Wohnraumgifte

. Bei R&S ist es der Weißleim, der nach Angaben des Herstellers pro Stunde und Quadratmeter Trockenleim 0,2 mg Formaldehyd an die Raumluft abgibt.

Sitze hier schon mit Aktivkohlefilter an meinem Schreibtisch. Das kann doch nicht "normal" sein.

Oh doch, die Verwendung von Aktivkohlefilter ist "normal" für MCS-Betroffene und andere Schadstoffempfindliche. Es ist eine einfache, weil überall und ohne Baumassnahmen einsetzbare Methode, sauberere Luft zu atmen.
Nicht "normal" ist es MCS-betroffen zu sein, das ist eine schwere Behinderung.


So kann das nicht sein wie es die Leute von Bei R&S darstellen: 0.2mg/h würde bedeuten, dass die Platte in 5 Jahren ca 9g Form-Aldehyd/m2 abgeben würde.
Nimmt man an, dass zur Verleimung eines m2 20 Gramm Leim verwendet werden, würde also weit mehr als die Hälfte des (Harz-, nicht Weiss-)-Leimes aus Form-Aldehyd bestehen müssen, denn ein Teil wird ja zur Härtung der Harze aufgebraucht, ein weiterer Teil wäre nach 5 Jahren immer noch in der Platte drin, um das Wohnklima auch in den Jahren 5 bis 10 zu vergiften.

Normgemäss gemessen wird nicht die Emission einer Platte, sondern die Immission in eine Prüfkammer, die Einheit ist ppm (Teile pro Million Luftteile). Als - für uns viel zu hoher - Grenzwert für Spanplatten gilt 0.1 ppm. Geht man von obigem Zahlenwert aus, wäre die Holzstabplatte mit 0.2 ppm also doppelt so giftig, wie eine Spanplatte, deren Anwendung im Innenausbau auch weniger empfindlichen Menschen erhebliche Schwierigkeiten bereiten kann. Die Verwechslung der Einheiten kann es somit auch nicht sein.

Zudem ist Weissleim ein Polymerisations-Kleber ohne Harze, in dem die Anwendung von Formaldehyd vollkommen sinnlos ist, also kein Form-Aldehyd enthalten ist. Wenn aus einer Weissleim-verleimten Platte Form-Aldehyd austritt, kann das zwei andere Gründe haben: Das Nadelholz selbst enthält Form-Aldehyd, je weiter nördlich es wuchs, umso mehr, und es könnte ein Lack verwendet worden sein beim Finish, der mit Formaldehyd aushärtet. Beide Quellen können zusammen nicht die Emissionen einer ordinären Spanplatte überschreiten, denn die besteht ja auch mehrheitlich aus Nadelholz. Der Lack entfällt selbstverständlich bei "Natur"-belassenen Möbeln.

Was daraus zu lernen ist: Händlerangaben ohne klare Quelle sind mit Vorsicht zu geniessen. Vorliegend ist wohl die Angabe zum Leim falsch, und die Emission um Grössenordnungen zu hoch und/oder in einer unsinnigen Einheit angegeben.

Wieviel Form-Aldehyd aus Möbeln und Innenausbau abgegeben wird, ist die eine Frage.
Die andere ist die Luftwechselrate im betroffenen Wohnraum.

Höhere Luftwechselraten als 1 werden manchmal unter dem Gesichtspunkt der intensiven Abfuhr von Luftschadstoffen ...
Luftschadstoffe sind Stoffe, die entweder durch menschliche Tätigkeit (z.B. gezielte Verbrennung zur Wärmeerzeugung) in die Umgebungsluft abgegeben werden oder durch natürliche Vorgänge entstehen und dabei zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit des Menschen bzw. der Umwelt führen. empfohlen. Der wirksamste Schutz vor Luftschadstoffen ist primär jedoch nicht ein verstärkter Luftaustausch, sondern die Vermeidung und Beseitigung solcher Freisetzungsquellen (»› Luftschadstoffe).
Quelle: Luftwechselrate, Die optimale Luftwechselrate

Ich fahre meine Lüftungsanlage auf 2 bis 3 Luftwechseln pro Stunde, bei Aussentemperaturen unter -20° muss ich allerdings reduzieren auf ca. 1, sonst frier ich auch drin.
Dem Zitat ist selbstverständlich beizupflichten: Die Freisetzungsquelle entfernen hat Priorität vor Lüften, sprich "Billy" raus, Emissionsarme Möbel rein. MCS-gerechte Luft erhalten wir mit der Kombination beider Massnahmen.

