Mich ziehen Diagnosen auch nicht herunter, so kann man sich wengstens anschauen, wie andere das Problem zu lösen versuchen. Allerdings muss man vorsichtig damit umgehen, falsche Diagnosen haben schon viele richtig krank gemacht.
Ja, wohl wahr. Aber was ist eine richtige, was eine falsche Diagnose? Wenn man dem einmal genauer nachgeht, und das sollte man, wird es sehr schwer. Das ist einer der ganz entscheidenden Punkte, in denen Karl Probst völlig Recht hat: Es gibt überhaupt, aber auch speziell in gesundheitlichen Fragen, hinter jeder Ursache immer noch andere Ursachen. Wo möchte man also warum stehen bleiben?
Ich könnte das für mich selbst gut illustrieren, meine Wanderung sozusagen in diesen Jahren von der einen zur nächsten Diagnose. Manche haben mir weiter geholfen, manche - vor allem, wenn sie mir quasi aufgedrängt wurden - mich nur geärgert.
So war ich vor wohl ungefähr drei Jahren mit einem Fußpilz, der bei mir unwahrscheinlich zäh ist, blöderweise mal bei einer Hautärztin. Und nachdem sie zwar etwas diagnostizieren konnte (Fußpilz, was ich schon wusste), aber damit nicht fertig wurde, stellte sie mir eine weitere Diagnose: Im Gespräch ließ sie recht deutlich durchblicken, dass ich wahrscheinlich Krebs habe. Vielen Dank! Soll ich das kommentieren?
Über die Frage, die Du oben etwas locker angeschnitten hast, ob "Vergiftung" ein sinnvolles Konzept sei, habe ich in der Tat auch schon nachdenken müssen. Aber ich würde auch hier das Kind nicht mit dem Bade aussschütten, sondern eher temporalisieren. Jedenfalls entspricht das meinen eigenen Erfahrungen. Ich war vergiftet, aber wie, bis oben hin. Und es war eben diese Vorstellung, die mir eine ganze Zeit lang als einzige wirklich geholfen hat. Es drang nichts anderes in meinen Kopf und ich konnte nichts anderes machen, als eben auf verschiedenen Wegen (Leberreinigung, Rizinusöl, Fasten, Einläufe...) eine ganze Zeit lang nur ganz unspezifisch zu entgiften. Nichts anderes.
Als ich dann nach ungefähr vier oder fünf Monaten seit langer, langer Zeit wieder die ersten Himbeeren essen konnte, ohne mich zu übergeben und überall Pickel zu bekommen, hätte ich Luftsprünge machen können vor Freude.
Aber dann kam der Punkt, wo ich mit eben dieser Konzeption wirklich nicht mehr weiterkam. Das Wort "Vergiftung" hat irgendwie selbst eine vergiftende Wirkung. Das Gefühl, vergiftet zu sein, führt über einen bestimmten Punkt hinaus dazu, dass man wirklich vergiftet ist. Das ist wie mit Zöliakie und vielem anderen: So etwas kann man für sich quasi als "Endlösung" annehmen und es dann vielleicht auch noch allen möglichen anderen Menschen aufschwatzen wollen (damit man in seinem Unsinn nicht so allein ist?) - das ist zwar ein sehr fragwürdiger Gewinn, aber viele, sogar die meisten chronisch Kranken gehen nun einmal bekanntlich diesen Weg. Oder man sagt: Okay, ich tue jetzt, was ich kann, und dann gehe ich weiter!
Ich selbst habe damals eine radikale innere Kehrtwendung vollzogen. Das heißt, schon einmal etwas befreit von den tatsächlich zahlreichen Giften, habe ich mich umgewandt und in die andere Richtung geschaut, das heißt, ich habe Jugend, Gesundheit, Energie, Lebensfreude usw. fest in den Blick genommen. Und ich sage es noch einmal: Das ist nicht dasselbe! Man tut von diesem Ausgangspunkt aus vielleicht oberflächlich gesehen noch das Gleiche, tatsächlich macht man aber etwas ganz anderes. Das habe ich bei mir beispielsweise beim QiGong erlebt. Erlernt hatte ich es, um die energetischen Bahnen für das Entgiften zu öffnen. Und das hat auch funktioniert und gar nicht so schlecht die Bioresonanztherapie ersetzt, die ich mir aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht mehr erlaubt habe. Aber ab der Gesundheits- und Energiekehre waren die inneren Vorstellungen und demzufolge auch die Ergebnisse genau derselben Übungen völlig andere. Das Öffnen der Kanäle trat als quasi selbstverständlich zurück. Und ich habe nun vor allem Energie aufgenommen und in mir aktiviert. Wenn da jemand von Entgiftung, Diagnosen usw. geredet hätte (QiGong kann auch bei Diagnosen einer bestimmten Art sehr gut helfen), hätte ich nur den Kopf geschüttelt.
Ein interessierter und sensibler Beobachter kann den Unterschied in der Ausführung der Übungen mit jeweils anderer Grundorientierung übrigens auch sehen. Ich habe die Bewegungsfolge einmal in einem Stadtpark in einem Land weit weg von hier durchgeführt und wurde dabei von einem Mann aufmerksam beobachtet. Anschließend sprach er mich an und fragte, was ich da gemacht habe? Und dann hat er mir seine eigene Wahrnehmung dessen mitgeteilt, die ziemlich genau dem entsprach, was ich auch selbst erlebt habe: Energieaufnahme, Herstellung innerer Harmonie, Lebensfreude...
Nichts mehr mit Gift und Entgiftung. Aber, um es noch einmal zu betonen: Ich jedenfalls wäre meiner Meinung nach nie dort hingelangt, wenn ich nicht wohl fast ein Jahr lang tatsächlich in erster Linie "entgiftet" hätte.
Man muss sich lösen können. Diagnosen können zeitweise Hilfsmittel sein. Aber man sollte sich - meiner Meinung nach - auf keinen Fall mit ihnen identifizieren, was schon rein sprachlich geschieht: Ich habe X oder Y... , über Jahre und Jahre zäh daran festhalten und nach Möglichkeit auch noch versuchen, andere Menschen, die das ausdrücklich nicht wollen, da mit hineinzuziehen. Wer sich von Diagnosen nicht lösen kann, in dem werden sie mächtig, mächtiger als die gesunden Funktionen des eigenen Körpers, die von den Vorstellungen nicht mehr unterstützt werden. Und diese Funktionen, wenn nicht ganze Körperteile, werden sich dann Stück für Stück verabschieden, weil sie scheinbar nicht gebraucht werden - und am Ende verabschiedet sich das ganze Leben (man hat es ja vorher schon gewusst und akzeptiert, nicht wahr?).
Das kann man vielleicht so machen. Jedem Tierchen sein Plaisierchen, wie es auch heißt. Aber mein Weg ist das jedenfalls nicht. Der führt in die andere Richtung. Charles de Gaulle soll auf die Frage, wie er einmal sterben möchte, geantwortet habe: am Leben! Das ist, wie ich finde, eine gute Antwort. Ich glaube, es ist verständlich, was ich meine.
Viele Grüße:
R.