Hallo Silvana,
ich bewundere Deine Konsequenz. Bei mir hat es ziemlich lange gedauert, bis ich soweit war.
Meine Erfahrungen mit der Welt der Doktoren sind sehr ähnlich:
Auch ich bin bei einem Urologen damals beim Wort "Harnröhrenerweiterung" vom Stuhl gesprungen.Da hat mir wohl auch mein Instinkt geholfen. Das war wohl mein Segen.
Ein anderer Urologe gab mir die folgende Empfehlung: "Wiederkehrende Blasenentzündungen sind halt bei Frauen üblich. Bei einigen Frauen geht das weg, wenn sie schwanger werden."
Noch ein anderer Urologe kam schon bei der Anamnese mit so platten, erniedrigenden Sprüchen: "Sind Sie dicht?" wollte er wissen und meinte damit, ob ich unter Inkontinenz leide. Warum muss man sich als Frau und Patientin so was eigentlich gefallen lassen. Fühlt man sich denn nicht schon allein beim Gang in die Praxis beschissen genug?
Wieder ein anderer Urologe hat mir Antibiotika verschrieben, ohne dass ein Bakterienbefund vorlag. Er hatte mir allerdings gesagt, dass im Urin Bakterien gefunden wurden. Da sich die wenigsten Menschen ihre Lügen auch merken können, hat er sich dann beim meinem nächsten Besuch verquatscht und behauptet, beim letzten Mal hätte ja gar kein Bakterienbefund vorgelegen. Auf meine Frage hin, warum er mir denn dann ABs verschrieben habe, antwortete er lapidar "Zur Vorbeugung". Der gleiche Arzt hatte mir dringend empfohlen, meine Nieren röntgen zu lassen, da er im Ultraschall festgestellt hatte, dass eine Niere leicht erweitert war. Meine Nieren waren jedoch in den letzten 8 Jahren schon 2x geröntgt worden. Als ich ihm die alten Aufnahmen brachte, reichten ihm die nicht und er hat mir einfach einen Termin zum Röntgen gegeben. Vorher musste ich jedoch zur Blutuntersuchung, um zu überprüfen, ob meine Nierenwerte in Ordnung waren. Die waren in Ordnung. Später habe ich dann herausgefunden, dass die Nierenwerte nur deshab überprüft werden, um sicherzustellen, dass man überhaupt das nierenschädigende Kontrastmittel für das Röntgen verabreichen darf. Ich bin zum Röntgentermin nicht erschienen. Bei meinem nächsten Besuch hatte auch der Arzt das wieder vergessen. Er machte wieder Ultraschall und ich frage, ob die Niere immer noch auffällig wäre und er sagte verwundert "Nein, warum?". Dann schaute er in die Unterlagen und machte mich völlig zur Sau, warum ich denn seine Anweisungen nie befolgen würde. Die Nieren müssten dringen geröntgt werden, ansonsten könnte man halt nicht ausschließen, ob ich vielleicht einen Nierenstein oder einen Tumor oder sonst etwas in der Niere hätte. Auf meine Aussage hin, dass er doch gerade gesagt hätte, die Niere wäre ohne Befund, sagte er nur. Das kann man im Ultraschall gar nicht so genau sehen. Aber er fände es unmöglich, dass ich seinen ärztlichen Anweisungen nicht Folge leisten würde und so könne er mich nicht weiterbehandeln. Dann gab er mir einen neuen Termin zum Röntgen. Ich habe die Praxis heulend verlassen und war dort nie mehr gesehen.
Ein weiterer Urologe hat mir, als ich nach Alternativen zu Antibiotika fragte, Bärentraubenblätter zusammen mit einem Mittel zur Ansäuerung des Urins verschrieben, ohne jemals auch nur den PH-Wert meines Urins gemessen zu haben. Hätte er im Chemieunterricht und in der Pharmakologie besser aufgepasst, hätte er wissen müssen, dass es 1. keinen Sinn macht, einen ohnehin zu saurem Urin noch saurer zu machen, 2. dass Säure einer ohnehin entzündeten Blase den Rest geben und 3. dass Bärentraubenblätter nur im basischen Milieu wirken können.
Kein einziger Urologe hat mich jemals darauf hingewiesen, dass sich Antibiotika schädlich auf den Darm und das Immunsystem auswirken können und das obwohl ich immer angegeben hatte, dass ich unter Darmproblemen leide. (Ich selbst kannte diesen Zusammenhang damals noch nicht)
Meine sonstigen Nebenwirkungen als Reaktion auf die Antibiotika hat kein Arzt jemals ernst genommen. Extreme Migräne und Muskelverhärtungen, die es mir kaum noch möglich machten zu arbeiten oder sonst wie am Leben teilzunehmen standen auch auf keinem Beipackzettel.
Heute weiß ich, dass dies wahrscheinlich eine Wirkung der extremen Übersäuerung war. Ich wurde stehts als Hypochonder abgestempelt.