So, nun sind wir wieder bei der Ausgangsfrage, welche Möbel MCS-tauglich seien und stellen fest, dass man mit den vorliegenden Lieferantenangaben nix anfangen kann.

Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.

Puistola
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo hareeka,

ehe du dich mit Naturholzmöbeln abgibst, beseitige auf jeden Fall erst mal die Schadstoffquellen! Sonst kommst du doch überhaupt nicht weiter.

Also: raus mit dem Laminat! Es gibt z.B. gut verträgliche PVC-Böden, die gut aussehen und man mit wenig Aufwand stattdessen verlegen kann (nicht kleben, nur an den Rändern fixieren!), ich zumindest hab damit in der letzten Wohnung die Lösung gefunden und bin für insgesamt ca. 50 qm in 2 Räumen alles in allem unter 1000 EUR geblieben. Auch Kork ist eine Möglichkeit und nciht teuer. Linoleum wäre auch geeignet, aber teurer.

Und raus mit Billy und Co.!

Dann geht es dir erstmal gut. Deine Sachen kannst du übergangsweise in Kisten packen. Oder billige gebrauchte Naturholzregale besorgen (irgendwo im Internet will bestimmt jemand seine IVAR-Teile loswerden...) Und dann Stück für Stück neu einrichten, so wie es die Finanzen zulassen (guck auch nach gebrauchten Naturholzmöbeln!)

Alternative sind Metallmöbel. Die Kombi Metall + Glas kann auch sehr schick sein. Leider geht's da meist ins Geld.

Gruß
mezzadiva
 

Hallo Mezzadiva
Das ist ein recht gutes Produkt auf Acryl/Wasser-Basis wie der oben dikutierte Weissleim. Damit kann z.B. die Emission von Form-Aldehyd aus unbeschichtreten Spanplatten deutlich gesenkt werden, oder offene Schnittkanten von laminierten Platten können versiegelt werden damit. Für MCS-Betroffene: Anwendung nur mit guter Aktivkohlemaske! Acryl sei zwar ungiftig (?!), aber es stinkt schon recht heftig. Nach erfolgter Polymerisation ist Acryl dasselbe Polyacryl wie "Plexiglas" und OK für uns.

Für einen Laminatboden ist das Verfahren allerdings wohl kaum geeignet, weil dieser nicht über die Fläche ausdunstet, denn die ist ja schon mit Melaminharz laminiert und somit quasi gasdicht. Die Emission geschieht an den Kanten, in Nut und Feder. Und genau da hin kommt der Siegellack nicht.

Eine sehr gute Idee hingegen ist der PVC-Boden.
Wenn der rundum mit einem geruchfreien Doppelklebeband auf den vorhandenen Bodenbelag geklebt wird, wird die Emission sicher erheblich reduziert, weil das Form-Aldehyd nur schwer durch PVC und Klebeband diffundieren können.
Sockelleisten demontieren und den PVC möglichst mit dem Klebeband an der Wand aufborden, darüber Sockelleiste wieder montieren. (Wenn das Zeug zu steif ist, mit einem Heissluftgebläse oder vorsichtig geheizten Bügeleisen nachhelfen) Damit wird ein Austreten von Gasen an der Boden/Wandfuge reduziert.
Besser ist natürlich, aber viel aufwändiger ist, den Laminatboden rauszuschmeissen und durch Fliesen oder allenfalls PVC zu ersetzen, oder ganz einfach auf dem Estrich weiterleben. Ob der Vermieter Freude hat, wenn bei der Rückgabe der Wohnung sein Boden weg ist, steht auf einem anderen Blatt mit Überschrift "Wieviel ist Gesundheit wert?".

Ich hab hier im Haus abscheuliche PVC-Böden vom Vorbesitzer übernommen, von grossem Übel sind die für die Nase sicher nicht.
Das empfindliche Auge leidet schon an Parkett- und Marmorfake...

Ansonsten setzt Du die Prioritäten natürlich vollkommen richtig. Erst mal raus mit dem Chemie-Dreck. Den Krempel lieber im Papiertüten am Boden lagern als auf diesen fettig-stinkigen Billy-Regalen.

