Gfcf-Ernährung

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Die gluten- und kaseinfreie Ernährung (auch gfcf-Ernährung nach engl. gluten-free casein-free diet) hat sich zu einer anerkannten Behandlungsform bei Störungen des autistischen Spektrums, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen mit oder ohne Hyperaktivität und Schizophrenie entwickelt.

Obwohl noch eingehende wissenschaftliche Untersuchungen nötig sind, kann Betroffenen, deren Angehörigen und Therapeuten die Erprobung dieser Behandlungsmethode eindeutig empfohlen werden.

 

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts postulierte der Engländer Dohan einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Konsum von Getreide und Milch. Er zog diesen Schluss aus der Tatsache, dass diese Erkrankung bei Völkern, die sich ohne Getreide und Milch ernähren, kaum vorkommt.

1991 fand der norwegische Forscher Reichelt Abbauprodukte opioider Stoffe im Urin autistischer Kinder und konnte deren Herkunft aus Gluten und Kasein nachweisen. Er entwickelte daraufhin die gluten- und kaseinfreie Ernährung als Behandlungsmöglichkeit bei Autismus und erzielte auch Erfolge bei der Behandlung von Schizophrenie.

In Amerika, wo in den letzten Jahren ein dramatischer Anstieg der Fälle von Autismus zu verzeichnen ist, wird die gfcf-Ernährung von verschiedenen Vereinigungen wie dem Autism Research Institute (ARI) propagiert. Die Durchführung medizinischer Studien sieht sich der Problematik gegenüger, dass ein längerer Beobachtungszeitraum erforderlich und eine doppelblinde gfcf-Ernährung z.B. im häuslichen Rahmen schwer durchführbar ist. Mit den Ergebnissen einer vom amerikanischen National Institute of Mental Health durchgeführten Studie wird 2008 gerechnet.

In Deutschland rät der Autismus e.V. in seiner Broschüre «Autismus und Stoffwechselerkrankungen» trotz positiver Erfahrungen betroffener Eltern von einer gfcf-Ernährung ab.

Beschreibung

Die gluten- und kaseinfreie Ernährung besteht im Verzicht auf alle Lebensmittel, die Gluten und Kasein enthalten.

Gluten oder Klebereiweiß ist ein in den Getreiden Weizen, Roggen und Gerste enthaltenes Protein (Eiweiß). Bei der glutenfreien Ernährung werden diese Getreide durch z.B. Mais oder Reis ersetzt. Die bekannteste glutenverursachte Erkrankung ist die Zöliakie/Sprue, bei der Gluten zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führt.

Kasein ist das Hauptprotein der Milch. Kaseinfreie Ernährung bedeutet Verzicht auf Milch und Milchprodukte wie Käse, Joghurt oder Quark. Als Ersatz kann Reis- oder Mandelmilch verwandt werden. Für 90 % der Weltbevölkerung ist Milch kein Bestandteil der Ernährung, da sie die Produktion des Milchzucker spaltenden Enzyms Laktase als Erwachsene einstellen (Laktoseintoleranz). Der Zielpunkt der gfcf-Ernährung ist hingegen die Vermeidung des Milchproteins Kasein.

Nachweis

Es gibt Labore in den USA und den Niederlanden, welche Tests entwickelt haben, um die Abbauprodukte der Gliadorphine und Kaseomorphine im Urin nachzuweisen.

Die beste und sicherste Möglichkeit, eine entsprechende Belastung nachzuweisen, ist die Durchführung einer gfcf-Ernährung in der Praxis.

Erfahrungen

Die meisten Berichte kommen von Betroffenen und deren Angehörigen. Die Skala reicht von relativer Wirkungslosigkeit bis hin zu dramatischen Verbesserungen, wobei in den meisten Fällen ein deutlicher Rückgang der Krankheitssymptome verzeichnet wird. Bemerkenswert ist, dass in vielen Fällen das Auftreten von Entzugserscheinungen wie beim Drogenentzug erwähnt wird.

Bei schweren Fällen wie frühkindlichem Autismus oder chronifizierter Schizophrenie kann allerdings auch die gfcf-Ernährung zu keiner kompletten Remission führen.

In diesen «hoffnungslosen» Fällen ist aber schon die kleinste Verbesserung ein großer Erfolg.

Wissenschaftliche Grundlagen

Die Proteine Kasein und Gluten werden während der Verdauung in Peptide (kurzkettige Eiweiße) aufgespalten, die sogenannten Exorphine. Der erste Nachweis gelang Forschern des Münchner Max-Planck-Institutes für Psychiatrie Ende der 70er Jahre bei der Untersuchung von Milch. Exorphine im Gluten wurden von japanischen Wissenschaftlern nachgewiesen, die Weizen einer enzymatischen Spaltung im Reagenzglas aussetzten. Diese Stoffe sind auch für den Wohlgeschmack von Käse und den verführerischen Duft frischgebackenen Brotes verantwortlich.

Die Exorphine des Glutens heißen Gliadorphine, die des Kaseins Kaseomorphine. Die Namen sind auf Grund der morphinen Wirkung gewählt, da diese Substanzen an die Opioidrezeptoren des Menschen binden. Im Organismus binden die Endorphine an diese Rezeptoren und regulieren damit z.B. Schmerzempfinden, Hungergefühl und Sexualität. Die starke Mutter-Kind-Bindung der ersten Monate wird von einigen Wissenschaftlern auf die Wirkung der auch in der menschlichen Muttermilch enthaltenen Kaseomorphine zurückgeführt.

Wissenschaftlich gesichert ist, dass die Morphine aus Gluten und Kasein die Opioidrezeptoren der Darmschleimhaut beeinflussen und Verstopfungen hervorrufen. Die gfcf-Ernährung geht davon aus, dass diese Verbindungen die Darmschleimhaut passieren und an die Opioidrezeptoren des Gehirns binden. Dies wird durch Erfahrungen von Menschen mit Zöliakie bestätigt, die davon berichten, mit Beginn der glutenfreien Ernährung wäre ein «Nebel im Kopf» verschwunden.

In Bezug auf den frühkindlichen Autismus wird weiterhin angenommen, dass die Beeinträchtigung durch diese morphiumähnlichen Stoffe zu einer Fehlentwicklung des kindlichen Gehirns führt.

Wieso die Exorphine bei bestimmten Menschen eine derartige Beeinträchtigung hervorrufen ist noch unklar, man geht von verschiedenen Ansätzen aus, die von genetischer Disposition über einen durchlässigen Darm (leaky gut) bis hin zu Schwermetallbelastungen reichen.

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