Hallo Sine,
eigentlich wollte ich die Aufzählung kommentarlos stehen lassen, aber Deiner Bitte komme ich gerne nach.
Rashomon:
Rashomon (1950/SW) ist das Meisterwerk des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa (1910-1998).
Andere, auch im Westen sehr bekannte Filme, wie "Die sieben Samurai" stammen ebenfalls von ihm.
In Rashomon geht es um die Frage: "Was ist Wahrheit?" Gibt es überhaupt eine allgemeingültige Wahrheit oder hat nicht vielmehr jeder Mensch seine eigene Wahrheit, die seiner subjektiven Sicht der Dinge entstammt?
Die Handlung: Im Japan des 12. Jahrhunderts wird ein Samurai (Toshiro Mifune), der sich mit seiner Frau auf einer Reise befindet, von einem berüchtigten Banditen angegriffen und getötet, die Frau offenbar vergewaltigt. Der Räuber wird kurz darauf gefangen genommen und vor Gericht gestellt. Aber seine Aussage über das Geschehen und die der Frau sind vollkommen verschieden. So sieht sich das Gericht veranlaßt, über ein Medium den Kontakt mit dem ermordeten Samurai herzustellen, um dessen Version des Vorgangs zu hören. Diese wiederum weist keinerlei Ähnlichkeit zu den vorhergehenden auf. Schließlich schildert noch ein Holzfäller, der in der Nähe war, den Vorgang. Aber auch seine "Wahrheit" weicht stark von den Aussagen der anderen ab. Der Film gewann neben anderen Preisen den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig.
Citizen Kane (USA 1941/SW):
Der Film von Orson Wells, anfangs ein Flop und kommerzieller Mißerfolg, wurde später von vielen Regisseuren zu dem Film erklärt, der sie den Beruf des Regisseurs ergreifen ließ. Seit Jahrzehnten zählt er zu den besten Filmen aller Zeiten, in Rankings oft auf Platz 1 gelistet.
Erzählt wird die Geschichte des Zeitungsmagnaten Charles Foster Kane (dessen reales Vorbild der amerikanische Verleger William Randolph Hearst war). Kane stirbt auf seinem unermeßlich reichen Schloß Xanadu (der Name entstammt dem Gedicht "Kubla Khan" von Samuel Taylor Coleridge) mit dem Wort "Rosebud" auf den Lippen. Der Produzent einer Wochenschausendung, die einen Abriß über Kanes Leben geben soll, sucht nach einem Aufhänger für die Story und schickt einen Reporter los, um herauszubekommen, was hinter seinem letztem Wort "Rosebud" steckt. Doch auch dieser kann das Rätsel nicht lösen. Einzig der Zuschauer erfährt am Ende des Films, daß "Rosebud" für Kanes geraubte Kindheit steht.
Das siebente Siegel (Schweden 1957/SW):
Ingmar Bergmans Film sah ich zum ersten Mal als Kind von vielleicht 12 Jahren am Abend eines Karfreitags. Ich war alleine, da meine Eltern ausgegangen waren.
Der Ritter Antonius Blok ist mit seinem Knappen auf dem Rückweg von einem Kreuzzug. Sie kommen durch einen von der Pest verwüsteten Landstrich. Der Ritter begegnet einem Gesicht, das er im Heiligen Land oft gesehen hatte. Es ist der Tod, der den Ritter auffordert, zusammen mit den Menschen, die sich in seiner Gesellschft befinden, zu ihm zu kommen. Doch Block will sein Leben nicht ohne weiteres hingeben und trotzt dem Tod ein Schachspiel ab. Gewinnt er, darf er weiter leben, siegt der Tod, müssen er und seine Gefährten ihm folgen. Der Ritter ist auch auf der Suche nach Gott und fragt den Tod, ob er ihm etwas über ihn sagen kann. Doch der Tod ist unwissend. Ein düsterer Film, der mich schon damals ungemein beeindruckt hatte.
