Frühling

Von den Liedern aus der Küche zum www.pssmg.de/lieder/bilder/bloedsinn-a.gif



Die Affen rasen durch den Wald
Die Affen rasen durch den Wald,
der eine macht den andern kalt.
Die ganze Affenbande brüllt:
Wo ist die Kokosnuß, wo ist die Kokosnuß,
wer hat die Kokosnuß geklaut?

Die Affenmana sitzt am Fluß
und angelt nach der Kokosnuß.
die ganze Affenbande brüllt: ...

Die Affentante kommt von fern,
sie ißt die Kokosnuß so gern.
Die ganze Affenbande brüllt: ...

Der Affenmilchmann, dieser Knilch,
wartet auf die Kokosmilch.
Die ganze Affenbande brüllt: ...

Das Affenbaby voll Genuß
hält in er Hand die Kokosnuß:
Die ganze Affenbande brüllt:
Da ist die Kokosnuß, da ist die Kokosnuß,
es hat die Kokosnuß geklaut!

Die Affenoma schreit: Hurra!
Die Kokosnuß ist wieder da!
Die ganze Affenbande brüllt:
Da ist die Kokosnuß, da ist die Kokosnuß,
es hat die Kokosnuß geklaut!

Und die Moral von der Geschicht:
Klaut keine Kokosnüsse nicht,
weil sonst die ganze Bande brüllt:
Wo ist die Kokosnuß, wo ist die Kokosnuß,
wer hat die Kokosnuß geklaut?

/QUOTE] www.pssmg.de/lieder/bloedsinn-03.htm

(Da gibt's noch mehr...)
 
Nun will der Lenz uns grüßen
Volkslied www.my-smileys.de/smileys2/smiley-hummel.gif


Nun will der Lenz uns grüßen,
von Mittag weht es lau.
Aus allen Ecken sprießen
die Blumen rot und blau.
Draus wob die braune Heide
sich ein Gewand gar fein
und lädt im Festtagskleide
zum Maientanze ein. www.my-smileys.de/smileys2/Bine.gif

Waldvöglein Lieder singen,
wie ihr sie nur begehrt.www.my-smileys.de/smileys2/logo2.gif
Drum auf zum frohen Springen,
die Reis’ ist Goldes wert!
Hei, unter grünen Linden,
da leuchten weiße Kleid’,
heija, nun hat uns Kinden
ein End all Wintersleid.
 
Alle Vögel sind schon da

Hoffmann von Fallersleben

Alle Vögel sind schon da,
alle Vögel alle.
Welch ein Singen, Musizieren,
Pfeifen, Zwitschen, Tiriliern,
Frühling will nun einmaschieren,
kommt mit Sang und Schalle.

Wie sie alle lustig sind,
flink und froh sich regen.
Amsel, Drossel, Fink und Star,
und die ganze Vogelschar,
wünschen dir ein frohes Jahr,
lauter Heil und Segen.

Was sie uns verkünden nun,
nehmen wir zu Herzen:
Wir auch wollen lustig sein,
lustig wie die Vögelein,
hier und dort, Feld aus Feld ein,
singen, springen, scherzen.
 
DIE WEIDENKÄTZCHEN

Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, ihr Schätzchen,
sagt, woher ihr stammt.

Wollen's gern dir sagen:
Wir sind ausgeschlagen
aus dem Weidenbaum,
haben winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.

In dem dürren Baume
in tieftiefem Traume
habt geschlafen ihr?
In dem Holz, dem harten
war, ihr weichen, zarten,
euer Nachtquartier?

Mußt dich recht besinnen:
Was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.

Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen läßt.

Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, ihr Schätzchen,
ich, woher ihr stammt.


Christian Morgenstern (1871-1914)
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https://www.onlinekunst.de/gedichte/weidenkaetzchen.html
 
Klein Häschen wollt spazieren gehn

www.my-smileys.de/smileys2/hasi_2.gif
Klein Häschen wollt spazieren gehen, spazieren ganz allein,
da hat`s das Bächlein nicht gesehn, und plumps viel es hinein.
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Das Bächlein floss dem Tale zu, dort wo die Mühle steht,
und wo sich ohne Rast und Ruh das große Mühlrad dreht.
www.my-smileys.de/smileys2/smiley-hase2.gif

Ganz langsam drehte sich das Rad, fest hielt's der kleine Has,
und als er endlich oben war, sprang er vergnügt ins Gras.

