HIT: Gewöhnung an Histaminreize? Interview mit R. Jarisch bei gesund-magazin.de

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HIT: Gewöhnung an Histaminreize? Interview mit R. Jarisch bei gesund-magazin.de

Hallo zusammen,

hab grad noch ein interessantes Interview mit R. Jarisch, Professor, Floridsdorfer Allergiezentrum Wien gefunden:

Totaler Kontrollverlust. Von Manfred Pantförder | 19. Aug 2010 | Interview Seekrankheit

Eigentlich geht es - wie auch im Buch von Jarisch - um die Seekrankheit, was ich jedoch interessant finde, sind 2 Dinge:

  1. die Gewöhnung an den Histaminreiz bei anhaltender Exposition und damit auch eine Option bei bestimmten Reaktionen
  2. die teilweise Verschiebung der Symptomatik im Laufe des Lebens
  3. die Anfälligkeit von Frauen

GESUND: Wird man gegen Seekrankheit „immun“, wenn man sie nur oft genug durchlitten hat?
Jarisch: Nach zwei bis drei Tagen auf See ist man immun. Diese Immunität vergeht wieder, wenn man an Land geht. Dann bekommt man die „Landkrankheit“, auch „Mal de debarquement“ genannt, und erlebt die Seekrankheit in gemilderter Form wieder.

GESUND: Wenn auf hoher See dieser Gewöhnungseffekt einsetzt: Was verändert sich dabei dann im Körper?
Jarisch: Das histaminerge Neuronensystem ist für die Seekrankheit, das acetylcholinerge Neuronensystem für die Gewöhnung verantwortlich. In unserer Studie war interessant, dass sich alle Probanden am zweiten Tag signifikant besser gefühlt haben, unabhängig von der Medikation.

Es ist ein Effekt, den ich auch bei mir schon in verschiedenen Zusammenhängen beobachtet habe:
Was die Verträglichkeit von Sauna betrifft (-> schwere Urticaria), von Sport, von Sonne (aktuell bei Sonnenbad im Frühling grad ein Problem, erzeugt jedes Frühjahr zu Beginn diverse Symptome wie Müdigkeit, Ödeme, Schnupfen, etc.).

Bei Nahrungsmitteln funktioniert der Effekt nicht.
Vielleicht gewöhnt sich aber auch der Körper tatsächlich nur an bestimmte Reize und schüttet dann einfach kein Histamin mehr aus?

Kennt das vielleicht auch sonst noch jemand?

GESUND: Auch jüngere Menschen gelten als empfindlicher im Vergleich zu älteren. In welchem Alter setzt die „Besserung“ ein, und woran liegt das?
Jarisch: Jüngere Menschen unter 30 Jahren – außer Kleinstkinder – sind anfälliger für Seekrankheit. Eine Erklärung dafür kenne ich nicht. Das ist umso interessanter, als ältere Menschen für allergische Schockreaktionen, bei denen Histamin eine wichtige Rolle spielt, anfälliger sind.

Eine solche Symptomänderung, d.h. altersunterschiedliche Anfälligkeit von bestimmte Symptome, wird ja bei einigen Problemen beschrieben - ich kenne sie auch vom Magnesiummangel.

Auch fällt mir generell bei alten Menschen auf, dass ganz vielfach die Verträglichkeit für alles mögliche sinkt - auch bei Nahrung und Medikamenten (hier besonders schlimm, weil grad alte Menschen meist einen Haufen schlucken müssen !).

Wär ja vielleicht mal interessant, ob jemand hier im Forum ähnliches an sich beobachtet hat?

rosmarin
 
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Interview mit R. Jarisch bei gesund-magazin.de - interessante Fragestellungen?

Hallo,

Je mehr ich hier (von Rosmarin) über das Histamin gelernt habe, desto sicherer werde ich, dass MCS (auch) in Zusammenhang mit Histaminausschüttung im Gehirn, getriggert durch geringe Mengen von Chemikalien, die auf dem von mir beschriebenen Weg ins Gehirn gelangen, stehen könnte.

Wenn die Anfälligkeit von Frauen für Histaminprobleme tatsächlich größer ist, würde das endlich mal erklären, warum Frauen öfter MCS bekommen.