@Hareeka
Willst Du das mal im Schlafzimmer probieren? Bei Erfolg kannst Du dann die ganze Wohnung so sanieren. Billiger geht es nicht.
Oh Manno, dass ich komplizierter Mensch da nicht selbst draufgekommen bin?!

Puistola
 
Was mir noch einfällt: man muss auch schauen, was unter einem Laminat- oder PVC-Boden liegt. Manchmal findet man da auch noch Unerwünschtes...

Gruss,
Uta
 
Hallo, ich bin euch sooo dankbar für die vielen Hiweise.
Lieber Puistola, ich würde Dir gern mal das Leim Zertifikat übermitteln. Geht das irgendwie? Die Möbel, die ich kaufen will sind Buche. Das ist ja wohl besser als Nadelholz, oder?
Danke für die Nachfrage Uta.Unter dem Laminat ist Estrich. Wir wohnen im eigenen Haus, so dass ich mit einem Vermieter keine Probleme haben werde.
Es grüßt euch Hareeka
 
Was mir noch einfällt: man muss auch schauen, was unter einem Laminat- oder PVC-Boden liegt. Manchmal findet man da auch noch Unerwünschtes...

Danke für den Hinweis.
Ja, schreckliches sogar: In Deutschland wurde sogar Asphalt und Bitumen als Estrich verwendet, und PVC-Platten wurden mit so bitumigem schwarzem Zeug verpappt, ebenso Parkett, letzteres hab ich auch in CH angetroffen.

Ein PVC-Boden kann viele, jedoch nie alle Emissionen von unten aufhalten, also nicht nur die vom Laminat, sondern auch die des Klebers und des Estrichs. Das perfekte Ergebnis erreichst Du aber nur mit dem Rausriss jeglicher belasteter Baumaterialien. Das ist in Mietwohnungen kaum möglich, in Eigenbesitz halt teuer.

Die Überdeckung mit PVC könnte durchaus eine Lösung sein, um die Belastung erheblich zu reduzieren.

Bei extremer Belastung des Untergrundes kann man ja noch eine reissfest kaschierte Alufolie unter dem PVC verlegen, Alu nach oben. Die ist dicht!

Puistola
 
PS: Ich wohne in einem Fertighaus aus Schweden. Die Decken im Obergeschoss sind alle mit Nadelholz verkleidet......Sollte dies das Problem sein, muss ich das Haus verkaufen. Schreckliche Vorstellung. Hareeka
 
PS: Ich wohne in einem Fertighaus aus Schweden. Die Decken im Obergeschoss sind alle mit Nadelholz verkleidet......Sollte dies das Problem sein, muss ich das Haus verkaufen. Schreckliche Vorstellung. Hareeka

Nein, musst Du nicht. Du kannst die Decken mit "Fermacell", "Knauf-Vidiwall" oder anderen Gipsfaserplatten sanieren. Gipskarton könnte imprägniert sein, eher nicht. Das macht das lokale Gipser- und Trockenbaugewerbe. Dasselbe gilt für die Wände, die etwa bei Älvsby-Hus (dem grössten schwedischen Hersteller) aus PVC-beschichteter Spanplatte sind. Aber da könnte schon das sorgfältige Abkleben aller Plattenstösse viel helfen, falls es ein Problem ist. Gestrichene oder gespritzte Spanplatten, wie sie von deutschen Herstellern verwendet werden, könnten mit diesem oben erwähnten Pure-Nature-Siegel verbessert werden, eine Sanierung mit Fermacell wäre besser.

Aber sei froh, im eigenen Haus zu wohnen, da kannst Du tun, was nötig ist, ohne Probleme mit dem Vermieter zu bekommen. Und: Lüften, ohne dass sich Nachbarn über die geteilten Heizkosten aufregen müssen.


Wenn Du es genau wissen wilst: Frag einen Bauökologen, die sind, zumindest die fortschrittlichen, mit MCS vertraut.
So ein Gutachten kostet natürlich, aber ohne das, kannst Du auch kein anderes Haus kaufen oder bauen ...

Puistola
 
Hallo und Dank für die Antwort. Ich habe mal in den Bauantrag von 1995 geschaut: Die Firma heißt "Myresjöhus".
Als Baumaterialien sind angegeben:
Nadelholz Güteklasse 2 gemaäss DIN 4074
Brettschichtholz GK E1/Din 4047
Spanplatten E1/DIN 68 763
Gipskartonplatten/DIN 18 180.

