Rund um die Anthroposophie

Hallo Uta,

Dein Ansatz bei den Theosophen und der Petrovna Blavatsky zu beginnen finde ich gut. Tatsächlich findet sich ein gewisser Rudolf Steiner in diesem Umfeld, ebenso ein gewisser Krishnamurti. Aus diesem sollte ein neuer Heiland geformt werden. Allerdings hat er sich später von der Theosophischen Gesellschaft distanziert und ist eigene Wege gegangen. Krishnamurti.ch

Viel Interessantes dazu im von mir sehr geschätzten Buch von Rudolf Passian: Licht und Schatten der Esoterik https://www.wegbegleiter.ch/reichl/img/produkte/bild_0051_gross.jpg

Es ist eigentlich die natürlichste Sache der Welt, wenn man sein Wissen aus allen möglichen Quellen erhält. Den allermeisten von uns ist es schon so ergangen, dass wir anfangs von einer Sache begeistert waren, dann aber auf Distanz zu ihr gingen und uns lediglich das angeeignet haben, was uns passt. Insofern kann ich bei Rudolf Steiner diesbezüglich kein Makel erkennen, wenn er sich aus der Theosophie löst und was eigens erschafft. Das Problem beginnt immer dann, wenn andere sich hintenan hängen, sich zu "Priestern" und damit "über-anderen-stehenden" erklären. Da mag der Berg vor lauter Verita noch so hoch sein, wer seine Seele "verkauft" soll sich nicht wundern, wenn andere sich seiner bedienen, über ihn bestimmen, ihn sich zu eigen machen.

Doch nun zu Deiner eigentlichen Frage. Was halte ich von der Anthroposophie?
Ich finde darin Anregendes, Denkenswertes und auch praktisch Umsetzbares, naturgerechte Handlungsweisen in weit grösserem Umfang als im von Staat und Wirtschaft unterstützten gewinnorientierten und einem mechanistisch-materialistischen Weltbild frönenden Wissenschaftsbetrieb.

Was allerdings nicht meins ist: Überall dort wo Menschen sich "binden" und nicht "finden", also Organisations- und eben nicht Ordnungsstrukturen bilden, da bin ich weg, das ist definitiv nicht meins, ist es noch nie gewesen und wird es niemals sein. Das ist mir in höchstem Masse suspekt.:greis:

herzlichst - Phil (der Eremit)
 
Hallöchen,

meiner persönlichen Ansicht nach birgt das System der anthroposophischen Gesellschaft positive und negative Aspekte in sich. Zu den positiven Anteilen gehört meiner persönlichen Meinung nach, dass die Anthroposophie ein anthropozentrisches und deistisches, auf das Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft gerichtetes Weltbild entwirft. Ein weiterer positiver Grundzug dieser Lehre ist, meiner persönlichen Meinung nach die Tatsache, dass in ihr eine Menge alten Wissens, zum Teil kurz vor dem "Aussterben", sozusagen konserviert worden ist.
Ein negativer Aspekt ist, meiner persönlichen Auffassung gemäß, die sowohl der Gründungszeit der Anthroposophie entsprechende, als auch ihrem Gründer eigene, hierarchische Führerfixiertheit und dogmatische, an den "Lehrgegenstand Anthroposophie" gebundene Ideologie.
Denn da wo ein Lehrgedanke dem individuellen oder sozialen Wohl von Menschen vorgezogen wird, weiß ich nicht mehr, was es soll. Meine persönliche Auffassung ist, dass Pädagogik, Medizin, Religion, Philosophie und so weiter, den Menschen zu dienen haben und nicht umgekehrt.

Herzliche Grüße von Leòn
 
Denn da wo ein Lehrgedanke dem individuellen oder sozialen Wohl von Menschen vorgezogen wird, weiß ich nicht mehr, was es soll. Meine persönliche Auffassung ist, dass Pädagogik, Medizin, Religion, Philosophie und so weiter, den Menschen zu dienen haben und nicht umgekehrt.

