Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Programm

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Windpferd

Hallo,

Zitat (#93):
"Wer das Gupta-Programm nicht mag, soll sich hier einfach nicht an der Diskussion beteiligen. -- Ja . . . das ist mir auch sehr wichtig, da bitte ich auch drum, ausdrücklich an dieser Stelle noch einmal. Hier in diesem Thread soll es ausschließlich darum gehen, freundlich und positiv zu sein und sich Mut zu machen, wenn man MCS hat und das loswerden möchte."

Einigermaßen heavy. Tja, ich dachte bisher, hier sei ein Forum. Ein Forum mit Maulkörben? Auf dem Zweifelnde, Kritiker ausgeschlossen sind? Handelt es sich dann nicht eher um eine Kirche? eine Sekte? Klar, die haben auch ihre Existenzberechtigung. Aber m.W. ist das nicht die Arbeitsweise von Symptome, Ursachen von Krankheiten - Forum, Hilfe, Tipps zu Gesundheit. Oder doch? (Dann würde ich ausscheiden.)

Wie dem auch sei: Windpferde tragen keine Maulkörbe.

Ich habe mir das Gupta-Material angeschaut - und bin leider enttäuscht. Extrem lange Darstellungen von Überlegungen, "Hypothesen". Die sind zum großen Teil plausibel, möglicherweise wahr - und gar nicht soo neu. Aber kein erkennbarer Ansatz von empirischen Bestätigungen auch nur EINER Hypothese. Noch nicht mal ein Versuchsplan. Schließlich gibt es Methoden, mit denen sich Erkenntnisse gewinnen lassen - über bloßes Meinen, Vermuten hinaus. (Leider gibt es in der Therapieforschung viele Beispiele für sehr plausible Ansätze - bloß wirkten die entsprechenden Therapien dann oft im Durchschnitt nicht besser als die Pseudotherapie in einer Kontrollgruppe. Die Realität ist halt enttäuschend.) -- Und dann kriegt, las ich, wer das Gupta-Programm kauft, eine "Erfolgsgarantie". Hm. Wo soll ich denn diesen Erfolg, wenn er denn ausbleiben sollte, einklagen? Wer garantiert denn da was? Soweit ich sehe - ich laß mich gern belehren - ist das Wortgeklingel. Marketing. -- Und irgendwo steht, daß, was man hier kaufen kann, eigentlich "1000's" ($$? €€?) kosten würde oder müßte. Heißt das, der Rest (gar nicht bezifferbar aber riesig), wird den Käufern geschenkt? Hm. Soll man das wollen? Ich will aber nicht beschenkt werden sondern Erkenntnis. Halte eigentlich eine Menge von solider Kalkulation. Also professionell und vertrauenswürdig wirkt dieses Setting auf mich - zu meinem großen Bedauern - nicht.

Ich werde die Hoffnung der MCSler, die ich kenne, vorerst auf andere Ansätze lenken.

Das finde ich durchaus "positiv". (Die Bewältigung von Enttäuschungen ist ja sehr mühsam.)

Alles Liebe,
Windpferd
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retrainign Programm

Hier können die schreiben, die Kritik am Amygdala- Retraining- Programm üben wollen.

Datura
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retrainign Programm

Hallo Windpferd!
Bezogen auf dein posting, möchte ich nur folgende Dinge sagen.

Hast du denn das ganze Training von Gupta durchlaufen,ehe du
ein vernichtendes Urteil fällst ?

Gupta hat rein gar nichts mit einer Sekte zu tun.

Es ist ein möglicher gangbarer Weg mit einer sehr lebenseinschränkenden
Erkrankung besser fertig zu werden bzw. eventuell auch heil zu werden.

