Studie: 75 % der untersuchten CFS-Kranken weisen genetische Defekte auf

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Studie: 75 % der untersuchten CFS-Kranken weisen genetische Defekte auf

:) Hallo alle zusammen,

ich habe im Literatur-Thread schon kurz Dr. Bieger aus einem Vortrag bei cfs-aktuell zur Neuroendokrinologie der Chronischen Fatigue (CFS) zitiert (https://www.cfs-aktuell.de/Bieger 09.pdf), in dem er schreibt, dass CFS zu 75 % genetisch bedingt ist. Er hat das dort nicht weiter ausgeführt, nun bin ich aber im Buch „Stress, Depressionen, CFS“ (Hg. Felicitas Reglin, 2009) auf ein Kapitel von Dr. Bieger gestoßen, in dem er die Hintergründe nennt.

Zunächst sei schon länger bekannt, dass es bei CFS-Betroffenen zu einer Häufung genetischer Auffälligkeiten bei Enzymen der Detoxifikationsprozesse kommt, die im Eliminationsprozess von Schadstoffen aktiv sind. (Z.B. Umweltmedizin.de [ Umweltmedizin->Zeitschriftenarchiv->Nr. 38 (1-2/01)->Originalia: Erhöhte genetische Suszeptibilität gegenüber Umweltgiften bei schadstoffbelasteten Patienten mit chronischem Erschöpfungssyndrom ]). Ebenso wurde bei CFS schon die Häufung von Polymorphismen proinflammatorischer Gene beschrieben (Carlo-Stella, 2006).

In letzter Zeit rücke die Genetik der Stresshormonachse und des autonomen Nervensystems bei CFS in den Vordergrund, wobei Cortisol und Serotonin ein besonderes Augenmerk gelte.

Von der CDC in den USA wurde ein besonders aufwendiges Programm zur Erforschung der Ursachen von CFS mit einem äußerst umfangreichen genetischen Screening initiiert (Vernon, 2006).
Im ersten Ansatz wurden 20.000 Gene von 172 Patienten untersucht. Charakteristische Unterschiede wurden bei 28 Genen gefunden, die alle in Stressantwort, Immunfunktion und Zellkommunikation involviert sind.
Die 28 auffälligen Gene bezogen sich fast ausschließlich auf die CRH-ACTH-Cortisol-Achse und auf das Serotonin. Zusätzlich zwei Enzyme aus dem neuroendokrinen Regelkreis, die die Monoamin-Neurotransmitter metabolisieren (MAO, COMT), und ein einziges proinflammatorisches Gen für Interleukin 6 (Smith, 2006).

In einem zweiten Ansatz wurden 50 Gene eingehender auf Genpolymorphismen geprüft und schlussendlich auf drei der untersuchten neuroregulatorischen Gene vier bzw. fünf Polymorphismen identifiziert, denen ca. 75 % prädikativer Wert für die Diagnose des CFS zukommen (Goertzel, 2006; Smith 2006).

Die Ergebnisse der Genuntersuchungen zeigen klar die wesentlichen disponierenden Faktoren für CFS:
- das Cortisol mit mehreren Varianten des nukleären Cortisol- (Glukocorticoid-)-Rezeptors
- CRH mit einer Genvariante des CRH-Rezeptors
- und Serotonin mit dem auch bei Depressionen besonders häufig vorkommenden Polymorphismus der Tryptophanhydroxylase (TphII).

Die Ergebnisse gelten als entscheidender Durchbruch in der Suche nach den eigentlichen Ursachen und als klare Bestätigung der organischen Genese des CFS, auch wenn damit noch nicht alle Fragen beantwortet seien (Kaiser, 2006).

Bieger schreibt weiter, dass Untersuchungen zur Genetik nur in schwierigen Fällen zu erwägen seien. Er nennt für die Bestimmung der einschlägigen, CFS-typischen Polymorphismen der Stresshormon- und Serotoninachse: Tph2, NR3C1, 5HTTP und CRH2.
Zusätzlich könne zur Unterscheidung von primären Depressionen der Depressions-spezifische Genpolymorphismus des Serotoninrezeptors der Klasse 5HTR2A herangezogen werden.
Sowie für die Bestimmung der Polymorphismen der inflammatorischen Gene: NF-kB, IL-6, TNF-alpha, evtl auch Cyclooxygenase 2.


Für weitere Recherchen stelle ich die Literaturangaben, die Bieger aufgelistet hat, ein:

Carol-Stella N, Bdulli C, DeSilvestri A, et al. A first study of cytokine genomic polymorphisms in CFS: positive association of TNF-857 and IFNgamma 874 rare alleles. Clin Exp Rheumatol 24: 179-82, 2006

Goertzel BN, Pannachin C, de Souza Coelhi L, et al: Combination of single nucleotide polymorphisms in neuroendocrine effector receptor genes predict chronic fatigue syndrome. Pharmacogenomics 7: 475-83, 2006

Kaiser J: Genes and chronic fatigue: how strong ist the evidence? Science 312:669-70, 2006

Smith AK, White PD, Aslakson E, et al. Polymorphisms in genes regulating HPA axis associated with empirically delineated classes of unexplained chronic fatigue. Pharmacogenomics 7:387-94, 2006

Vernon SD, Whistler T, Aslakson E, Rajeevan M, Reeves WC: Challenges for molecular profiling of chronic fatigue syndrome. Pharmacogenomics: 7:211-18, 2006


Wenn zu diesen 75 % genetisch bedingten Ursachen, die in der obigen Studie festgestellt worden sind, noch die Polymorphismen im Entgiftungssystem und die proinflammatorischen Gene dazukommen, sowie die epigenetischen Einflüsse und die prägend schädigenden Einflüsse aus der funktionellen Teratologie nach Dörner auf das NeuroEndokrinoImmun-System, die Dr. Müller in einem Fachartikel ausgeführt hat, dann sind – wer weiß – die 100 % vielleicht voll.

