Warum Sie den Krebs einfach aussitzen können

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Warum Sie den Krebs einfach aussitzen können

Von Elke Bodderas 26. März 2009, 10:39 Uhr

Der Mediziner Hans-Hermann Dubben macht sich unter Kollegen wenig Freunde. Er meint: "Meist ist es besser, sich nicht auf Prostata- oder Brustkrebs testen zu lassen". Die größte Studie zum Prostatakrebs scheint ihn zu bestätigen: Früherkennung hilft wenigen und schadet vielen. WELT ONLINE sprach mit dem Medizinstatistiker.

Medizin: Warum Sie den Krebs einfach aussitzen können - Nachrichten Wissenschaft - Medizin - WELT ONLINE
 
Das geht ja in die gleiche Richtung wie einstens Prof. Hackethal:

Das war ja gerade das, was Prof. Dr. med Hackethal beschrieb, die alles überwiegende (> 95 %) Mehrheit aller PKs sind harmlose "Haustiere", solange Mann sie in Ruhe lässt. So bald Mann da aber rein sticht (Biopsie) oder schneidet (RPE), ist es mit der Ruhe vorbei, dann hat Mann plötzlich ein wildes "Raubtier"
Abwarten und Beobachten ("Watchful Waiting")

Gruss,
Uta
 
Was mir an der Seite Abwarten und Beobachten ("Watchful Waiting") etwas aufstösst, ist dieser eine Absatz
Beim Watchful Waiting wird die Erkrankung also erst dann – und zwar palliativ (begleitend), nicht mehr kurativ (heilend) – behandelt, wenn sie Symptome verursacht, z. B. Schmerzen durch Skelettmetastasen.
denn palliative Behandlung ist nichts anderes als Sterbebegleitung.

Palliative Krebsbehandlung beinhaltet Chemo als auch Radiatio und alle sonstigen bekannten Schulmedizinischen Behandlungen.

Letztlich geht es hier doch um 2 ganz verschiedene Dinge.
Während die neuesten Untersuchungen darauf hinweisen, dass diese ganzen Biopsien und sonstigen Untersuchungen viel mehr Männer zu Krebskranken mit allen bekannten Folgen machen als es normal der Fall wäre, da die meisten Männer ohne den Krebs zu bemerken eines natürlichen Todes sterben würden, geht es bei Prostatakrebse.de um eine mögliche Therapieart unter Beibehaltung der üblichen schulmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen, ständige Kontrollen, Biopsien und allem anderen Pipapo.

Daher hat es auch nichts mit Hackethal oder dieser Nachricht zu tun, wenn man die Seite von Prostatakrebse zu watchful waiting postet. Watchful waiting setzt ja als erstes Mal voraus, dass man Biopsien usw. gemacht hat.

Ein Mann, bei dem kein Prostatakrebs festgestellt wurde, der braucht auch kein watchful waiting.:rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Und ganz ehrlich. Irgendwie hatte der Hackethal doch Recht, was die Probleme nach Total-OP angeht.
Besonders desillusierend finde ich diesbezüglich die nachfolgende Dissertation von 2009.
Resultate nach radikaler Prostatektomie bei Patienten mit einem Prostatakarzinom Gleason 7-10, was die Folgen einer Total-OP angeht:
Bei insgesamt 308 von 489 Studienpatienten wurden ein Jahr nach radikaler Prostatektomie der Kontinenz- und Potenzstatus erhoben.
Hierbei zeigten sich 192 Patienten vollständig kontinent (kein Protektionspad nötig bzw. gemäß Cough leak point pressure [CLPP]), was einer Rate von 62,3% entspricht.
Bezüglich des Potenzstatus waren 39 Patienten postoperativ zur vaginalen Penetration fähig (z.T. unter Verwendung von Phospho-Diesterase-5-Hemmern), was einer Rate von 12,7% entspricht.
https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2009/0739/pdf/dmaf.pdf
So deutlich liest sich das auf den Internethochglanzseiten nicht.

Mein Vater hatte 2 OPs und war nach der letzten völlig inkontinent. Ekelhafte Sache.:eek:)
 
Beim Suchen nach was Anderem auf diesen Thread gestossen:

Und ganz ehrlich. Irgendwie hatte der Hackethal doch Recht, was die Probleme nach Total-OP angeht.
Besonders desillusierend finde ich diesbezüglich die nachfolgende Dissertation von 2009.
Resultate nach radikaler Prostatektomie bei Patienten mit einem Prostatakarzinom Gleason 7-10, was die Folgen einer Total-OP angeht:

Nein, der Hackethal hatte so nicht recht:

Prostatakrebs ist nicht eine, sondern viele verschiedene Krankheiten mit ganz verschiedenen Verläufen. Natürlich kann man einen Krebs aussitzen, wenn man bei der Diagnose 70 ist, ein schlechtes Herz hat, vom Krebs keine Beschwerden hat und zudem einen langsamen Anstieg der Krebsmarker, vor allem des PSA.

Hast Du aber als Mittfünfziger einen anhaltend raschen PSA-Anstieg, kannst Du mit einer exponentiellen Funktion den Zeitpunkt des Exitus graphisch darstellen - ganz lustig.
Da greift man ganz gerne zu, wenn der Urologe Heilung durch eine radikale Operation (RPE) auch nur als eine der Möglichkeiten in Aussicht stellt.
Kommt es anders, weil eben doch schon metastasiert, liegt das nicht an der Biopsie oder der RPE, sondern an der Biologie des vorliegenden Krebses.
Dann sind palliative (weil Heilung unwahrscheinlich ist) Therapien mit ihren unvermeidlichen Nebenwirkungen gegen den möglichen Gewinn an Lebenszeit abzuwägen.
Naja, eine übermenschliche Aufgabe, denn wer rechnet schon gerne mit dem Tod?

Palliative Therapien in diesem frühen Stadium als "Sterbebegleitung" abzutun, ist zynisch.
Als Betroffener habe ich mich für eine Antihormontherapie entschieden, im Wissen um die nicht unerheblichen Nebenwirkungen, aber auch im Wissen darum, zumindest während der Therapiedauer das Wachstum des Krebses zu bremsen oder gar zu unterbrechen.
Mit Erfolg.
Derzeit lebe ich therapiefrei und kann meine PSA-Werte auf Exeltabellen rumschieben zur Abschätzung, wann die nächste Therapie fällig wäre. Das gewonnene Jahr ohne Krebswachstum (ausgedrückt durch geringen PSA-Wert) und der weitere Gewinn an Lebenszeit durch weitere Therapiephasen sind für mich nicht Sterbe-, sondern Lebenshilfe.

Ich spreche hier von meiner Einzelerfahrung eines ausserordentlich aggressiven Krebses. Statistisch gesehen hingegen ist der flächenhaft zur Krebsfrüherkennung eingesetzte PSA-Wert bis anhin ein Debakel, was ja gar niemand mehr ernsthaft bestreitet.
Früherkennungs-Untersuchungen nur noch für Risikogruppen und vor allem eine dynamische Auswertung der Krebsmarker können da viel Leid durch Überdiagnose und Übertherapie ersparen und zugleich jene Männer finden helfen, die der Therapie bedürfen - vielleicht sogar rechtzeitig, also in einem noch heilbaren Stadium.
Ansatze wie "Abwartendes Beobachten" und "Aktive Überwachung" sind erfunden worden, um die vielen (hinterher gesehen) unnötigen Krebsdiagnosen zu bewältigen. Die Dauerangst vor dem Krebs nimmt diesen Betroffenen aber niemand mehr.

Puistola
 
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