Warum kann man der Bitte, einen Thread einmal nicht zum Schlagabtausch
ausarten zu lassen, nicht nachkommen?
Es ist unheimlich kraftraubend und zermürbend auf einem solchen Weg,
angegriffen, in Zweifel gezogen und immer wieder mit "negativen"
Beispielen und Gedanken konfrontiert zu werden.
Das zum Beispiel ist ein Grund, warum ich mich zunächst
über das Amygdala Retraining, Fortschritte, Stillstand, Positives,
mögliche Fragen usw. nicht öffentlich äussern mag.
Eigentlich schade, da es ja sehr hilfreich sein könnte, auch für andere diesen
Weg auch
in Erwägung zu ziehen.Ich kann mir gut vorstellen, dass es manchem so geht.
Ich habe die Kraft einfach nicht dazu.
Zu den finanziellen Seiten.
Du unterstellst da ja Marketinginteressen.
Eine Frage: Von Dr. Mutter -( Amalgam/ Mobilfunk und Schädlichkeit)
hältst du doch sehr viel?
Und wie kommst du dann zu den Abschirmprodukten, der Ausleitung und
wer bezahlt die Besuche bei Dr. Mutter oder die nach ihm arbeitenden Hp
oder Ärzte?

Liebe Grüße und jedem einen guten weiteren Schritt auf dem Weg ins Leben zurück.

Felis
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retrainign Programm

Ich werde die Hoffnung der MCSler, die ich kenne, vorerst auf andere Ansätze lenken.

Alles Liebe,
Windpferd


Wie sehen denn diese anderen Ansätze aus, Windpferd? Es wäre vielleicht hilfreich, diese dann auch zu benennen.

Lieben Dank für eine Rückinfo.

Herzlichen Gruss
Kayen
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retrainign Programm

So, jetzt werde ich hier in diesem Thread doch einmal antworten.

Und dann kriegt, las ich, wer das Gupta-Programm kauft, eine "Erfolgsgarantie

Das hat Windpferd sich ausgedacht, eine "Erfolgsgarantie" bekommt niemand, ich denke, er hat nur überflogen, irgendwie "Garantie" aufgeschnappt und falsche Schlüsse gezogen. Diesen aberwitzigen Verdacht muss ich ausräumen, nur deshalb schreibe ich hier.

Man bekommt die Garantie, dass man das Programm nach einem halben Jahr zurückschicken kann und sein Geld wiederbekommt, wenns nichts gebracht hat.

Dein Sektenvoerwurf, Windpferd, ist eigentlich indiskutabel und völliger Unsinn, denn damit unterstellst Du mir, dass ich einer Sekte anheimgefallen bin, erklärst mich eigentlich für dämlich.

Mich würde schon interessieren, warum Du unserem Wunsch, hier keinen Schlagabtausch zu machen, nicht respektieren konntest? Wenn Du mehr gelesen hättest, hättest Du gewusst, dass es darum geht, sich liebevoll gegenseitig zu unterstützen. Da ist ein ständiges zerreden und kritisieren und in Frage stellen kontraproduktiv, das könntest Du eigentlich wissen. Warum also diese Respektlosigkeit?

Noch etwas : Ich habe mich so intensiv mit dem Prgramm, aber auch mit den zu Grunde liegenden Neurowissenschaften (alles gut belegt und keine schwammigen Hypothesen) beschäftigt, wie Du Dir das wohl gar nicht vorstellen kannst.

Mit Deinem Posting hast Du mir unterstellt, dass ich dumm genug bin, auf windiges Zeugs hereinzufallen und das beleidigt mich aufs Schwerste, deshalb möchte ich mit Dir auch nicht mehr an "einem Tisch sitzen"; dies schreibe ich, weil auch ich keinen Maulkorb habe.

So, jetzt verabschiede ich mich wieder aus diesem Thread, werde sicher hier nicht mitlesen, dazu ist meine Zeit und Kraft zu kostbar.

Datura
 
MCS und Amygdala Retraining - Erfahrungsberichte und gegensei

Keine Ahnung ob das schon mal gepostet wurde, aber Prof. Pall hatte sich auch mal über die Amygdala-Retraining-Programme (gibt ja inzwischen mehrere) geäußert:

“This is basically what Iris Bell has been claiming since 1992. I think that it is basically correct, although a partial explanation and only for the brain-derived symptoms, not the peripheral sensitivities that also occur in most MCS patients. It is the interaction of the NO/ONOO- cycle mechanism with the known mechanisms involved in neural sensitization – namely what is called long term potentiation that is central to our understanding of the brain derived symptoms of MCS. Both the NO/ONOO- cycle and long term potentiation involve elevated NMDA activity, intracellular calcium, nitric oxide and superoxide and it is this confluence that gives great plausibility to my model.”
The false promise of miracle cures for Multiple Chemical Sensitivity » The Canary Report
 