Dann läuft Klein Häschen schnell nach Haus, vorbei ist die Gefahr.
Die Mutter schüttelt's Fell ihm aus, bis daß es trocken war.


Verfasser unbekannt www.my-smileys.de/smileys2/oster1.gif
 
Komm, lieber Mai

Christian Adolf Overbeck
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart


Komm, lieber Mai,
und mache die Bäume wieder grün
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn!
Wie möchte ich doch so gerne
ein Veilchen wieder Sehn,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren gehn!

Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel:
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch Kinderspiel,
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt's wohl Schlittenfahrten
ins weite weiße Land.

Doch wenn die Vögel singen
und wir dann froh und flink
auf grünem Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel stehn,
denn draußen in dem Gärtchen,
kann man vor Schmutz nicht gehn.

Ach, wenn's doch erst gelinder
und milder draußen wär!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten dich gar sehr.
O komm und bring vor allem
uns viele Veilchen mit,
bring auch viel Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit!
 
KARWOCHE
von Eduard Mörike


O Woche, Zeugin heiliger Beschwerde!
Du stimmst so ernst zu dieser Frühlingswonne,
Du breitest im verjüngten Strahl der Sonne
Des Kreuzes Schatten auf die lichte Erde,

Und senkest schweigend deine Flöre nieder;
Der Frühling darf indessen immer keimen,
Das Veilchen duftet unter Blütenbäumen
Und alle Vöglein singen Jubellieder.

O schweigt, ihr Vöglein auf den grünen Auen!
Es hallen rings die dumpfen Glockenklänge,
Die Engel singen leise Grabgesänge;
O still, ihr Vöglein hoch im Himmelblauen!

Ihr Veilchen, kränzt heut keine Lockenhaare!
Euch pflückt mein frommes Kind zum dunkeln Strauße,
Ihr wandert mit zum Muttergotteshause,
Da sollt ihr welken auf des Herrn Altare.

Ach dort, von Trauermelodieen trunken,
Und süß betäubt von schweren Weihrauchdüften,
Sucht sie den Bräutigam in Todesgrüften,
Und Lieb' und Frühling, alles ist versunken!



Ein weiteres, moderneres Gedicht zum Karfreitag ist hier zu finden:

www.gedichteseite.de/wsnm/news.php4?artc=73744
 
Kreuz am Karfreitag


Aufgesprungen,
Trockene Verästelung der Flüsse
Mit der Hoffnung in den Tümpeln,
Sammelort der Wesen,
Die sich in den Knochen krümmen,
Weil das Mark im Flehen
Nach Erlösung sich zusammenzieht.

Der Seufzer nach dem Zwang
Der Tränke mit dem Bitterwasser stirbt,
Da setzt der Stoß ein,
Der die Einzelung der Hoffnung sammelt
Mit dem Nagel in der Erdenmitte
Und im Loch
Der Bitterkeiten Wandlung ist.




Dieses Gedicht habe ich hier gefunden:

www.lonergan.at/litera/gedichte.php?ID=35
 
Der Ex-Nachtwächter
Heinrich Heine
www.my-smileys.de/smileys2/invasion.gif


Mißgelaunt, sagt man, verließ er
Stuttgart an dem Neckarstrand,
und zu München an der Isar
Ward er Schauspielintendant.

Das ist eine schöne Gegend
Ebenfalls, es schäumet hier,
Geist- und phantasieerregend,
Holder Bock, das beste Bier.

Doch der arme Intendante,
Heißt es, gehet dort herum
Melancholisch wie ein Dante,
Wie Lord Byron gloomy, stumm.

Ihn ergötzen nicht Komödien,
Nicht das schlechteste Gedicht,
Selbst die traurigsten Tragödien
Liest er - doch er lächelt nicht.

Manche Schöne möcht erheitern
Dieses gramumflorte Herz,
Doch die Liebesblicke scheitern
An dem Panzer, der von Erz

Nannerl mit dem Riegelhäubchen
Girrt ihn an so muntern Sinns -
»Geh ins Kloster, armes Täubchen«,
Spricht er wie ein Dänenprinz.

Seine Freunde sind vergebens
Zu erlust'gen ihn bemüht,
Singen: »Freue dich des Lebens,
Weil dir noch dein Lämpchen glüht!«

Kann dich nichts zum Frohsinn reizen
Hier in dieser hübschen Stadt,
Die an amüsanten Käuzen
Wahrlich keinen Mangel hat?