Gandhi. Ich glaube, über diesen Film des Regisseurs Richard Attenborough aus dem Jahr 1982 brauche ich nichts zu erklären.
Lawrence von Arabien (GB 1962). Ein Film-Epos des Regisseurs David Lean, der u.a. auch Doktor Schiwago verfilmte. Ausgezeichnet mit 7 Oskars. Einer der wenigen Filme, der (bis auf ganz wenige Statistenrollen) ohne Frauen auskommt.
Avanti, Avanti (USA 1972). Eine Romanze zwischen einem prüden und egoistischen amerikanischen Geschäftsmann (Jack Lemmon) und einer Engländerin (Juliet Mills) auf Ischia, mit Witz und Herz verfilmt von Billy Wilder. Trotz des traurigen Themas (beide reisen auf die Insel, weil sein Vater bzw. ihre Mutter dort bei einem Autounfall tödlich verunglückt sind) eine wunderbare Tragikomödie von beschwingter Leichtigkeit. Fast jeder Satz enthält eine Pointe. Beispiel: Der Hotelier auf Ischia zum Geschäftsmann: "Hatten Sie schon eines von unseren Schlammbädern?" "Ja, im Zug. Es nannte sich Espresso."
Die Herrin von Thornhill (Far from the Madding Crowd, GB 1967). Opulente Verfilmung eines Romans von Thomas Hardy aus dem Jahr 1874 mit Julie Christie und Alan Bates in den Hauptrollen.
Wenn die Gondeln Trauer tragen (Don't look now, 1973). Eine Erzählung von Daphne du Maurier bildet den Stoff für diesen Horrorthriller. Das englische Ehepaar John und Laura Baxter (dargestellt von Donald Sutherland und Julie Christie) reist nach dem tragischen Tod ihrer kleinen Tochter, die in einem Teich ertrunken war, nach Venedig, wo John die Restaurierung einer Kirche leitet. In einem Restaurant machen sie die Bekanntschaft von zwei älteren Schwestern, die angeblich mit der Seele ihrer verstorbenen Tochter Kontakt haben. Der Film besticht durch außergewöhnliche Kameraeinstellungen und eine Sexszene zwischen den beiden Hauptdarstellern, die viel Reden von sich machte.
Wiedersehen mit Brideshead (Brideshead Revisited, eine mehrteilige Mini-Serie nach dem gleichnamigen Roman des Engländers Evelyn Waugh) war DAS Fernsehereignis des Jahres 1981 in England. Aus der Sicht des Ich-Erzählers Charles Ryder (die Rolle legte den Grundstein für die Karriere von Jeremy Irons) wird der Untergang der katholischen Adelsfamilie Marchmain inmitten ihrer protestantischen Umgebung im England der 1920/30er Jahre geschildert. Die Rollen sind hervorragend besetzt (so brillieren Anthony Andrews als Lord Sebastian Flyte, der dem Alkohol verfällt, Laurence Olivier als das sterbende Familienoberhaupt Lord Marchmain, Claire Bloom als die bigotte Lady Marchmain und John Gielgud als Vater von Charles Ryder, um nur einige zu nennen).
Radetzkymarsch nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth hatte als Fernseh-Mehrteiler 1995 Premiere. Thema ist der Aufstieg und Fall der Familie von Trotta über drei Generationen hinweg in der k.u.k.-Monarchie bis zum ihrem Ende im Jahr 1916. Just an dem Tag, als Kaiser Franz Josef I. stirbt, endet auch das Leben des Bezirkshauptmanns von Trotta, dessen Sohn schon vorher als Leutnant im Krieg gefallen war.
Ich konnte nur kurz auf die einzelnen Filme eingehen, aber zu jedem Film findet sich umfangreiches Material auf der deutschen Wikipedia-Seite
Hauptseite – Wikipedia
und der englischsprachigen Internet Movie Database
The Internet Movie Database (IMDb).
Liebe Grüße
Jürgen