Der COMT-Defekt sowie die Ausführungen von Dr. Müller zu den epigenetischen Einflüssen und der funktionellen Teratologie nach Dörner sind im Thread „Literatur zu CFS…“ ab Seite 28 (ab Beitrag #275 ff) genauer beschrieben.
Bei der Epigenetik handelt es sich auch um eine Form von vererbten Störungen, bei der funktionellen Teratologie geht es um schädigende prä- oder frühpostnatale Einflüsse (also vor der Geburt oder in der frühen Phase nach der Geburt), die das NeuroEndokrinoImmun-System fürs ganze Leben dauerhaft störend prägen.

LG
Gini
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Wuhu,
und danke - wieder Mal - Gini :kiss:

Aber, wer (von uns) hätte es sich nicht auch schon gedacht - die liebe genetische Präposition...

Klingt auch gar nicht so daneben, wenn man bedenkt, wie genetische Defekte - ua - entstehen (in den Vor-Generationen - "Epigenetik")...

Nun denn... "falsch tickende" geerbte Gene können (leider nur teilweise, durch eigenen entsprechenden Lebensstil) auch wieder auf "richtig" getrimmt werden... lag schon immer zB eine Intoxination (in Vor-Generationen) vor, dann schauts da schon schlechter aus...
 
Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo liebes Orangerl!

Die Zusammenhänge, die Du uns da aufzeigst, sind sicher sehr interessant und bestimmt wert, näher erläutert zu werden.

LG Energielos
 
Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Wuhu,
Hallo liebes Orangerl!

Die Zusammenhänge, die Du uns da aufzeigst, sind sicher sehr interessant und bestimmt wert, näher erläutert zu werden.

LG Energielos
eventuell schon dort:

https://www.symptome.ch/threads/lit...achen-und-therapien.61959/page-14#post-424289

https://www.symptome.ch/threads/spontane-evolution-wir-sind-keine-opfer.62952/

https://www.symptome.ch/threads/intelligente-zellen.6954/

https://www.symptome.ch/threads/genexpression-durch-ernaehrung-der-mutter.27768/

https://www.symptome.ch/threads/epigenetik-wenn-essen-auf-die-gene-schlaegt.47078/

Essen wir uns krank?

https://www.symptome.ch/threads/diaet-noch-nicht-streng-genug.51022/page-2#post-307591

https://www.symptome.ch/threads/kontroverse-these.6833/#post-69443

https://www.symptome.ch/threads/lef...nitrosativem-stress.50822/page-27#post-409385

Aber wir können freilich auch hier darüber weiter philodendronieren ;)

Denn... auch wenn nun zB (bis zu) fünf Generationen vor uns die Ahnen nicht gesund lebten, können wir manches in unserem Leben gar nicht mehr wieder hinbekommen; Aber dann vielleicht unsere (Kindes-) Kinder, welche von uns das Heilwerden wieder gelernt haben und in diesem Sinne (hoffentlich) weiterleben, alles wieder an deren Kinder weitergeben usw usf; Manches bekämen wir wohl noch in unserem Leben wieder hin...

Was aber nicht mit "nur gesunder Ernährung" wieder behebbar ist, sind nicht durch "falsche Ernährung" hervorgerufene Vergiftungen; ZB wenn schon ein Großelternteil, Elternteil (vor allem die mütterliche Linie) mit Amalgam verseucht wurde und dies an die jeweils nächste Generation weitergeben musste; Das wird ein betroffen Kind zu seinen Lebzeiten nicht (allein) mit "gesunder Ernährung" hinbekommen...
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Orangerl!
Danke für die vielen wunderbaren Hinweise.
Habe leider keine Zeit, über das hochinteressante Thema weiter zu philodendronieren.
Du hast einen großartigen Humor!
Mir wird erst nach und nach bewusst, dass die gestrige Vollmondnacht mir wahrscheinlich mehr zugesetzt hat als vermutet... und habe wohl deshalb Deine humorvollen Ausführungen gestern noch nicht so recht verstanden.
LG Energielos
 
Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo orangerl,

dein Humor ist Gold wert! Ich wünschte, ich hätte da eine kleine Dosis davon…

Ich war schon immer davon überzeugt, dass Genexpressionen generell auch wieder heilbar sind, und mein inneres Wissen findet durch deine vielen interessanten Links ja nun reiche Bestätigung: Die Ernährung und der Geist/die Gedanken also als günstige heilende Einflüsse – auch wenn es vielleicht dauert.

Auf der anderen Seite gibt es da die biochemischen Einflussfaktoren wie z.B. die Art der Methylgruppen, die dafür verantwortlich sind, welche DNA abgelesen wird (Link "Genexpression durch Ernährung der Mutter"), ob also Gendefekte ihre verhängnisvolle Wirkung entfalten können oder nicht.
Auch ein Mangel an Methylgruppen hat z.B. weitreichende Folgen für das Ablesen der DNA bezüglich Wiederaufflammen von Reinfektionen und deren Chronifizierung: Beitrag #3 in https://www.symptome.ch/threads/der-methylierungszyklus-eine-zentrale-ursache.66409/#post-445693

Und wenn man dann wiederum bedenkt, dass es genetische Defekte im Methylierungszyklus gibt, dann entfacht dies einen verhängnisvollen circulum vitiosus bezüglich der DNA.

Es ist sicher interessant, sich einmal all die Faktoren anzuschauen, die auf die DNA im guten wie im schlechten Sinne Einfluß nehmen, nur so finden wir vielleicht auch unsere persönliche, zum Gelingen führende Therapie.
Auf der biochemischen Ebene sind also schon einmal ausreichend zur Verfügung stehende Methylgruppen wichtig, bzw. auch die „richtigen“ Methylgruppen - welche immer das dann sind - ?

Weißt du schon etwas darüber, welche Lebensmittel welchen Einfluß auf die DNA nehmen? Gibt es da schon Erkenntnisse?