Zwar hat sie in jüngsten Tagen
Eingebüßt so manchen Mann,
Manchen trefflichen Choragen,
Den man schwer entbehren kann.

Wär der Maßmann nur geblieben!
Dieser hätte wohl am End'
Jeden Trübsinn dir vertrieben
Durch sein Burzelbaumtalent.

Schelling, der ist unersetzlich!
Ein Verlust vom höchsten Wert!
War als Philosoph ergötzlich
Und als Mime hochgeehrt.

Daß der Gründer der Walhalla
Fortging und zurücke ließ
Seine Manuskripte alle,
Gleichfalls ein Verlust war dies!

Mit Cornelius ging verloren
Auch des Meisters Jüngerschaft;
Hat das Haar sich abgeschoren,
Und im Haar war ihre Kraft.

Denn der kluge Meister legte
Einen Zauber in das Haar,
Drin sich sichtbar oft bewegte
Etwas, das lebendig war.

Tot ist Görres, die Hyäne.
Ob des heiligen Offiz
Umsturz quoll ihm einst die Träne
Aus des Auges rotem Schlitz.

Dieses Raubtier hat ein Sühnchen
Hinterlassen, doch es ist
Nur ein giftiges Kaninchen,
Welches Nonnenfürzchen frißt.

Apropos! Der erzinfame
Pfaffe Dollingerius -
Das ist ungefähr sein Name -
Lebt er noch am Isarfluß?

Dieser bleibt mir unvergeßlich!
Bei dem reinen Sonnenlicht!
Niemals schaut ich solch ein häßlich
Armesünderangesicht.

Wie es heißt, ist er gekommen
Auf die Welt gar wundersam,
Hat den Afterweg genommen,
Zu der Mutter Schreck und Scham.

Sah ihn am Karfreitag wallen
In dem Zug der Prozession,
Von den dunkeln Männern allen
Wohl die dunkelste Person.

Ja, Monacho Monachorum
Ist in unsrer Zeit der Sitz
Der Virorum obscurorum,
Die verherrlicht Huttens Witz.

Wie du zuckst beim Namen Hutten!
Ex-Nachtwächter, wache auf!
Hier die Pritsche, dort die Kutten,
Und wie eh'mals schlage drauf!

Geißle ihre Rücken blutig,
Wie einst tat der Ullerich;
Dieser schlug so rittermutig,
Jene heulten fürchterlich.

Der Erasmus mußte lachen
So gewaltig ob dem Spaß,
Daß ihm platzte in dem Rachen
Sein Geschwür und er genas.

Auf der Ebersburg desgleichen
Lachte Sickingen wie toll,
Und in allen deutschen Reichen
Das Gelächter widerscholl.

Alte lachten wie die Jungen -
Eine einz'ge Lache nur
War ganz Wittenberg, sie sungen
»Gaudeamus igitur!«

Freilich, klopft man faule Kutten,
Fängt man Flöh' im Überfluß,
Und es mußte sich der Hutten
Manchmal kratzen vor Verdruß.

Aber »Alea est jacta!«
War des Ritters Schlachtgeschrei,
Und er knickte und er knackte
Pulices und Klerisei.

Ex-Nachtwächter, Stundenrufer,
Fühlst du nicht dein Herz erglühn?
Rege dich am Isarufer,
Schüttle ab den kranken Spleen.

Deine langen Fortschrittsbeine,
Heb sie auf zu neuem Lauf -
Kutten grobe, Kutten feine,
Sind es Kutten, schlage drauf!

Jener aber seufzt, und seine
Hände ringend er versetzt:
»Meine langen Fortschrittsbeine
Sind europamüde jetzt.

Meine Hühneraugen jücken,
Habe deutsche enge Schuh',
Und wo mich die Schuhe drücken,
Weiß ich wohl - laß mich in Ruh'!«
 
Hermann Claudius 1878-1980

Heut abend ist die Erde aufgebrochen.
Ich schritt entlang dem Ackerrain
Und hab den Frühling da gerochen
Und sog ihn ein.
Und taumelte und wie im wachen Traume,
Als wäre es auch mir geschehn,
Das Wunder rings an Blatt und Baume,
Und blieb so stehn.
Und stand so lange still. Und mein Geblüte
War wie der Acker aufgetan,
Und alles rundumher war lauter Güte
Und sah mich an.
 
