Von der Amalgam-zur Kunststoffzeit

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Hier eine epidemiologische Untersuchung an Schulkindern 1997-2004.

Vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg wird hier doch eigentlich bestätigt, dass Amalgam zur Exposition von Quecksilber bei Schulkindern führt.

Von der Amalgam- zur Kunststoffzeit: Wandel und Prädiktoren der verwendeten Füllungsmaterialien bei Schulkindern nach epidemiologischen Untersuchungen 1997–2004
G Pfaff1, U Niekusch2, M Van Steenkiste3
1 RP Stuttgart, Abt. Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart
2 Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Heidelberg
3 Landratsamt Rems-Murr-Kreis, Waiblingen

Einleitung: Zur konservierenden Versorgung von Kariesläsionen wird insbesondere bei Kindern seit längerem ein Übergang von Amalgam zu zahnfarbenen Materialien gefordert. Bevölkerungsbezogene Zahlen zur Prävalenz der Verwendung der verschiedenen Werkstoffe sind jedoch selten. Wir berichten Ergebnisse aus drei Surveys, die im Rahmen der DAJ-Studie durchgeführt wurden.

Studienpopulation: Kinder in den 6. Klassenstufen (Alter 10–15, Median 12 Jahre) einer nach Schularten geschichteten Zufallsstichprobe allgemeinbildender Schulen in Baden-Württemberg (Ausschöpfung der Stichproben jeweils über 94%).

Methode: Querschnittsuntersuchungen jeweils in der ersten Jahreshälfte 1997, 2000 und 2004 nach standardisiertem Protokoll durch kalibrierte Untersucher. Bei gefüllten Zähnen wurde dokumentiert, ob die Füllungen mit zahnfarbenen Materialien bzw. mit Amalgam konservierend versorgt worden waren.

Ergebnisse: In der Zeit von 1997 bis 2004 nahm der DMF-T-Wert im Mittel aller Schüler der 6. Klassen von 1,76 auf 0,82 und im Mittel der 12jährigen Sechstkläßler von 1,4 auf 0,68 ab. Der Anteil der Füllungen aus Amalgam sank im Mittel aller Sechstkläßler von 67 Prozent auf 29 Prozent. In der Erhebung von 1997 erkennbare, mit der Schulart und der Nationalität der Kinder assoziierte Unterschiede im Anteil der Amalgam ausgeführten Füllungen nahmen im Beobachtungszeitraum ab.

Diskussion: Die Umstellung von Amalgam auf zahnfarbene Füllungsmaterialien ist bei Kindern weit fortgeschritten. Gleichzeitig drückt sich eine stetige Verbesserung der Zahngesundheit im Rückgang des DMF-T-Index aus: die Anzahl der durch Füllung zu versorgenden Zähne nimmt ab. Beide Faktoren führen zu einem Rückgang der Expositionsmöglichkeiten gegenüber Amalgam.

Thieme-connect - Abstract


Weiter bestätigt das Landesgesundheitsamt, dass bei der Abnahme der Amalgamfüllungen auch die Quecksilberbelastung rückgängig ist.


10 Jahre Beobachtungsgesundheitsämter in Baden-Württemberg - Beurteilung der Human-Biomonitoring-Untersuchungen bezüglich der Quecksilber-Belastung durch Amalgamfüllungen und andere Quellen

10 Years of Observation by Public Health Offices in Baden-Württemberg - Assessment of Human Biomonitoring for Mercury Due to Dental Amalgam Fillings and Other Sources

T. Gabrio1, G. Benedikt1, S. Broser2, A. Felder-Kennel2, G. Fichtner3, G. Horras-Hun1, S. Jovanovic1, H. Kirsch4, B. Kouros5, B. Link1, V. Maisner6, I. Piechotowski1, E. Rzonca6, K.-H Schick3, M. Schrimpf4, S. Schröder3, M. Schwenk1, K. Spöker-Maas3, U. Weidner1, J. Wuthe1, I. Zöllner1,
1 Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
2 Stadt Mannheim, Fachbereich Gesundheit
3 Landeshauptstadt Stuttgart
4 Landratsamt Ortenaukreis, Gesundheitsamt
5 Sozialministerium Baden-Württemberg
6 Landratsamt Ravensburg, Fachbereich Gesundheit
Zusammenfassung

In dem Projekt Beobachtungsgesundheitsämter werden seit 1992 in Baden-Württemberg im Sinne eines Surveys Viertklässler auf ihre Belastung mit Umweltschadstoffen und deren Wirkung untersucht. Anfangs wurden jährlich in den vier Untersuchungsarealen ca. 1200 Kinder pro Durchgang untersucht, seit 1996 im Zweijahresrhythmus. Die Ergebnisse der 10-jährigen Untersuchung von Urin und Blut auf Quecksilber werden vorgestellt. Die Abnahme der Quecksilberbelastung u. a. aufgrund des Rückgangs von Amalgamfüllungen wird belegt. Das 95-Perzentil der Quecksilberbelastung aller Kinder lag 1992/93 bei 3,1 µg/l und 2000/01 bei 1,35 µg/l. Außerdem wird die am häufigsten auftretende Ursache für gravierende Überschreitungen des HBM-II-Wertes diskutiert, die aus der Nutzung von quecksilberhaltigen Salben für kosmetische Zwecke resultiert. Aufgrund der Nutzung solcher Salben wurden Quecksilberkonzentrationen im Urin von bis zu 1400 µg/l nachgewiesen. Durch die vergleichende Untersuchung von Quecksilber im Blut, Urin und Speichel von Erwachsenen in einer in das Projekt Beobachtungsgesundheitsämter eingebundenen Studie, wurde zusätzlich bestätigt, dass die Bestimmung von Quecksilber im Urin eine hohe Aussagekraft bezüglich der Beurteilung der Quecksilberbelastung durch Amalgamfüllungen hat. Die jetzt 10-jährige Erfahrung mit dem Projekt Beobachtungsgesundheitsämter bestätigt seinen hohen Stellenwert bezüglich des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes und der Erhebung der notwendigen Daten für die Gesundheitsbeobachtung in Baden-Württemberg, wobei davon auszugehen ist, dass die vorgestellten Daten die Gesamtsituation in der Bundesrepublik widerspiegeln.

Thieme-connect - Abstract


Liebe Grüße
Anne S.
 
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