LG
Gini
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Gini,

danke für Deine Zusammenfassung dieser interessanten Forschungsergebnisse. Ich bin in diese Materie bisher noch nicht sehr tief eingestiegen, umso mehr profitiere ich von Deiner Mühe :)

Eine Sache ist mir aufgefallen, da bin ich nicht sicher, ob Du mit Deiner Interpretation richtig liegst:

In einem zweiten Ansatz wurden 50 Gene eingehender auf Genpolymorphismen geprüft und schlussendlich auf drei der untersuchten neuroregulatorischen Gene vier bzw. fünf Polymorphismen identifiziert, denen ca. 75 % prädikativer Wert für die Diagnose des CFS zukommen (Goertzel, 2006; Smith 2006).

(...)

Wenn zu diesen 75 % genetisch bedingten Ursachen, die in der obigen Studie festgestellt worden sind, ...
Die Hervorhebungen sind von mir.

Könnte es sein, dass Du "prädiktiv" meinst? Das macht in meinen Augen an der Stelle mehr Sinn als "prädikativ". Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Positiver_Vorhersagewert und Prädikativ ? Wikipedia. Falls ich richtig liege, geht es um den positiven Vorhersagewert und ich würde die Aussage so interpretieren:

"Ein Anteil von 75% der Fälle mit den beschriebenen Polymorphismen erkranken auch tatsächlich an CFS."

Das sagt aber nichts darüber aus, wie hoch der Anteil der CFS-Erkrankten ist, deren Erkrankung auf diese Polymorphismen zurückzuführen ist.

Falls Du den Titel des Threads auf diese Aussage beziehst, ist er also nicht ganz richtig bzw. missverständlich, denn man könnte den so interpretieren:

  • bei 75% der CFS-Erkankten liegt eine genetische Ursache vor (damit bei 25% nicht) oder
  • eine vorliegende CFS-Erkrankung ist zu 75% auf genetische Ursachen zurückzuführen (und zu 25% auf andere)
Wenn Du meinst, dass ich richtig liege ;) könntest Du ja mal überlegen, wie der Thread-Titel geändert werden könnte :) Ich weiß ja, dass Du da sehr penibel bist und nehme gern Deinen Vorschlag an.

Gruß :)
Kate
 
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Wuhu,
Hallo orangerl,

dein Humor ist Gold wert! Ich wünschte, ich hätte da eine kleine Dosis davon…
naja, Humor ist eines der "Talente", die ich reichlich hab (und welches mich auch noch am Leben hält) - im Gegensatz zu anderen "Talenten" - doch jeden Tag schaffs nicht mal ich zu einer zumindest kleinen Dosis... ich bin zwar "von Natur aus" ein fröhlicher, offener, kommunikativer etc Typ, aber wenn ich grad so meine - na ich sag mal - Schübe hab... wie auch zB derzeit: vor zwölf (12) Tagen wurde mir ein Backenzahn im Unterkiefer gezogen - vorher bekam ich vier (4) Spritzen örtliche Betäubung; Die ersten Drei wirkten nicht so toll, die 4. hatte dann eine entsprechend länger Nadel: mein Haupt-Nervenstrang ist zu tief im Unterkiefer eingebettet und somit schwer zu erreichen; Eine Woche zuvor erhielt ich schon zwei Injektionen beim 1. Versuch den Zahn zu ziehen - durch Eiter an einer Wurzel bließ der ZA aber ab und verschrieb mir ABs... JEDENFALLS tut mir das niedergespritzte Kiefer/Gelenk noch immer sehr weh, auch zum Essen oder Reden kann ich den Mund noch immer nicht richtig öffnen... ansonsten auch derschlagen wie schon lange nicht mehr... vermutlich nicht nur durch das Nervengift, sondern auch durch die starken ABs... :schock:

...
Es ist sicher interessant, sich einmal all die Faktoren anzuschauen, die auf die DNA im guten wie im schlechten Sinne Einfluß nehmen, nur so finden wir vielleicht auch unsere persönliche, zum Gelingen führende Therapie.
Auf der biochemischen Ebene sind also schon einmal ausreichend zur Verfügung stehende Methylgruppen wichtig, bzw. auch die „richtigen“ Methylgruppen - welche immer das dann sind - ?
Hm, das wär ja DIE Frage schlechthin - wiki meint dazu: DNA-Methylierung ? Wikipedia

Weißt du schon etwas darüber, welche Lebensmittel welchen Einfluß auf die DNA nehmen? Gibt es da schon Erkenntnisse?

LG
Gini
Es gab schon mal einen Thread über https://www.symptome.ch/threads/cheap-superfoods.47365/#post-282948 , wo ich ein entsprechendes Buch verlinkte; Auch (User) Joachim schreibt immer sehr leidenschaftlich von seinem Weg zur Heilung durch (Bio- und Natur- bzw Roh-) Nahrung; Sicherlich gibts da noch viel weitere Literatur - aber für diese bist doch eh Du der beste Spürhund ;)
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

@ Hallo Kate,

ja, du hast Recht, da ist mir ein Fehler unterlaufen. Bieger hat das Wort „prädiktiv“ benutzt. Ich wollte noch in Erfahrung bringen, was das genau heißt, bin aber daran gescheitert, weil ich auch ins Google das falsche Wort eingegeben habe.

Mit der richtigen Interpretation, was das nun bedeutet, stehe ich noch etwas auf dem Schlauch. Ich zitiere mal noch, was Bieger im cfs-aktuell-Dokument dazu geschrieben hat:

Die intensive Analyse genetischer Auffälligkeiten bei CFS-Betroffenen (Genexpression und Genpolymorphismen) hat gezeigt, dass Polymorphismen regulatorischer Gene des neuroendokrinen Netzwerks ca. 75% des CFS-Risikos ausmachen
Das hatte ich schon vor Wochen so verstanden, daß 75 % der CFS-Erkrankungen genetisch bedingt sind. Liege ich da falsch?
Ich überschlafe das Ganze erst einmal, vielleicht sehe ich in den nächsten Tagen klarer.


@ Liebes orangerl,

das tut mir aber leid mit deinem Backenzahn. ABs können einem schon ziemlich zusetzen, und gerade natürlich auch den Mitochondrien. Ich weiß auf die Schnelle leider keinen guten Rat für dich, außer vielleicht wegen der ABs richtig viel trinken und mit Naturjoghurt danach wieder die Darmflora aufbauen. Ich hoffe, es legt sich bald wieder, und geht wieder aufwärts. Jedenfalls ein ganz herzlicher Wunsch nach rascher und nachhaltiger Besserung!

