige). Ich war wie manisch auf der Suche... In der Zeit versuchte ich mich irgendwie, mit Minderwertigkeitskomplexen durch die Uni zu retten (dies war dann bereits das 6. Semester, Hauptstudium). Ich ging kaum mehr weg, es fehlte mir auch nichts. Ich machte lieber Sport, fand zu meinen alten bewussten Ernährungsverhaltensweisen zurück und las. Ich bekam, nachdem ich eigentlich dachte, ich würde mehr und mehr zu mir selbst finden (zu meiner wahren Natur) zunehmend Probleme, mit anderen Menschen zu kommunizieren. von da an kotzten mich Fragen an wie "Wie geht es dir?", "Wie läufts an der Uni?", "Warum kommst du nicht mehr zu Partys/mit ins Kino/...?" etc. Ich wurde mehr und mehr aggressiv gegenüber meinen Mitmenschen (eher innerlich). Selbst mit meinen 3 Mitbewohnerinnen konnte ich nicht mehr so wie vorher. Alles strengte mich an.
Ich musste für mein Studium auch ein langes Praktikum absolvieren. Also bewarb ich mich (was mich sehr viel Kraft kostete) und wurde genommen. Eigentlich in einem Traumunternehmen... Insgeheim hoffte ich, dass der Praxisbezug mir die Motivation und Energie für mein Studium zurückgab und frischen Wind in mein abgestumpftes Leben bringen würde. Ich trat das 6-monatige Praktikum zu Beginn diesen Jahres an. Bis auf meine Probleme, mit fremden Menschen zu telefonieren oder sie einfach so anzusprechen und meinem geringen Selbstvertrauen, wenn ich mich in einem Umfeld befinde, in dem ich mich thematisch nicht so auskenne (ich hatte immer Angst, dass ich Aufgaben bekommen würde, die ich nicht lösen kann). Irgendwie wurde an einem Tag alles anders (als ob irgendwo der Faden gerissen wäre). Ich fühlte mich immer unwohler am Arbeitsplatz (man konnte die Fenster nicht öffnen, es gab nur eine Klimaanlage), ich konnte und wollte mit meinen Praktikollegen nicht mehr normal reden (ich hasse Smalltalk und ich konnte mich irgendwann dazu nicht mehr überwinden, obwohl ich weiß, dass er auf der Arbeit oft notwendig ist), ich bekam Essstörungen und trieb in meiner Freizeit exzessiv Laufsport (3-4 mal die Woche 75-105 min, jeden Werktag 1h mit dem Rad zur Arbeit hin und zurück, egal bei welchem Wetter, und 1-2 mal pro Woche Jazzdance; am Wochenende fand ich dann auch keine Ruhe und quälte mich zu langen Radtouren). Am Ende meines Praktikums fühlte ich mich nur noch schlecht (im Juli wurde bei mir dann auch eine extreme Anämie festgestellt und ich hatte 7 kg Gewicht verloren).
Ich wollte nur noch weg aus meinem alten Leben - und blickte meinem Auslandsstudium entgegen (das war im August diesen Jahres). Ich hatte mir vorgenommen, die Extreme in meinem Leben zu reduzieren und endlich herauszufinden, was ich wirklich will - in Bezug auf mein Studium und warum ich denn so unzufrieden bin mit meinem Leben, warum ich nicht "hineinfinde", warum ich so anders bin (so misstrauisch, immer gelangweilt, so einzelgängerisch, so leicht überfordert, wenn ich zuwenig Zeit für mich habe, wenn ich zuviel unter Menschen bin, so pessimistisch und oft depressiv, warum ich immer jemand anders sein will, warum ich so ein Chaot bin - bei mir sah es schon immer aus wie bei Hempels unterm Sofa -, warum ich nicht endlich mein Leben auf die Reihe bekomme und warum ich so Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen habe etc. ...).
Zudem ekle ich mich vor Körperkontakt (im sexuellen Kontext), ich war noch nie wirklich verliebt und habe Beziehungen immer abgebrochen - bevor sie richtig angefangen haben oder kürzlich meine erste richtige Beziehung, nach langen inneren Kämpfen).
Nun bin ich hier, wo der Bär um mich herum steppt - wo eine ERASMUS-Party nach der anderen stattfindet. Und ich sage alle ab, weil mich nichts mehr hinzieht. Alle sagen "du musst dein Leben genießen", hab Spaß, triff dich mit Leuten - und mir fehlt das Bedürfnis. Ich muss mich im Gegenteil immer erholen, wenn ich mit anderen unterwegs war. Wenn überhaupt, unternehme ich etwas mit zwei Kumpels (mehr Leute sind mir einfach zu anstrengend). Meist gehe ich allein spazieren, gehe 4 mal pro Woche mehr als 1 Stunde laufen, mache einen Tai Chi Kurs (die anderen sprechen nur finnisch, auch der Instruktor - es gefällt mir sehr, ich komme sehr gut mit, auch wenn ich nur 10% vom Gesagten verstehe, weil ich mit null Finnischkenntnissen hierhergekommen bin), ich bin viel allein mit dem Rad unterwegs, lese (ich leihe mir Bücher aus der Unibibliothek aus) und informiere mich im Internet. Oder ich mache etwas für die Uni - in der Hoffnung, endlich etwas gefunden zu haben, was mich fesselt (Fremdsprachen und Programmieren lernen, wobei ich aber nicht soviel leiste, wie ich will, weil ich unter massiven Konzentrations- und Durchhalteschwierigen leide).
Mein Hüttenkäse (ich esse jeden Tag ein ganzes Pfund davon) mit Möhren ist mir wichtiger, als mit anderen auf Reisen, essen oder feiern zu gehen. Mir ist es wichtiger, regelmäßig jeden zweiten Tag meine Strecke (immer dieselbe) laufen zu gehen und Musik zu hören - und ich habe schon öfters abgewehrt, wenn jemand mit mir zusammen laufen gehen wollte. Lieber bin ich allein.
Ich frage mich, ob ich einfach akzeptieren soll, dass ich irgendwie am Rande der Menschheit lebe oder auf meinem eigenen Planeten.
Immer muss ich mich überwinden, "in die Zivilisation zurückzukehren".

