Beim Suchen nach was Anderem auf diesen Thread gestossen:
Und ganz ehrlich. Irgendwie hatte der Hackethal doch Recht, was die Probleme nach Total-OP angeht.
Besonders desillusierend finde ich diesbezüglich die nachfolgende Dissertation von 2009.
Resultate nach radikaler Prostatektomie bei Patienten mit einem Prostatakarzinom Gleason 7-10, was die Folgen einer Total-OP angeht:
Nein, der Hackethal hatte so nicht recht:
Prostatakrebs ist nicht eine, sondern viele verschiedene Krankheiten mit ganz verschiedenen Verläufen. Natürlich kann man einen Krebs aussitzen, wenn man bei der Diagnose 70 ist, ein schlechtes Herz hat, vom Krebs keine Beschwerden hat und zudem einen langsamen Anstieg der Krebsmarker, vor allem des PSA.
Hast Du aber als Mittfünfziger einen anhaltend raschen PSA-Anstieg, kannst Du mit einer exponentiellen Funktion den Zeitpunkt des Exitus graphisch darstellen - ganz lustig.
Da greift man ganz gerne zu, wenn der Urologe Heilung durch eine radikale Operation (RPE) auch nur als eine der Möglichkeiten in Aussicht stellt.
Kommt es anders, weil eben doch schon metastasiert, liegt das nicht an der Biopsie oder der RPE, sondern an der Biologie des vorliegenden Krebses.
Dann sind palliative (weil Heilung unwahrscheinlich ist) Therapien mit ihren unvermeidlichen Nebenwirkungen gegen den möglichen Gewinn an Lebenszeit abzuwägen.
Naja, eine übermenschliche Aufgabe, denn wer rechnet schon gerne mit dem Tod?
Palliative Therapien in diesem frühen Stadium als "Sterbebegleitung" abzutun, ist zynisch.
Als Betroffener habe ich mich für eine Antihormontherapie entschieden, im Wissen um die nicht unerheblichen Nebenwirkungen, aber auch im Wissen darum, zumindest während der Therapiedauer das Wachstum des Krebses zu bremsen oder gar zu unterbrechen.
Mit Erfolg.
Derzeit lebe ich therapiefrei und kann meine PSA-Werte auf Exeltabellen rumschieben zur Abschätzung, wann die nächste Therapie fällig wäre. Das gewonnene Jahr ohne Krebswachstum (ausgedrückt durch geringen PSA-Wert) und der weitere Gewinn an Lebenszeit durch weitere Therapiephasen sind für mich nicht Sterbe-, sondern Lebenshilfe.
Ich spreche hier von meiner Einzelerfahrung eines ausserordentlich aggressiven Krebses. Statistisch gesehen hingegen ist der flächenhaft zur Krebsfrüherkennung eingesetzte PSA-Wert bis anhin ein Debakel, was ja gar niemand mehr ernsthaft bestreitet.
Früherkennungs-Untersuchungen nur noch für Risikogruppen und vor allem eine dynamische Auswertung der Krebsmarker können da viel Leid durch Überdiagnose und Übertherapie ersparen und zugleich jene Männer finden helfen, die der Therapie bedürfen - vielleicht sogar rechtzeitig, also in einem noch heilbaren Stadium.
Ansatze wie "Abwartendes Beobachten" und "Aktive Überwachung" sind erfunden worden, um die vielen (hinterher gesehen) unnötigen Krebsdiagnosen zu bewältigen. Die Dauerangst vor dem Krebs nimmt diesen Betroffenen aber niemand mehr.
Puistola