Am Ostermorgen

von Friedrich Rückert

Am Ostermorgen schwang die Lerche
sich auf aus irdischem Gebiet
und, schwebend überm stillen Pferche
der Hirten, sang sie dieses Lied:
Erwacht! Die Nacht entflieht.
Das Licht zerbricht
die Macht der Nacht;
erwacht ihr Lämmer all, erwacht,
auf feuchtem Rasen kniet!

Es ward von einem Osterlamme
getan für alle Welt genug,
das blutend an dem Kreuzesstamme
die Schuld der ganzen Herde trug.
Des Sieges Stunde schlug!
Das Grab, es gab
den Raub vom Staub
zurück; nun weidet grünes Laub,
ihr Lämmer fromm und klug!

Der Baum des Lebens, fluchbeladen,
stand abgestorben, dürr und tot.
Des Lammes Blut ihn mußte baden;
nun wird es blühend rosenrot.
Gewendet ist die Not!
O seht, her geht
der Hirt, der wird
die Herde weiden unverirrt
im neuen Morgenrot


 
Und jetzt noch was heiteres, damit wünsche ich dann allen fröhliche Ostern!:)))

Ein Ostergedicht

von Heinz Erhardt

Wer ahnte, dass zum Weihnachtsfest

Cornelia mich sitzen lässt? www.my-smileys.de/smileys2/smiley-hase2.gif


Das war noch nichts: zu Ostern jetzt

hat sie mich abermals versetzt!
www.my-smileys.de/smileys2/animal_rooster_2.gif

Nun freu ich mich auf Pfingsten -

nicht im geringsten!



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Liebe Ostergrüße von Leòn
 
Es färbte sich die Wiese grün
Novalis (eigentl. Friedrich Freiherr von Hardenberg, 1772-1801

Und um die Hecken sah ich blühn,
Tagtäglich sah ich neue Kräuter,
Mild war die Luft, der Himmel heiter.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Und immer dunkler ward der Wald
Auch bunter Sänger Aufenthalt,
Es drang mir bald auf allen Wegen
Ihr Klang in süßen Duft entgegen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Es quoll und trieb nun überall
Mit Leben, Farben, Duft und Schall,
Sie schienen gern sich zu vereinen,
Daß alles möchte lieblich scheinen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

So dacht ich: ist ein Geist erwacht,
Der alles so lebendig macht
Und der mit tausend schönen Waren
Und Blüten sich will offenbaren?
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Vielleicht beginnt ein neues Reich.
Der lockre Staub wird zum Gesträuch
Der Baum nimmt tierische Gebärden
Das Tier soll gar zum Menschen werden.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Wie ich so stand und bei mir sann,
Ein mächtger Trieb in mir begann.
Ein freundlich Mädchen kam gegangen
Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Sie ging vorbei, ich grüßte sie,
Sie dankte, das vergeß ich nie.
Ich mußte ihre Hand erfassen
Und Sie schien gern sie mir zu lassen.
Ich wußte nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.

Uns barg der Wald vor Sonnenschein
Das ist der Frühling fiel mir ein.
Kurzum, ich sah, daß jetzt auf Erden
Die Menschen sollten Götter werden.
Nun wußt ich wohl, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
 
Blumengeister

von Louise Otto (1819-1895)

Nun ist im Sturm mit Schnee und Eis
Der Winter angekommen,
Hat auf tyrannisches Geheiß
Die Blüten all genommen.
Sie sind dahin mit einem mal
Und hängen welk hernieder,
Es weckt kein milder Sonnenstrahl
Die Frostgetroffnen wieder.

Ihr Glanz, ihr Duft, ihr Leben schwand
Und öd' sind Flur und Garten,
Zur weißen Wüste ward das Land,
Die Flüsse selbst erstarrten.

So sinken in die kalte Gruft
Die letzten Blumenleichen,
Und harren bis der Lenz sie ruft
Aus ihrem Grab zu steigen.

Doch kann der Blumengeister Schar
Wohl nächtlich um noch gehen -
In kalter Mondnacht, hell und klar
Sind sie gar oft zu sehen.

Sie kommen aus dem Grab hervor
Wie neckende Gespenster,
Und blühen - ein krystall'ner Flor
An dem gefrornen Fenster.

Und rufen die Erinnrung wach
An alle Sommerstunden,
Wo Menschenhand die Blümlein brach
Und sie zum Kranz gewunden -

Wo Menschenfuß sie gar zertrat,
Nicht achtend auf ihr Flehen -
Es läßt zu rächen solche That,
Die Geisterschar sich sehen.