Soll ich akzeptieren, dass ich innerlich immer unruhig bin, immer auf der Suche, immer mit dem Gefühl, nicht das zu sein, für das ich bestimmt bin? Mich immer neben der Spur fühle?

Weiß jemand etwas zu Störungen, die einem zwischen Extremen schwanken lassen, die einem in einer Glasglocke fesseln, die einen von anderen Menschen isolieren - Zwänge? Depression? Hormonstörungen? Traumata? Hochsensibilität?

Ich möchte nur endlich einen Namen haben für das, was mich unterschwellig so beschäftigt. Vielleicht kann ich dann endlich "gesammelt" "mein" Leben leben und fahre nicht dauernd mit angezogener Handbremse...

Jeder Ratschlag :greis: ist willkommen. Auch wenn er noch so klein ist :mail:
Sollte es jemand geschafft haben, sich durch diesen Roman durchzukämpfen :eek:)

Moimoi!
 
Hallo baS,

ich habe alles gelesen ;)!

Ich bin bzgl. ADHS nicht sehr bewandert, doch das wenige was ich weiß fiel mir bei Deinen Zeilen gleich ein, obwohl ich erst danach bewusst gelesen habe, dass Du das schon im Titel aufgeführt hast (naja, Du siehst ich bin auch manchmal ziemlich unkonzentriert :cool:).

Sieh mal hier, vielleicht ist das interessant für Dich:
https://www.symptome.ch/threads/ad-h-s-und-suchterkrankungen.14321/
und hier vielleicht eine kleine Ursachen-Hilfe:
https://www.symptome.ch/threads/ads-entwicklungsstoerungen-asperger-etc.3355/
und das noch:
https://www.symptome.ch/threads/was-ist-das-asperger-syndrom.9645/

Noch ein paar Fragen:
- Hast Du Amalgamfüllungen in Deinen Beißerchen?
- Weißt Du von irgendwelchen Allergien oder
Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
- War diese "Orientierungslosigkeit" schon immer so oder erst seit einer
bestimmten Zeit.
- Kennst Du diesen Autismus-Test:
Machen Sie den AQ Test

Und dann kannst Du Dir noch diesen Link ansehen:
https://www.symptome.ch/threads/seiten-zu-hochsensibilitaet.28361/

Wie Du ja gesagt hast liest Du gerne, ich denke ich habe Dich erst einmal versorgt :D.

Viele liebe Grüße ins schöne Finnland 👋.
Heather
 
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