Das sehe ich genau so. Es ist überhaupt fraglich, wie weit eine Lehre mehr als nur ein grobes Orientierungsschema sein kann, falls überhaupt. Das Lehren orientiert sich an der Lehre... und woran orientiert sich das Lernen?

herzlichst - Phil :)
 
[Eigentlich war ich noch gar nicht fertig, ich wurde vorhin unterbrochen. :) ]

Meiner persönlichen Meinung nach ist ein Lehrgebäude, welches das Individuum hintanstellt und a) nach der Gemeinschaft und b) nach der Ideologie rangieren lässt, heute nicht mehr besonders geeignet, als vorbildhaft betrachtet zu werden.
Ich bin persönlich der Anschauung, dass ein solches "Gesellschafts- Modell", dass Holon ja nicht ohne Grund im Thread "Sekten" betrachten wollte, nur dann noch akzeptabel ist, wenn es ihm gelingt, sich so weit zu modernisieren, dass es im 20. - nein, 21. Jahrhundert, anzukommen imstande ist.

Außerdem ist, wieder aus meiner persönlichen Sicht, auch die Frage zu stellen, ob das, was die Steiner - Jünger inhaltlich zu vermitteln haben, heute nicht auch auf anderen Wegen erfahrbar und vermittelbar ist.
Denn eines seien wir uns bewusst: Meiner persönlichen Meinung nach ist so gut wie nichts dessen, was die "Anthroposophie" heute oder Anfang des 20. Jahrhunderts ausmacht bzw. ausmachte, auch nur im Kern originär Rudolph Steiner zuzuschreiben, sondern dass sie - wie ich weiter oben andeutete - eher seiner ekklektizistischen Sammelleidenschaft entspringt. Er bediente sich, meiner persönlichen Ansicht nach, großzügig bei allen ihm greifbaren antiken Philosophen, des Ostens wie des Abendlandes, bei abendländischen und östlichen Traditionen und Religionen, wie dem Christentum, dem Islam (Sufismus), dem Buddhismus und dem Hinduismus. Er mischte Erkenntnisse und Heilslehren, Philosophien und Methoden.
Die meisten der Quellen, aus denen Steiner schöpfte, sind uns heute zugänglich.
Meiner persönlichen Anschauung nach kann man sich ebensogut mal für ein paar Monate in ein buddhistisches Kloster begeben und zum Beispiel die dort üblichen Gartenbautechniken erlernen. Die lassen einen freiwillig und gerne wieder gehen und erwarten zwar einen Respekt gegenüber ihren Bräuchen, aber keine 1 : 1 Übernahme der Lehre.

Desweiteren ist es meine persönliche Auffassung, dass es auch bei den Anthroposophen sehr stark auf die Persönlichkeiten ankommt. Und da wird es sich, meiner Ansicht nach zeigen, welche Köpfe sich durchsetzen. Die VertreterInnen eines blinden, anthroposophischen Gehorsames oder die lebendigen Geister, die in der Lage sind, das Hilfreiche mitzunehmen und das Störende oder gar Schädigende hinter sich zu lassen.

Außerdem bin ich persönlich der Meinung, dass es sehr gut ist, hier über die Geschichte und die Entwicklung, vor allem aber über die Gegenwart der Anthroposophie zu informieren. Durch persönliche Erfahrungsberichte, wie durch "Fundstücke" aus dem Internet.

So, jetzt habe ich fertig! ;)

Mit herzlichen und persönlichen Grüßen:D
von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich mich mit Anthroposophie beschäftigte, empfand ich - wahrscheinlich wie die allermeisten - sehr positive Aspekte, die nur zu unterstreichen waren, aber auch sehr krude und krause Gedankengänge. Als ein gesamtes Denkgebäude habe ich es kaum gesehen und würde mich prinzipiell auch gar nicht interessiert haben.

Als es aber ganz praktisch um eine Schule für den Sohn ging, geisterte eine Waldorfschule bald in den Überlegungen mit. Aber letztendlich führten eher die Schwächen des staatlichen Schulsystems als die Stärke der Waldorfschule zu einer Entscheidung. Die Entscheidung war wohl falsch. Die Lehrer waren um kaum einen Deut besser, die Kinder waren eben die Kinder von Waldorfmüttern, manchmal auch -Vätern. Der Wissensstand der Kinder war nicht doll, dafür hüpften sie wallend eurythmisch durch die Gegend. Man merkte manchmal das Bemühen (bei einzelnen Lehrern) es besser zu machen als in den staatlichen Schulen, aber meistens blieb es bei einem Bemühen. Als er endlich die Schule wechselte, gab es einen großen Nachholbedarf an Wissen, was ein ganzes Schuljahr gekostet hat.

