Windpferd
Hallo Gotteskind,
bin gerade zufällig über diesen Thread gestolpert und hab mich festgelesen - eigentlich nur an Deinen Beiträgen. Ich hab zwar nicht recht begriffen, was Du wirklich willst, gar in diesem Symptome-Forum - aber ich bin beeindruckt, ja berührt durch Deinen Mut (schon in der Wahl deines Namens); dein Einstehen für Deine eigene Unklarheit, ja Konfusion; durch die Direktheit Deiner Fragen, Deines Eingehens auf andere. Und ein bißchen trickreich bis Du ja auch im Argumentieren - nur eben fair und unvoreingenommen.
Nur (als Gotteskind verstehst Du das gewiß): Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. (Das Rad ist jeden Augenblick neu.) Damit übernehmen wir uns und vertun unsere Zeit. Deine Fragen werden von einzelnen Philosophen, vor allem aber in den großen religiösen Traditionen längst gestellt - und beantwortet:
A) Vergiß die Zukunft! Es gibt sie (wie auch die Vergangenheit) nur in unseren Gedanken. Real ist nur die Gegenwart. Jetzt - die paar Minuten, in denen ich Dir schreibe. Scheint mir "lebenswert". (Da kann ich mich freilich irren.)
B) "Lebenswert" - ein zweifelhafter Begriff. (Verdorben auch durch das "lebensunwerte Leben".) Wer bemißt den "Wert"? Wir? Wer wir? Nach welchen Kriterien? Vielleicht wirst Du sagen: Gott. Gut - aber wer hört Seine Stimme? Unverfälscht? (Ich würde eher von "sinnvoll" reden. Ja, mühsam zu definieren - aber die meisten wissen, was gemeint ist.)
C) Ansonsten sind die Antworten einfach: a) Achtsamkeit entwickeln. Das heißt uns bewußt machen, wie chaotisch unsere Aufmerksamkeit dauernd herumspringt - und lernen, daß dies nicht so sein muß. (Dies Bewußtmachen funktioniert natürlich nicht durch Nachdenken sondern durch disziplinierte, geduldige Selbstbeobachtung.) Daß unsere Gedanken sich verlangsamen und weniger emotional werden können. Daß es Lücken zwischen den Gedanken gibt. Richtige Lücken, Raum. Jeden Augenblick. - b) Gewahrsein entwickeln: Daß die Welt nicht zentriert ist um mich, meine Wünsche, Ideen, Projekte usw. Sondern viiiel größer. Interessanter auch. - c) Daß ich nicht dauernd um mein Überleben kämpfen muß sondern daß es spontanes Mitgefühl gibt - sogar, ganz unerwartet, bei mir. Daß mir andere wichtiger sind als ich mir selber. (Ja, das könnte auf die Dauer unser Wirtschaftssystem unterminieren.) Mitgefühl, aus dem sich Handeln entwickeln kann. (Die Liebe lassen wir erst mal beiseite - die ist für Fortgeschrittene.)
Jedenfalls die großem Religionen (vereinzelt auch die Philosophen) haben für diese Punkte Übungsmethoden entwickelt, die man praktiziert - statt darüber zu reden. Hier ist gewiß nicht der Ort, sie darzustellen. Das ist halt das Problem aller Foren - da kann nur geredet werden. Hilft leider nicht so viel. (Es sei denn, es geht um Infos über Dinge, Gegebenheiten.) In der Realität geht's eben um Tun, nicht um Worte. Und: das Ganze funktioniert nur in Gemeinschaften - selbst wenn es nur zwei Menschen sind. Das scheint ein universelles Gesetz zu sein. Im einem Forum - in dem ich ja nur mit ein paar Fingern unter unter Pseudonym agiere - funktioniert's eben nicht.
Ich denke, jeder hat immer wieder die Chance, in seiner realen Umwelt (das Forum gehört nur sehr bedingt dazu) sinnvoll zu üben, zu handeln.
Mach's gut!