MCS und Amygdala Retraining - Erfahrungsberichte und gegensei

Hallo; ich finde sehr interessant was hier so geschrieben wurde. Allerdings glaube ich nicht, dass es so kompliziert ist.
Man weiß ja mittlerweile, dass viele Krankheiten eine infektiöse Ursache haben, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut.
Allerdings wird aus gesellschaftlichen und politischen Gründen hier noch viel Verschleierung betrieben.Was wäre wenn man sich an Krebs ansteckt? Oder an Alzheimer? Oder eben an MCS?
Die Chemikalien triggern lediglich die jeweiligen Erreger "ungünstig", so dass sie sich, um zu überleben, verändern oder eben anderweitig wehren.
Sie können z.B. auch ihre Zellteilung um das zig-fache steigern, oder sie können Toxine abgeben um das Immunsystem zu irritieren oder gar lahmzulegen.
Bei der vermehrten Zellteilung wirken die Botenstoffe die für die Beschleunigung verantwortlich sind auch auf die menschlichen Zellen, und erzeugen Tumore oder eben Hauterkrankungen wie Psoriasis (ca. 10 mal schnellere Zellteilung).
Wenn sie aber wie Tintenfische Gifte abgeben, entsteht MCS.
Die Chemikalien sind also nur der Auslöser, nicht die spätere Ursache.
Die einzige Möglichkeit der Beeinflussung sehe ich (auch) in der Steuerung des Immunsystems. Und dieses ist nachweislich in seiner Stärke sehr variabel.
Meines Wissen wird es um so stärker, je mehr man Stress hat. (Nicht wie woanders geschrieben umgekehrt!) Dies gibt ja evologisch gesehen auch Sinn!
Ignorieren ist demzufolge das A. und O. Was eigentlich auch schon Großmutter wusste. Oder was die Afrikaner immer noch wissen. Hier gibt viel weniger Krebs und viel weniger MCS, obwohl alles dagegen sprechen müsste.

Grüssli 4 you
 
MCS und Amygdala Retraining - Erfahrungsberichte und gegensei

"Meines Wissens ...", schreibst Du. Woher weißt Du aber das alles? Wen unterstützt's inwiefern? Und was hat's mit Amygdala Retraining zu tun?

It's slightly 2fast4me.
Windpferd


PS: Einer lieben, fast nicht mehr lebensfähigen Bekannten, der ich vor knapp 3 Wochen das Gupta-Programm schenkte, geht es "ein wenig aber deutlich besser". Sogar Kleidung, aus dem Forum gespendet, verträgt sie. (Eine gewaltige Errungenschaft.) Sie hat die ganzen Tage fast nichts gemacht außer Gupta.
 
MCS und Amygdala Retraining - Erfahrungsberichte und gegensei

Gibt es eigentlich inzwischen eine 2.Auflage des Gupta Programms? Ich hatte den Kurs Anfang 2009 gekauft und soweit ich mich erinnere, wurde da nicht groß auf MCS eingegangen.
 
MCS und Amygdala Retraining - Erfahrungsberichte und gegensei

Auf den beiden DVD-Behältnissen, die ich vor gut drei Wochen erhielt, steht für Sessions 1 - 5 nichts von MSC. Auf dem für Sessions 6A und 6B heißt es "Version 2.0" und MSC steht nun drauf. Erscheinungsjahr finde ich nicht. Aber beide, sind lt. Rückseite, "brand new".
Soweit meine leider beschränkten Infos.
Windpferd
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Sind denn diese Sessions 6A und 6B essentiell um gegen MCS arbeiten zu können? Ich hatte ja die DVDs vor zwei Jahren wieder zurückgegeben, weil sie mir bei meinem CFS nicht besonders halfen. Da ich aber zunehmend MCS entwickle, würde ich gerne nochmal einen Versuch starten, kann mir aber die 150€ für den Kurs nicht leisten.
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Ich weiß es leider nicht, da ich nicht mit dem Programm arbeite. Ich habe es einer schwer MCS-kranken Bekannten vor kurzem geschenkt; der scheint es schon - ein wenig, aber deutlich - zu nützen, obwohl sie sicher noch nicht bei Sessions 6A und 6B angelangt ist. Es scheint Grund für Zuvesicht zu geben.
Windpferd
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Ich habe in der Vergangenheit die verschiedenen, teilweise recht umfassenden Beiträge zum AR gelesen und irgendwie gespürt, dass sich in mir zunehmend etwas sträubte, sich ein Stachel aufrichtete.
Ich habe versucht dem mal nachzugehen, sowohl dem was Leute die das AR durchlaufen haben berichten - als auch dem, was das mit mir macht.

