Lieber allein als zu zwein ?

Aber eine Liebe, die bestehen bleibt wenn die körperliche Anziehung mit den Jahren nachlässt. Ich denke an meine Ex-Schwiegertochter, die nach sieben Jahren meinte, sie müsse sich neu verlieben, und meinen Sohn verließ, zum großen Kummer der beiden kleinen Kinder, die seither wöchentlich zwischen Vater und Mutter pendeln, was sie nie wirklich zur Ruhe kommen lässt. Sie sagte, sie liebe ihn nicht mehr. Aber sie hatte ihn nie wirklich geliebt.
Sorry, ich habe das Bedenken, den ganzen Thread zu vermüllen, aber ich kann es mir nicht verkneifen, man kann es aber löschen:


Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Mensch letztlich immer allein ist. Wir kommen aus dem Nichts und vergehen ins Nichts. Das Leben selbst ist kaum mehr als ein Wimpernschlag – kaum hat man sich versehen, ist es schon vorbei. Ich habe mich immer allein gefühlt, sei es in der Ehe, mit Freunden oder während des Studiums. Diese innere Leere lässt sich einfach nicht vertreiben.

Der Mensch, wenn ich mich richtig an Martin Heidegger erinnere, ist immer wie "hinausgeworfen" in die Existenz. Oder wie Friedrich Nietzsche es ausdrückte: Wenn man in den gähnenden Abgrund starrt, starrt dieser zurück, und man verliert sich darin. Jede Beziehung scheint nur der Versuch zu sein, diese innere Leere zu bedecken oder zu betäuben. Am Ende habe ich mich mit diesem Schmerz abgefunden, auch wenn er unerträglich ist.

Was ist todsicher? Die Sprache lügt nicht. Der Mensch ist innerlich heimatlos in dieser Welt.
 
du müllst den Thread nicht zu @Igor07 - ganz im Gegenteil, deine Beiträge hier sind sehr wertvoll.

Der Mensch ist innerlich heimatlos in dieser Welt.

Das betrachte ich ganz genauso.
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott.
Dort ist meine Heimat, die Welt ist lediglich eine Zwischenstation.
Dennoch bin ich auch hier nicht alleine, auf dieser Welt, der Herr ist stets bei mir und trägt mich, im Elend und Leid sowie auch an guten Tagen, mein Licht in meinem Herzen, das immer brennt .... - so fühlt es sich für mich an und ich weiß dass es stimmt, dafür bin ich unendlich dankbar 🙏
 
Eine beständige Liebe, egal wie die äußeren Umstände auch sein mögen.
Leider eine Seltenheit.
Um dazu etwas sagen zu können, wüßte ich gerne erst einmal, wie Liebe definiert ist. Und das ist sehr abhängig davon, in welchem sozialen Umfeld man aufwächst und lebt. Meiner Meinung nach gibt es „DIE“ Liebe nicht. Eher ein Gefühl des Zusammengehörens und der Verbundenheit mit Achtung für den PartnerInund die Bereitschaft,sich auf den/die anderen einzulassen, ohne sich selbst zu verlieren. - Was sehr schwierig sein kann.

Grüsse,
Oregano
 
Ich habe mich immer allein gefühlt, sei es in der Ehe, mit Freunden oder während des Studiums. Diese innere Leere lässt sich einfach nicht vertreiben.
...
Jede Beziehung scheint nur der Versuch zu sein, diese innere Leere zu bedecken oder zu betäuben. Am Ende habe ich mich mit diesem Schmerz abgefunden, auch wenn er unerträglich ist.
Hallo Igor,

das klingt sehr nach einem frühen Trauma. Das Traurige und Schlimme daran ist, daß der bzw. die Betroffene oft gar nicht so weit kommt mit seinen Betrachtungen, daß er letztlich ein oder mehrere Traumata bearbeiten kann.


Grüsse,
Oregano
 
Um dazu etwas sagen zu können, wüßte ich gerne erst einmal, wie Liebe definiert ist.


Die Liebe ist langmütig und freundlich,
die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 
sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht zu, 
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
So stehts in der Bibel im 1. Korinther 13
 
Ich habe einmal gelesen, wenn man es nicht schafft, nach einigen Jahren aus einer Liebe eine Freundschaft zu machen, hat die Beziehung verloren.
Liebe ist das eine ( was ein jeder darunter verstehenmag) sie vergeht irgend wann. Eine Beziehung ( Ehe, Partnerschaft….) ist was anderes.
Ich kenne aber auch einige, die ihre Ehe als so Einzigartig hinstellten, bis das Kartenhaus zusammen fiel und sich einige Abgründe nach aussen auftaten. Manche wollen mit Gewalt an einer Beziehung festhalten, die schon lange keine mehr ist.

@Igor07
Ich verstehe deine Form der Einsamkeit. Das hat etwas von Depressionen. Ich fühle mich auch oft so. Erst wenn es anfängt dunkel zu werden, geht es mir besser. Morgens gegen fünf fängt es wieder an. Deswegen mag ich die langen Sommertage nicht.
 
