Steckt Deutschland in digitalen Kinderschuhen?

ory

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Das die Digitalisierung die Gesundheitsversorgung verändert - darüber sind sich sicher alle einig.
Ganz unterschiedliche Haltungen gibt es aber zu den Möglichkeiten und Grenzen des digitalen Wandels.
Während die Digitalisierung im Gesundheitswesen in vielen internationalen/ europäischen Ländern bereits weit voran geschritten ist, steckt sie dem Anschein nach (laut Info) in Deutschland noch in den Kinderschuhen.

Frankreich, Italien, Polen, Spanien und England, auch Belgien, die Niederlande, Österreich und die Schweiz, deren Gesundheitssysteme auf dem Versicherungsprinzip beruhen, oder aber Dänemark, Estland und Schweden, sogar Kanada und Australien, und ein kleineres, als High-Tech-Standort bekanntes Land: Israel, sind bei weitem weiter in der gesundheitlichen digitalen Vernetzung als Deutschland.
Aber der digitale Wandel im deutschen Gesundheitswesen könnte gelingen, würde es eine langfristige nationale/internationale Strategie und ein klares Ziel-Bild geben, ganz unabhängig von der Größe des jeweiligen Landes und vom politischen System.

Warum lernt man nicht einfach von anderen Ländern in denen die Digitalisierung schon zum Alltag gehört!

Interessant wäre zu erfahren, wo liegen konkret die Chancen und Risiken solch einer Entwicklung? Welche Technologien bieten Patienten und Medizinern einen echten Mehrwert? Wie verändern sich die Rollen von Patienten und medizinischem Fachpersonal – und deren Miteinander?

Noch erscheint alles recht verworren und es gibt tatsächlich Fragen über Fragen.

Gruß ory
 
Während die Digitalisierung im Gesundheitswesen in vielen internationalen/ europäischen Ländern bereits weit voran geschritten ist, steckt sie dem Anschein nach (laut Info) in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Das sollte wegen mir auch so bleiben, solange Deutschland in Punkto Datenschutz nicht einen gehörigen Sprung nach vorne macht.

Viele Grüße
 
Das sollte wegen mir auch so bleiben, solange Deutschland in Punkto Datenschutz nicht einen gehörigen Sprung nach vorne macht.
Hallo damdam,
womöglich kann auf den Sprunk noch bis 2030 gewartet werden.;) Denn noch sieht es nicht danach aus das die Pläne 2021 wirklich komplett umgesetzt werden können.
Laut Info läuft der Anschluss der Arztpraxen an das sichere Gesundheitsdatennetz recht schleppend, bei Krankenhäusern und Apotheker hat die Anbindung bisher noch gar nicht begonnen, denn die technischen Standards für die Digitalakte müssen erst noch entwickelt werden.

Fünf Überlegungen, wie der Patientenalltag im Jahr 2030 aussehen könnte:
Die große Frage der digitalisierten Medizin ist: Wem gehören die Daten? Für die Patienten ist klar, dass sie die Hoheit über ihre Gesundheitsinformationen behalten wollen. Sie können entscheiden, ob sie ihre Daten der Forschung zur Verfügung stellen. Entweder als Spende oder gegen Geld.

Kaum ein Lebensbereich ist sensibler als die eigene Gesundheit. Der Patient der Zukunft wird dabei genau darauf achten, ob die Sicherheit seiner persönlichen Daten gewährleistet ist. Und dass er nicht zum „gläsernen Patienten“ wird, dessen Krankenversicherungstarif sich eines Tages nach dem aus Gesundheitsdaten kalkulierten Krankheitsrisiko bemisst.

Welche Datenschutzstandards gelten, wird aber auch davon abhängen, wer den Zukunftsmarkt Digital Health dominiert. Die großen US-Techfirmen wie Google, Apple, Facebook und Amazon drängen in das Gesundheitsgeschäft.