Viele Grüße, Horaz
 
Was ich an Waldorf-Schulen gut finde, ist, daß dort wesentlich mehr künstlerisch-kreativ gearbeitet wird als an staatlichen Schulen. Ich habe Bilder und Plastiken von Waldorf-Schülern gesehen, die mich wirklich beeindruckt haben.
In München gibt es einen Laden nur mit Waldorf-Spielsachen. Da bin ich oft herumgegangen und war versucht, einiges zu kaufen. Ein Xylophon war es dann auch,d as ich immer noch mag. ABer viele Sachen fand ich einfach viel zu teuer.
Kunst und Spiel Startseite
Wackelente.jpg


Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
chapeau leon! :)

das ist umfassend, nachvollziehbar und persönlich :bang:

lieber gruß
andreas
 
Der Verlag Freies Geistesleben hat 2007 seinen 60. Geburtstag gefeiert. Dieser Verlag veröffentlicht ein breites Spektrum an Büchern, u.a. die Bücher von Susanne Schäfer.
Verlag Freies Geistesleben

Anläßlich des Geburtstages wurden natürlich auch Reden gehalten, die ich leider nur vom Titel her im Netz finde, die aber sicher viel über die Anthroposophie heute aussagen:
Verlag Freies Geistesleben

Uta
 
Hallo und einen schönen Gruß,:)

apropos Geschichte der Anthroposophie: Was ist denn in dieser Hinsicht von unserem ollen Geheimrat zu halten?;)

Anthroposophie Forum - Bibliothek: Goethe

Herzliche Grüße von
Leòn

Hallo Leon,

beim schmökern in alten postings habe ich an meinem Geburtstag 17. Juni 2007 Deinen Eintrag gefunden.

Ich kann nicht anders, als Dir ein kleines Gedicht von Goethe einzustellen.


Im Atemholen sind zweierlei Gnaden,
die Luft einziehen -
sich ihrer entladen.
Jene beengt, diese erfrischt,
so wunderbar ist das Leben gemischt

So danke Gott, wenn er Dich preßt
und dank ihm, wenn er Dich wieder entläßt


Fundstück aus einem Kalender, weiß nicht, ob es ganz korrekt zitiert war.
Weißt Du mehr darüber?
 
Hört man heute den Begriff der Anthroposophie, denkt man automatisch an Rudolf Steiner, ihren Begründer.

Rudolf Steiner kam aber aus einem zeitgeschichtlichen bzw zeitphilosophischen Umfeld der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, in der sich auch andere Leute mit ähnlichen Gedanken befassten.

Helena Petrowna Blavatsky - Die Autorin
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Die Lehre der Esoterik
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Blavatsky/ Steiner-Dokumente (Abschriften)
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AEREE11240920033.jpg
AEREE0724092003.jpg


Monte Verita - Heilige Berge
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www.yabyum.ch/archiv/yy000408.htm
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Uta



Hallo Uta,
beim schmökern fand ich Deine Einträge über Rudolf Steiner aus dem Jahr 2007
"Hut ab", Du bist ein Ass. :fans:

:kiss:

Wahrnehmerin
 
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Interessanter Thread, danke fürs Wiederausgraben.

Spannend, was alles über die Anthroposophie geschrieben und geglaubt wird ... als ehemaliger Waldorfschüler habe ich es doch meist ganz anders empfunden.

Heute stehe ich der Lehre Rudolf Steiners sehr ambivalent gegenüber, würde meinen Sohn aber gerne auf einer Waldorfschule sehen, so es ihm dort gefällt ...
 
Ich glaube, daß man einiges an der anthroposophischen Lehre als "Zeitgeist" einordnen sollte und daß deshalb heute manches nicht mehr so ganz passend erscheint.

