Clostridium difficile

Kategorien: Krankenhauskeime, Krankheit, Mikroorganismen

Einleitung

Das Darmbakterium Clostridium difficile gehört zur normalen Darmflora von ca. 30% gesunder Menschen. Gleichzeitig kann es zu einem sehr gefährlichen nosokomialen Erreger (Krankenhauskeim) werden, welcher über eine Durchfallerkrankung bis zu einer lebensbedrohenden Darmentzündung (CDI) oder Sepsis führen kann. Der Erreger erzeugte zuerst in britischen Krankenhäusern epidemische Probleme, ist aber inzwischen in Europa auch schon außerhalb medizinischer Einrichtungen stark verbreitet. Besondere Sorgen bereitet der antiiotika-resistente Stamm RT027. Er und ein weiterer Stamm kann durch eine Erbgutveränderung den Zuckeraustauschstoff Trehalose effektiv verwerten. Clostridium difficile gehört zu den anaeroben (ohne Sauerstoff lebenden), grampositiven und Endosporen bildenden Stäbchenbakterien. Die Sporen von Clostridien kommen weltweit am Boden in Schmutz und Staub vor. Zu ihnen gehören auch die Erreger des Gasbrandes (C.perfrigends), des Wundstarrkrampfes (C. tetani) und des Botulismus (C. botulinum), der Fleischvergiftung. Clostridium botulinum produziert als Abfallprodukt das stärkste bekannte Gift. Mit 500g des Toxines könnte die gesamte Menschheit durch Atemlähmung ausgerottet werden. Nach § 6 Abs. 3 IfSG besteht in Deutschland lediglich eine nichtnamentliche Meldeflicht bei einem „gehäuftes“ Auftreten nosokomialer Infektionen. Nur bei schweren klinischen Verläufen erfolgt eine namentliche Meldung gemäß §6 Abs.1 Nr. 5a IfSG an die Gesundheitsämter. Weitere Krankenhauskeime finden Sie hier.

Symptome

Werden Patienten Antibiotika (besonders Clindamycin, Cephalosporine, Fluorchinolone) verabreicht, sterben als Nebenwirkung viele Darmbakterien ab. Clostridium difficile ist jedoch gegenüber etlichen Antibiotika resistent und findet dann im Darm einen Freiraum, den es ohne Gegenspieler schnell besiedeln kann. Ein geschwächtes Immunsystem (Chemo-, Radiotherapie, hohes Alter, Zytostatikatherapie usw.) begünstigt zusätzlich die Fehlbesiedlung. Das Bakterium selbst erzeugt keine Schäden, seine toxischen Abbauprodukte führen jedoch zu Darmentzündungen. Darmzellen werden zerstört und dies führt zu starkem Flüssigkeits- und Salzverlust. In den letzten Jahren haben sich virulente Stämme entwickelt, die besonders starke Gifte bilden (Ribotyp O27). Es kommt zur Auflösung der Darmwände, welches nachfolgend zur Sepsis und zum Tode führen kann. Die Inkubationszeit unfasst einen Zeitraum von 1 – 3 Tagen. Die Symptomatik kann aber auch erst 1-2 Wochen nach Absetzen des Antibiotikum einsetzen. Erstes Symptom ist Durchfall. Kommt es dann zur Darmentzündung, können Fieber und Bauchkrämpfe auftreten. Durch den Durchfall wird der Körper dehydriert. Durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr muss die Austrocknung in Grenzen gehalten werden. Meist kann man dann einen leichten bis mittelschweren Verlauf erreichen. Problematisch wird die Darmentzündung, wenn Dickdarmwand so geschädigt wird, dass eine pseudomembranöse Colitis entsteht.