Ein Punkt ist sicherlich der, dass die Beiträge zum AR unter der Rubrik mcs veröffentlicht wurden.
Damit entsteht der Eindruck, dass man auch schwerste Multisystemerkrankungen wie sie mcs im dritten oder gar im letzten Stadium sicherlich darstellt, mit kognitiven Methoden behandeln und heilen könnte.
Das sehe ich entschieden anders. Und mich verletzt es, dass wir
- und damit meine ich neben mcs, cfs, fms Erkrankten auch die grosse Gruppe der ca. 3,5 bis 4 Millionen schwer Holzschutzmittelgeschädigten in Deutschland mit irreversiblen lebenslangen gesundheitlichen Beeinträchtigungen -
dass wir jetzt schon 40 Jahre darum kämpfen, dass wir nicht als psychisch Kranke oder Hypochonder oder Spinner abgetan werden, sondern dass man die Erkrankung als eine in der Entstehung primär körperliche Erkrankung anerkennt,
dass man den Betroffenen eine fundierte medizinische Behandlung zukommen lässt, dass in Entschädigungsverfahren (siehe der Franfurter Holzschutzmittelprozess) die Verantwortlichen an den Pranger gestellt werden (und nicht der Richter letztlich von seinem Amt entlassen wird), dass man den Menschen, die keinerlei Erwerbstätigkeit mehr nachgehen können, nicht die Rente zum Überleben verweigert, dass Gutachter nach fairen nachvollziehbaren Kriterien begutachten und nicht Erfüllungsgehilfen einer ich möchte fast schon sagen Gesundheitsmaffia sind. Dass es Wohnraum für mcs Erkrankte im Spätstadium gibt, so dass diese vielen unsäglichen Suizide ein Ende haben, Siuzide von den Menschen, die einfach keinen verträglichen Wohnraum mehr finden und ihre quälenden Entzündungsschmerzen irgenwann einfach nicht mehr aushalten.

Diese Beiträge unter der Rubrik mcs suggerieren, dass es nur die falschen Gedanken sind, die zu den bekannten Entgleisungen des Immunsystems führen, zu den Enzymdefekten, zu der in fortgeschrittenen Stadien oftmals diagnistizierten Mitochondropahtie, zu den Polyneuropathien, den Rezeptordefekten, den Entgleisungen von Neurotransmittern und Hormonen, letztlich sogar zu Gendefekten. Denn all diese Veränderungen werden immer wieder bei Multisystemerkrankten im fortgeschrittenen Stadium gefunden.

Ich wollte es lange nicht wahrhaben, was mir ein Münchner Internist 1991 sagte, nachdem er meine Befunde meine Anamnese und meine Bilder u.A. SPECT gesehen hatte: Er sagte mir ganz klar: "Ihr Leben ist gelaufen." Damit lies er mich erst mal stehen.
Ich hatte damals einen gesunden Trotz und sagte mir: der Mann weiss nicht, dass ich Psychologie studiert habe einschliesslich Erfahrungen als Psychotherapeut, dass ich fundierte Kenntnisse in klassischer Homöopathie habe, dass ich mir helfen kann. Ich "wusste" damals, dass seine Prognose auf mich nicht zutreffen wird.