Wie soll man aber an die verarbeiteten Spanplatten herankommen? Da müsste ja das ganze Haus zerlegt werden? Nun glaube ich fast, dass ich durch das Haus krank wurde. 1996 zogen wir ein, und ab 1998 fingen die Beschwerden an und wurden von Jahr zu Jahr schlimmer bis zum "Zusammenbruch" des Immunsystems im Oktober vergangenen Jahres.....
 
Hallo und Dank für die Antwort. Ich habe mal in den Bauantrag von 1995 geschaut: Die Firma heißt "Myresjöhus".
Als Baumaterialien sind angegeben:
Nadelholz Güteklasse 2 gemaäss DIN 4074
Brettschichtholz GK E1/Din 4047
Spanplatten E1/DIN 68 763
Gipskartonplatten/DIN 18 180.

Wie soll man aber an die verarbeiteten Spanplatten herankommen? Da müsste ja das ganze Haus zerlegt werden? Nun glaube ich fast, dass ich durch das Haus krank wurde. 1996 zogen wir ein, und ab 1998 fingen die Beschwerden an und wurden von Jahr zu Jahr schlimmer bis zum "Zusammenbruch" des Immunsystems im Oktober vergangenen Jahres.....

Au Backe! "Sick Building Syndrome"!
Allererste Handlung: Lüftung höher stellen, auch wenn damit Geräusch verbunden. So, wenn Du das gemacht hast, weiterlesen:

Zunächst die Definition von E1:

Emissionsklassen:
Bei Holzwerkstoffplatten wird wie folgt unterteilt:
Emissionsklasse E1 für unbeschichtete und beschichtete Holzwerkstoffplatten, die geeignet sind, bei der Untersuchung im Prüfraum eine Ausgleichskonzentration von max. 0.1 ppm ... aus:
www.baubegriffe.com/E_Das_kleine_Baulexikon/...
Zu Deutsch: Üblere Platten dürfen überhaupt nicht verwendet werden, und minderemittierende Platten gibt es nur auf ausdrückliche vertragliche Zusicherung. Dein Haus ist also aus Behörden- und Lieferantensicht "in Ordnung".
Mit dem Brettschichtholz ist es das gleiche wie mit den Massivholzmöbeln: Für das Zusammenfügen der Lamellen braucht es viel weniger Leim als für Spanplatten. Dass verleimtes Massivholz trotzdem ein Problem sein kann, zeigt das unten angeführte Beispiel einer Schulhaussanierung.

Form-Aldehyd aus E1-Spanplatten scheint gleichwohl das Hauptproblem in Deinem Haus zu sein. Andere Schadstoffe kann es natürlich auch geben: Flammschutzmittel, VOC, Insectizide ... Das Ganze heisst dann "Sick-Building-Syndrome".

Form-Aldehyd ist das Wohngift Nr. 1. Es kann glücklicherweise als einziges mit geringem Aufwand von Laien gemessen werden:
Bio-Check Formaldehyd Test Einmalmessung
https://www.auto-interieur.de/ENVIMEDICAL_Info_-_BioCheck_F.pdf

Das ist so billig und einfach, das kannst Du selbst messen in mehreren Räumen, je einmal bei ein- und ausgeschalteter Lüftung. Die Indikatorstreifen bei der Auswertung auf ein Blatt Papier legen, auf dem Datum und Raum und Lüftung bei der Messungen angegeben sind und mit einer digitalen Camera fotografieren. So, jetzt hast Du einen Status der Belastung der einzelnen Räume und der Wirksamkeit der Lüftung. Das ist die Grundlage für Diskussionen mit dem Hersteller und für die Planung von Massnahmen. Alle späteren Schritte können nun mit erneuten Messungen auf Erfolg kontrolliert werden.

Nun ziehst Du in den wenigst belasteten Raum um und schaffst da alle anderen möglichen Belastungsquellen raus, insbesondere Heimtextilien (Flammschutzmittel), E-Geräte, Drucksachen.

Derweil kann man Kontakt aufnehmen mit dem Hersteller "Myresjöhus" bzw. Importeur des Hauses. Ziel: Identifikation der Emissionsquellen im Bauplan des Gebäudes, zur Abklärung der Sanierungsmöglichkeiten mit einem Bauökologen. Die einfachste Möglichkeit ist, analog dem Verlegen eines PVC-Bodenbelages, eine vollkommene Folienauskleidung der Räume, anschliessend Fasergipsplatten-Innenverkleidung, denn die Spanplatten und Schichtholzbalken rausreissen würde wohl heissen, die tragenden Elemente anzugreifen. Das ist zu aufwändig.

