Geübte Bergfahrer

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04.01.07
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Wir (meine Mutter auf der Rückbank, mein Göttergatte Walter am Steuer, und ich, Baffo, als Beifahrer) fuhren durch Imst. Am linken Strassenrand tauchte ein Schild auf „Diese Strasse sollte nur von geübten Bergfahrern benutzt werden!“.

Walter: „Da!“
Aber er zeigte nicht nach links, sondern nach rechts, und schwupp waren wir an dem Schild vorbei.
Baffo: „Bist Du nicht!“
Walter: „Bin ich doch.“
Meine Mutter: „Was?“
Baffo: „Er spinnt wieder mal.“

Und dann ging es los. Die Strasse hing wie ein Zwirnsfaden an immer neuen Bergen. Es fing an zu regnen, aber das waren nur die Wolken. Schnee lag auch herum (im August). Meine Mutter zeterte lautstark, wir sollten umkehren, aber das wäre gar nicht so einfach gewesen, denn die „Strasse“ war sehr schmal, und ein Geländer gab es auch nicht. Schliesslich waren wir oben, auf dem Gipfel der Lechtaler Alpen. Die Strasse verbreiterte sich zu einem kleinen Parkplatz und wir hielten an und öffneten die Türen.

Da erschien ein zweites Auto. Sogleich drehte meine Mutter die Scheibe herunter:
„Hilfe! Helfen Sie mir! Meine Kinder sind verrückt! Sagen Sie ihnen, sie sollen umkehren! Hilfe!!“

Ja nun. Die ausgestiegenen Bergsteiger (volle Montur) berichteten uns, dass die Strasse noch etwas schmaler würde, und so fassten wir tatsächlich den Beschluss, umzukehren. Mit dem zweiten Gang als Motorbremse ging es also gemächlich und kurvenreich wieder hinunter.

Plötzlich, ungefähr auf der halben Strecke, wurden wir immer schneller, unangebracht schnell, und ein sehr penetranter Geruch erfüllte das Auto. „Halt!!!“ brüllte meine Mutter. Mein Göttergatte riss die Handbremse hoch und langsam kamen wir in einer Kurve zum Stehen. Ich rannte nach hinten und rammte zwei Bremsklötze unter die Räder.

„Was ist denn los was ist denn los was ist denn los ???!!!“ schrie meine Mutter.
„Die Bremse kocht. Ruhe!“ sagte der geübte Bergfahrer.
Mit kochenden Bremsen hatten wir keine Erfahrung.Konnte man danach weiterfahren? Wir besichtigten die Bremsen von allen Seiten, aber das brachte uns auch nicht weiter. Schliesslich sagte der geübte Bergfahrer: „Wir fahren weiter. Ich nehme den ersten Gang als Motorbremse und zusätzlich die Handbremse.“ Und es ging. Zur Vorsicht zog der geübte Bergfahrer die Handbremse immer nur kurz an, sodass wir mal schneller und mal langsamer fuhren. Es war sehr spannend und wir starrten auf die Strasse wie die Schlange aufs Kaninchen und manchmal vergassen wir das Luftholen. Irgendwann waren wir unten und kamen wieder an dem Schild vorbei. „Jetzt bin ich einer!“ sagte der geübte Bergfahrer und fuhr in den Hof eines Gasthauses, wo wir den Rest des Tages vor uns hin recycelten.

Viele Grüße
Baffomelia
 
Hallo Baffomelia,

ich danke dir ganz herzlich für diesen Erlebnisbericht. :)

Ich musste beim lesen schon öfters schmunzeln, obwohl mir das wahrscheinlich vergangen wäre, wäre ich in so einer Situation gewesen. :D

Hinterher, so man es überlebt hat;), da lacht man dann darüber.

Mit einem so geübten Bergfahrer als Begleiter könnt ihr euch ja nun an die nächste Schwierigkeitsstufe wagen.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Hallo Baffo -

das ist eine Schilderung so richtig aus dem Leben gegriffen:D..

Da fällt mir eine andere Bremsen-Geschichte ein - es ist schon einige Jahre her:

Ich habe wochenlang und immer öfter in der Autowerkstatt vorgesprochen, weil es sich beim Bremsen merkwürdig "anfühlte", immer mal von Zeit zu Zeit.
Bei den diversen Werkstattbesuchen sind solche Phänomene (wie das so ist, wenn man etwas demonstrieren möchte:eek:)) nie aufgetreten. Nunja - Fazit: eine Frau! Die kann uns viel erzählen:p)... Natürlich wurde man als "Frau am Steuer" von den Spezialisten im Blaumann nicht ernst genommen:mad:.

Vor unserem Urlaub bin ich nochmal in der Werkstatt gewesen, um sicherstellen zu lassen, dass wirklich alles in Ordnung ist, und dass nichts passieren kann. Bestätigung: Es ist alles ok!

Wir sind also in die Ferien gefahren, haben etliche Schweizer Alpenpässe bewältigt (immer mal war es komisch beim Bremsen:eek:) und sind GLÜCKLICHERWEISE wieder heil nach Hause gekommen.