Jetzt 20 Jahre später muss ich zugeben, dass er in sehr vielen Punkten recht hatte. ---

Mein erster und naheliegenster Kritikpunkt am AR ist folgender:

Um es mal deutlich zu sagen, verlernen kann man nur etwas was man mal gelernt hat.
Ich möchte an vier verschiedenen Punkten aufzeigen, wann und warum eine Technik des Verlernens (und des Gedankenstopps) nicht in jedem Fall einer Multisystemerkrankung angezeigt ist.
Um es nicht abstrakt zu machen spreche ich zuerstmal von meiner eigenen Krankheitsentstehung.
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Ich war 16 Jahre alt, als ich unwissend große Mengen Lindanmilch (Xylamon Holzwurmtod) auf meinen wurmzerfressenen Sekretär verstrichen habe. Das Zimmer war mein Arbeits- und Schlafzimmer, das heisst ich habe mich da sehr viel aufgehalten auch nachts während der wichtigen Erholphasen.
Da ich nicht wusste, was für ein starkes Nervengift das ist, habe ich das Gift nicht nur in einzelne Holzwurmlöcher appliziert, sonder den ganzen Schreibtisch dick mit dieser Milch eingerieben (ohne Mundschutz ohne Handschuhe). Vorbeugend habe ich auch noch andere Möbel behandelt, es gab ja keinerlei Warnhinweise auf der Packung.

Innerhalb weniger Tage bekam ich dann Schwindel, Benommenheit, Schweissausbrüche dass mir das Wasser von den Händen lief, dann massive Konzentrations- Lern- und Gedächtnisstörungen, sehr schnell auch schwere Angstzustände, ohne dass es inhaltliche Gründe oder Gedanken für die Angstzustände gab.
Später lernte ich, dass man solche Angstzustände als "frei flottierende, schwebende Angst" bezeichnet, wenn es keine Auslöser, Gedanken, Phantasien gibt, die diese Ängste auslösen.

Da diese massiven Beschwerden über Jahre anhielten ging ich immer wieder zu Ärzten und Neurologen, ohne dass die mir weiterhelfen konnten.
Ich wusste damals nichts über Holzschutzmittel auch nichts über mcs, cfs, usw. Ich hatte mir keine Ursachenerklärung zurechtgelegt. Schliesslich gab es Ärzte um das zu klären und zu behandeln. Nur die flüchteten sich in alle möglichen Scheinerklärungen wie z.B. ich sei in der Pubertät, da sei es einem schon mal schwindelig.

10 Jahre später hatte ich mir eine dicke Spanplatte gekauft, um mir als Student ein billiges Bett zu bauen. Kurz danach verstärkten sich die bekannten Beschwerden enorm.
Ich konnte niemandem mehr eine Hand geben so nass waren die. Trotz guter Lerntechniken war meine Vergessensrate bald höher als meine Lernrate. Nach 10 Semstern sehr engagiertem Studium musste ich es schliesslich aufgeben.

Weitere 9 Jahre später (1991) bin ich wegen eines weiteren Krankheitsschubes in Zusammenhang mit Schadstoffen in meiner damaligen Wohnung auf das Umweltinstitut München aufmerksam gemacht worden. Das hat nicht nur den sehr hohen Formaldehydgehalt in der Münchner Wohnung gemessen, sondern auch Reste meiner alten Spanplatte aus meiner Studienzeit untersucht, nachdem ein Arzt (Toxikologe) in München erstmalig bei mir den Verdacht auf Holzschutzmittelintoxikation geäußert hatte.
In der Spanplatte wurde technisches PCP in einer Höhe gefunden wie sie der Chemiker vor 1991 noch nie in einer Materialprobe in Deutschland gefunden hatte. Ausserdem sagte er mir, dass technisches PCP immer mit Dioxinen verunreinigt ist.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es bei mir keine Erklärungen im Sinne von mcs, Umweltgiften, Nitrosativem Stress usw. Ich wusste davon nichts. Ich habe einfach versucht das beste aus meinem Leben zu machen. D.h. ich wollte unbedingt das Abitur machen auch wenn ich dazu wegen der schweren Konzentrations- und Gedächtnisstörungen einige Male eine Klasse wiederholen musste. Ich wollte studieren, weil mich die wissenschaftliche Denkweise und das Eindringen in Neuland fassziniert hatte. Und ich gab mein bestes dazu, auch wenn ich letztlich mit dem Studium gescheitert bin.

