Funktionelles MRT der HWS (Dr. Volle, "Upright-MRT" u.a.)
Hallo liebe Kate :wave:,
wie schön, Dir einmal ansatzweise begründet widersprechen zu können:
Ich vermute allerdings, dass man ohne spezielle Fachkenntnisse gerade die Aussagen nicht kritisch überprüfen könnte, um die es hier geht (Interpretation von MRT-Bildern). Die Aussage, es läge kein "anatomisches Korrelat" zugrunde , kann man nach meiner laienhaften Einschätzung eigentlich nur durch "Aufschneiden" (also wohl i.a. post mortem) gewinnen.
Die publizierten Befunde beruhen nach aktuellem Kenntnisstand auf einer Fehlinterpretation kernspintomographischer Befunde – sie sind als Artefakte anzusehen. Der Klassifikation isolierter Verletzungen der Ligamenta alaria liegt kein anatomisches Korrelat zugrunde.
Entscheidend ist hier die Formulierung "nach aktuellem Kenntnisstand". Das bedeutet, Dr. Volle, Dr. Schulze, Prof. Beyer etc. seien eben nicht aktueller Kenntnisstand, ebenso nicht die, um sie zu diskreditieren, in Anführungszeichen gesetzten "Neurootologen".
"Sie sind als Artefakte anzusehen" bedeutet nicht, dass sie es sind, es bedeutet lediglich, was die Verfasser stark betonen, dass aus Sicht dessen, was zuvor als sog. "aktueller Kenntnisstand" definiert wurde, sie (dann) als solche anzusehen seien.
Der Satz: "Der Klassifikation isolierter Verletzungen der Ligamenta alaria liegt kein anatomisches Korrelat zugrunde." ist ein wissenschaftstheoretischer Nonsens. Nach Karl Popper müsste er als (negierte) All-Aussage in jedem einzelnen Fall bewiesen worden sein, um Gültigkeit zu besitzen (sonst ist er eine Hypothese). Und dann in der Tat, wie Kate geschrieben hat, anatomisch post-mortem, weil dort der Interpretationsspielraum zumindest geringer wird. Ein einziger Gegenbeweis entlarvt diesen Satz als Nonsens. Dr. Volle hatte in dem obigen Zitat bereits zwei Veröffentlichungen mit einem diametral anderen Ergebnis aufgeführt. Dass gerade bei post-mortem-Untersuchungen (wohl auch isolierte) Lig. alaria-Schäden gefunden wurden, hatte Dr. Volle irgendwo zitiert. Das finde ich so schnell jetzt nicht.
Der Klassifikation isolierter Verletzungen der Ligamenta alaria liegt kein anatomisches Korrelat zugrunde.
Dieser Satz kann sich ernsthaft nur als Konklusion aus den vorhergehenden verstehen. Dann müsste er aber auch so gekennnzeichnet werden, zum Beispiel mit dem Wörtchen "dann" oder einem Konjunktiv. Indikativisch formuliert bedeutet er, dass die Bedingungen der Möglichkeit, ihn als gültig zu formulieren, gegeben seien, was ja, wie oben gesagt, in jedem einzelnen Fall unstreitig bewiesen worden sein müsste. Das ist es aber in der Tat - allein schon aufgrund der genannten bzw. postulierten Gegenbeispiele u.a. von Dr. Volle - nicht!
Also wenn die ganze Veröffentlichung auf dem Niveau ist, würde ich den Herren Autoren dringendst ein geisteswissenschaftliches Pro-Seminar empfehlen. Da lernt man redlich und genau zu arbeiten, auch sprachlich - sonst gibt's keinen Schein - jedenfalls bei guten Dozenten.
Ich persönlich vermute allerdings noch etwas anderes: Ich persönlich würde so formulieren, wenn ich das, was ich veröffentlichen möchte, selbst nicht so richtig glaube und dem einen wissenschaftlichen Anstrich geben möchte. Und dann werden noch minimal, wie im letzten besprochenen Satz, die Bedingungen der Möglichkeit, um diesen Satz formulieren zu dürfen, mal schnell unter den Teppich gekehrt oder ein klein bisschen umgebogen... Gute Geisteswissenschaftler schütteln darüber den Kopf, Richter und Gutachter wissen möglicherweise instinktiv, was sie zu zitieren haben, um ein bestimmtes Urteil begründen zu können...
Viele Grüße
Karolus