Eine bessere Variante: Offenliegende und freigelegte Balken und Spanplattenelemente können mit Schaffwoll-Vlies bekleidet werden, bevor eine Gipsfaser- oder andere Verkleidung vorgesehen wird. Das führt zu Absorbtion des Form-Aldehyds an der Quelle, was dem blossen Verkleiden und Verdrängen weit überlegen ist.
So gemacht mit durchschlagendem Erfolg bei der Form-Aldehyd-Sanierung eines Schulhauses in CH:
https://www.raumlufthygiene.ch/download/tec21-200817-Schafwolle.pdf

(Exkurs: Ob eine Art Luftumwälzung durch grosse Woll-Filter eine einfache Lösung zur Reduktion der Form-Aldehyd-Konzentration in der Luft wäre, weiss ich nicht. Es werden jedenfalls Woll-Vliese angeboten, die man einfach in den Raum hängt, in der Hoffnung, die Luft möge da mal dran vorbeiziehen. Die Quelle würde bei dieser Einfach-Methode jedenfalls weiter emittieren. Aktivkohle bindet auch Form-Aldehyd, allerdings nicht besonders gut, sehr im Gegensatz zu Acet- und höheren Aldehyden und den übrigen Wohngiften, die meist grössere Moleküle haben.
Warum nicht mal in einem Raum einen Ballen gewaschene Rohwolle ausbreiten und die Luft mit einem Ventilator darüberblasen?)

Nun einen Raum nach dem erstellten Konzept sanieren und probewohnen. Bei Erfolg das ganze Haus sanieren, oder doch zumindest das Erdgeschoss - dann würde das Dachgeschoss eben zur No-Go-Zone für Dich, bis die Kohle auch reicht für das OG. Bei Teilsanierung beachten: Die Luftstöme dürfen keine Luft vom nicht sanierten in den sanierten Teil befördern, ggf. Lüftungsystem anpassen.

Einfach wird das nicht. Aber ein anderes Haus kaufen, bringt auch nichts, denn bist Du einmal sensibilisiert auf Wohngifte, wirst Du kaum ein anderes Haus finden, in dem Du vorbehaltlos gesund leben kannst. Ein solches müsste neu gebaut werden, ebenfalls mit den einschlägigen Planungs- und Bauleitungsleistungen eines Bauökologen.


Aus dem regnerischen Lappland grüsst Dich
Puistola

PS: Hier ein Link zu einer von vielen Firmen in D, die sich intensiv mit Bauökologie befassen:
Home: bei sentinel-haus.eu
und ein Bericht aus dem "Beobachter": Du bist nicht allein mit dem Problem!
www.beobachter.ch/media/kompakt/09-08-44_K_Wohngifte.pdf

Hinweis auf Deutsches Wollforschungsinstitut Aachen:
DWI an der RWTH Aachen e.V.
1999 G. Wortmann, G. Zwiener, R. Sweredjuk, F. Doppelmayer, F.-J. Wortmann
Aufnahme und Bindung von Innenraum-Schadstoffen durch Wolle am Beispiel von Formaldehyd
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorschlag @ Moderation:
Sollte dieser Thread zum Thema Haussanierung mit "Sick Building Syndrome" neu überschrieben werden, und getrennt werden von der Amalgam-Diskussion?
l

Ich finde, diese Beiträge passen doch sehr gut hierher?

Gruss,
Uta
 
ich hab durch eine hausstaubanalyse auch feststellen müssen, dass mein teppich voller permethrin ist. glücklicherweise haben wir jetzt urlaub, also kommt das ding nun endlich raus. wer braucht schon teppich..?
 