Man stelle sich vor: Danach war ich wieder mit dem Auto in der Werkstatt um zu schildern, dass das "Phänomen" weiter anhält. Es wurde wiederum eine Probefahrt vom Werkstattleiter getätigt. Diesmal war das Fazit:
"Sie fahren keinen Meter mehr mit dem Auto!" Und nach eingehender Untersuchung stellte man fest, dass die Bremsen hätten jederzeit ausfallen können. Danach wurde mir erst mal ganz anders...:mad:

Ich weiss nicht, wieviele Schutzengel wir gehabt haben
c010.gif
...


Und mein Vertrauen in Autowerkstätten ist seitdem ziemlich erschüttert:mad:.

Liebe Grüsse,
uma
 
Diesen Thread habe ich eben erst entdeckt, manchmal gehen einem richtige Perlen durch die Latten.
Baffomelia, du hast ja richtiges Erzähltalent!
Ausserdem bin ich für Uma sehr froh, dass die Schutzengel bis zum letzten Moment anwesend waren!
Ich selber bin ja noch ein Frischling, was Autofahren angeht. Aber da wir in den Bergen wohnen, habe ich natürlich auch bald Erfahrungen mit kochenden Bremsen gesammelt.
Ich war also auf einer ersten längeren Fahrt durch die Berge unterwegs. Ich war erst im Besitz des Lernfahrausweises, also war auch der obligatorische Begleiter auf dem Beifahrersitz.
Mit der Zeit kamen mir Zweifel, ob die Bremsen denn ihren Dienst immer noch richtig tun würden?
Irgendwann informierte ich dann meinen Beifahrer, der übrigens richtig viel Ahnung von Autos hat, dass die Bremsen nicht mehr richtig funktionieren würden.
Lapidare Antwort: " Ach was, dein Bein ist nur zu kurz!" :eek:
Meiner Reaktion konnte er wohl entnehmen, dass dies bestimmt die falsche Antwort gewesen war :)))
Auf jeden Fall hiess er mich dann doch bei nächster Gelegenheit anzuhalten und wir waren dann gezwungen, die Bremsen etwas abkühlen zu lassen.
Den Rest des Weges habe ich auf dem Beifahrersitz verbracht :D
Den Spruch mit dem zu kurzen Bein muss er sich seither ab und an anhören ;) und ich habe daraus gelernt, dass die Möglichkeit der Motorbremse eine feine Sache ist und auch angewendet werden sollte.
Liebe Grüsse, Sine
 
Ich hatte mal an einem Tag im Winter des Problem, daß sich mein Auto, damals ein Opel Montrey, auf der Autobahn bei etwa 120-130km/h auf geschloßener Schneedecke drehte. Das passierte nur manchmal wenn ich leicht bremsen mußte. Da machte auf einem Rad die Bremse nicht wieder auf, und schon drehte sich die Kiste so weit, daß ich durch das Seitenfenster des Beifahrers in Fahrtrichtung schauen mußte. Da ich aber bei Autofahren sehr schwer aus der Ruhe zu bringen bin, habe ich nur immer mit leichten Gas und leichten Gegenlenken gewartet bis sich die Bremse wieder löste, und das Auto wieder langsam in Fahrtrichtung drehte. Das passierte mir bei einer Fahrt nach München 3 oder 4 mal. Dann war ich aber doch auch etwas unruhig, denn wenn das passiert wenn ein Fahrzeug daneben ist, kann es seeeeehr eng werden :D. Also habe ich in München dann auch gleich die Bremse testen lassen, und einen Bremszange die nicht mehr richtig auf machte wurde gleich repariert. Bei ungeübten Fahrern die nur die Bremse als Allheilmittel kennen, endet die Fahrt mit Sicherheit in der Leitplanke oder im Graben :schock:

Ich bin übrigens als junger Fahrer im Winter immer zu Winterbeginn auf sehr große verschneite Parkplätze gefahren und habe dort geübt das Auto total ins Schleudern zu bringen, und wieder aufzufangen. Wenn man das lange genug und des öfteren übt, geht das in eine automatische Reaktion über, und man hat keinen Schweiß auf der Stirn wenns mal rutschig wird. Da, wo "normale" Autofahrer ihr heiliges Blechle am Strassenrand parken und nicht mehr weiterfahren, fahre ich los, und habe den höchsten Spass damit.

Autofahren im Winter ist wirklich eine Art Hobby bei mir. Da ist Franzelchen die halbe Nacht unterwegs, wenns Stürmt und Schneit :D

Liebe Grüße und ein schönes WE
Franz
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Franz!

Ja, das Schneefahren war auch ein Hobby eines Kumpels von mir.
Er hat auf einem riesigen Parkplatz an der Schwarzwaldhoch-
straße geübt. Da stand nur ein einziges Auto drauf. Und rate
mal, wer auf dieses einzelne, einsame Auto so drauf gebrummt
ist, dass ein Totalschaden zu beklagen war?

:)))

Viele Grüße

Heinz
 
Ohhh, blöd gelaufen. :D

Und heute gibt es eigentlich keine so tollen Parkplätze mehr. Heute sind sie allen mit Grünen Inseln zwischen den Parkstreifen angelegt. Dadurch entsehen nur noch lauter kleine durch Grünstreifen (mit Bordsteinen und Bäumchen, Sträucher) getrennte Parkflächen. Früher waren es Flächen mit schnell man 500x500 Meter. Da ist es dann relativ schwer ein anderes Auto zu treffen :D
 
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