Als ich keine Antibiotika mehr nehmen wollte, wurde ich mit Horrorszenarien dafor gewarnt: Incontinenz, Blasenlähmung, Nierenbeckenentzündungen bishin zum tödlichen Nierenversagen, würden mir drohen, wenn ich es wagen würde, den ärztlichen Rat zu ignorieren.
Fakt ist, dass ich das erste Mal Erfahrungen mit Inkontinenz gemacht haben als ich Antibiotika genommen habe.
Wenn ich mir heute den Beipackzettel eines Antibiotikums durchlese, stellt sich mir jedoch die berechtigte Frage, welches Szenario sich schlimmer anhört, das des Arztes oder das der Nebenwirkungen.
Es gibt sicher Fälle, in denen Antibiotika wichtig und auch hilfreich sind, aber es als Allheilmittel in der Schulmedizin anzuwenden, ohne die Folgen zu bedenken oder Alternativen aufzuzeigen, halte ich für absolut verantwortungslos.
Dann habe ich einen Trick angewendet und beim nächsten Urologen einfach behauptet, gegen sämtliche Antibiotika-Stoffe allergisch zu sein. Dafür habe ich vorher die wesentlichen Wirkstoffe der beliebtesten Antibiotika auswendig gelernt. Das hat funktioniert. Sobald allergische Reaktionen drohen, werden Schulmediziner ängstlich, denn an dieser Stelle machen sie sich unter umständen strafbar. Plötzlich rückt auch der Schulmediziner mit alternativen Vorschlägen vor und nannte mir einige pflanzliche Mittel, die ich probieren sollte. Das war der erste und einzige gute Tipp, den ich jemals von einem Urologen erhalten habe.
Meine Erfahrungen beziehen sich nicht auf eine schlechte Erfahrung mit einem einzigen Arzt. Ich bin während meiner langen BE-Geschichte mindestens bei 8 verschiedenen Urologen gewesen, zusätzlich bei 2 Frauenärzten und 3 Allgemeinmedizinern im In- und Ausland. Alle Ärzte zuckten auf meine Frage, woher die ständigen BEs kommen und was man dagegen machen kann, nur mit den Schultern: Das wäre bei Frauen so, wegen der kurzen Harnröhre, damit müsse man leben. Alle haben auf meine Befürchtungen, dass Antibiotika langfristig schädlich sein könnten behauptet, dass es kein Problem sei, 4-5mal im Jahr Antibiotika zu nehmen. Einige haben mir auch zur Vorbeugung eine Dauertherapie mit AB vorgeschlagen. Alle haben mir immer weitere Vorschläge für noch mehr Untersuchungen gemacht: Spiegelung, Messungen, Röntgen, Uroflow, Histogramme, Blutuntersuchungen, etc. - alles teure Untersuchungen - alles ohne eindeutige Ergebnisse, sondern nur Vermutungen: Harnröhrenverengung, Refluxproblem im Blasen-Nierenkanal, uvm. Als ich dann mit Verdacht auf IC stationär untersuchen lassen sollte, habe ich der Schulmedizin entgültig den Rücken gewandt. Ich hatte die Nase so dermaßen gestrichen voll und war die Quälerei so satt. Dabei hätten ein einfacher, billiger PH-Streifen und einige rudimentären Chemiekenntnisse ausgereicht, um mein Dilemma zu erkennen. Stattdessen, haben sich Ärzte, Krankenkassen und Pharmaunternehmen jahrelang an meiner Krankheit gesundgestoßen.
Übrigens, kommt in mir immer weiter der begründete Verdacht auf, dass unser eigentliches Problem nicht die Krankheiten sind, sondern die Medikamente, die zu immer neuen Erkrankungen führen.
Klar, bei Ärzten und der Pharmaindustrie handelt es sich um Wirtschaftsunternehmen und Unternehmen verdienen daran, dass Kunden dauerhaft bleiben bzw. wiederkehren. Es kostet 10 mal mehr, einen Neukunden zu akquirieren, als einen bestehenden Kunden zu halten und zu Wiederholungskäufen zu motivieren. Wodurch erreicht man das in der Medizin? Na ja, nicht, indem man Patienten dauerhaft gesund macht, oder? Der Fehler liegt also nicht bei den Ärzten, sondern der Fehler ist systemimmanent. Man muss das nur wissen als Patient
Krank ist auch, dass ich alles, was mir zur dauerhaften Gesundung geholfen hat, selbst bezahlen mußte, während die Krankenkasse ohne Mucken alles bezahlt hat, was mich dauerhaft krank gemacht hat.
Um es mit einem Zitat meines Lieblings-Kabarettisten Volker Pispers auszudrücken: "Wenn Du geheilt werden willst, geh zum Heilpraktiker - das sagt doch schon das Wort. Ärzte klären nur ab und sagen Dir allenfalls, was du nicht hast."
Liebe Grüsse
Tweetyole