Trotzdem: ich kann gut verstehen, daß jemand sein Kind in eine Walddorf-Schule gibt, vor allem, wenn die einen guten Ruf hat. Mir gefällt, daß dort die Kreativität wesentlich mehr gefördert wird als an einer normalen Schule.

Hier ein Blog, der sich ausführlich mit der Anthroposophie befaßt; sogar ein Video ist dabei:
www.rudolf-steiner.de/s9y/

Gruss,
Uta
 
. . . Rudolf Steiner mit seiner Anthroposophie scheint ja für manchen hier ein ziemliches Reizthema zu sein! . . .

Ich finde Rudolf Steiner ! Toll !

( . . . könnte ja auch, doppeldeutig, ein schöner Satz für die sein, die ihn nicht so sehr schätzen . . . )

Rudolf Steiners Erkenntnisse sind seherische, "geschaute", hell-seherische Erkenntnisse. Er sagt nirgendwo, soweit ich bisher bei ihm gelesen habe, daß das alles "seine" Erkenntnisse sind. Ganz im Gegenteil, er sagt immer wieder, daß dieses Wissen schon immer als sogenanntes "Geheimwissen" überliefert wurde, oder auch in Märchen und Mythen auftaucht. Er spricht davon, dieses alte Wissen zu überprüfen, mit den entsprechenden Methoden. Das sagt er auch für seine eigenen Erkenntnisse und für folgende Generationen, die seine Erkenntnisse überprüfen und erweitern sollen, aber immer: mit den entsprechenden Methoden. (Na ja, Quantenphysik "geht" wohl auch nur mit bestimmten mathematischen Mitteln, da wären Physiker sicher auch sehr eigen und "absolutistisch", wie "Holon" über Steiner meinte.)

Er philosophiert also im allgemeinen nicht, er rät auch nicht dazu, einfach das zu "glauben", was er sagt (gesagt hat in mehreren Tausend Vorträgen, die mitstenographiert wurden).

" . . . die hellseherische Forschung, also das, was wir als die Quelle der anthroposophischen Weltanschauung bezeichnen, . . . " (zitiert aus "Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte", 5. Vortrag)

Also müßte man sich irgendwie dem Thema Hell-Sehen nähern. Gibt es das? Mysterien-Schulen? Eingeweihte?

Nun, alltäglich ist es eben nicht, aber auch schon immer hat es, mehr oder weniger konkret, Hinweise auf Menschen mit solchen Fähigkeiten gegeben: Wahrsager, das 2.Gesicht oder ähnliches. (Eine Bekannte erzählte von einer Wahrsagerin, die als "Beweis" ihrer Fähigkeiten zuerst über die Vergangenheit gesprochen hat, und dann von der Zukunft. Und die Bekannte, die überhaupt nicht an Wahrsagerei glaubte, muß ziemlich erschüttert gewesen sein!)

Muß man jetzt erst Hellseher werden, um Rudolf Steiner zu verstehen?
Nun, Quantenphysik akzeptieren wir auch, ohne sie von vorne bis hinten durchgerechnet zu haben. Es gibt sogar Aussagen, daß nur wenige Menschen überhaupt wirklich verstehen würden/könnten, was da alles "drinsteckt" (einschließlich Relativitätstheorien). Sicher, wir kennen Rechnen, höhere Mathematik, und denken "Klar, das ist eben noch ein paar Stufen weiter". Es ist wohl auch so.

So ähnlich spricht Steiner auch von höheren geistig-seelischen Erkenntnis-Fähigkeiten und Erkenntnis-Möglichkeiten.
Er sagt, daß in jedem Menschen die Fähigkeiten, die Sinne für geistiges Wahrnehmen angelegt sind, und daß diese Anlagen zum Menschen, zum Menschsein dazugehören. Er sagt aber auch an diesem Punkt nicht, daß er etwa der erste oder einzige wäre, der soetwas jemals erkannt/gesagt/ "gesehen" hat.

