Für Allergiker
Für empfindliche Personen wie z.B. Allergiker oder Allergikerinnen wurde früher empfohlen vor allem glatte Bodenbeläge zu verlegen,da sich Staub, Schmutzpartikel und anhaftende Allergene von Schimmelpilzsporen, Hausstaubmilben oder Pollen in glatten Flächen weniger festsetzen. Durch feuchtes Reinigen kann das Aufwirbeln von Feinstaubpartikeln vermieden werden. Als textiler Bodenbelag kann auf diesen Böden bei Bedarf auch ein kleinerer Teppich ausgelegt werden, der sich leicht in der Waschmaschine reinigen läßt.
Heute wird davon ausgegangen, dass Teppiche durchaus ein Staubrückhaltevermögen besitzen, Stäube eher im Teppichboden gebunden bleiben und es insgesamt zu einer niedrigeren Staubbelastung der Luft kommt.
Bei Verwendung von textilen Bodenbelägen muß infolge des wesentlich höheren Faserabriebs jedoch grundsätzlich mit einem erhöhten Staubaufkommen gerechnet werden. Diese Beläge bieten Kleinstlebewesen wie Hausstaub-Milben und Mikroorganismen günstige Lebensbedingungen, so daß der Hausstaub in diesen Räumen wesentlich stärker mit Allergenen belastet ist, als bei glatten Bodenbelägen. Der höhere Staubanteil bietet schwererflüchtigen Luftschadstoffen wie z.B. Pestiziden, PCB, Phthalsäureanhydrid oder Schwermetallen eine größere Oberfläche, so daß hier eine Anreicherung von schwererflüchtigen Schadstoffen im Hausstaub erfolgen kann.
Sensible Personen sollten also in besonders auf die richtige Wahl des für sie passenden Bodenbelags achten.
Zur Qual der Wahl eines vernünftigen Obermaterials kommt bei textilen Bodenbelägen auch die Wahl der Rückenbeschichtung hinzu. Unabhängig vom verwendeten Flor- oder Obermaterial besteht die Rückenbeschichtung bei textilen Bodenbelägen meist aus Syntheselatex (Styrol-Butadien-Schaumrücken = SBR) oder einem Gemisch Natur-Latex mit SBR. (Altenativ: Kunststoff- oder Webrücken). Das Obermaterial wird direkt auf den Schaumrücken aufgetuft oder über eine weitere Kunststoffschicht mit diesem verbunden.
Bei Teppichen können nach dem Verlegen Geruchsprobleme auftreten, die bis zu mehreren Monaten anhalten können. Der Grund dafür sind Ausdünstungen von Lösemittelresten, Hexanal oder Reaktionsprodukten aus den Monomeren Styrol und Butadien: Geruchsstoffe wie z.B. 4-Phenylcyclohexen, 4-Vinylcyclohexen trimeres 2-Methylpropen, die zu einem oft extrem unangenehmen Geruch führen können sowie die typischen Iso-Dodecene.
Wolle, Sisal, Jute
Wer der Meinung ist, daß Schur-Wolle oder andere Naturfasermaterialien wie Sisal oder Jute grundsätzlich Schadstoff-frei sind, unterliegt leider einem Trugschluß. Schurwolle ist während der Lagerung und des Transportes extrem anfällig gegen Mottenbefall und wird deshalb oft zu einem sehr frühen Produktionszeitpunkt mit Mottenschutzmittel ausgerüstet (z.B. EULAN oder MITIN). Dabei handelt es sich um pestizide Wirkstoffe, die zwar fest mit der Faser verbunden sind, aber durch den Teppich-Abrieb mobilisiert werden und über den Staub-Pfad in die Atemluft und auf die Schleimhäute gelangen können.
Ein z.Zt. sehr bekanntes Mottenschutzmittel ist z.B. Permethrin, ein synthetisches Pyrethroid, das bei erhöhter Staub-Belastung zu Symptomen wie Schleimhautreizungen und Kopfschmerzen aber auch zu Nervenschädigungen führen kann. Mottenschutzmittel stellen insektizide Zubereitungen dar, die gesundheitlich auch für den Menschen sehr bedenklich sind. Das von der Gemeinschaft Umweltfreundlicher Teppichbodenhersteller (GUT) verliehene GUT-Siegel wiegt die Verbraucher in falsches Vertrauen: Hier wird eine Ausrüstung des Teppichbodens mit Permethrin ausdrücklich vorgeschrieben.
"Schadstoff-geprüft" bedeutet nicht in jedem Fall "Schadstoff-frei".
Das gleiche gilt für Wollteppiche mit dem Woll-Siegel des Internationalen Wollsekretariats oder dem Teppichsiegel der Europäischen Teppichgemeinschaft. Derart eulanisierte Teppichböden sind für sensible Personen oder für das Kinderzimmer als ungeeignet einzustufen. Als ebenso wirksames aber ungiftiges Mittel gegen Mottenbefall kann prophylaktisch z.B. auch eine Pheromonfalle in Räumen mit Wollteppichboden ausgelegt werden, so daß ggf. vorhandene Motten diese Fallen dem Teppichboden vorziehen.
Textile Bodenbeläge aus rein pflanzlichen Materialien wie Sisal, Jute oder Kokosfaser sind vergleichsweise robust und strapazierfähig. Allerdings werden auch hier immer wieder Rückstände an pestiziden Wirkstoffen festgestellt, die während des Anbaus der Pflanzen oder im Anschluß auf die Faser aufgebracht worden sind. Eine Eulanisierung wird hier nicht vorgenommen.
Kunstfaserteppiche oder Nadelfilzteppiche
Kunstfaserteppiche oder Nadelfilzteppiche aus Polyamid, Polyacryl, Polyester oder Polypropylen werden häufig mit einer Vielzahl chemischer Ausrüstungen angeboten, die z.B. die statische Aufladbarkeit herabsetzen, Schmutz-abweisend wirken oder die Lichtechtheit verbessern. Hier sollte bei der Auswahl gründlich überlegt werden, ob eine solche Ausrüstung tatsächlich notwendig ist. Diese Art Bodenbelag ist meistens äußerst strapazierfähig, nimmt aber weniger Feuchtigkeit auf als ein Naturfaserbelag und ist somit für das optimale Raumklima weniger geeignet. Durch Faserabrieb kann unter Umständen. eine hautreizende Wirkung von ihnen ausgehen.