Ich selbst kann für mich über keinen Gewöhnungseffekt berichten, einfach, weil meine Wohnung so gesund ist und ich nicht länger dauernd wo bin/ war, wo ich Symptome bekomme/bekommen habe, (das ändert sich ja gerade).

Gerade fällt mir etwas auf. Ich war IMMER in meiner MCS- Zeit auch von vielen Büchern umgeben (neue mussten ein paar Tage mit der Terasse vorlieb nehmen), von (zwar sorgfältig ausgesuchten) Computersachen in meinem Arbeitszimmer - vielleicht vertrage ich das alles, weil ich mich daran gewöhnt habe?

Aber eine Freundin mit MCS erzählt jedesmal, wenn sie aus dem Urlaub kommt in ihr zu Hause, dass sie ihr Zimmer nicht verträgt, nach ein paar Tagen ist der Spuk dann vorbei, sie verträgt ihr Zimmer wieder. Das wäre dann natürlich endlich auch mal erklärbar.

Liebe Grüße
Datura
 
Interview mit R. Jarisch bei gesund-magazin.de - interessante Fragestellungen?

Ich kenne die Sache mit der Gewöhnung insofern als ich vor Jahren immer mal das Wochenende bei Bekannten auf dem Land in einem "Austragerl" verbracht habe. Wenn ich dort ankam, fiel mir immer der muffige Geruch auf (heute würde ich sagen, es gab dort Schimmel, obwohl nichts zu sehen war). Nach zwei Tagen roch ich nichts mehr. Kam ich dann in meine Wohnung zurück, fiel mir der muffige Geruch in meinen Kleidern auf.

Allerdings ging es mir dort trotz des Muffelns gut.

Daß Frauen eher zu MCS neigen als Männer würde ich mit der geringeren Entgiftungskapazität der Leber bei der Frau zuschreiben.

Grüsse,
Oregano
 
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HIT: Gewöhnung an Histaminreize? Interview mit R. Jarisch bei gesund-magazin.de

Hol mal den Thread wieder hoch. :)

rosmarin
 
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Hallo rosmarin,

Vielleicht gewöhnt sich aber auch der Körper tatsächlich nur an bestimmte Reize und schüttet dann einfach kein Histamin mehr aus?

Mich läßt dieser Satz an die "Erstverschlimmerung" in der Homöopathie denken: vielleicht wird ja auch bei einem Mittel erst einmal Histamin ausgeschüttet: einerseits evtl. als Reaktion auf das richtige Mittel; andererseits als Reaktion auf das falsche Mittel?

Grüsse,
Oregano
 
HIT: Gewöhnung an Histaminreize? Interview mit R. Jarisch bei gesund-magazin.de

Hallo Oregano,

darüber hab ich auch schon nachgedacht. :)

Es ist ja so, dass jeder Körper auf starke Reize wie auch auf ungewohnte Reize bis hin zu diversen Umstellungen (Hormone, Jahrezeiten etc.) mit Histaminfreisetzungen reagiert.

Geht man davon aus, dass die Homöopathie ja eine Umstimmung bewirken soll, ist auch eine Erstverschlimmerung (als Zeichen für eine Umstimmung) ein solcher Effekt.

Und eine "Fehl"umstimmung durch ein unpassendes Mittel natürlich ebenso...
(Wenn die Symptome nicht da sind, werden sie ggf. ausgelöst. Was im übrigen bei schulmedizinischen stofflichen Medikamenten ja ebenfalls nicht selten der Fall ist - beispielsweise bei Digitoxin, das Herzrhythmusstörungen auslöst, wenn man vorher keine hat.)

Ebenso denke ich, dass aus dem gleichen Grunde mitunter Nebenwirkungen von Medikamenten bei längerer Einnahmedauer nachlassen...
(Außer bei ausgeprägten Unverträglichkeiten.)

Allerdings:
Auch ein akuter Prozess wird mit der Chronifizierung schwächer bzw. symptomärmer und sobald er in die Degeneration übergeht, zeigt er ggf. gar keine Symptome mehr. Auch da wird ja immer weniger Histamin ausgeschüttet...

rosmarin
 
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