Mein Zugang zu solchen "Geschichten" , nachdem ich lange Zeit dachte, warum Steiner nicht mal klar sagt, was er meint, war über ein sogenanntes "außerkörperliches Ereignis/Erlebnis" (kein Nahtod-Erlebnis), das mir erstmal nur zeigte, daß es noch anderes gibt als das, was ich bis dahin in der Schule gelernt hatte. (Wer soetwas nicht selber erlebt hat, möge sich mit weitschweifigen Äußerungen dazu bitte zurückhalten, und davon ausgehen, daß sie mir in ähnlicher Form sicher bekannt sind.) Bei Steiner fand ich dann keine Erklärungen dazu, aber Hinweise, was da mit Körper/Seele/Geist passiert sein mag, und dachte "Ach, der spricht ja mal über etwas, was ich sogar nachvollziehen kann!"

Inzwischen weiß und spüre ich, daß Steiner das, was er sagt(e), "gesehen" hat, trotzdem glaube ich nicht einfach alles, was ich lese, und schon gar nicht "blind" (aber das nicht als Hinweis auf eigenes Hellsehen, das braucht es auch gar nicht).


Soviel erstmal.

Ich stimme Mats zu, wenn er sagt:
Das "interessant" in meinem Anfangsstatement muß ich nach eingehender Lektüre des Blogs leider streichen. Kritik um der Kritik Willen ... völlig realitätsfern in fast jedem Satz und in jeder Schlußfolgerung. Ganz schwach ... (Zitat Ende - jetzt unter neuem Thema, siehe Beitrag vorher)


Ich hätte in diesem Forum hier auch wesentlich mehr und stärkeren alternativ-erfrischenden Wind erwartet!


Grüße! von Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Leòn, Anthroposophie, Rudolf Steiner und Rassismus/Antisemitismus, dieser angebliche Zusammenhang ist für jemand, der sich längere Zeit mit genau Anthroposophie und Rudolf Steiner beschäftigt, sowas von langweilig, abstrus und "schwach" in der Kritik, wie Mats meinte, ja, und alt dazu, mit 'nem Bart etwa wie der auf Matsens "Erkennungs"-Foto.

Zitat Leòn, Beitrag Nr.11
Ach ja, ich kann nicht anders, als den Rassismus, der Steiner bzw. seiner Lehre vorgeworfen wird, wenigstens anzusprechen.

Nun, rein inhaltlich, einer Lehre kann man sicher keinen Vorwurf machen, eher dann schon dem Lehrer.

Ansonsten hoffe ich sehr, daß Du Dich auch nicht zurückhalten konntest, die entsprechenden Stellen nachzulesen, bei solchen Vorwürfen ganz normal natürlich, im Original und nicht zitiert, und natürlich im Zusammenhang (siehe weiter unten dazu).

Aus dem Wikipedia-Beitrag: " . . . Aussagen über menschliche Rassen, also völkische Ideen, . . ."
Wieso "also" ? Gibt es keine menschlichen Rassen ohne völkische Ideen? Philosophie geht, meine ich, anders!

Nochmal Wikipedia: "Eine zentrale Annahme in der Theosophie ist, die menschlichen Rassen seien Stufen einer Entwicklung von niederen zu immer höheren Stadien. Dieses Ideengebäude wurde später von der Ariosophie aufgegriffen, einer Denkrichtung, die mit spekulativen Herleitungen eine Überlegenheit von Rassen germanischer Abstammung gegenüber allen anderen Völkern zu beweisen suchte und laut der die „arische Heldenrasse“ die höchste Stufe zur Vollkommenheit darstelle."
Man beachte, daß letztere "arische Heldenrasse" nichts mehr mit Steiner, Anthroposophie und auch nicht mit Theosophie zu tun hat,
im Wiki-Text folgt: "Der Begriff „arische Wurzelrasse“ kommt in den 300 Bänden der Gesamtausgabe mit 89.000 Seiten an gerade 10 Stellen vor."
Nun, bei schnellerem Lesen könnte man schon Helden und Wurzeln ein bißchen durcheinander bringen, ob nun beabsichtigt oder nicht.

Wieviele rassistisch denkende/orientierte Personen oder Gruppierungen kennst Du, Leòn, die sich wohl die Mühe gemacht haben, aus 90.000 Buchseiten ihren Rassismus herauszufiltern und zusammenzubasteln, und sich dann auch noch auf Steiner oder gar Anthroposophie berufen?

