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SPIEGEL: Welche Allergien haben denn die Menschen, die einen anaphylaktischen Schock nach der Impfung hatten?
Klimek: Bei den beiden Betroffenen in Großbritannien lagen mehrere Allergien gegen Nahrungsmittel und Medikamente vor. In den USA gibt es aber auch einen Fall bei einer Frau, bei der bisher keine Allergie bekannt war. Auch so etwas passiert.
SPIEGEL: Weiß man schon, was die allergische Reaktion ausgelöst hat?
Klimek: Wir wissen noch nicht, was zu den anaphylaktischen Schocks führte. Das muss dringend geklärt werden. Wir haben allerdings einen Hauptverdächtigen, weil wir ihn kennen: PEG, Polyethylenglykol. Im Impfstoff ist PEG in der Schutzhülle enthalten, die die Impf-RNA zu den Zellen bringt. Die Substanz wird in Medikamenten und Kosmetika verwendet, es sind Allergien dagegen bekannt.
SPIEGEL: Kann man sich durch die Impfung gegen PEG sensibilisieren, also eine Allergie gegen diesen Stoff entwickeln?
Klimek: Ja, das ist grundsätzlich möglich. Das ist immer so, wenn Sie bioaktive Substanzen zufügen, und keineswegs ein spezielles Problem dieser Impfung. Aber es wird bestimmt Menschen geben, die sich durch die Impfung gegen PEG sensibilisieren.
SPIEGEL: Wie kann man mit dem Risiko eines anaphylaktischen Schocks am besten umgehen?
Klimek: Der Vorschlag von uns Allergologen ist, die Menschen vor der Impfung anhand ihrer Angaben zu Allergien in eine Art Ampelsystem einzuteilen. Wer grün ist, kann sich bedenkenlos impfen lassen. Wer gelb ist, sollte zur Sicherheit nach der Impfung eine halbe Stunde im Impfzentrum bleiben. Im Fall eines anaphylaktischen Schocks ist dann sofort medizinisches Personal da, das helfen kann. Wer rot ist, muss vor der Impfung testen lassen, ob eine Allergie gegen PEG oder andere Substanzen im Impfstoff vorliegt. Besteht die Allergie, wäre das ein Ausschlusskriterium, man sollte sich diesen Impfstoff nicht verabreichen lassen. Besteht sie nicht, können sich auch schwere Allergiker impfen lassen.