Hallo Igor,

das klingt sehr nach einem frühen Trauma. Das Traurige und Schlimme daran ist, daß der bzw. die Betroffene oft gar nicht so weit kommt mit seinen Betrachtungen, daß er letztlich ein oder mehrere Traumata bearbeiten kann.
Klar, Oregano, aber rein medizinisch gesehen. Die ganze existenzielle Philosophie spricht sogar über die existenzielle Verzweiflung. Doch sie stellt diese eher als Chance zum inneren (spirituellen) Wachstum dar.

Das erinnert mich an Friedrich Nietzsche und sein berühmtes Zitat: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." Das Leiden an der nackten Existenz, das Gefühl der totalen Auslieferung, könnte auch als innere Bereicherung betrachtet werden. Ansonsten lebt der normale Mensch meist nur an der Oberfläche des Daseins – das wäre dann kein wirkliches Leben, sondern nur ein seichtes, geistloses Dahinvegetieren.

Ich erinnere mich, dass ich irgendwo gelesen habe, dass Gustav Mahler auf eine Behandlung durch Sigmund Freud verzichtet hat. Er litt sein Leben lang unter enormen Depressionen, ebenso wie seine Familie. Doch er wollte kreativ bleiben. Dasselbe lässt sich über Hermann Hesse sagen. Er unternahm in seiner Kindheit viele Suizidversuche und litt sein Leben lang unter seelischen Problemen. Aber wer weiß, vielleicht hätte er ohne diese Kämpfe nicht "Siddhartha" verfassen können.

Was ich sagen möchte, ist: Alles hat zwei Seiten, wie dieselbe Medaille.

Liebe Grüße.


Sartre betont auch, dass die Verzweiflung eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unseres Lebens spielt. Sie kann uns dazu motivieren, uns auf unsere Werte und Ziele zu konzentrieren und uns dazu bringen, uns intensiver mit unseren Entscheidungen und Handlungen auseinanderzusetzen. Die Verzweiflung kann somit auch als eine Chance für persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung betrachtet werden. Er ist der Überzeugung, dass die existenzielle Verzweiflung ein unvermeidliches Merkmal menschlicher Existenz ist, sie aber auch eine Chance für persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung biete. Der Mensch müsse seine eigene Bedeutung und Verantwortung akzeptieren und sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst sein, um ein erfülltes Leben führen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man liest immer wieder über das Alleinsein bzw. Einsamkeit im Alter, wenn die Kinder (falls vorhanden) aus dem Haus sind, der Mann oder die Frau gestorben sind. Das sind eventuelle negative Seiten des Alterns und des Alters.

Man kann das aber auch anders herum sehen: Alleinsein kann gut tun, auch deshalb, weil im Leben zu zweit oder zu mehreren das Alleinsein mit den Möglichkeiten, die es bietet lange Jahre zu kurz gekommen ist.
Dann hast du in der Beziehung schon was gemacht. Eine Beziehung bedeutet nicht sich zu geißeln, sondern gemeinsame Unternehmungen und Platz für ein individuelles Dasein. Der Mensch ist nicht geschaffen alleine zu sein. Er ist ein Rudeltier. Wer sich dazu entschließt alleine zu sein um Ärger aus den Weg zu gehen, hat persönliche Defizite die ihm wichtiger sind als eine gesunde Zweisamkeit.
 
Klar, Oregano, aber rein medizinisch gesehen. Die ganze existenzielle Philosophie spricht sogar über die existenzielle Verzweiflung. Doch sie stellt diese eher als Chance zum inneren (spirituellen) Wachstum dar.

Das erinnert mich an Friedrich Nietzsche und sein berühmtes Zitat: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." Das Leiden an der nackten Existenz, das Gefühl der totalen Auslieferung, könnte auch als innere Bereicherung betrachtet werden. ...
Hallo Igor,

ob man ein Trauma bzw Traumata „rein medizinisch“ sehen kann? Das scheint mir doch zu eng gesehen. Denn wo bleibt dabei die (verletzte) Seele?
Die existentielle Philosophie ist eine unter anderen Philosophien. Nietzsche war einer unter vielen Philosophen, der durch sein eigenes Leben und zur Bewältigung seiner eigenen Probleme u.a. zu dem Ausspruch kam „ was mich nicht ...“ (Ich mag diesen Spruch überhaupt nicht, weil er meiner Meinung nach übergriffiges Denken zeigt).
Ja: wenn die Verzweiflung gar groß ist, mag es helfen, diese verzweifelte Situation als innere Bereicherung zu sehen. Ich wünsche jedem in so einer Situation aber, daß die innere Bereicherung dazu führt, daß die Verzweiflung weicht, daß Heilung möglich wird.

Manchmal sucht sich der Mensch auch jeweils die Philosophie, Psychologie, Religion, Ideologie, die ihm gerade jetzt entspricht und bleibt darin hängen (?). Er ist dann zu lösungsorientiertem Handeln nicht mehr fähig und kommt nicht vom Fleck. Wobei: „lösungsorientiert“ kann zu vielen Lösungen führen.

