Herbst-Gedichte

Herbst

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Ich sah den Wald sich färben

Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt' es kaum, warum.

Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt' ich's wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt' aus heller Kehle
Mich ja der flücht'ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast.

(Emanuel Geibel)
 
Herbst

Was für ein schönes Bild!

Herbstsonnenschein

Johannes Schlaf

Herbstsonnenschein,
Der liebe Abend lacht so still herein,
Ein Feuerlein rot
Knistert im Ofenloch und loht.

So! - Meinen Kopf auf deinen Knien,
So ist mit gut;
Wenn mein Auge so in deinem ruht.
Wie leise die Minuten ziehn! ...
 
Herbst

In trauter Verborgenheit

Ade, ihr Sommertage,
Wie seid ihr so schnell enteilt,
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt.

Wohl war es ein Entzücken,
Zu wandeln im Sonnenschein,
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein.

Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht,
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns hernieder gerauscht.

Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht,
Bei Tage krächzen die Raben,
Die Käuze schreien bei Nacht.

Was ist das für ein Gesause!
Es stürmt bereits und schneit.
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.

Kein Wetter kann uns verdrießen.
Mein Liebchen, ich und du,
Wir halten uns warm und schließen
Hübsch feste die Türen zu.

(Wilhelm Busch)

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Herbst

Herbstlied

Kommt der liebe Herbst in's Land, zeigt er seine starke Hand.
Legt sie an die Bäume an, rüttelt ganz gewaltig d'ran.
Alle Bäume schütteln sich, sind darüber ärgerlich.
Herbst, der ist den Kindern hold, Birnen bringt er gelb wie gold,
Äpfel bringt er auch daher, Äpfel rot und rund und schwer.
Schenken, das macht frohen Mut, ei wie schmeckt die Gabe gut.

Dann pfeift er ein Liedchen vor, alle Blätter spitzen's Ohr.
Sitzen nun nicht länger still, weil der liebe Herbst es will.
Drehen sich vom Aste fort, tanzen schnell von Ort zu Ort.




 
Herbst

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif][FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Iwan Turgenjew (1818-1883)[/FONT][/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Ich lieb den Herbst[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Ich lieb den Herbst, im Blicke Trauer.[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]In stillen Nebeltagen geh[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Ich oft durch Fichtenwald und seh[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Vor einem Himmel, bleich wie Schnee,[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Durch Wipfel wehen dunkle Schauer.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Ich lieb, ein herbes Blatt zu Brei[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Zu kauen, lächeln zu zerstören[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Den Traum, dem wir so gern gehören.[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Fern des Spechtes scharfer Schrei![/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Das Gras schon welk...schon starr vor Kühle,[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Von hellen Schleiern überhaucht.[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]In mir das Weben der Gefühle,[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Das Herz in Bitternis getaucht...[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Soll ich Vergangenes nicht beschwören?[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Soll, was da war, nie wieder sein?[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Die Fichten nicken dunkel, hören[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Gelassen zu und flüstern Nein.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Und da: ein ungeheures Lärmen, [/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Ein Ineinanderwehn von Zweigen,[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Ein Rauschen wie von Vogelschwärmen,[/FONT]
[FONT=Arial, Helvetica, sans-serif]Die, einem Ruf gehorchend, steigen.[/FONT]

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Herbst

Spätherbst

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Herbstblatt-Fotoclub-Ebense.jpg

Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.

