Das Fettgewebe wird ebenfalls abgebaut, aber die zu viel im Blut zirkulierenden Nährstoffe anschliessend wieder als Fett abgelagert, so dass es lediglich zu einer Fettumverteilung mit Zunahme des Bauchfettes bei relativ dünneren Armen und Beinen kommt. Ausserdem kann eine längere hoch dosierte Therapie auch zu Schlafstörungen und psychischen Symptomen bis hin
zu eigentlichen Psychosen führen.
Bereits zu Beginn der Therapie kommt es nach 1–2 Tagen zu einer Zunahme des Insulinbedarfs durch die vermehrt zirkulierenden Nährstoffe. Während dies beim Nichtdiabetiker lediglich zu einer Erhöhung der Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse führt, sind die Folgen für Diabetiker natürlich schwerwiegender.
Mit der Zunahme des Insulinbedarfs können sich je nach bisheriger Diabetestherapie verschiedene Konsequenzen ergeben.
Falls bisher Diät allein oder Tabletten zur Kontrolle des Blutzuckers ausgereicht haben, muss nun eventuell auf Insulin umgestellt werden. Wenn bereits Insulin gespritzt wurde, kann es sein, dass anstelle eines einfachen 1- oder 2-Spritzen-Schemas neu nicht nur mehr Einheiten Insulin, sondern auch häufigere Injektionen pro Tag nötig werden.
Typischerweise führt eine Therapie mit Cortison vor allem zu einer Zunahme der Blutzuckerspiegel nach Nahrungseinnahme tagsüber. Das heisst, es sind vor allem der Mittags- und Abendwert erhöht, während der Insulinbedarf über Nacht kaum zunimmt und der morgendliche Nüchternblutzucker meist nicht erhöht ist. Um dem Ansteigen bis zum Mittag und Abend entgegenzuwirken, sollte daher die Insulindosis am Morgen beziehungsweise Mittag erhöht werden. Diese Zunahme des Insulinbedarfs kann unter Umständen mehr als das Doppelte oder Dreifache betragen.
Viele dieser Nebenwirkungen kann man reduzieren oder sogar ganz vermeiden, indem man Cortison nur an dem Ort einsetzt, wo es gebraucht wird. So zum Beispiel als Salbe bei Hautkrankheiten oder als Atemspray bei Asthma. Damit kann die Menge an Hormon, die in den Kreislauf gelangt, auf ein Minimum beschränkt werden. Falls möglich sollte daher immer der lokalen Anwendung, den sogenannten «topischen» Steroiden, der Vorzug gegeben werden.
Heisst das nun, eine Therapie mit Cortison sei für Diabetiker verboten? Nein! Wenn sie nötig ist, dann kann sie auch durchgeführt werden.
Die Frage nach der Notwendigkeit sollte aber sicher noch kritischer gestellt werden als bei einem Patienten ohne Diabetes und wenn möglich eine andere Therapie bevorzugt werden. Falls sich die Cortisontherapie nicht vermeiden lässt, sollte der Blutzucker häufiger kontrolliert werden. So kann zusammen mit dem betreuenden Arzt auf einen Anstieg der Blutzuckerwerte reagiert und die Insulintherapie angepasst werden. .....