Bislang habe ich PVC immer als sehr problematisch gesehen, wie kommt Ihr darauf, ausgerechnet eine Wohnung eines MCS-Patienten damit zu sanieren?
Ich bin auch noch auf der Suche nach einem geeigneten Abdeckmaterial für das Laminat - als Erste Hilfe - zumindest im Schlafzimmer (Mietwohnung)


https://www.bfr.bund.de/cm/216/bfr_..._verbraucherprodukten_weiter_zu_begrenzen.pdf

3.1.3.3 Quellen für Organozinnverbindungen im Hausstaub
Grundsätzlich kann Hausstaub Organozinnverbindungen aus allen in Innenräumen vorhan-denen Produkten enthalten. Der Hinweis von RPA (S. 55, Tab. 3.1), dass die Belastung im Hausstaub vor allem aus dem Einsatz von DBT in Wand- und Fußbodenbelägen resultiert, wird allerdings durch die Literaturzusammenstellung von Fromme et al. (7) unterstützt, nach der DBT von den in RPA angesprochenen Organozinnverbindungen in Hausstaub wie auch in PVC-Fußböden die höchsten Gehalte aufweist.
Nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (8) lagen die Organozinngehalte im Hausstaub aus 6 Wohnungen mit PVC-Fußböden deutlich höher als im Hausstaub aus 14 anderen Wohnungen (1399 μg/kg gegenüber 241 μg/kg in der 63 μm-Fraktion, 359 μg/kg gegenüber 90 μg/kg in der 2 mm-Fraktion, jeweils Mediane der Summenwerte). Diese Befunde sprechen gegen die Annahme von EuroToxis, dass DBT im Hausstaub vor allem aus dem früheren Gebrauch von Tributylzinn als Biozid herrührt.

Das ganze Ding hat 15 Seiten, deshalb hab ich den ganzen Absatz reinkopiert mit Nummerierung, damit es besser gefunden werden kann

Greenpeace-Gruppe Stuttgart - Clean Construction

Unsere Recherchen ergaben, dass ca. 1200 m² PVC-Bodenbelag verlegt sind. Der Einsatz von PVC-Bodenbelag ist problematisch, weil die Additive, die PVC erst weich, UV- und hitzebeständig machen, mit der Zeit aus dem Bodenbelag herausgelöst werden und sich in der Luft und im Hausstaub anreichern und so vom Menschen aufgenommen werden.


PVC-Böden werden weiter verlegt

Für Bodenbeläge werde sogenanntes Weich-PVC verwendet. Die darin enthaltenen chemischen Weichmacher träten durchaus in die Raumluft aus und seien gesundheitlich grundsätzlich nicht unbedenklich, so die offizielle Auskunft des UBA. Allerdings sei bei bisherigen Messungen keine Schadstoff-Konzentration festgestellt worden, die zu akuten Gesundheitsbelastungen führen könnten. Beschwerden über Kopfschmerzen, Unwohlsein und Geruchsbelästigungen seien in der Regel auf die lösungsmittelhaltigen Kleber zurückzuführen, mit dem die PVC-Beläge fixiert würden.

Liebe Grüße
Yara
 
Bislang habe ich PVC immer als sehr problematisch gesehen, wie kommt Ihr darauf, ausgerechnet eine Wohnung eines MCS-Patienten damit zu sanieren?
Ich bin auch noch auf der Suche nach einem geeigneten Abdeckmaterial für das Laminat - als Erste Hilfe - zumindest im Schlafzimmer (Mietwohnung)

Deine Bedenken sind durchaus berechtigt. PVC ist nicht das ideale Material. Ich lebe leidlich gut auf PVC-Böden, die ich vom Voreignet meines Hauses übernommen habe. Das bitumenverklebte Parkett in der früheren Wohnung war schrecklich, auf mineralischen Böden hab ich auch nicht besser gelebt, als jetzt auf Plastic, aber Schöner, mit kälteren Füssen.
Wie Deine dritte Quelle erläutert, seien
Beschwerden über Kopfschmerzen, Unwohlsein und Geruchsbelästigungen ( ) in der Regel auf die lösungsmittelhaltigen Kleber zurückzuführen, mit dem die PVC-Beläge fixiert würden.

Diesem Umstand liegt der Hinweis zugrunde, geruchsfreie Doppelklebebänder zu verwenden anstelle der ganzflächigen Verklebung.
Bodenbeläge aus PVC enthalten tatsächlich Weichmacher in namhaften Mengen, doch sind diese Phtalat-Moleküle so schwer (Siedepunkt typischerweise über 300°C), dass sie in der Raumluft kaum anzutreffen sind, sondern vielmehr in benachbarte Feststoffe und Flüssigkeiten migrieren (nicht jedoch in Wasser) . Daher die zum Teil extrem hohen Phtalatwerte im Hausstaub und die hohe Aufnahme von Phtalaten aus PVC-Spielzeug oder gar "Beissringen" durch Kleinkinder.