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer sich dazu entschließt alleine zu sein um Ärger aus den Weg zu gehen, hat persönliche Defizite die ihm wichtiger sind als eine gesunde Zweisamkeit.
Das kann so sein.
Menschen sind aber oft allein, weil sie einfach keine Möglichkeit (mehr) haben, mit anderen Menschen zusammen zu kommen; - warum auch immer.

Grüße,
Oregano
 
Die existentielle Philosophie ist eine unter anderen Philosophien. Nietzsche war einer unter vielen Philosophen, der durch sein eigenes Leben und zur Bewältigung seiner eigenen Probleme u.a. zu dem Ausspruch kam „ was mich nicht ...“ (Ich mag diesen Spruch überhaupt nicht, weil er meiner Meinung nach übergriffiges Denken zeigt).
Ja: wenn die Verzweiflung gar groß ist, mag es helfen, diese verzweifelte Situation als innere Bereicherung zu sehen. Ich wünsche jedem in so einer Situation aber, daß die innere Bereicherung dazu führt, daß die Verzweiflung weicht, daß Heilung möglich wird.

Manchmal sucht sich der Mensch auch jeweils die Philosophie, Psychologie, Religion, Ideologie, die ihm gerade jetzt entspricht und bleibt darin hängen (?). Er ist dann zu lösungsorientiertem Handeln nicht mehr fähig und kommt nicht vom Fleck. Wobei: „lösungsorientiert“ kann zu vielen Lösungen führen.
Liebe Oregano,

doch! Es hilft, sehr sogar, und ich erspare mir eine lange Antwort. Siehe zum Beispiel:

  • Die Schopenhauer-Kur, übersetzt von Almuth Carstens. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-75126-8.
  • Und Nietzsche weinte (orig. When Nietzsche Wept), übersetzt von Uda Strätling.
  • Existential Psychotherapy, Basic Books, New York 1980, ISBN 0-465-02147-6.
    • Übersetzung: Existentielle Psychotherapie, Ed. Humanistische Psychologie, Köln 1989, ISBN 3-926176-19-9.
  • Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse, Deuticke, Wien 1946; Fischer TB 42302, Frankfurt am Main 1997; Neuauflage; in dieser Auflage erstmals ergänzt durch: Zehn Thesen über die Person. Deuticke, Wien 2005, ISBN 3-552-06001-4.
  • … trotzdem Ja zum Leben sagen. Drei Vorträge, Deuticke, Wien 1946.
Liebe Grüße.
 
Liebe Oregano,

doch! Es hilft, sehr sogar, und ich erspare mir eine lange Antwort. Siehe zum Beispiel:
Hallo Igor,

ok - das ist jetzt Deine Sicht der Dinge, und das ist natürlich ok für Dich und jetzt.
Das heißt aber doch nicht, daß es nicht auch andere Denkweisen geben kann, die man sich evtl. anschauen könnte?

Grüsse,
Oregano
 
Das Dilemma
Alle woll'n geliebt werden
Aber wen liebst du?
Ich habe über eine junge Frau gelesen, die nicht mehr allein sein wollte. Sie hat sich einen Chatbot erschaffen, der mit ihr kommuniziert und sie immer zufriedenstellt. Kein Mensch, kein Problem und keine Einsamkeit – das sollte wohl ironisch klingen, oder?

Sogar eine Puppe (mit dem ganzen Zubehör) hat sie dazu gekauft und präsentiert damit ihre scheinbare Schwangerschaft. Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Wahrscheinlich beides.
 
Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Wahrscheinlich beides.

Erstaunlich, was du alles aus meinem Dreizeiler heraus liest. Ich bin der Meinung, dass es für ein erfülltes Leben wichtiger ist, dass man selbst im Zustand der Liebe ist, und nicht, dass man im Übermaß geliebt wird. Wenn jemand sein Auto oder eine Topfpflanze liebt, ist das also ok aus meiner Sicht. Hauptsache, er/sie ist gut drauf.

Im Übermaß geliebt und begehrt zu werden kann sogar sehr lästig sein, insbesondere wenn das mit Besitzansprüchen verknüpft ist.
 
Im Übermaß geliebt und begehrt zu werden kann sogar sehr lästig sein,
Richtig, diese Frau bestimmt es selbst:

Küss mich, KI!​


Ich mag die Scherze, sorry.
 
Ich bemerke eine zunehmende soziale Inkompetenz mit der Zunahme der Internetmöglichkeiten weil manche einfach richtig und falsch nicht mehr unterscheiden wollen oder können und alles Geschwurbel glauben. Die lieber schreiben anstatt anzurufen usw. Das ist meiner Meinung nach eines der größten Probleme.
Sie verlernen zu kommunizieren und Kritik zu ertragen und somit auch in Beziehung zu treten.
Bei Problemen ergreift jeder die Flucht anstatt sich damit auseinanderzusetzen. Also bleibt er lieber allein und gibt idR oft den anderen die Schuld, weil die es wagten auch mal Kritik zu üben.

Und dieses Problem ist wachsend und ich frage mich, wie das mal in 10-20 Jahren ist. Denkt an meine Worte. Man unterschätze nicht die Macht der Medien.
 
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