1) Wass ich sagen will. Es gab kein "lernen" von negativen Gedanken wie: "ich bin massiv vergiftet und werde immer kränker und habe folgende Nerven- oder Immun- oder Zellschäden".
Es lief andersherum, mit großer zeitlicher Verzögerung konnten im Nachhinein massive gesundheitliche Veränderungen/Defekte labortechnisch z.T. auch mit bildgebenden Verfahren ergänzt, aufgedeckt werden.

Was soll ein Retraining ein "Verlernen" bewirken, wenn die gesundheitlichen Schäden schon viele Jahre bestanden, bevor ein Lernen von negativen oder stressinduzierenden Gedanken ev. einsetzte.
90% meiner Beschwerden entstanden zwischen 1971 und 1991. Die ersten aufdeckenden Labor- und sonstigen med. Untersuchungen (Neurologie, Toxikologie und Umweltmedizin) begannen 1991 und gingen bis ca. 2008.
Vielleicht habe ich tatsächlich einige negative Gedanken nach 1991 entwickelt, nachdem mir verschiedene Ärzte sagten, was in meinem Körper nicht mehr stimmt, und dass vieles davon nach heutigem Kenntnisstand irreversible Schäden darstellen.

Aber was soll ein Verlernen bewirken bei Beschwerden, die 2 Jahrzehnte vor diesen möglicherweise erlernten negativen Gedanken, Bewertungen schon da waren?
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Ganz zu schweigen von der genetischen Ausstattung. Folgende auf Erbschäden zurückzuführende Defekte wurden nach und nach gefunden. KPU, (damit war im Nachhinein das katastrophale Kurzzeitgedächtnis erklärbar); verschiedenen Enzymdefekte; eine Mitochondropathie. Letztere sei nicht primär toxisch entstanden, sondern ist durch die mütterliche Linie vererbt worden.

Soll eine Gedankenstopptechnik tatsächlich die Gene verändern??? Mir wurde gesagt, dass die Mitochondropathie nicht heilbar ist, aber es gebe medikamentöse Therapien, die das Energiedefizit etwas abmildern könnten.
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Noch ein sehr wichtiger Punkt zum Retraining allgemein:

Studien haben mehrfach bestätigt, dass zum Lernen und Verlernen eine angstarme, möglichst sogar eine angstfreie Situation bzw. ein Zustand nötig ist. Auch tierexperimentell konnte gezeigt werden, dass Tiere, die man auf ein erhöhtes Angstniveau brachte, deutlich schlechter lernten und verlernten als Tiere, die das gleiche Lernprogramm ohne Angstinduktion durchlaufen konnten.

Vor drei Wochen bin ich auf einen englischsprachigen Artikel gestossen, der wieder bei Tieren nachgewiesen hatte, dass Lindan (gamma-Hexachlorcyclohexan) den GABA-Rezeptor veränderte, deformierte, so dass Säugetiere, deren GABA-Rezeptor auf diese Weise verändert wurde, ein viel höheres Angstniveau hatten als Vergleichstiere.
(Den Artikel habe ich bei der DGMCS oder der MCS-Initiative NRW als Abstract gefunden. Ich werde versuchen, den nochmals zu finden, um die Quelle genauer angeben zu können. Grundsätzlich weiss ich aber aus meinem Psychologie Studium, dass schon deutliche ältere Untersuchungen diesen Zusammenhang aufzeigen konnten - es also keine so neue Erkenntnis ist.)
Beim Versuch diese Tiere (ich glaube es waren Ratten) ein antrainiertes Verhalten wieder verlernen zu lassen, war die Versuchsgruppe, deren GABA-Rezeptoren mit Lindan geschädigt wurden waren, kaum in der Lage die erlernte Stressreaktion wieder zu verlernen!!!. Bei der Kontrollgruppe gelang das aber in der erwarteten Art und Weise.

Für Interessierte z.B. unter Google: "Lindan" und "GABA Rezeptor" eingeben. Auch für andere Polychlorierte Phenole (z.B. PCP) konnte eine destruktive Wirkung auf den GABA-Rezeptor nachgewiesen werden.

