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Ein charakteristisches Merkmal dieser Bakterien aber ist, dass sie wie auch die Mycoplasmen durch einen Sterilfilter passen. Selbst bei einer Porengrösse von 70 Nanometer schlüpfen noch einige dieser winzigen Plagegeister hindurch. Nahe an der Grenze zur Ultrafiltration dagegen sind Filter mit einer Porengrösse von 40 nm. Da in diesen Filtern Nanobakterien wirkungsvoll zurückgehalten werden, kommen sie inzwischen bei vielen Anbietern zum Einsatz. Allerdings bleiben auch andere funktionelle Stoffe des Serums im Filter hängen, was dann wiederum ein beeinträchtigtes Zellwachstum zur Folge hat. Vielleicht hat der ein oder andere Experimentator nach einem Wechsel der Serumcharge auch schon ein schlechteres Wachstum seiner Zellen beobachtet. Wie man es auch dreht und wendet, irgendwo scheint immer ein Pferdefuss zu sein. Selbst durch eine hochdosierte Gammabestrahlung werden diese Bakterien nicht abgetötet.
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Erste zytopathische Effekte wurden bei Fibroblasten beobachtet, die mehr als 100 Nanobakterien pro Zelle aufgenommen hatten. Ähnlich wie bei einer Mycoplasmen-Infektion kann eine verstärkte Vakuolisierung, begleitet von schlechtem Wachstum bis hin zu apoptotischen Veränderungen beobachtet werden.
Wer seine Kulturen auf diese ständigen Begleiter testen möchte, kann das am einfachsten mit einem Farbtest tun. Der Test beruht auf dem Nachweis von bakteriellen Nukleinsäuren, die mit dem Farbstoff Bisbenzimid (Hoechst 33258) angefärbt werden und funktioniert analog wie ein DAPI-Test zum Mycoplasmennachweis. Erheblich zuverlässiger aber sind andere Techniken wie Elektronenmikroskopie, Immunfluoreszenz oder ein ELISA mit monoklonalen Antikörpern gegen Nanobakterien.
Zugegeben: Es ist beruhigend zu wissen, dass die Nanos" die Zellkulturen in der Regel nicht überwachsen und daher keine unmittelbare Gefahr besteht. Dennoch kann man etwas unternehmen und seine Kulturen säubern.
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Weitere Auslöser für Infektionen können Flaschenhälse sein, die versehentlich berührt wurden bzw. Pipettenspitzen, die in den vorderen schon gefährlich unsterilen Bereich der Flowbox gebracht wurden. Solche Missgeschicke sind typische Anfängerfehler, die man aber nach leidvoller Erfahrung mit aufgetretenen Infektionen schnell ausmerzt.
Was häufig unterschätzt wird ist, dass hüstelnde und niesende Mitarbeiter oder Personen mit chronischen Atemwegsinfekten häufig selbst eine potentielle Kontaminationsquelle darstellen. Gerade in der Erkältungszeit ist das durchaus nicht abwegig und man sollte auch mal über die eigene Arbeitsweise nachdenken, wenn man ungeniert vor sich hin prustet oder in einem Anfall von Redseligkeit die Ereignisse vom Vorabend ausgerechnet an der Sterilbank mit den Kollegen austauscht. Darüber hinaus sollte Publikumsverkehr um die Flowbox während der sterilen Arbeiten nach Möglichkeit vermieden werden.
Eine beliebte Brutstätte für Keime jeglicher Art, besonders aber für Pilze sind Mediumtropfen, die sich an Flaschenhälsen befinden oder von dort meist unbemerkt auf die Stellflächen des Brutschranks getropft sind. Solche Tropfen sind geradezu ein gefundenes Fressen für Keime, die sich darin fröhlich vermehren und dann eine Flächenkontamination verursachen.
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