(Theodor Fontane
 
Herbst

Zur Abwechslung mal eine Geschichte über "Das Eichhörnchen" von Hermann Löns (auch: Fritz von der Leine, Ulenspiegel, geboren am 29.8.1866 in Kulm/Westpreußen; gestorben am 26.9.1914 bei Reims)

Das Eichhörnchen www.urlaubschweiz.de/imgansichten/eichhoernchen.jpg

Es ist noch ganz grau im hohen Holze. Und ganz still ist es. Der Nordost, der drei Tage und drei Nächte tobte, hat sich gelegt. Dem scharfen Nordwest hat weiche Südwestluft Platz gemacht. Das gefällt den Rehen, die langsamer als in den drei letzten Tagen den Dickungen am Hang zuwechseln, ab und zu im Schnee nach Obermast plätzend, und dem Kauz sagt die laue Luft ebenfalls zu; so laut, als wäre es im April, juchzt er auf, und dann streicht er lautlosen Fluges zwischen den dunklen Stämmen der Buchen einher.
...

https://gutenberg.spiegel.de/loens/muemmel/muemm151.htm
 
Herbst

Billiger Rat

Ein Mensch nimmt alles viel zu schwer.
Ein Unmensch naht mit weiser Lehr
Und rät dem Menschen: "Nimms doch leichter!"
Doch grad das Gegenteil erreicht er:
Der Mensch ist obendrein verstimmt,
Wie leicht man seine Sorgen nimmt.

Eugen Roth
 
Herbst

Verfrühter Herbst

Schon riecht es scharf nach angewelkten Blättern
Kornfelder stehen leer und ohne Blick;
Wir wissen: eines von den nächsten Wettern
Bricht unserm müden Sommer das Genick.

Die Ginsterschoten knistern. Plötzlich wird
Uns all das fern und sagenhaft erscheinen,
Was heut wir in der Hand zu halten meinen,
Und jede Blume wunderbar verirrt.

Bang wächst ein Wunsch in der erschreckten Seele:
Daß sie nicht allzu sehr am Dasein klebe,
Daß sie das Welken wie ein Baum erlebe,
Daß Fest und Farbe ihrem Herbst nicht fehle.

(Hermann Hesse)

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Herbst

Mei, ist das ein schönes Foto!! - Da möchte ich gleich hin. - Wo ist das, uma?

Es erinnert mich ein bißchen an den Blick vom Herzogenhorn im Hochschwarzwald:
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Herbst

Hallo Uta -

es ist tatsächlich im Hochschwarzwald, irgendwo zwischen Badenweiler und der Schweizer Grenze...

LG,

uma :)
 
Herbst

Ja, das dachte ich auch: Ein wunderschönes Photo. Ihr beiden stellt hier überhaupt ständig wundersachöne Bilder hinein!

Herzliche und herbstliche
Grüße von
Leòn
 
Herbst

Nur nicht so bescheiden, Leòn. Du kannst das auch hervorragend ! Und so stacheln wir uns gegenseitig zu immer noch schöneren Fotos an, gell?
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Grüsse,
Uta
 
Herbst

:) Genau, es macht mir sehr viel Spaß!



Der Herbst ist da

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da,
er bringt uns Wind, hei hussassa.
schüttelt ab die Blätter,
bringt uns Regenwetter,
heia hussassa, der Herbst ist da.

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da,
er bringt uns Obst, hei hussassa.
Macht die Blätter bunter,
wirft die Äpfel runter,
heia hussassa, der Herbst ist da.


Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da,
er bringt uns Wein, hei hussasa.
Nüsse auf den Teller,
Birnen in den Keller,
heia hussassa, der Herbst ist da.

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da,
er bringt uns Spaß, hei hussassa.
Rüttelt an den Zweigen,
lässt die Drachen steigen,
heia hussassa, der Herbst ist da.
 
Herbst



Herbstseele (Georg Trakl)
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Jägerruf und Blutgebell;
Hinter Kreuz und braunem Hügel
Blindet sacht der Weiherspiegel,
Schreit der Habicht hart und hell.

Über Stoppelfeld und Pfad
Banget schon ein schwarzes Schweigen;
Reiner Himmel in den Zweigen;
Nur der Bach rinnt still und stad.

Bald entgleitet Fisch und Wild.
Blaue Seele, dunkles Wandern
Schied uns bald von Lieben, Andern.
Abend wechselt Sinn und Bild.