- - -

Vor ein paar Jahren rief mich eine Freundin an, leicht aufgeregt, sie hätte in einer Monitor-Sendung einen Beitrag über Waldorfschulen/Rudolf Steiner/Rassismus gesehen, womit ich mich denn da beschäftigen würde, auch Zitate nannte sie. Im Internet habe ich dann diese Zitate auf der Monitor-Seite herausgesucht, und zufällig hatte ich kurze Zeit vorher ein Steiner-Buch mit gesammelten Vorträgen genau zu dem Thema "Entstehung und Entwicklung der menschlichen Rassen" gelesen. Ich fand auch schnell eine der von Monitor "zitierten" Stellen: Der Punkt am Ende des Zitates war im Original ein Komma, es folgte also noch etwas, ein Nebensatz, in dem ganz klar alles andere als "Rassismus" herrschte. Zufall? Böser Zufall? Absicht? Nun, bei solch schweren Vorwürfen sollte man doch eher zuviel als zuwenig zitieren, bevor das dann erst wieder ein Richter klären muß!
Der Autor/Journalist? des Beitrages war wohl bekannt für ähnliche anti-anthroposophische Geschichten.

Ich entschied dann, daß es überflüssig ist, diese anderen zitierten Stellen irgendwo zu suchen.
Wie gesagt, Philosophie geht anders, ganz anders!


Noch kein "Wind" aufgekommen?

Bin gespannt!

Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gleerndil,

danke für die Darstellung aus Deiner Warte!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
. . . kurz vorweg . . .

Das sogenannte "Goetheanum" (siehe einen der ersten Beiträge von Uta), in dem auch die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) ihren Sitz hat, steht bei Dornach/Schweiz, nicht weit von Basel entfernt. Am gleichen Ort gibt es das Steiner-Archiv der Nachlassverwaltung und den Rudolf-Steiner-Verlag.
In der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe (insgesamt mehr als 300 Bände), die es seit einigen Jahren auch als externes HDD-Laufwerk für PC gibt, sind rund 30 Bücher veröffentlicht, die von Steiner selber verfaßt wurden, einige Aufsatz-Sammlungen, und 2 Bände mit Briefen. Der größte Teil aller veröffentlichten Texte besteht aus frei gehaltenen, mitstenographierten Vorträgen zu verschiedensten Themen, die Steiner aufgrund der großen Anzahl wohl gar nicht mehr durchsehen/korrigieren konnte.


. . . nochmal zu Leon, Beitrag Nr.6:
"apropos Geschichte der Anthroposophie: Was ist denn in dieser Hinsicht von unserem ollen Geheimrat zu halten?"

und Leon, Beitrag Nr. 8:
"ja - wie viele seines Kalibers hat auch der Steiner versucht, sich Goethe und sogar Schiller zueigen zu machen. Das macht sich gut in Deutschland."

Nun, als rasanter Steiner-Kritiker, Leon, wirst Du ja sicher wissen, daß Rudolf Steiner 1882, also mit gerade mal 21 Jahren, mit der Herausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften in der von Joseph Kürschner herausgegebenen Sammlung "Deutsche National-Litteratur" betraut wurde.
Der erste Band, mit Einleitung und Anmerkungen versehen, erschien 1884.
Schon 1886 war er zur Mitarbeit an der "Weimarer (Sophien-)Ausgabe" von Goethes Werken aufgefordert worden, die er im September 1890 im Goethe- und Schiller-Archiv begann (bis 1896).
Auch dort war die Herausgabe der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes seine Aufgabe, mit Ausnahme der Farbenlehre und der Schriften zur Osteologie.
Goethe war 1832 in Weimar gestorben.

1893 erscheint von Steiner "Die Philosophie der Freiheit",
1895 "Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit", und
1897 "Goethes Weltanschauung".

Leon, wie würdest Du Steiners "Kaliber" explizit benennen, und welche anderen meinst Du?


