Atlasprofilax - mit einem Knacks gesund?
Hallo Kathy, Nana und Karolus,
es mag sein, dass ich nur etwas wiederhole, was schon früher hier im Thread gesagt wurde, aber aus aktuellem Anlass (ich traf kürzlich in einer Zahnarztpraxis eine Patientin, die mir wieder einmal von Atlasprofilax berichtete) wiederhole ich es nochmals: Die Gefahr an dieser Methode ist, dass ALLE Atlasgeschädigten, EGAL WELCHE VORGESCHICHTE sie haben, in der Atlasprofilax-Behandlung über einen Kamm geschert werden und gleich behandelt werden. Dabei ist es den Behandlern leider vollkommen EGAL, ob und welche Vorschädigung man in die Behandlung mitbringt. Unter bestimmten Voraussetzungen kann diese Behandlung auch sehr gefährlich sein. Wenn beispielsweise bei jemand durch einen Unfall die Ligamenta alaria angerissen oder auch nur gedehnt sind, die Transversalbänder gedehnt oder angerissen sind, Gelenkkapseln zwischen Atlas und Axis am Rand ausgerissen oder überdehnt sind, dann werden sich diese Strukturen nach einem solchen traumatischen Ereignis in einer dem Körper möglichen Weise regenerieren. Sie versteifen teilweise, bilden zusätzliches Weichteilgewebe zum Schutz und zur Reparatur, entwickeln Strategien, wie sie dem Kopfgelenk insgesamt in dem weiteren Leben eine möglichst gefahrlose und stabile Drehung ermöglichen kommen. Das ist in den meisten Fällen leider nicht optimal und bringt die den meisten hier bekannten Symptome oder eine lebenslange Therapiebedürftigkeit mit sich, aber die Atlasprofilax nach Schümperli GEHT LEIDER KEINESFALLS auf solche INDIVIDUELLEN VORBEDINGUNGEN EIN!!! Bei Schümperli selbst war ja scheinbar der Atlas durch ein plötzliches stumpfes Schlagereignis disloziert (ich meine zu erinnern, dass ich einmal von ihm/über ihn las, dass seine eigenen Probleme nach einer Schlägerei/einem körperlichen Angriff begannen). Man kann davon ausgehen, dass bei ihm der Atlas aus einer knöchernen Drehstruktur herauskatapultiert war, ohne dass Bänder oder andere Strukturen wie bei einem Unfall mit HWS-Trauma geschädigt waren. NUR DESHALB war es bei ihm möglich, mit der tiefenentspannten Muskulatur durch seinen DReikugelkopfmassagestab seinen Atlas gefahrlos und ohne weiteren strukturellen Beischaden in die angestammte knöcherne Struktur zurückzubewegen.
ABER: für alle anderen HWS-Geschädigten, bei denen beispielsweise oben genannte stärkere Schäden (etwa nach einem Autounfall) vorliegen, kann diese Methode in vielen Fällen NIE diese Position wieder erreichen, einfach schon aus dem Grund, dass die Eigenreparatur des Körpers mit Vernarbungen und Zusatzgewebe es gar nicht mer zulässt. In diesem Fall scheint es möglich, dass durch die Atlasprofilax leider eine Position "erreicht" wird, die dem Körper weniger gefällt als seine Reparaturposition nach dem Unfallereignis. Ich halte es deshalb sehr für möglich, dass es einem nach Atlasprofilax auch dauerhaft SCHLECHTER geht als vorher.
Jede Art der Medizin (oder Gesundheitsvorsorge, wie sich das bei Schümperli ja nennt, weil es sich nicht anders nennen darf) MUSS UNBEDINGT auf den Patienten INDIVIDUELL ABGESTIMMT vorgehen, seine Vorgeschichte beachten, Besonderheiten und anatomische Gegebenheiten mit einbeziehen. Dies KANN die Methode nach Schümperli gar nicht. Ein guter Atlastherapeut nach Arlen therapiert Patienten je nach Vorgeschichte und nicht mit einem immer 08/15 gleichen Massagestab.
Resümee: Für den einen Patienten kann Atlasprofilax sehr gut sein, weil seine Voraussetzungen dafür stimmen, für den anderen kann es nicht zu kalkulierende Risiken bergen, die ja leider den einen oder anderen Patienten in diesem Thread dazu bringen, im Nachhinein zu sagen "Hätte ich es besser nicht gemacht!"
In diesem Sinne: Überlegt Euch genau, was Ihr tut. Schon immer und zu allen Zeiten und Orten in der Weltgeschichte waren genau die Menschen und Methoden suspekt, die allen auf die gleiche Weise immer und überall das Heil in der Gesundheit versprochen haben.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten und möglichst gesunden Beginn des Jahres 2009 wünscht
Martinus