Institut empfiehlt Höchstmengenfestsetzung auf EU-Ebene und Kennzeichnung
Weltweit werden jährlich mehr als neun Millionen Tonnen marine Makroalgen
geerntet. Haupterzeugerländer sind China, Japan, die Philippinen sowie Nord-
und Südkorea. Zu den Makroalgen, die überwiegend in Aquakulturen angebaut
werden, gehören Braun-, Rot- und Grünalgen. Während Algenerzeugnisse in
asiatischen Ländern seit Jahrhunderten Bestandteil der traditionellen Küche
sind, wo sie als Gemüse gekocht, für Salate verwendet oder als Würzmittel
angeboten werden, haben sie auf dem deutschen Markt erst in den letzten
Jahren an Bedeutung gewonnen. Ein Problem kann sich aus dem zum Teil
extrem hohen Jodgehalt der Makroalgen ergeben, der auf den Produkten aller-
dings nur selten angegeben ist. Besonders hoch kann der Jodgehalt in
getrockneten Algen- und Seetangprodukten sein.
Die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer wies in beanstandeten
Algenerzeugrissen bis zu rund 6.500 mg Jod pro kg Trockengewicht nach.
Nach Ansicht des BgVV können Lebensmittel und Würzmittel aus Algen oder
Seetang mit mehr als 20 mg Jod pro kg Trockenmasse die Gesundheit schädigen.
In Ländern mit ausreichender Jodversorgung, wie z.B. dem asiatischen Raum,
wo die Makroalgen traditionell verwendet werden, ist ein plötzliches
Überangebot an Jod kaum mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden.
Anders in sogenannten endemischen Jodmangelregionen, zu denen
Deutschland zu rechnen ist: Hier bilden sich als Folge einer Fehlanpassung an
den chronischen Jodmangel in der Schilddrüse vor allem bei älteren Menschen
häufig kleine autonome Zentren (autonome Adenome) aus. Werden diese
autonomen Zentren durch ein plötzliches Überangebot an Jod aktiviert, kann
dies zu einer lebensbedrohlichen Überfunktion der Schilddrüse führen.
Andererseits kann ein Überangebot an Jod bei Vorliegen einer normalen
Schilddrüsenfunktion die Synthese von Schilddrüsenhormonen hemmen, aus
der eine kompensatorische Unterfunktion und die Ausbildung eines Kropfes
resultieren können. Gefährdet sind auch Patienten mit einer Dermatitis
herpetiformis Duhring - einer seltenen, entzündlichen Hauterkrankung, bei der
es durch ein Jodüberangebot zur Auslösung von Krankheitsschüben kommen kann.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt Jugendlichen und
Erwachsenen eine tägliche Jodzufuhr von insgesamt 180-200 Mikrogramm
(µg).
Als oberer tolerabler Zufuhrwert werden von der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) 1000 µg pro Tag benannt.
Aufgrund der genannten Umstände in dem
Jodmangelgebiet Deutschland sollte eine Zufuhr von 500 µg Jod pro Tag hier
aber aus Vorsorgegründen nicht überschritten werden.
Für Nahrungsergänzungsmittel hat das BgVV deshalb eine Obergrenze für Jod
von 100 µg pro Tag empfohlen und auch für die rezepturmäßige Verwendung
von jodiertem Speisesalz wurden Höchstmengen festgesetzt.
Aus demselben
Grund hält das BgVV Algenprodukte mit mehr als 20 mg Jod/kg Trockenmasse
aus Gründen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes nicht für verkehrsfähig.
Es plädiert für die Festsetzung von Höchstmengen auf europäischer Ebene
und die obligatorische Kennzeichnung des Jodgehaltes.
Quelle