13. Februar 2017
Lebensmittelzusatz E171 für Ratten krebserregend
Laut einer im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichten Studie hat der Lebensmittelzusatz E171 schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem und fördert präkanzeröse Läsionen bei Ratten. Trotzdem stellen die Forscher dieser Studie klar heraus, dass diese Ergebnisse nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden können, sie jedoch einen ersten Gesundheitsalarm für Behörden und Kunden darstellen. E171, auch bekannt als Titandioxid (TiO2), ist ein allgemein verwendetes Nanomaterial in Kosmetikprodukten (Zahnpasta), im Farbanstrich, in Baumaterialien sowie im Ernährungssektor, um Süßigkeiten, Kaugummis, Kekse und Fertiggerichte weißer zu machen oder einzudicken.
In einem ersten Experiment wurde den Ratten eine tägliche orale Dosis von 10mg/kg Körpergewicht verabreicht, die der menschlichen lebensmittelbedingten Exposition ähnlich ist. Zum ersten Mal konnten die Forscher des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA), der französischen Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und Arbeitsschutz (ANSES), der Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA), der Universität Grenobles-Alpes, des Synchrotrons SOLEIL und des luxemburgischen Instituts für Wissenschaft und Technologie (LIST) beweisen, dass das Titandioxid die Darmbarriere durchbricht bzw. diese Nanopartikel ins Blut gelangen. Die Wissenschaftler haben zudem beobachtet, dass diese Substanz sich schädlich auf das Immunsystem auswirkt und Darmentzündungen hervorruft.
In einem weiteren Experiment setzten die Forscher die Ratten chronisch diesem Nahrungsergänzungsmittel aus (über 100 Tage). Hier entwickelten 40% der Tiere präneoplastische Läsionen. Wurden die Ratten vor dem Experiment einer krebserregenden Behandlung ausgesetzt, um solche Läsionen hervorzurufen, entwickelten sich diese im Laufe des Experiments, ohne sich notwendigerweise zu Krebszellen zu entwickeln.
Die Autoren der Studien betonen, dass diese Ergebnisse sich bislang nicht auf den Menschen anwenden lassen. Diese Arbeit sei zunächst eine akademische Studie, um neue Daten zu gewinnen, und keine Risikoanalyse. Die Behörden für Lebensmittelsicherheit müssen nun weitere Untersuchungen durchführen. Nach der Veröffentlichung des Artikels hat die französische Regierung die ANSES mit der Ermittlung des Gefahrenpotentials von Titandioxid für die menschliche Ernährung beauftragt. Der Bericht der ANSES über diese Gefahren von Nanomaterialen soll Ende März vorliegen.
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Literatur:
Food additive E171: first findings of oral exposure to titanium dioxide nanoparticles
Pressemitteilung des INRA, 20.01.2017
INRA - Food additive E171
Alerte sur les dangers du dioxyde de titane E171, un additif alimentaire très courant
Artikel aus Le Monde, 20.01.2017
Alerte sur les dangers du dioxyde de titane E171, un additif alimentaire très courant
Cancer : inquiétudes autour de l’additif alimentaire E171
Artikel aus Sciences et Avenir, 23.01.2017
https://www.sciencesetavenir.fr/san...de-lesions-pre-cancereuses-chez-le-rat_109968