Neuer Parameter zur Diabetes-Kontrolle: "Time in Range" = "Zeit im Zielbereich"

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Zeit im Zielbereich [Time in Range = TIR]: Durch die kontinuierliche Glukosemessung ist es möglich geworden, Muster zu identifizieren – in Bezug auf steigende/fallende Werte zu bestimmten Tageszeiten oder nach bestimmten Mahlzeiten. Diese lassen sich zur Anpassung der Therapie nutzen.
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Durch die Entwicklung von Continuous-Glucose-Monitoring-(CGM-) und intermittierend scannenden CGM-(iscCGM-)Systemen (auch „Flash Glucose Monitoring“) gewinnen neue Parameter wie die Time in Range (TIR, Zeit im Zielbereich) als Indikator für die Dauer der normo-, hypo- und hyperglykämischen Phasen an Bedeutung. In Analogie zur Bewertung der Blutdruckeinstellung kann dieser Parameter durch 2 Werte ausgedrückt werden:

  • die prozentuale Zeit im Zielbereich 70–180 mg/dl (3,9–10,0 mmol/L) und
  • die Zeit im hypoglykämischen Bereich< 70 mg/dl/< 3,9 mmol/L.
Mit der zunehmenden Verbreitung der Diabetestechnologie führt die TIR als Alternative und/oder Ergänzung zum HbA1c zu einem Paradigmenwechsel in der Diabetologie.

Kürzlich wurden in einem internationalen Konsensus Empfehlungen für Zielwerte des neuen Parameters vorgestellt.
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Da der HbA1c die durchschnittlichen Blutglukosekonzentrationen der letzten 8–12 Wochen darstellt (2), werden allerdings „kurzfristige“ Blutzuckerschwankungen, wie Hypoglykämien oder postprandiale Hyperglykämien, nicht erfasst (13). Damit hat der HbA1c-Wert mehrere Einschränkungen (12):

  • Er liefert nur einen Durchschnitt der Glukosespiegel über die letzten 2–3 Monate.
  • Er erkennt keine Hypoglykämie oder Hyperglykämie im täglichen Diabetesmanagement (3).
  • Er ist ein unzuverlässiger Parameter bei Patienten mit bestimmten Grundkrankheiten sowie während der Schwangerschaft und zeigt ethnische Unterschiede in den Glykierungsraten, die die Genauigkeit der HbA1c-Messungen beeinflussen.
  • Er spiegelt schnelle Änderungen in der täglichen Blutzuckerkontrolle nicht wider.
  • Er liefert keine Informationen darüber, wie das Behandlungsschema anzupassen ist, wenn die HbA1c-Spiegel erhöht sind.
Zusammenhang von TIR und HbA1c
Während der HbA1c den Mittelwert der Blutzuckerkontrolle über lange Zeiträume (Wochen bis Monate) reflektiert, spiegelt die TIR vor allem das Ausmaß einer möglichen Glukosevariabilität über einen oder mehrere Tage wider. Je länger die verglichenen Zeiträume mit Messung von HbA1c und TIR dauern, desto eher ist eine Korrelation von HbA1c und TIR zu erwarten, wie in einer aggregierten Auswertung von 3 verschiedenen CGM-Studien (31–33) gezeigt wurde.
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Perspektiven
Aus unserer Sicht ist eine Etablierung der TIR als zusätzlichen Marker für eine optimale Glukosekontrolle neben dem bereits etablierten HbA1c zu begrüßen. Über die Informationen des HbA1c hinaus gibt die TIR Aufschluss über das Ausmaß von Glukosestabilität und -variabilität, ist ohne aufwendige Labordiagnostik jederzeit für Arzt und Patient verfügbar und wird nicht durch externe und glukoseunabhängige Faktoren beeinflusst (Tabelle 2).
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Mir scheint dieser neue Parameter TIR nützlich, weil er ermöglicht, Tiefen und Spitzen des Blutzuckers zu erfassen, vorausgesetzt, man hat so ein ständig messendes Gerät an sich.
Das dürften im Moment noch hauptsächlich Diabetiker Typ 1 sein. der Absatz "Interessenkonflikt" am Ende des Artikels könnte darauf hinweisen, daß durchaus geschäftliche Interessen hinter der Einführung dieses neuen Parameters stehen (?).

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Oregano,

das scheint mir wieder ein neues Geschäftsmodell zu sein, um aus allem Geld zu machen.
Da bei mir auch der Verdacht im Raum stand Diabetes zu haben und der HBA1 wert unauffällig war, habe ich alle 3 Std. meinen Blutzucker eine Woche lang gemessen. Das Gerät plus Nadeln gabs in der Apotheke kostenlos.
Zu keiner Zeit war der Insulinspiegel auffällig !
 
Hallo Wege,

Du hast offensichtlich keinen Diabetes. Dann funktioniert die Gegenreglation zum Insulin und alle Werte bewegen sich im Normalbereich.
Bei einem Diabetiker ist das nicht so, und deshalb schwanken die Werte ziemlich, was nicht gut ist. Es wird ja ein möglichst gleich hoher Blutzuckerspiegel angestrebt.
Dann kann ich mir vorstellen,daß dieser TIR-Wert interessant wird um heraus zu finden, was die Ursache für eine unerwartete Steigerung ist. Denn nicht immer ist zu viel Essen bzw. kohlehydratreiches Essen die Ursache für einen Blutzuckeranstieg.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,
nein ich habe keinen Diabetes.
Mir stellt sich nur (wie immer) die Frage, ob die Ärzte (aus Kostengründen) sich darauf einlassen werden, diese TIR Messungen durchzuführen.
Das ist doch ähnlich wie mit dem Blutdruck, welcher Arzt sucht denn die Ursache. Ist der Patient erst mal eingestellt, war‘s das.
Ich nehme Blutdrucksenker, bin Privatpatient.
Zig Appelle das Problem zu suchen, werden komplett ignoriert.
So läufts in der Regel auch mit Diabetes.
Den Ansatz mit dem TIR finde ich gut, wie der Einsatz damit sein wird, werden die Krankenkassen entscheiden.
Und die werden nach Corona wohl pleite sein.......
 
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