Durch deinen Buchtip zur Ernährung ist mir eingefallen, dass ich auch ein solches Buch in meinem Regal stehen habe: „Nahrung ist die beste Medizin“ von Jean Carper. Da geht es auch darum, welches Lebensmittel für welche Krankheiten eingesetzt werden können. Im Inhaltsverzeichnis gibt es einige Einträge zur DNS: Ich werde sie mal sichten, und posten, wenn ich etwas Wichtiges dazu gefunden habe.

Nochmals Gute Besserung!

Liebe Grüße
Gini
 
Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Gini
Gini schrieb:
Mit der richtigen Interpretation, was das nun bedeutet, stehe ich noch etwas auf dem Schlauch. Ich zitiere mal noch, was Bieger im cfs-aktuell-Dokument dazu geschrieben hat:

Die intensive Analyse genetischer Auffälligkeiten bei CFS-Betroffenen (Genexpression und Genpolymorphismen) hat gezeigt, dass Polymorphismen regulatorischer Gene des neuroendokrinen Netzwerks ca. 75% des CFS-Risikos ausmachen

Das hatte ich schon vor Wochen so verstanden, daß 75 % der CFS-Erkrankungen genetisch bedingt sind. Liege ich da falsch?
Ich überschlafe das Ganze erst einmal, vielleicht sehe ich in den nächsten Tagen klarer.
Dr. Biegers hier von Dir zitierte Aussage würde ich so interpretieren wie Du. Die andere (mit dem prädiktiven Wert) allerdings nach wie vor nicht. Hier könnte evtl. ein Fehler passiert sein (das sind logisch zwar völlig unterschiedliche Aussagen, dennoch denke ich, dass sie leicht mal verwechselt werden können), oder aber Dr. B. bezieht sich in dem letzten Zitat noch auf andere Quellen.

Die beiden Aussagen nochmal nebeneinander in Kurzform:

  1. 75% der Fälle mit bestimmten Polymorphismen erkranken an CFS.
  2. 75% der CFS-Erkrankungen sind auf bestimmte Polymorphismen zurückzuführen.

Gruß
Kate
 
Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo zusammen,

ich hatte eben eine kurzes Gespräch zu dem Thema mit einem Laborarzt, der sehr kundig ist im Bereich Nitrostress, mitochondriale Dysfunktion, Multisystemerkrankungen. Habe die Thread-These nur kurz angerissen.

Er hielt sie für eher gewagt und nicht zutreffend, mal abgesehen von der Ungenauigkeit derartiger zahlenmäßiger Abschätzungen würden Polymorphismen sicherlich immer nur den Nährboden darstellen für das CFS. Das deckt sich mit einer Antwort von Dr. Kurt-E. Müller auf dem EUROPAEM-Kongress 2008 (siehe https://www.symptome.ch/threads/veranstaltungen.26952/#post-205295, in späteren Beiträgen auch Berichte von dem Kongress) auf eine (etwas aufgebrachte) Frage einer Zuhörerin hin, warum eigentlich immer die Genetik für alles verantwortlich sein solle (und damit von den Umweltgiften abgelenkt würde): Die Genetik (also auch die Polymorphismen) seien nicht die Ursache, sondern das Risiko.

Ich teile diese Einschätzung und so macht in meinen Augen nach wie vor die Variante 1. aus meinem letzten Beitrag deutlich mehr Sinn:

75% der Fälle mit bestimmten Polymorphismen erkranken an CFS

gemäß Ginis Zusammenfassung der Studie:
... fünf Polymorphismen identifiziert, denen ca. 75 % prädikativer Wert für die Diagnose des CFS zukommen (Goertzel, 2006; Smith 2006).

Gruß
Kate
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Kate, hallo alle zusammen

ich habe soeben mit Frau Dr. Neuner von Lab4more telefoniert, die bei Dr. Bieger mitarbeitet und auch ein Kapitel im Buch von Felicitas Reglin, in dem von der Studie die Rede ist, geschrieben hat. Sie kennt diese Studie, und so konnte sie mir die Frage beantworten, wie die 75 % zu verstehen sind. Sie sagte, dass es bedeute, dass 75 % aller CFS-Erkrankungen auf die untersuchten Polymorphismen zurückzuführen sind, also so, wie ich es von Anfang an verstanden hatte. Trotzdem dir, Kate, ein Danke für dein Einhaken, das war eine wichtige Frage, die es zu lösen galt!

Die Aussage andersherum wäre gar nicht zu machen, weil es ja stressabhängig ist, ob die Polymorphismen überhaupt zum Tragen kommen würden. Und man kann ja nicht prognostizieren, wieviel % jener Personen, die diese Polymorphismen aufweisen, in ihrem Leben einmal unter chronischem Stress zu leiden haben.

Ich habe Frau Dr. Neuner auch noch die Frage gestellt, ob man weiß, wie diese Polymorphismen biochemisch zum Schweigen gebracht werden können. Von der Fremd-DNA (Viren, Bakterien, Pilze…) weiß man ja, dass sie durch Methylgruppen, also z.B. SAMe, zum Schweigen gebracht werden können (s.o. Link zum Methylierungszyklus), und dadurch chronische Infektionen positiv beeinflusst werden können. Bei den Polymorphismen im neuroendokrinen Bereich weiß man das leider noch nicht.

