Risikogruppen von SIDS
Säuglinge, die bereits eine Episode von ALTE durch rechtzeitiges Eingreifen überstanden haben
Das Riskio ist um etwa das 2,5fache in Familien erhöht, in denen bereits SIDS Fälle (etwa bei Geschwistern) aufgetreten sind
Kinder, bei denen im Schlaflabor Atemunregelmäßigkeiten festgestellt wurden
Kinder drogenabhängiger Mütter
Kinder mit starkem Untergewicht bei der Geburt
Der früher oft genannte Risikofaktor Frühgeburt taucht in neuen Studien nicht mehr als eigener Faktor auf.
Bei Frühgeborenen, die mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm auf die Welt gekommen sind, besteht nur bei zusätzlichen Erkrankungen (z.B. Lungenkrankheiten) ein erhöhtes Risiko.
Auch eine verlangsamte Erweckbarkeit aus dem Schlaf, auffallende Bewegungsarmut und hohes, schrilles Schreien sollen mit einem erhöhten Risiko verbunden sein.
Vorbeugung von SIDS
Seitdem die Bauchlage beim Schlafenlegen des Säuglings als Risikofaktor erkannt und nicht mehr empfohlen wurde, konnte die Häufigkeit des plötzlichen Kindstods um über 50% gesenkt werden. Verschiedene Risikofaktoren sind bekannt, die das Auftreten eines plötzlichen Kindstods begünstigen
Säuglinge sollten im 1.Lebensjahr in Rückenlage schlafen. Die Bauchlage und möglichst auch die Seitenlage sollte man vermeiden, da sie weniger stabil ist und sich einige Kinder möglicherweise in die Bauchlage rollen können. Gemäß einer Umfrage im Raum Bern werden noch immer etwa 60% der Kinder auf die Seite gelegt.
Der Kopf des Babys sollte nicht durch Bettzeug bedeckt werden können. Es wird empfohlen, den Säugling so zu legen, dass die Füße am Bettende anstehen, um so ein Rutschen unter die Bettdecke zu vermeiden.
Babys sollten nicht auf weichen Unterlagen oder mit Kopfpolster schlafen.
Säuglinge sollen im elterlichen Schlafzimmer, aber im eigenen Bett schlafen.
Säuglinge und Kinder sollten sowohl vor als auch nach der Geburt in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen. Rauchen in der Schwangerschaft beeinträchtigt die Entwicklung des Babys und stellt ein Risiko für den plötzlichen Säuglingstod dar.
Raumtemperatur und Bettdecke sollten so gewählt werden, dass es für das Kind angenehm, d.h. weder zu warm noch zu kalt ist. Nach dem ersten Lebensmonat benötigt ein Baby in der Wohnung im Prinzip nicht mehr Bekleidung als ein Erwachsener. Zum Schlafen genügen eine Windel, ein Schlafanzug und eine dünne Decke. Die ideale Raumtemperatur liegt bei etwa 18°C. Wärmedecken sind für Babys nicht geeignet.
Achten Sie auf mögliche Strangulationen durch Schnüre oder Ketten und auf sichere Gitterabstände (4,5–7,5 cm) des Gitterbettes.
Wenn möglich, sollte länger als 2 Monate gestillt werden.
Impfungen haben keinen Zusammenhang mit der Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes. Eine Studie aus Schweden berichtet nach einer Abnahme der Impfhäufigkeit gegen Keuchhusten einen Anstieg der SIDS-Rate. Nach Vorziehen dieser Impfung vom dritten auf den zweiten Lebensmonat ging die SIDS-Rate wiederum zurück.
Schnuller dürften einen positiven Effekt haben, also eine Gefährdung des Kindes vermindern.
Eine Schlafüberwachung durch einen Heimmonitor ist nur bei ausgewählten Risikokindern sinnvoll. Die Effektivität des Monitorings ist unbewiesen, da auch moderne Geräte mit intelligenten Algorithmen in der Überwachung Lücken zeigen.
Eltern sollten in der Herzmassage und Mund- zu Mund-Beatmung unterrichtet und geübt sein.
Eine routinemäßige Untersuchung im Schlaflabor wird nicht empfohlen, sondern sollte sich auf Risikogruppen beschränken.
Der plötzliche Kindstod ist nicht ansteckend.
Gehen Sie regelmäßig zu den Mutter-Kind-Pass Untersuchungen!
Neuere Theorien zur Ursache von SIDS
Eine Studie der Universität von Manchester nennt ein bestimmtes Bakterium (Helicobacter pylori) als möglichen Cofaktor.
Eine Innsbrucker Forschergruppe hat einen möglichen Zusammenhang zwischen jener Atemschwäche, die zum plötzlichen Kindstod führt und der angeborenen Überaktivität eines bestimmten Ionenkanals (SK3) in Nervenzellen entdeckt.
Gebrauchte Matratzen waren nach einem Bericht von Forschern aus Glasgow im „Medical Journal“ möglicherweise mitverantwortlich für den plötzlichen Kindstod. Besonders deutlich zeigte sich der Zusammenhang, wenn die Matratzen nicht innerhalb der eigenen Familie "vererbt" worden waren, sondern von anderen Familien weitergegeben wurden. Im Verdacht standen Bakterien, die in gebrauchten Matratzen in hohen Konzentrationen vorkommen. Diese Untersuchung konnte noch nicht bestätigt werden.
Eine spezielle Herzrhythmusstörung (verlängertes QT-Syndrom) wird gehäuft bei SIDS-Opfern vermutet. Überlegungen zu Gemeinsamkeiten mit diesem sogenannten Long-QT-Syndrom bieten sich also an. Bei positiver Familienanamnese (SIDS oder QT-Syndrom) erscheint es demnach sinnvoll, EKG-Untersuchungen vorzunehmen und ggf. eine Therapie einzuleiten. (SCHWARTZ, P. J. u. Mitarb.; New Engl. J. Med. 1998).
Eine Bonner Gruppe um Dr. Dettmeyer hat Herzgewebeproben untersucht und konnte verstärkt Enteroviren nachweisen (Coxsackie-Viren, Parvovirus B19). Von Enteroviren weiß man, dass sie Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen hervorrufen können.