Sobald ein geruch-, lösungsmittel- ,weichmacher- und chlorfreies Material zur Verfügung steht, das ähnlich leicht auf Laminat zu verlegen ist ist und ebenso dicht ist gegen Form-Aldehyd un andere flüchtige Schadstoffew wie ein geschäumter PVC-Belag, werde ich PVC sicher nicht mehr empfehlen.

Zur Sanierung einer Form-Aldehyd oder Bitumen-Belastung aus einem bestehenden Boden ist PVC durchaus geeignet, nicht zuletzt, wenn es, wie in Deinem Fall um "erste Hilfe" geht, eine dauerhafte Lösung also andernorts oder durch eine Gesamtsanierung angestrebt wird. Das Zeug ist in jedem Baumarkt billig zu haben, selbst zu verlegen und nach Beendigung des Mietverhältnisses leicht wieder rauszureissen und erfüllt den Zweck einer Reduktion (nicht Elimination) der Emissionen. Was willst Du mehr?
Ich habe jedoch darauf hingewiesen, dass es bessere, aufwändigere Lösungen gibt:
Ein PVC-Boden kann viele, jedoch nie alle Emissionen von unten aufhalten, also nicht nur die vom Laminat, sondern auch die des Klebers und des Estrichs. Das perfekte Ergebnis erreichst Du aber nur mit dem Rausriss jeglicher belasteter Baumaterialien. Das ist in Mietwohnungen kaum möglich, in Eigenbesitz halt teuer.
Die Überdeckung mit PVC könnte durchaus eine Lösung sein, um die Belastung erheblich zu reduzieren.

Ich denke, die geringen Kosten lassen einen Versuch allemal sinnvoll erscheinen. Wenn es dann nicht geht, liegt das entweder an weiteren Emissionsquellen im Raum, an den nicht vollständig eliminierten Emissionen aus dem Untergrund, oder vielleicht doch am PVC-Belag. Die erste Variante ist wahrscheinlich. Kann die nicht saniert werden, is eben Auszug oder die grosse Sanierung angesagt. Mit entsprechender Belastung und Kosten.

Alles klar?
Puistola
 
ich bin auch versucht, den neuen korkfußboden unversiegelt zu lassen. aber wenn was umfällt, dann sickerts halt ein. auch irgendwie keine lösung.
 
Alles klar?
Puistola

Aber klar, doch.
Ist schon erstaunlich, was Du so alles aus dem Hut zauberst :)

Bei mir besteht der Verdacht, daß die Weichmacher aus dem PVC eben auch für die MCS mitverantwortlich sind - und da bin ich äußerst vorsichtig bei diesem Material.
geruchsfreie Doppelklebebänder
- wo gibt es die und wie heißen die, alles was ich bis jetzt an Platikklebebändern kenne, stinkt !

Also für meine Nase ist PVC absolut nicht neutral, da wäre vielleicht Kork wirklich eine Alternative
Super Infos und wirklich prima das Erklären der Zusammenhänge - Tausend Dank


@Alanis
Gehen Formaldehyd-Dämpfe durch unversiegelten Kork, weißt Du das?

Liebe Grüße
Yara
 
@Alanis
Gehen Formaldehyd-Dämpfe durch unversiegelten Kork, weißt Du das?

Tja, liebe Jara, da zaubere ich grad noch was aus meinem Hut:

Also das Klebeband kann ich hier in Lappland ohne eine 250km-Autofahrt nach Rovaniemi grad nicht erschnüffeln, aber ich hab mal eines verwendet, das nicht roch war und als Träger ein Textil verwendete (ob es auch nicht giftig war, weiss ich nicht, weil das lange vor meiner MCS-"Diagnose" war. Ich würde das mal bei Pure Nature oder bei Haga googeln. Wenn Du Zweifel hast an PVC und Klebband musst Du das Risiko abwägen. Die Alternativen habe ich mehrmals genannt. Garantien wird niemand übernehmen über gewisse vertraglich vereinbarte Grenzwerte hinaus. Ich auch nicht.