Phil schreibt dann in Beitrag Nr.18:
"ausser von Holon finde ich kaum eigene Meinung, dafür viel Zitiertes und Überliefertes zum Thema Anthroposophie. Was mich im Rahmen dieses Forums interessiert sind aber die eigenen Ansichten der Schreibenden, ihren Bezug dazu, was sie daraus für sich entnehmen können, . . . "

Daraufhin bringst Du, Leon, einen Beitrag, in dem Du Dich wohl dazu "hingerissen" fühlst, ohne Ende, penetrant, das in Fettdruck geschriebene Wörtchen "persönlich" zu wiederholen. Warum eigentlich? Mir war sofort einleuchtend, was Phil meinte, welches persönliche Problem hattest Du damit?

Leon, Beitrag Nr.22:
"Zu den positiven Anteilen gehört meiner persönlichen Meinung nach, dass die Anthroposophie ein anthropozentrisches und deistisches, auf das Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft gerichtetes Weltbild entwirft."

Hm, - meinst Du mit "deistisch" die 9 Hierarchien Geistiger Wesenheiten, die Steiner zwischen dem Menschen und der Göttlichen Trinität benennt und beschreibt? Als Steiner-Kritiker Dir sicher, zumindest in Ansätzen vertraut, oder?

Leon, was meinst Du mit "auf das Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft gerichtetes Weltbild" ?
Hast Du wirklich was über das anthroposophische Weltbild/Menschenbild gelesen?
Vielleicht zur Entwicklung der Erde über Stadien, die "Alter Saturn", "Alte Sonne" und "Alter Mond" genannt werden? (Keine Sorge, ich bin auch "normal" naturwissenschaftlich gebildet, Steiner übrigens auch, da braucht's keinen Knoten im Hirn, ganz im Gegenteil lösen sich im Laufe der Zeit einige alte Knoten!) Oder vielleicht zur Entstehung/Entwicklung des Menschen, die er zuerst als eine rein "geistige" beschreibt, und bei der Pflanzen und Tiere auch erst geistig und, (hier im völligen Gegensatz zur damals schon bekannten, rein materialistischen Evolutions-Theorie), erst nach dem Menschen entstehen? (Ich weiß, wer bis hierher nur gekräuselte Nackenhaare hatte, der hat wahrscheinlich jetzt eine Dauerwelle!)

Das sind wohl solche Dinge, die manchmal Eltern, deren Kinder Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen oder Kindergärten besuchen, eher zufällig mitbekommen, und, natürlich verständlich, irritiert bis entsetzt sind. Oder sie hören, daß Steiner sich zu Atlantis nicht nur geäußert hat, sondern von seiner vergangenen Existenz wie von einer Tatsache spricht, von seinen Bewohnern, dem Untergang, ja, und auch wo es war.
War es Platon, der von Atlantis sprach?

Nun, wie man solche Erkenntnisse, wenn man sie denn als solche anerkennen kann, durch Erlernen von Gartenbautechniken in buddhistischen Klöstern erlangt, wäre sicher mal eine Doktorarbeit oder einen Vortrag bei einer anthroposophischen Hauptversammlung wert!

Leon weiter: "Die lassen einen freiwillig und gerne wieder gehen und erwarten zwar einen Respekt gegenüber ihren Bräuchen, aber keine 1 : 1 Übernahme der Lehre."

Genau von diesen (schlechten) Erfahrungen mit Anthroposophen oder Anthroposophie wollte Phil doch gerne hören, Leon, nur man hört eben bei Deinen vielen Worten so gar nicht heraus, wo, wann oder mit wem Du sie vielleicht gemacht hättest! Es scheinen mir eher ziemlich beliebige Rundumschläge zu sein.
Wo hat man Dich einmal nicht wieder gehen lassen?
Warst Du wenigstens schon in einem buddhistischen Kloster?
Hast Du mal versucht wissenschaftliche Lehren, z.B. in Prüfungen, nur 1 : 5 zu übernehmen? Häßlich penibel sind die aber auch in der Auslegung! - Meinst Du, da hilft auch Gartenbau?

usw. usw.


- - -


Also zusammenfassend: Kritik ist für meine Begriffe was ganz anderes.


Gerd
 
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