Rechten Lebens Brot und Wein,
Gott in deine milden Hände
Legt der Mensch das dunkle Ende,
Alle Schuld und rote Pein
 
Zuletzt bearbeitet:
Herbst



Heidenröslein

Johann Wolfgang von Goethe

Sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
war so jung und morgenschön,
lief er schnell, es nah zu sehn,
sah's mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
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Knabe sprach: Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!
Röslein sprach: Ich steche dich,
daß du ewig denkst an mich,
und ich will's nicht leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.


Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
half ihm doch kein Weh und Ach,
mußt' es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.


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Herbst

Bald ist Halloween.... dazu passt

TOTENTANZ
(Johann Wolfgang von Goethe)

Der Türmer, der schaut zu mitten der Nacht
Hinab auf die Gräber in Lage;
Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht:
Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
in weißen und schleppenden Hemden.

Das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich,
Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,
So arm und so jung und so alt und so reich;
Doch hindern die Schleppen am Tanze.
Und weil nun die Scham hier nun nicht weiter gebeut,
Sie schütteln sich alle: da liegen zerstreut
Die Hemdlein über den Hügeln.

Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
Gebärden da gibt es, vertrackte;
Dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
Als schlüg' man die Hölzlein zum Takte.
Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor;
Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr:
Geh! hole dir einen der Laken.

Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell
Nun hinter geheiligte Türen.
Der Mond, und noch immer er scheinet so hell
Zum Tanz, den sie schauderlich führen.
Doch endlich verlieret sich dieser und der,
Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher,
Und husch! ist es unter dem Rasen.

Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt
Und tappet und grapst an den Grüften;
Doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt,
Er wittert das Tuch in den Lüften.
Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück,
Geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück:
Sie blinkt von metallenen Kreuzen.

Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
Da gilt auch kein langes Besinnen,
Den gotischen Zierat ergreift nun der Wicht
Und klettert von Zinnen zu Zinnen.
Nun ist's um den armen, den Türmer getan!
Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
Langbeinigen Spinnen vergleichbar.

Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt,
Gern gäb' er ihn wieder, den Laken.
Da häkelt - jetzt hat er am längsten gelebt -
Den Zipfel ein eiserner Zacken.
Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins,
Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins,
Und unten zerschellt das Gerippe.

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Herbst

Hallo Uma, wenn wir schon bei Türmern sind .....

Lynkeus der Türmer

Johann Wolfgang von Goethe
(Faust II.)

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen
Gefällt mir die Welt.

Ich blick' in die Ferne,
Ich seh' in der Näh'
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.

So seh' ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir's gefallen,
Gefall' ich auch mir.

Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei, wie es wolle,
Es war doch so schön!
 
Herbst

Herbstgefühl


Johann Wolfgang von Goethe

Fetter grüne, du Laub,
Am Rebengeländer
Hier mein Fenster herauf!
Gedrängter quellet,
Zwillingsbeeren, und reifet
Schneller und glänzend voller!
Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick, euch umsäuselt
Des holden Himmels
Fruchtende Fülle;
Euch kühlet des Mondes
Freundlicher Zauberhauch,
Und euch betauen, ach!
Aus diesen Augen
Der ewig belebenden Liebe
Vollschwellende Tränen.


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Herbst

Komm in den totgesagten Park

Komm in den totgesagten Park und schau:
Der Schimmer ferner lächelnder Gestade
Der reinen Wolken unverhofftes Blau
Erhellt die Weiher und die bunten Pfade.
Dort nimm das tiefe Gelb - das weiche Grau
Von Birken und von Buchs - der Wind ist lau
Die späten Rosen welkten noch nicht ganz
Erlese küsse sie und flicht den Kranz
Vergiss auch diese letzten Astern nicht
Den Purpur um die ranken wilder Reben
Und auch was übrig blieb von grünem Leben
Verwinde leicht im herbstlichen Gesicht.

(Stefan George, 1868-1933)

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