Themenstarter
- Beitritt
- 10.01.04
- Beiträge
- 73.267
Aus der SZ Nr. 287, S. 11, von Wiebke Rögener
Uta
Nicht bekömmlich. Vioxx &Co. greifen den Magen an.
Sie solten den Schmerz besiegen, ohne dem Magen zuschaden - das war das Versprechen, mit dem "Superaspirine" wie Vioxx auf den Markt kamen. Versprochen - gebrochen, so scheint es nun. Eine aktuelle Studie lässt von der magenschonenenden Wirkung nicht viel übrig.
Herkömmliche Schmerzmittel wie Aspirin und Diclofenac sind ein zweischneidiges Schwert.Denn sie schalten nicht nur ein Enzym namens Cox-2 aus,das für schmerzhafte Entzündungen verantwortlich ist,sondern hemmen auch das verwandte Cox-1, das die Magenschleimhaut schützt.Werdie Schmerztabletten regelmäßig schluckt, riskiert Magenblutungen und Geschwüre. Vioxx & Co. sollten diese Nachteile nicht haben, da sie vornehmlich auf die schmerzauslösende Enzym-Variante wirken. Doch die gravierenden Nachteile der Cox-2-Hemmer kamen erst mit einiger Verspätung ans Licht: Zumindest Vioxx löst Schlaganfälle und Herzinfarkte aus und verschwand daher 2004 vom Markt. Inzwischen steht der Pharmakonzern Merck im Verdacht,Informationen über diese Gefahren jahrelang verschwiegen zu haben (..).
Nun gibt es aber sogar Zweifel an den angeblichen Vorteilen der Schmerzmittel. Denn Forscher der Univ. Nottingham stellten fest: Auch Cox-2-Hemmer belasten den Magen (British Medical J., Bd. 331, S.1310,2005). Von den 9500 Patienten, die mit einem Magengeschwür oder Magenblutungen in eine von knapp 350 britischen Praxen kamen, hatte etwa jeder Zehnte in den letzten drei Jahren Cox-2-Hemmer eingenommen, in einer gesunden Vergleichsgruppe aus 90.000 Personen kaum mehr als 5%. Die Gefahr für die Magenschleimhaut ist demnach genauso groß wie bei der Einnahme der herkömmlichen Schmerzmittel. Geringer ist das Risiko möglicherweise nur bei dem Cox-2-Hemmer Celexocib, doch liegen hierzu nur wenige Daten vor. Insgesamt seien die Ergebnisse der Studie bedenklich, erklären die britischen Forscher.
Dass er mit seinen schon lange geäußerten Bedenken gegen Vioxx Recht behielt, nützt einem prominenten Kritiker allerdings nichts. Kurz nachdem der Kardiologe Eric Topol vor einem Gericht in Houston ausgesagt hat, die Firma Merck habe bei der Vermarktung von Vioxx unverantwortlich gehandelt, verlor er seinen Chefposten am Cleveland Clinic's Medical College, berichtete die New York Times am Montag. Topol bleibt zwar Leiter der Kardiologie, gehört aber ab sofort nicht mehr der Klinikleitung an. Sein Posten sei entbehrlich geworden, weildie Verwaltung neu strukturiert wurde, begründete eine Sprecherin die Degradierung.
Uta