Herzlich,
Windpferd
bin gerade zufällig über diesen Thread gestolpert und hab mich festgelesen - eigentlich nur an Deinen Beiträgen. Ich hab zwar nicht recht begriffen, was Du wirklich willst, gar in diesem Symptome-Forum - aber ich bin beeindruckt, ja berührt durch Deinen Mut (schon in der Wahl deines Namens); dein Einstehen für Deine eigene Unklarheit, ja Konfusion; durch die Direktheit Deiner Fragen, Deines Eingehens auf andere. Und ein bißchen trickreich bis Du ja auch im Argumentieren - nur eben fair und unvoreingenommen.
Nur (als Gotteskind verstehst Du das gewiß): Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. (Das Rad ist jeden Augenblick neu.) Damit übernehmen wir uns und vertun unsere Zeit. Deine Fragen werden von einzelnen Philosophen, vor allem aber in den großen religiösen Traditionen längst gestellt - und beantwortet:
A) Vergiß die Zukunft! Es gibt sie (wie auch die Vergangenheit) nur in unseren Gedanken. Real ist nur die Gegenwart. Jetzt - die paar Minuten, in denen ich Dir schreibe. Scheint mir "lebenswert". (Da kann ich mich freilich irren.)
B) "Lebenswert" - ein zweifelhafter Begriff. (Verdorben auch durch das "lebensunwerte Leben".) Wer bemißt den "Wert"? Wir? Wer wir? Nach welchen Kriterien? Vielleicht wirst Du sagen: Gott. Gut - aber wer hört Seine Stimme? Unverfälscht? (Ich würde eher von "sinnvoll" reden. Ja, mühsam zu definieren - aber die meisten wissen, was gemeint ist.)
C) Ansonsten sind die Antworten einfach: a) Achtsamkeit entwickeln. Das heißt uns bewußt machen, wie chaotisch unsere Aufmerksamkeit dauernd herumspringt - und lernen, daß dies nicht so sein muß. (Dies Bewußtmachen funktioniert natürlich nicht durch Nachdenken sondern durch disziplinierte, geduldige Selbstbeobachtung.) Daß unsere Gedanken sich verlangsamen und weniger emotional werden können. Daß es Lücken zwischen den Gedanken gibt. Richtige Lücken, Raum. Jeden Augenblick. - b) Gewahrsein entwickeln: Daß die Welt nicht zentriert ist um mich, meine Wünsche, Ideen, Projekte usw. Sondern viiiel größer. Interessanter auch. - c) Daß ich nicht dauernd um mein Überleben kämpfen muß sondern daß es spontanes Mitgefühl gibt - sogar, ganz unerwartet, bei mir. Daß mir andere wichtiger sind als ich mir selber. (Ja, das könnte auf die Dauer unser Wirtschaftssystem unterminieren.) Mitgefühl, aus dem sich Handeln entwickeln kann. (Die Liebe lassen wir erst mal beiseite - die ist für Fortgeschrittene.)
Jedenfalls die großem Religionen (vereinzelt auch die Philosophen) haben für diese Punkte Übungsmethoden entwickelt, die man praktiziert - statt darüber zu reden. Hier ist gewiß nicht der Ort, sie darzustellen. Das ist halt das Problem aller Foren - da kann nur geredet werden. Hilft leider nicht so viel. (Es sei denn, es geht um Infos über Dinge, Gegebenheiten.) In der Realität geht's eben um Tun, nicht um Worte. Und: das Ganze funktioniert nur in Gemeinschaften - selbst wenn es nur zwei Menschen sind. Das scheint ein universelles Gesetz zu sein. Im einem Forum - in dem ich ja nur mit ein paar Fingern unter unter Pseudonym agiere - funktioniert's eben nicht.
Ich denke, jeder hat immer wieder die Chance, in seiner realen Umwelt (das Forum gehört nur sehr bedingt dazu) sinnvoll zu üben, zu handeln.
Mach's gut!
Herzlich,
Windpferd
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