Zum besseren Verständnis, wann die in der US-Studie untersuchten Polymorphismen bei Personen, die sie aufweisen, zum Tragen kommen, stelle ich zwei von mir geschriebene Beiträge leicht abgeändert und zusammengefasst herein, die ich gerade in den letzten Tagen in einem anderen Thread geschrieben habe – eine weitere Zusammenfassung von zwei Kapiteln von Dr. Bieger aus dem Buch „Stress, Depressionen, CFS“ von Felicitas Reglin (Hg.).
Wie schon gesagt, nur unter chronischem oder häufig wiederkehrendem Stress können die Polymorphismen überhaupt ihre Wirkung in pathologischer Form entfalten, und dann sich sogar möglicherweise irreversibel (davon spricht jedenfalls Dr. Bieger) manifestieren. Jemand mit Polymorphismen im neuroendokrinen Bereich hat zwar auch schon in gesundem Zustand bei akutem Stress eine veränderte neurodendokrine Stressantwort, aber richtig zur Ausprägung mit pathologischen Folgen kommt sie erst unter Dauerstress. Trotzdem sind die Folgen therapeutisch beeinflussbar.


Hier die Zusammenfassung meiner Beiträge:

Wenn andauernder Stress auf einen Menschen einwirkt, gibt es grob gesagt prozesshaft drei Stufen (eigene Einteilung) pathologischer Stressantwort, die in eine immer größer werdende Erschöpfung der neuroendokrinen Regelkreise führt:

Stufe 1: Andauernde Stressbelastungen führen zu einer höheren Aktivität der HPT-HVL-NNR-Achse (Hypothalamus-Hypophysenvorderlappen-Nebennierenrinden-Achse). Die Cortisolausschüttung ist hierbei im gesamten Tagesverlauf erhöht. Ebenso sind die Neurotransmittersysteme gesteigert. Serotonin sei an erster Stelle für einen Abfall gefährdet.

Stufe 2: Chronische oder häufig wiederkehrende, übermäßige Stressbelastungen können jetzt bereits irreversible Veränderungen verursachen. Individuell disponierende Faktoren wie z.B. die genetischen Unterschiede sind dabei von erheblicher Relevanz. Schon die akute Stressantwort (im noch gesunden Zustand) wird durch genetische Unterschiede in der Höhe der Cortisolausschüttung, der Intensität inflammatorischer Begleitsignale und der Rezeptoraffinität geprägt. Die pathologischen Konsequenzen chronischer Belastung seien umso mehr genetischen Einflüssen unterworfen. Gesunde Personen können chronischen Stress ohne bleibende gesundheitliche Störungen kompensieren, nicht aber Stress-sensitive Personen. Es kann bei ihnen zu sehr unterschiedlichen Reaktionen kommen:

A: Bei einem Teil der Patienten bildet sich ein Hypercortisolismus mit Aufhebung der Tagesrhythmik und sekretorischer Starre bis hin zum „Pseudo-Cushingsyndrom“. Die Aktivität noradrenerger Neurone ist chronisch gesteigert, Serotonin stark erniedrigt, entzündliche Aktivität häufig erhöht.

B: Es kommt weit häufiger allerdings zur - physiologisch näher liegenden -Desensibilisierung distaler (von der Körpermitte weiter entfernt gelegener) Stressorgane gegenüber der zentralen CRH-Dauerstimulation, z.B. durch Downregulation von CRH-Rezeptoren der Hypophyse. Die Hypophyse wird CRH-refraktär (CRH-desensibel) und die HVL-NNR-Stressachse wird inaktiviert. Die Cortisolrhythmik sinkt insgesamt auf ein niedriges Niveau: Das Cortisol ist im Dauertief, in manchen Fällen kommt es nach dem morgendlichen Tief noch zu einem leichten Cortisol-Anstieg.

Auch die neuronale Balance geht unter Dauerstress mehr und mehr verloren. Serotonin wird schon früh defizitär, und mit abfallendem Cortisol fallen nachfolgend auch mehr und mehr die Katecholamine ab.

Stufe 3: Das Burnout-Syndrom ist die Endstufe der Erschöpfung neuroendokriner Regelkreise: Hypocortisolismus als Folge der zentralen Blockade, Erschöpfung von zuerst Serotonin, dann der drei Katecholamine.
Der Hypocortisolismus wird meist einer Erschöpfung der Nebennierenrinde zugeschrieben, ist jedoch tatsächlich Folge der zentralen Blockade, die auch den Abfall von ACTH verantwortet. Die Ursache für den Hypocortisolismus sei oberhalb der Hypophyse zu finden, in der Interaktion zwischen Hypothalamus und Hypophyse.
ACTH fällt ab, weil die andauernde CRH-Hypersekretion unter Dauerstress und bei entsprechend disponierten Personen die HVL-NNR-Achse desensiblilsiert mit der Folge des Hypocortisolismus. Die Folge ist eine Stress-Intoleranz.


Das ganze ist also ein Prozess der zunehmenden Erschöpfung der neuroendokrinen Regelkreise mit immer mehr ausgeprägten Defiziten an stressrelevanten Neurotransmittern und Stresshormonen. Erst am Schluß dieses Erschöpfungsprozesses steht die zentrale HPT-HVL-NNR-Blockade mit Zusammenbruch der gesamten neurodendokrinen Stress-Achse. Bieger spricht in diesem Stadium deshalb von zentraler Fatigue. Das CFS entspricht laut Bieger dieser letzten Stufe der Erschöpfung.

Bieger schreibt noch einen Satz, der uns darüber hinaus noch einiges zu denken und forschen gibt:

Zentrale Fatigue zählt zu den Hauptsymptomen des Hypocortisolismus, auch die für CFS typischen Arthralgien, Myalgien, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen sind Eigenarten des Hypocortisolismus



Also noch einmal zur Verdeutlichung: Nur unter chronischem Stress können diese Polymorphismen überhaupt pathologische Folgen entwickeln.
Zu den Stressfaktoren zählen dabei nicht nur die persönlichen Stressbelastungen, sondern auch z.B. Toxinbelastungen, an erster Stelle die Neurotoxine, chronische Infektionen…, einfach Neurostress jeder Art und Genese. Insofern hat die aufgebrachte Frau aus dem Europeam Kongress Recht, die in den Toxinen eine ursächlichere Ursache sieht, aber nicht nur allein Toxine können diesen genetisch bedingten Patho-Mechanismus auslösen, sondern auch andere Toxin-unabhängige Stress-Faktoren. Auch die Genetik behält als Ursache ihr Recht, denn ohne die Polymorphismen würde sich unter chronischem Stress der Pathomechanismus ja auch nicht entwicklen.