Unversiegelter Kork ist porös, da geht jeder Dampf durch. Es könnte sein, dass, wenn er vollflächig verklebt ist mit dem Untergrund, der Kleber eine sperrende Wirkung hat.
Wie erinnerlich, sind Dispersionskleber, z.B. Weissleim, acrylbasiert und daher Form-Aldehydfrei, ganz wie jenes Versiegelungsmittel, das bei Pure Nature angeboten wird.
Da Korkböden ähnlich wie Spanplatten aus kleinen Partikeln zusammengefügt werden (Die grossen sichtbaren Stücke auf gewissen teuren Böden sind wie ein Furnier aufgebracht), ist zudem zu fragen, ob in dem Bindemittel Formaldehyd enthalten ist. Eine Alternative zu dem hässlichen PVC-Belägen sind PVC-versiegelte Korkplatten, die neben der relativen Diffusionsbremse des PVC allerdings auch die toxikologischen Fragezeichen des PVC vereinen mit der Notwendigkeit einer vollflächigen Verklebung und des hohen Fugenanteils wie der Naturkork, auch wenn dieser versiegelt würde.

Über die Bindemittel des Korks kann ich leider nichts grad so aus dem Ärmel schütteln. Aber einen ganz sicheren Tipp zur Bodensanierung habe ich doch noch: Gehärtetes Glas oder Baustahlplatten.

Puistola
 
Zuletzt bearbeitet:
ich wurde gestern von einer freundin (fliesenlegerin) aufgeklärt, dass es mittlerweile clip-kork gibt, den braucht man gar nicht mehr kleben.
 
ich wurde gestern von einer freundin (fliesenlegerin) aufgeklärt, dass es mittlerweile clip-kork gibt, den braucht man gar nicht mehr kleben.

Liebe Alanis

In diesem Thread bin ich auf sichereren Füssen ;-)

So ein Clic-Kork-Produkt findest Du hier:
Wicanders Kork-Fertigparkett Verlegeanleitung

Das ist ebenso wie ein Laminat-Fussboden eine Holzwerkstoff-Platte, jedoch mit einer Korkauflage statt der Melaminharz-Beschichtung. Kork an sich ist ja ein ausgesprochen angenehmes Bodenmaterial, vor allem für Barfussgänger. Dazu gibt es, je nach Preis, auch sehr schöne Designs und Farben. (Die Korkprodukte, die ich kenne, haben leider einen recht strengen Eigengeruch, mal abgesehen von den PVC-versiegelten Wicanders-Platten, die ich ja auch schon erwähnt habe.)

WENN das verwendete Material samt den darin verwendeten Leimen schadstofffrei ist (ich hab so auf die Schnelle nichts dazu gefunden im net), dann ist das eine gute Idee:
Man legt eine kaschierte Aluminium-Folie (die ist gasdicht) auf den bestehenden kontaminierten Boden oder Estrich, möglichst mit Aluband dicht verklebt, zur Aussperrung der Form-Aldehyds und oder der Lösungsmittel etc. Den Wandanschluss, wie oben für PVC beschrieben, nicht vergessen. Darauf kann man nun das an sich nicht gas- und diffusionsdichte Kork-Parkett ganz normal verlegen. Das sollte kein grosses Problem geben wegen der Höhe, denn das Beispielprodukt ist nur 12 mm hoch. Vermieter könnten auch mit dem Ersatz des bestehenden Laminates einverstanden sein, denk ich mal, denn es handelt sich ja um ein sehr hochwertiges Produkt.

Die Verträglichkeit könnte man sogar einfach testen:
In einem Raum, der verträglich ist (wer hat das schon bei MCS etc.?) ein Paket des gewünschten Produktes auspacken und lose auslegen. Weil das Zeug lange verpackt war, wird das Muster jetzt das vielfache ausgasen, von dem, was es später fertig verlegt in den Raum abgeben wird. Wenn OK, mehr davon kaufen und im beschriebenen Sinne verlegen, wenn nicht, zurück damit in den Baumarkt, fein säuberlich in der Originalpackung.

Gleich kann man natürlich mit jedem lose verlegbaren Material verfahren, sogar Naturstein-Parkett gibt es. Das Problem dabei ist eben die Schadstoffbelastung der meisten dieser Produkte. Unbedingt VOR dem Verlegen abklären, denn ist das Zeug mal verlegt, wird es mit der Rückgabe schwierig.


Schon toll, was so ein Forum bringt: Im Gespräch werden Varianten entdeckt, auf die man alleine nie gekommen wäre.

Korkigen Gruss
Puistola
 
Zuletzt bearbeitet:
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