Mich hatte das wieder daran erinnert wie extrem belastend diese sogenannte frei flottierende Angst war, nachdem ich die Lindanmilch in meinem Schlafzimmer als Kind/Jugenlicher ausgebracht hatte.
Nach Jahrzehnten ist diese auslöserfreie unbedingte Angst etwas weniger geworden aber nie ganz weggegangen.

Das Experiment zeigt deutlich, dass es Indikationen gibt, bei denen ein Retraining nicht angezeigt ist.
Das sollte man wissen und jedem mitteilen, der dieses AR oder ein anderes Retraining absolvieren will.

Es gibt Fachleute, die ein Anxiolytikum empfehlen, wenn mit Patienten mit sehr hohem Grundangstniveau eine Verhaltenstherapie durchgeführt werden soll. In der Vergangenheit hatte man immer wieder Therapieresistenzen beobachtet, trotz hoher Motivation und Mitarbeit von Seiten des Patienten.
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Da ich damals die Ursachen nicht kannte, habe ich selber versucht durch verschiedene engagierte Psychotherapien die Folgen der Holzschutzmittel in den Griff zu kriegen. (Damals wusste ich ja noch nichts über den Zusammenhang).
Nach 23 Jahren verschiedener Therapien (mehrere Verhaltenstherapien, eine Gesprächstherapie aber auch immaginative Verfahren wie katathymes Bilderleben, Gestalttherapie sogar eine Psychoanalyse war dabei) habe ich viele Techniken erlernt vor allem Entspannungstechniken aber auch NLP-Techniken wie auch NAET, auch war ich bei einem Schüler von Hellinger, dann bei Hellinger selber (systemische Therapie, habe meine Familienaufstellung gemacht). -

Abschliessend muss ich sagen, dass das alles sehr viel Energie, Geld und Zeit gekostet hat, ich mich vielleicht besser kennengelernt habe, aber der eigentlich Grund all dieser enormen Anstrengungen, diese unbeschreiblich quälenden und einschränkenden Beschwerden und die Leisungsdefizite zu reduzieren - das war mit keiner Therapie auch nicht mit modernen Techniken wie NLP oder mit NAET möglich.

Mich regt es manchmal schon auf, wenn Leute, die nicht mal sicher sind, ob sie eine massive HSM-Vergiftung haben, keine Mitochondropathie haben, bei denen ev. nicht einmal die Metaboliten des Nitrosativen Stress nachweisbar sind, die von mcs sprechen aber noch in normalen Wohnungen mit Tapeten an den Wänden, mit üblichen Bodenbeschichtungen bis hin zu Laminat leben können, die sogar noch auf einer Matratze schlafen können …. wenn solche Leute von Ihrem schweren mcs oder cfs reden - und von Therapien, die sie von der Erkrankung erlöst habe.

Ich kenne datura und die wenigen anderen Autoren nicht und weiss nicht ob sie zu dieser Gruppe gehören.
Von Dataura meine ich mich zu erinnern, dass sie nicht glaubt, dass nitrosativer Stress etwas mit mcs zu tun habe, dass bei ihr auch der Parameter/Metabolit nicht nachgewiesen werden konnte.
Aber sie ist sich wohl sicher, dass AR ihr gegen mcs geholfen habe und ich lese die Beträge so, dass sie fest überzeugt ist, dass das dann auch anderen Menschen mit mcs helfen müsse, helfen werde.

Liebe Datura, falls Du das liest: Wie kannst Du Dir so sicher sein? MCS und MCS können sehr unterschiedlich bei verschiedenen Menschen aussehen. Der eine ist völlig zerstört, und ein anderer mcs-kranker kann gar nicht nachvollziehen, warum es immer wieder Todesfälle auch Suizide bei dieser Erkrankung gibt.