Ich hoffe, es wurde verständlich!

Damit ist die Studie wirklich ein großer Durchbruch bei CFS!

LG
Gini
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Gini,

sehr lieb, dass Du nachgefragt und hier berichtet hast :)

Ich bleibe trotzdem skeptisch. Ich finde, die Aussage über den "prädiktiven Wert" passt damit nicht zusammen :confused:

Die Aussage andersherum wäre gar nicht zu machen, weil es ja stressabhängig ist, ob die Polymorphismen überhaupt zum Tragen kommen würden.
Und man kann ja nicht prognostizieren, wieviel % jener Personen, die diese Polymorphismen aufweisen, in ihrem Leben einmal unter chronischem Stress zu leiden haben.
Das verstehe ich nicht wirklich als Gegenargument. Denn man könnte ja trotzdem empirisch feststellen, dass bei 75% der untersuchten Leute mit den Polymorphismen, diese (z.B. stressabhängig) zum Tragen kommen. (Was im weiteren Leben noch passiert, ist natürlich unklar, aber man könnte ja z.B. ältere Leute untersuchen.)

Auch die Genetik behält als Ursache ihr Recht, denn ohne die Polymorphismen würde sich unter chronischem Stress der Pathomechanismus ja auch nicht entwicklen.
Das kann man sicher auch so formulieren, das ist in meinen Augen nur eine Auseindersetzung um Begriffe. Ich finde "Nährboden" nicht schlecht. Und irgendwie ist ein Nährboden ja auch eine Ursache, denn ohne ihn wächst da nichts.

Betrachten muss man in einer solchen Studie sicher noch andere mögliche Einflussfaktoren, um einen Kausalzusammenhang überhaupt plausibel zu machen. Beweisen kann man den mit statistischen Methoden grundsätzlich nicht, da geht es immer nur um Korrelationen. Interessieren würde mich in dem Zusammenhang noch die Signifikanz dieses Studienergebnisses - könntest Du die noch nachreichen? Ohne diese kann man ja die Aussage(kraft) der Studie nicht beurteilen.

Gruß
Kate
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

So - jetzt habe ich eine Formulierung von Bieger gefunden:
Die intensive Analyse genetischer Auffälligkeiten bei CFS-Betroffenen (Genexpression und Genpolymorphismen) hat gezeigt, dass Polymorphismen regulatorischer Gene des neuroendokrinen Netzwerks ca. 75% des CFS-Risikos ausmachen,...
Quelle: https://www.cfs-aktuell.de/Bieger 09.pdf

Demnach ist man doch - entgegen meiner ersten Annahme - von einer Gruppe von CFS-Erkrankten ausgegangen und hat wohl(???) festgestellt, dass 75% davon diese Polymorphismen aufweisen.

Die Formulierung "machen ca. 75% des CFS-Risikos aus" klingt für mich dennoch leicht anders als der Thread-Titel, aber darüber muss ich bezeiten (nicht jetzt :sleep: ) nochmal nachdenken.

Einen Unterschied macht sicherlich schon mal das Wort "ca.". Und die Formulierung trägt dieser Tatsache Rechnung, indem sie das Wort "Ursache" vermeidet:
Kate schrieb:
Beweisen kann man den (Kausalzusammenhang) mit statistischen Methoden grundsätzlich nicht, da geht es immer nur um Korrelationen.

Gruß
Kate
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Kate,

die Aussage, dass man „nicht prognostizieren kann, wieviel % jener Personen, die diese Polymorphismen aufweisen, in ihrem Leben einmal unter chronischem Stress zu leiden haben“, und der Pathomechanismus zur Wirkung kommt, ist weniger ein Gegenargument als einfach eine Erklärung, dass die Aussage anders herum nicht gemacht werden könnte. Die Studie wurde ja ausschließlich an 172 CFS-Erkrankten durchgeführt. Eine Kontrollgruppe mit Gesunden gab es ja nicht. Frau Dr. Neuner kennt ja die Studie, von daher sehe ich wirklich keinen Grund, ihr nicht zu glauben.

Die Angabe von Dr. Bieger „ca. 75 %“, hat er deshalb gemacht, weil es bei den einzelnen Untersuchungen mal zu einem Ergebnis von 76,3 %, und drei mal 75,2 %... kam. Im Buch ist eine Tabelle mit 4 Rubriken mit je anderer Zusammensetzung der Polymorphismen aufgeführt – hier kam es zu den unterschiedlichen Prozentangaben. In einer weiteren Studie mit CFS-Patienten käme vielleicht eine größere Schwankungsbreite mit einem leicht anderen Mittelwert zum Vorschein. Von daher ist es eine ca.-Angabe. In dieser Hinsicht könnten wir im Thread-Titel noch exakterweise das „ca.“ einfügen. Da gebe ich dir Recht, das wäre genauer. Daß es sich nur um das Ergebnis einer einzelnen Studie handelt, und das Ganze trotz eines deutlichen Studien-Ergebnisses relativ zu sehen ist, geht aus dem Titel hervor.
Das Zitat von Bieger aus dem cfs-aktuell-Dokument hatte ich ja auch schon eingestellt. Mit dem „ca. 75 %-igen CFS-Risiko“ spricht er genau diesen Sachverhalt der schwankenden Ergebnisse an.

Bieger widmet gerade mal eine Buchseite diesem Thema, nicht mehr. Weitere Infos könnten wir nur noch über die original US-Studie ermitteln.

LG
Gini
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Gini,

irgendwie stoßen wir hier auch sprachlich auf Grenzen, ich fühle mich jedenfalls nur teilweise verstanden :D

..., ist weniger ein Gegenargument als einfach eine Erklärung, dass die Aussage anders herum nicht gemacht werden könnte.
Und ich meinte genau das: Dass das eben doch (mit Einschränkungen) möglich wäre.

Die Studie wurde ja ausschließlich an 172 CFS-Erkrankten durchgeführt.
Das ist gut, dass Du diese Zahl erwähnst. Ist ja nicht ganz unwichtig.

