Hallo Exist,
M. Wilson zu diagnostizieren kann, je nach Fall, ganz einfach sein oder ganz kompliziert sein. Einfach ist es dann, wenn man ein eindeutiger Fall ist. Wie bei jeder Krankheit gibt es auch beim M. Wilson ganz eindeutige klare Fälle und es gibt die Fälle, wo die Laborwerte und die sonstigen Diagnosekriterien nicht auf Anhieb eindeutig sind. Oft genügt es schon, dass man z. B. die notwendigen Laborwerte einige Mal zu unterschiedlichen Zeiten wiederholt, weil man dann evtl. doch eine Richtung daraus erkennen kann.
was mich dennoch nachdenklich mahct ist, das mein körper (äußerlich) keinerlei symptome für den morbus wilson aufweist.
habe weder einen ring um die iris noch sind meine hände oder füße gelblich oder habe blaue verfärbungen an den fingern.
Bis auf den Ring im Auge, den man nur mit der Spaltlampe beim Augenarzt diagnostizieren kann, gibt es äußerlich keine typischen Veränderungen. Warst Du denn schon beim Augenarzt wegen des Kayser-Fleischer-Ringes? Wie gesagt, man sieht ihn nicht, wenn man nur in den Spiegel schaut und manchmal ist er auch nur ansatzweise (z. B. ein halber Ring) vorhanden. Außerdem muss es ein Augenarzt sein, der weiß, wo er den Ring im Auge suchen muss. D. h. es gibt Augenärzte, die dies nicht wissen. Ich war mal bei so einem, der suchte den Ring in der Augenmitte und da ist er auf jeden Fall nicht.
.... in letzter zeit bin ich außerdem sehr aggressiv. z.b. wenn ich aufgaben löse und meine klassenkameraden fragen mich dann etwas, anschließend bin ich kurz davor auszurasten...
Das ist ein typisches Verhalten, das man bei M. Wilson haben kann. Man wird aggressiv. In den Symptombeschreibungen heißt es auch manchmal etwas abschwächend: "erhöhte Reizbarkeit". Ist aber dasselbe.
M. Wilson schädigt das Nervensystem, weil es eine Vergiftung mit Kupfer ist und wie alle Vergiftungen werden die Nerven davon geschädigt. Das führt dazu, dass "die Nerven blank liegen". Man verträgt keinen Stress mehr, man reagiert schon bei alltäglichen Belastungen übermäßig.
Natürlich kannst Du auch andere Krankheiten haben, wenn diese dieselben Symptome wie der M. Wilson haben.
Man sollte aber den M. Wilson bei diesen Symptomen auf jeden Fall ausschließen.
Verrückt zu machen wegen der Angst, Du könntest M. Wilson haben, bringt Dich nicht weiter.
Du musst Dir vor Augen halten, wenn Du wissen willst, was Dir fehlt, dann musst Du Dich untersuchen lassen. Ich weiß, dass man denkt, weshalb soll gerade ich das haben und vielleicht ist es doch etwas anderes. Erst mal abwarten...
Aber sollte es M. Wilson sein, dann ist es auf jeden Fall wichtig, so früh wie nur möglich die Diagnose zu erhalten. Du bist erst 17 Jahre alt, das heißt, Du hast noch alle Chancen bei einer Behandlung ein ganz normales Leben führen zu können.
Ich war 47 Jahre, als ich meine Leberbiopsie hatte, bei der zuviel Kupfer in der Leber festgestellt wurde. Ich werde nicht mehr ganz gesund, eben weil ich viel zu spät diagnostiziert wurde. Ich wäre aus meiner Sicht überglücklich, wenn ich bereits mit 17 Jahren den Hinweis bekommen hätte, es könne M. Wilson sein.
Wichtig ist, dass Du zu Experten gehst. Ein "normaler" Arzt, also ein Nicht-Experte für diese Krankheit, hat vielleicht ein Mal in seinem Berufsleben einen M. Wilson-Fall und kann daher einen solchen Fall kaum einschätzen. Es gibt nämlich so viele unterschiedliche Fallvarianten, mildere Fälle, bei denen nicht alle Laborwerte auffällig sind, etc. etc. Dies kann dazu führen, dass bei nicht ganz eindeutigen Laborwerten ein Arzt vorschnell sagt, M. Wilson ist es nicht. Das war bei mir vor 11 Jahren der Fall, d. h. ich hätte schon vor 11 Jahren meine Diagnose bekommen können, wenn sich der Arzt damals besser ausgekannt hätte. So mußte ich 2004 selbst darauf kommen, dass es M. Wilson sein könne.
Evtl. sind bei manchen Fällen, die Laborwerte erst in 5 Jahren ganz eindeutig. Aber das heißt nicht, dass man erst mal 5 Jahre warten sollte. Ich will damit sagen, bei den einen sind die Werte schon mit 10 Jahren auffällig und bei den anderen erst mit 25 oder 40 Jahren. Es gibt sehr viele unterschiedliche Fallvarianten, wohl weil es auch über 250 verschiedene Gendefekte gibt und der eine den Gendefekt Nr. 56 hat, der andere den Gendefekt Nr. 211, d. h. jeder Gendefekt kann ein etwas anderes Krankheitsbild machen und kann auch den Beginn der Krankheit mitbeeinflussen.
Informiere Dich über die Krankheit gut, das wird Dir helfen, denn bei seltenen Krankheitsbildern ist es wichtig, dass man als evtl. betroffener Patient weiß, worauf es ankommt.
Aber gehe davon aus, dass Du in Deinem Alter, wenn Du also jetzt die Diagnose M. Wilson bekämst, keine Einschränkungen haben musst und Deine Beschwerden nach einer gewissen Therapiedauer wohl auch wieder veschwinden.
Gruß
margie