Ich war früher in der IHG (Interessensgemeinschaft der Holzschutzmittelgeschädigten) . Viele der Kinder der HSM-geschädigten Familien haben keinen höheren Schulabschluss mehr geschafft. Die Eltern haben früher oder später fast alle ihren Beruf aufgeben müssen. Man kriegt die Energie die Konzentration die Aufmerksamkeit, die für normale berufliche Tätigkeiten erforderlich ist einfach nicht mehr auf Dauer hin. Die Hobbies werden nach und nach aufgegeben. Nicht weil man negativ denkt, sondern weil einfach die Konzentration nicht mehr möglich ist, die Energie nicht mehr für die einfachsten Dinge des Lebens reicht. Diese Erfahrung habe ich selber machen müssen.

Für mich ist es ein Schlag ins Gesicht eines jeden Menschen, der mit diesem unbeschreiblichen Siechtum tagtäglich über Jahre und Jahrzehnte hinweg leben muss, wenn man dem sagt, du denkst die falschen Gedanken. Stop sie und Du bist diesen Alptraum los. Deine ganze Genetik und Physiologie deine Enzymdefekte alles wird wieder gesund.

Wenn man im letzten Stadium von mcs , cfs, … angekommen ist, hat man oft nicht mal mehr die Energie einen verträglichen Lebensraum zu finden, für sich täglich einzukaufen und zu kochen, … geschweige denn sich für 1000,-€ eine CD zu kaufen und womöglich mehrere Stunden am Tag seine Gedanken zu überprüfen und die falschen zu stoppen - und das dann womöglich noch für den Rest des Lebens zu tun.

Ich frage mich oft, wo schlafe ich nächsten Monat, wie lange kann ich in meinem Alter noch auf dem Fliessenboden liegen, weil ich alle Polster und Matratzen einfach nicht mehr vertrage.
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Vielleicht ist AR etwas für weitgehend Gesunde mit kleinen Energie- oder sonstigen Einschränkungen -
aber dann sollte man es nicht in Rubriken für cfs oder mcs anbieten. Bei diesen Erkrankungen gibt es immer wieder Menschen, die sich das Leben nehmen, weil sie wirklich keinen verträglichen Wohnraum mehr finden, keine Energie mehr zum weiterleben haben.

Ich hoffe ich konnte mit meinen Gedanken zum AR auch mal Zwischentöne anbringen.
Mich hat es genervt entweder nur von strahlenden Befürwortern der Methode zu lesen -
oder eher selten von radikaler und sehr emotionaler Ablehnung.

Am Schluss bin ich selber auch etwas emotional geworden aber ich habe für mich schon zu viele Menschen in den letzten Jahren erleben müssen, die es nicht mehr geschafft haben, die so an mcs gelitten haben, dass sie letztlich wirklich keinerlei Wohnraum mehr vertragen hatten, keine Energiereste mehr hatten und in Obdachlosigkeit angekommen, ihr Leben selber beendeten.
Für mich klingt es dann fast zynisch, dass diese Leute mit einer CD und AR wieder hätten gesund werden können.
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Hallo Albatross!

Danke für deinen klasse Bericht!
Ich habe kein MCS , aber CFS. Daher kenne ich die Diskussionen über simple Hilfen, die zur "Heilung" führen sollen.

Ich reagiere empfindlich auf Putzmittel, Parfum und Duftkerzen. Mehr nicht.
Für einen MCS Betroffenen wohl ein traumhafter Zustand.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass viele Personen mit solchen Empfindlichkeiten sich gleich selbst ein MCS diagnostizieren und in Wirklichkeit nicht wissen, wovon sie reden.

Mit Deinem Bericht vermittelst du ein Bild davon, was MCS tatsächlich bedeutet.

Alles Gute - tiga
 
Kritische Auseinandersetzung mit dem Amygdala Retraining Prog

Hallo Albatross,

danke für deinen Bericht. Vieles kommt mir bekannt vor (auch wenn ohne MCS, oder zumindest nur auf dem Niveau von tiga). Insbesondere die Veränderung des Glutamatrezeptoren interessiert mich. Kann man das irgendwie prüfen? Gibt es andere Hinweise? Z.B. führt bei mir Glutamin oder GABA schon in kleinsten Mengen als Nahrungsergänzungsmittel zu Unruhe und wirren fantasierenden Gedanken, als wenn man hohes Fieber hat.
 
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