Die Angabe von Dr. Bieger „ca. 75 %“, hat er deshalb gemacht, weil es bei den einzelnen Untersuchungen mal zu einem Ergebnis von 76,3 %, und drei mal 75,2 %... kam. (...) In einer weiteren Studie mit CFS-Patienten käme vielleicht eine größere Schwankungsbreite mit einem leicht anderen Mittelwert zum Vorschein.
Genau deshalb gibt man zu jedem Studienergebnis die Signifikanz (statistische Sicherheit) an. Ohne Signifikanz keine statistische Aussage (über die Stichprobe hinaus, d.h. über die Grundgesamtheit). Ich hatte Dich danach gefragt, könntest Du diese bitte noch nachreichen? Das wäre lieb :)

...deutlichen Studien-Ergebnisses...
Demnach gibt es ja auch eine Signifikanz :idee:

Das Zitat von Bieger aus dem cfs-aktuell-Dokument hatte ich ja auch schon eingestellt. Mit dem „ca. 75 %-igen CFS-Risiko“ spricht er genau diesen Sachverhalt der schwankenden Ergebnisse an.
Stimmt, sorry. Ich war gestern wohl etwas über meiner Zeit :eek:) Allerdings schreibt er "machen ca. 75% des CFS-Risikos aus" - der Sinn dieser Aussage ist auch wieder leicht anders als das was Du schreibst. Ich halte diese Formulierung nach wie vor für korrekter als eine Formulierung mit "Ursache", "verursacht", "bedingt" etc.. Das kann man wie gesagt mit Statistik allein nicht nachweisen. (Es gibt auch einen statistischen Zusammenhang zwischen Waldbrandhäufigkeit und Weizenernte, ohne dass man da wohl einen Kausalzusammenhang annehmen sollte.)

Du siehst, Gini, ich bin auf meine Art genauso pingelig wie Du :D Und ich habe die Aussage der Studie bis jetzt nicht im Ansatz verstanden, entweder ich stehe auf der Leitung oder mir fehlen einfach Infos
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Wie kommt z.B. in dieser Zahl zum Tragen, dass sich sicherlich bei jedem Fall mehrere Ursachen überschneiden? Vielleicht haben 60% der Untersuchten eine akute EBV-Infektion erlebt. Würde man dann entsprechend schließen: EBV-Infektionen machen 60% des CFS-Risikos aus? 75% + 60% ist aber über 100% und die Überschneidungen zwischen beiden möglichen Einflussfaktoren würden aus den Zahlen nicht klar.

Vielleicht kommt ja noch die große Erleuchtung...
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Gruß
Kate
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Kate,

die Zahl von 172 Patienten hatte ich im ersten Beitrag schon erwähnt, hatte es aber selber auch nicht mehr im Kopf.

Dr. Bieger macht keine Aussagen zur Signifikanz. Ich habe alles an Infos eingestellt, was aus dem Buch zu entnehmen war. Lediglich die Tabelle kann ich so nicht einstellen – aber sie stellt nur die spezifischen, pathogenen Aneinanderreihungen der Gene und Genloci und die prozentualen Anteile auf. Wie ich heute noch in Erfahrung bringen konnte, spielt die Anordnung der Unterstrukturen der Gene eine Rolle, sowie die Platzierung auf den Genen (Genloci), diese werden in ihrer Pathogenität in der Tabelle aufgelistet.

Alles weitere kann aber nur noch über die US-Studie in Erfahrung gebracht werden. Zu einer der beiden Quellenangaben bezogen auf die prädiktive Aussage gibt es keine Einträge im Google (Goertzel), zu der anderen (Smith) eine ganze Reihe, wobei ich den Volltext der Studie auf die Schnelle nicht finden konnte. Vielleicht magst du noch recherchieren. Ich komme mit den englischsprachigen Texten nicht weit und muß ohnehin passen. Smith White Aslakson Polymorphisms in genes - Google-Suche

Ich bin nicht so erfahren wie du im Umgang mit Studien, und verstehe deshalb tatsächlich einige deiner Äußerungen nicht. Ich bin deshalb auch kein guter Gesprächspartner, und überlasse anderen nun diesen Part. Zudem kenne ich die Studie selber auch gar nicht, und kann nur das Wenige wiedergeben, was Dr. Bieger dazu geschrieben hat. Ansonsten kann ich dir nur noch die Tel.Nr. von Frau Dr. Neuner geben, damit du mit ihr noch selber telefonieren kannst.

Vielleicht ist die prädiktive Aussage so zu verstehen, dass aufgrund der Häufigkeit der vorgefundenen Polymorphismen bei den 172 Patienten, die ja prozentual klar erfaßt werden konnte (in diesem Fall laut Frau Dr. Neuner die ca. 75 %), gesagt werden kann, dass auch mit einer „Wahrscheinlichkeit“ von ca. 75 % bei anderen CFS-Kranken diese Polymorphismen vorliegen könnten. So würde es noch am ehesten Sinn machen (prädiktiv = prognostizierbar, voraussagbar, vorhersagbar…). Aus jedem Studienergebnis kann man ja hypothetisch diesen prädiktiven Faktor ableiten.
Es ist aber klar, dass in anderen Studien mit anderen Patienten-Gruppen, die zwangsläufig anders zusammengesetzt sind, real andere Ergebnisse zum Vorschein kommen könnten. Deshalb ist der prädiktive Faktor, den man aus dem spezifischen Studien-Ergebnis ableitet, in Bezug auf weitere Studien nur hypothetisch, und die Aussagen der Studie, auf die man sich bezieht, nur relativ zu sehen. Trotzdem aber für Betroffene möglicherweise der Wink in die richtige Richtung.