Eine im Auftrag des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstellte Studie warnte kürzlich, dass die Krankenkassen unzureichend darauf vorbereitet sind, den digitalen Wandel aus eigener Kraft zu gestalten.

Für Patienten in Deutschland könnten sich attraktive Versorgungsoptionen zunehmend außerhalb des klassischen Gesundheitssystems ergeben.

Wenn Google und Co. im Gesundheitsbereich erst eine kritische Masse an Nutzern erreichten, würde es für die GKV umso schwerer, bei der datengetriebenen Medizin mitzuhalten.
https://www.handelsblatt.com/politi...l?ticket=ST-36236367-7BaEKvHASqdlagWbRo11-ap2

Gruß ory
 
Mal was zum lesen...und nachdenken:
Zitat:

Im Unterschied zu anerkannten auf freiwillige Teilnahme basierenden europäischen Gesundheitsversorgungsregistern z.B. in Schweden (SCAAR/Swedeheart) wird in Deutschland der betroffene Patient dazu verpflichtet, dem Staat einen umfassenden und dauerhaften Zugriff auf seine sensiblen Gesundheitsdaten zu ermöglichen.
Das Recht des Betroffenen auf Einschränkung der Datenverarbeitung (Art. 18 DSGVO) wird vom Gesetz ausgeschlossen.
Das Recht des Betroffenen auf Widerspruch (Art. 21 DSGVO) wird auch ausgeschlossen.

Zu finden unter:

https://www.heise.de/tp/features/De...it-Vollgas-gegen-den-Datenschutz-4556149.html
 
... Ja, zumindest wenn es um die Datensicherheit geht, scheint das in erschreckender Weise der Fall zu sein:

Sensible Patientendaten in Gefahr
von Jasmin Klofta, Katrin Kampling und Anne Ruprecht

Zahlreiche Arztpraxen sind nach Recherchen von NDR und "Süddeutscher Zeitung" nur ungenügend vor Hacker-Angriffen geschützt. Das geht aus einem vertraulichen Papier der Gesellschaft Gematik hervor, das Panorama 3 und der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt. (...) Dem (...) zufolge haben mehr als 90 Prozent der an das neue Gesundheitsdaten-Netzwerk angeschlossenen Praxen Sicherheitsrisiken in ihrer IT-Infrastruktur.(...)

Hacker können sich (...) leicht Zugang zu den sensiblen Gesundheitsdaten von Millionen Patienten verschaffen. Dass das Problem nicht nur theoretischer Natur ist, berichten Ärzte, die auf ihren Praxis-Computern bereits Schadsoftware zum Abgreifen von Daten gefunden haben.

SÄrzte sind zum Anschluss verpflichtet

Mehr als 170.000 Praxen mussten laut Bundesregierung bis Ende Juni 2019 an das neue Gesundheitsdaten-Netzwerk, die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI), angeschlossen werden. Verweigern sich die Ärzte, wird ihr Honorar gekürzt. Das Netzwerk soll Praxen, Krankenhäuser und Apotheken miteinander verbinden und verschiedene neue Anwendungen ermöglichen, darunter auch die elektronische Patientenakte. (...)

Eigentlich hatte die Gematik klare Vorgaben dafür entwickelt, wie der Anschluss der Praxen zu erfolgen hat. Aber ob diese bei der Installation von den IT-Dienstleistern umgesetzt werden, überprüft die Gematik nicht (...)

IT-Techniker warnt seit Monaten

Bereits seit dem Frühjahr weist der nordrhein-westfälische IT-Techniker Jens Ernst auf Sicherheitsprobleme (...) Er hatte festgestellt, dass von ihm betreute Arztpraxen auch dann parallel angeschlossen wurden, wenn sie über keinen ausreichenden Schutz vor Angriffen von außerhalb verfügten, weil die Computer mit sensiblen Daten noch nie ans Internet angeschlossen waren.
https://www.ndr.de/fernsehen/sendun...tientendaten-in-Gefahr,patientendaten110.html

Gruß
Kate
 
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