Und mahnt mit glänzend heller Schrift:
"Dein eignes Thun bewache,
Damit dich nicht im Winter trifft
Der Blumengeister Rache!"
 
Hier ist noch eines von der Friederike Kempner:

Es grünen die Bäume

Kempner, Friederike (1836-1904)


Es grünen die Bäume des Waldes,
Es kündigt der Frühling sich an,
Hinweg mit dem frostigen Winter,
Der Frühling ist ein sanfter Mann!
Die langen goldnen Strahlen,
Sie sind wie ein langes Haar!
Die Veilchen im tiefen Grase
Sind blau, wie ein Augenpaar
!
 
FÜNF FRÜHLINGSLIEDER

(Heinrich Heine (1822)


I
Gekommen ist der Maie,
Die Blumen und Bäume blühn,
Und durch die Himmelsbläue
Die rosigen Wolken ziehn.

Die Nachtigallen singen
Herab aus der laubigen Höh,
Die weißen Lämmer springen
Im weichen grünen Klee.

Ich kann nicht singen und springen,
Ich liege krank im Gras;
Ich höre fernes Klingen,
Mir träumt, ich weiß nicht was.


II
Ich will meine Seele tauchen
In den Kelch der Lilje hinein,
Die Lilje soll klingend hauchen
Ein Lied von der Liebsten mein.

Das Lied soll schauern und beben
Wie der Kuß von ihrem Mund,
Den sie mir einst gegeben
In wunderbar süßer Stund.



III
Sie haben dir viel erzählet,
Und haben viel geklagt;
Doch was meine Seele gequälet,
Das haben sie nicht gesagt.

Sie machten ein großes Wesen
Und schüttelten kläglich das Haupt;
Sie nannten mich den Bösen,
Und du hast alles geglaubt.

Jedoch das Allerschlimmste,
Das haben sie nicht gewußt;
Das Schlimmste und das Dümmste,
Das trug ich geheim in der Brust.



IV
Die Erde war so lange geizig,
Da kam der Mai, und sie ward spendabel,
Und alles lacht, und jauchzt, und freut sich,
Ich aber bin nicht zu lachen kapabel.

Die Blumen sprießen, die Glöcklein schallen,
Die Vögel sprechen wie in der Fabel;
Mir aber will das Gespräch nicht gefallen,
Ich finde alles miserabel.

Das Menschenvolk mich ennuyieret,
Sogar der Freund, der sonst passabel; -
Das kömmt, weil man Madame titulieret
Mein süßes Liebchen, so süß und aimabel.



V
Warum sind denn die Rosen so blaß,
O sprich, mein Lieb, warum?
Warum sind denn im grünen Gras
Die blauen Veilchen so stumm?

Warum singt denn mit so kläglichem Laut
Die Lerche in der Luft?
Warum steigt denn aus dem Balsamkraut
Hervor ein Leichenduft?

Warum scheint denn die Sonn auf die Au
So kalt und verdrießlich herab?
Warum ist denn die Erde so grau
Und öde wie ein Grab?

Warum bin ich selbst so krank und so trüb,
Mein liebes Liebchen, sprich?
O sprich, mein herzallerliebstes Lieb,
Warum verließest du mich?
 
Mein Garten

Claudius, Matthias (1740-1815)

Jeden Morgen in meinem Garten
öffnen neue Blüten sich dem Tag.
Überall ein heimliches Erwarten,
das nun länger nicht mehr zögern mag
Die Lenzgestalt der Natur ist doch wunderschön,
wenn der Dornbusch blüht und die Erde
mit Gras und Blumen prangert.
 
Frühling
von Heinrich Seidel

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
"Der Frühling, der Frühling!" - da wußt' ich genug!


Und noch eines von Heinrich Seidel:

Frühlingsbote

Der Frühling weiss zu finden
Mich tief in Stadt und Stein,
Giesst mir ins Herz den linden
Fröhlichen Hoffnungsschein.

Manch' grüne Wipfel lauschen
Zwischen den Dächern vor,
Ein Lerchenklang durch's Rauschen
Der Stadt schlägt am mein Ohr.

Ein Schmetterling als Bote
Flattert im Wind vorbei,
Hinschwebend über das todte
Steinerne Einerlei.


Liebe Uta,

ich möchte gerne D i r die Gelegenheit geben, den 100. Beitrag im Frühlings - Thread zu schreiben. Deshalb halte ich mich erst mal zurück.

Herzliche Grüße und einen schönen Ostermontag wünscht


Leòn
 
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