ÜBERGEWICHT: IST EINE HOHE ENERGIEAUFNAHME DIE URSACHE?
In den letzten 30 Jahren sind die Menschen in den Industrieländern immer schwerer geworden. Als Ursachen vermuten Experten sowohl abnehmende körperliche Bewegung als auch eine kalorienreichere Nahrung. US-amerikanische Forscher wollten es genauer wissen und verglichen anhand der nationalen Statistik die Gewichtszunahme von Kindern und Erwachsenen mit der Energieaufnahme über einen Zeitraum von 30 Jahren. Während 2- bis 18-Jährige in den 1970er Jahren im Schnitt täglich 1690 Kilokalorien aßen, nahmen sie in den 2000er Jahren bereits durchschnittlich 2043 Kilokalorien zu sich. Rein rechnerisch ergibt die höhere Kalorienmenge eine Gewichtszunahme von 4 Kilogramm. Und tatsächlich stieg in dem 30-jährigen Untersuchungszeitraum das durchschnittliche Gewicht der Kinder genau um 4 Kilogramm, von 35,1 auf 39,1 Kilogramm. Erwachsene aßen in den 2000er Jahren mit 2895 Kilokalorien pro Tag rund 500 Kalorien mehr als 30 Jahre zuvor. Theoretisch hätte dadurch ihr Gewicht um 10,8 Kilogramm steigen müssen. Tatsächlich brachten erwachsene US-Amerikaner im Schnitt aber nur 8,6 Kilogramm mehr auf die Waage als 1970. Woran das liegt, wurde in der Untersuchung nicht ermittelt.
Die tatsächliche Energieaufnahme ist zwar vermutlich geringer als oben angegeben, weil die Nahrungsverluste in Haushalt und Gemeinschaftsverpflegung nicht genau erfasst werden konnten. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass sich Übergewicht allein mit der gestiegenen Energieaufnahme erklären lässt. Die Forscher fordern daher, die Bevölkerung verstärkt zu einer geringeren Energieaufnahme zu motivieren. Wollte man die gestiegene Energieaufnahme durch Bewegung kompensieren, müssten Kinder täglich knapp 2 Stunden und Erwachsene 2,5 Stunden zusätzlich walken.
Quelle: Swinburn B et al. Increased food energy supply is more than sufficient to explain the US epidemic of obesity. American Journal of Clinical Nutrition 90, 1453-6, 2009