Psychotherapie nicht besser als die Pharmabranche

  • Themenstarter castor
  • Erstellt am

castor

Hallo Psychotherapiegeplagte!

In der FAZ vom 9.11.2011 fand sich in dem Artikel "Da zappelt die Seele" die brisante Aussage eines Psychotherapeuten:
Und die Psychotherapie? Die sei, so der Freiburger Psychotherapeut Mathias Berger, ,,allein betrachtet, nicht besser als die Pharmabranche". In den 350 Psychotherapie-Schulen hierzulande würden genauso Daten versteckt und ,,mindestens 700 Millionen Euro jährlich für Behandlungen ausgegeben, die nie richtig evaluiert wurde".
Den Immunbehandlungen spricht man die Wirksamkeit wider besseres Wissen ab und zwingt die Patienten stattdessen in Therapien, die den aufgestellten Kriterien schon gar nicht gerecht werden! (Wie auch, handelt es sich doch um eine Kristallkugel-Wissenschaft... :rolleyes:)


Grüsse!
 
Hallo castor!

Den Immunbehandlungen spricht man die Wirksamkeit wider besseres Wissen ab und zwingt die Patienten stattdessen in Therapien, die den aufgestellten Kriterien schon gar nicht gerecht werden! (Wie auch, handelt es sich doch um eine Kristallkugel-Wissenschaft... :rolleyes:)

Ohne Frage ist das definitiv mehr als ungerecht und grenzt im Fall der Immunbehandlung nach meiner Ansicht an unterlassene Hilfeleistung.

Ich finde es ebenso ungerechtfertigt, dass Menschen unter Androhuung des Entzuges von Sozialleistungen zu psychologischen, oder gar psychiatrischen Behandlungen regelrecht gezwungen werden! Das darf nicht sein!

Dennoch ist es mir ein Anliegen, dass diejenigen, die aus eigenem Antrieb heraus psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, oder nehmen wollen dazu stehen können, ohne sich dafür schämen zu müssen.
So wie ich zum Beispiel ;) .

Denn, durch diese diversen erbärmlichen Diskussionen, wie z.B. die Veröffentlichungen von Simon Wessely (..CFSler sind schlimmer als die Taliban..CFSler sind einfach nur faul...) entsteht die Gefahr, dass diejeneigen, die möglicherweise mit Hilfe einer psychotherapeutischen Behandlung einen besseren Weg finden können, mit all den Folgen der Erkrankung umzugehen, sich nicht trauen, diese Möglichkeit zu nutzen, aus lauter Angst, dadurch eine psychogene Beteiligung in der Krankheitsentstehung von CFIDS/ME einzuräumen.
Wobei dies 2 völlig unterschiedliche paar Schuhe sind.

Und je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger verstehe ich, wie es z.B. sein kann, dass Schizophrenie ein Ausschlußkriterium für CFIDS/ME ist.
Mir wäre nicht bekannt, dass ein Mensch allein durch Schizophrenie vor irgendeiner anderen Krankheit geschützt ist.
Auf den 1. Blick umso trauriger, dass dem vollständigen FAZ-Artikel die Resignation der Pharmaindustrie in Bezug auf z.B. diese Ekrankung zu entnehmen ist.
Aber wer weiß, vielleicht ist es auf den 2. Blick auch ein echter Segen ;) .

Grüzi - tiga
 
definitiv ungerecht nach meiner Ansicht unterlassene Hilfeleistung ...

Dennoch:

... ist es mir ein Anliegen, dass psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden kann.

Das klingt nach: Ja - wir können in diesem Land nicht weiter über unsere Verhältnisse leben. Wir müssen alle sparen, aber bitte nur bei den anderen - nicht bei mir ! Das soll hier kein Vorwurf sein, ich stelle nur fest, daß diese Aussage ein Widerspruch in sich ist.

Viele neurologischen Untersuchungen (auch bei CFS Kranken) können nicht mehr durchgeführt werden, weil neuerdings aus diesem Topf die Psychotherapie bezahlt werden muß. Dazu erinnere ich an die schon einmal zitierte Aussage eines Neurologen: "Menschen mit Befindlichkeitsstörungen verschlingen fast 70% des Budgets der Neurologie, während wir wirklich schwer Kranke nicht mehr behandeln können ... "

Man kann das als o.k. empfinden oder auch nicht. Nur beides zur gleichen Zeit ergibt für mich keinen Sinn.
Man kann's oft eben nicht allen Recht machen ;)
 
Hallo Manno!

Das klingt nach: Ja - wir können in diesem Land nicht weiter über unsere Verhältnisse leben. Wir müssen alle sparen, aber bitte nur bei den anderen - nicht bei mir !

Hm. Also ich habe hierbei die wirtschaftlichen Aspekte völlig außen vor gelassen. (Wobei ich darüber auch alles andere als gut informiert bin).
Es fällt mir schwer, Deine Sichtweise in Bezug auf meinen Post nachzuvollziehen.
Wenn es nach mir ginge:
Für ALLE das Beste - und zwar sofort! Obwohl es völlig utopisch ist ;)
(Kann man auch als Widerspruch verstehen, aber manchmal ist die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wahrscheinlichkeit eben sehr groß).

Das soll hier kein Vorwurf sein, ich stelle nur fest, daß diese Aussage ein Widerspruch in sich ist.

Ich sehe in meinem vorigen Post auch keinen Widerspruch.
Ich bin sowohl für eine korrekte Diagnostik, als auch für eine korrekte Behandlung. Auf jeder Ebene!
Und nicht für entweder - oder.


Viele neurologischen Untersuchungen (auch bei CFS Kranken) können nicht mehr durchgeführt werden, weil neuerdings aus diesem Topf die Psychotherapie bezahlt werden muß. Dazu erinnere ich an die schon einmal zitierte Aussage eines Neurologen: "Menschen mit Befindlichkeitsstörungen verschlingen fast 70% des Budgets der Neurologie, während wir wirklich schwer Kranke nicht mehr behandeln können ... "

Warum ist das denn so?
Ich kenne dazu keine Zahlen,
aber wenn ich mich z.B. nur hier im Forum umsehe, habe ich schwer den Verdacht, dass viel zu viele Ärzte, viel zu viele Beschwerden, oder auch Befindlichkeitssörungen (was ein sehr dehnbarer Begriff ist), fälschlicherweise auf psychologische Ursachen schieben und den Patienten eine angemessene Selbsteinschätzung absprechen.

Und genau diese Psychologisierung von organischen Beschwerden treibt die Kosten in die Höhe und schluckt Budgets am falschen Ende!

Früher waren es die Gastritis-Patienten, heute sind es die "Reizdarm"-Patienten, um nur eine kleine Gruppe zu nennen, die z.B. Psychotherapie von inkompetenten Ärzten verordnet bekommen.
Diese Vorgehensweise zieht Leidenswege nicht nur unnötig in die Länge, sondern verschlingt vermutlich Unsummen!
Es rechtfertigt jedoch nicht, dass deshalb auf tatsächlich angemessene Psychotherapien verzichtet werden sollte.

Und das ist für mich der große Unterschied:
"Zwangsbehandlung", oder auch Fehlbehandlung durch Fehleinschätzung / Inkompetenz der Ärzte versus angemessene Hilfestellung.

Grüsse - tiga
 
Oben