Ursachen

Die Sporen von C. difficile werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Ansteckung erfolgt fäkal-oral. Die Übertragung wird durch mangelnde Hygiene stark begünstigt. Die größte Rolle spielt die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch, besonders über die Hände. Die Infektiösität ist sehr hoch. Die minimale Infektionsdosis sehr gering. Auch mit Sporen behaftete Kontaktflächen (Armaturen, Schalter, Türklinken) spielen eine wesentliche Rolle. Besonders sind öffentliche Gemeinschaftstoiletten nicht nur in Altenheimen und Krankenhäuser risikobehaftet. Die Sporen sind unter Einwirkung von Luftsauerstoff gekapselt und dadurch dauerhaft geschützt. Auch Trockenheit ist für die Sporen unproblematisch. Erst im Darm entkapseln und vermehren sie sich explositionsartig. Patienten sind insbesondere während der akuten Erkrankung ansteckungsfähig. Die notwendige Handhygiene ist bei den Sporen von C. difficile mit den üblichen alkoholischen Desinfektionsmitteln nicht zu erreichen. Die Hände müssen ausreichend zusätzlich mit Wasser und Reinigungsmittel gewaschen werden. Nur durch das Abspülen auch kleinster Partikel kann die Sporenanzahl entscheidend reduziert werden. Trotzdem sollten die besonderen Maßnahmen der Handhygiene noch ca. 14 Tage nach vermeindlicher Ausheilung fortgeführt werden. Während Mund- und Nasenschutz nicht erforderlich ist, ist ein Schutzkittel im Umfeld (also nicht nur bei direktem Kontakt) und Schutzhandschuhe sinnvoll. Auch bei der Flächendesinfektion wirken die üblichen Mittel nicht auf die Sporen. Meist wird dafür ein peressigsäure-haltiges Desinfektionsmittel eingesetzt. Obwohl es sich sehr oft um Hygienefehler der Einrichtung handelt, ist die Durchsetzung von Ansprüchen der betroffenen Patienten schwierig.

Diagnostik

Es ist sinnvoll, wenn zwischen einer akuten Erkrankung und einer Trägerschaft unterschieden wird. Bei einer Trägerschaft wird nach dem Darmbakterium selbst gesucht, bei einer Infektion seine giftigen Abbauprodukte ermittelt. Der Artname „difficile“ (=schwierig) entstand, weil das Bakterium wie viele Anaerober, für die der Luftsauerstoff giftig ist schwer zu kultivieren ist. Bei einer akuten Durchfallerkrankung mit Verdacht auf C. difficile benötigt man möglichst schnell ein Ergebnis. Da die durch den Keim gebildeten Toxine sehr schnell und inzwischen auch sicher durch einen Schnelltest nachweisbar sind, wird fast ausschließlich dieses Verfahren angewendet.

Therapie

Obwohl der Keim vorwiegend nach Antibiotika-Behandlungen krankheitserregend auftritt, kann er antibiotisch behandelt werden, wenn er darauf empfindlich reagiert. Zusätzlich muss natürlich per Infusion der Flüssigkeits- und Salzverlust ausgeglichen werden. Leider neigen Patienten nach scheinbar ausgeheilten Darmentzündungen durch C. difficile stark zu Rückfällen. Da das Gewebe bestimmter Dickdarmabschnitte strukturell krankhaft verändert wird, neigt der Darm zu Aussackungen. Diese können so groß sein, dass diese Darmbereiche operativ entfernt werden müssen. Eine ganz neue Behandlungsmethode ist die Stuhltransplantation bei nicht mehr antibiotisch behandelbarer Clostridien-Kolitiden. Durch die Übertragung des gereinigten Stuhles von Menschen mit sehr gut ausgebildeter Darmflora wurden überraschend gute Ergebnisse erzielt. Dabei zeigten sich sogar noch weitere positive Nebeneffekte sowohl auf die Blutfette als auch auf die Insulinresistenz und anderer, von der Darmflora gesteuerter Stoffwechselzusammenhänge. Erste Versuche mit oral eingenommenen, säureresistenten Kapseln zeigten Erfolge

Quellen

Siehe auch

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