Ich mache deshalb einen neuen Vorschlag bezüglich einer Titel-Abänderung mit einer etwas relativierender Aussage:
„Studie: 75 % der untersuchten CFS-Kranken weisen genetische Defekte auf“


Der Grund, warum ich diese Studie gepostet habe, war der, dass vielleicht noch so mancher CFS-Kranke dadurch der Ursache seines CFS’ auf die Spur kommen könnte, v.a. im Hinblick auf die rentenrechtlichen Auseinandersetzungen. Man kann dann nicht mehr so leicht in die psychiatrische Ecke abgeschoben werden – das dürfte die wichtigste praktische Konsequenz sein, daneben noch die therapeutische Konsequenz. Deshalb habe ich sie gepostet, in der Hoffnung, damit noch jemandem diesbezüglich dienen zu können.
Die Auslegung und Bewertung der Studie ist nicht so sehr mein Thema, und wahrscheinlich ist die Art der Studie auch nicht geeignet, daraus exakte Prognosen oder Signifikanzen abzuleiten. Es handelte sich lediglich um ein umfangreiches genetisches Screening bei 20.000 Genen (von m.W. 30.000 insgesamt) in der Hoffnung, mit spezifischen Polymorphismen fündig zu werden. Das ist gelungen!


Eine persönliche Anmerkung zum Schluß: Mein Umweltmediziner, der auch CFS-kundiger Arzt ist, hat mir vorgestern dringend eine Forenabstinenz angeraten. Die persönlichen Foren-Turbulenzen der letzten 4-6 Wochen mit einigen Attacken und kräftezehrenden Diskussionen haben mir enorm zugesetzt, und haben therapeutisch erworbene gesundheitliche Fortschritte wieder zunichte gemacht. Ich habe selbst den hier zur Sprache gekommenen neuroendokrinen genetischen COMT-Defekt, habe den vollen Pathomechanismus, von dem gestern die Rede war, entwickelt, und meine neuroendokrine Stressachse liegt komplett darnieder (Stufe 3). Die Reserven werden derzeit immer weniger und weniger, und eigentlich pfeife ich schon aus dem allerletzten Loch.

Deshalb werde ich mich nun auch aus dem Forum zurücknehmen. Ich habe noch einige wenige Postings im Kopf, die ich noch zu Ende bringen will, danach werde ich mich sehr sehr rar machen, und testen, ob ich meinen Kräftehaushalt mit Mitlesen und seltenen Postings wieder verbessern kann. Wenn nicht, werde ich auch das noch streichen müssen. Es geht leider nicht mehr anders. Ohne zu jammern! Einfach nur: CFS!

LG
Gini
 
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Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hallo Gini,

ich verstehe Dich. :kiss:

Guck immer mal wieder rein, wenn es kräftemäßig geht.

Danke Gini, danke für alles. :kiss: :kiss:




Herzlichst
Kayen
 
Studie: CFS ist zu 75 % genetisch bedingt

Hi Gini :)

Das mal als erstes: Ich find's klasse, dass Du diese Studie hier vorgestellt hast. Du bist auch wie immer sehr detailliert und sorgfältig. Das wollte ich alles überhaupt nicht anzweifeln und hoffe, dass dies auch nicht so angekommen ist :) Mich macht das (auch von meinem Ausbildungshintergrund her) halt fuchsig, wenn zwar solche "beeindruckenden" und immer auch Exaktheit suggierenden Zahlen genannt werden und ich es nicht begreife :eek:) Aber das ist natürlich auch mein Problem und ich werde, wenn ich es schaffe, der Sache noch ein wenig nachgehen. Unabhängig davon beschreibst Du in meinen Augen ganz richtig den Nutzen dieser Studie.

Es ist aber klar, dass in anderen Studien mit anderen Patienten-Gruppen, die zwangsläufig anders zusammengesetzt sind, real andere Ergebnisse zum Vorschein kommen könnten. Deshalb ist der prädiktive Faktor, den man aus dem spezifischen Studien-Ergebnis ableitet, in Bezug auf weitere Studien nur hypothetisch, und die Aussagen der Studie, auf die man sich bezieht, nur relativ zu sehen. Trotzdem aber für Betroffene möglicherweise der Wink in die richtige Richtung.
Dazu genau könnte die Signifikanz helfen, um - anschaulich ausgedrückt - einen Messwert für die Sicherheit dieser Prognose (und dieser Zahl) zu haben. Andersrum gesagt, um (bei hoher Signifikanz) einen Zufall unwahrscheinlich zu machen.

Ich mache deshalb einen neuen Vorschlag bezüglich einer Titel-Abänderung mit einer etwas relativierender Aussage:
„Studie: 75 % der untersuchten CFS-Kranken weisen genetische Defekte auf“
Den finde ich super und werde das so umsetzen.

Eine persönliche Anmerkung zum Schluß: Mein Umweltmediziner, der auch CFS-kundiger Arzt ist, hat mir vorgestern dringend eine Forenabstinenz angeraten. Die persönlichen Foren-Turbulenzen der letzten 4-6 Wochen mit einigen Attacken und kräftezehrenden Diskussionen haben mir enorm zugesetzt, und haben therapeutisch erworbene gesundheitliche Fortschritte wieder zunichte gemacht. Ich habe selbst den hier zur Sprache gekommenen neuroendokrinen gen
etischen COMT-Defekt, habe den vollen Pathomechanismus, von dem gestern die Rede war, entwickelt, und meine neuroendokrine Stressachse liegt komplett darnieder (Stufe 3). Die Reserven werden derzeit immer weniger und weniger, und eigentlich pfeife ich schon aus dem allerletzten Loch.
Das tut mir sehr leid, Gini. Ich habe Dir ja auch schon geschrieben, dass ein bisschen mehr Distanz womöglich für Dich gut wäre. Und Selbstdisziplin, d.h. das Einhalten einer Forums-"Dosierung", die Dir nicht schadet. Ich weiß ganz gut, wovon ich rede, das kannst Du mir glauben :eek:) (Die Kombination aus Erschöpfung und Ehrgeiz/Perfektionismus sowie hoher Empfindsamkeit ist wirklich ein Nagel zum Sarg.) Hier gibt es ab und an mal Sachen, die nicht so ideal laufen und es kann schwierig sein, das nicht an sich heran zu lassen. Insbesondere dann, wenn es evtl. vorher schon schlechte Erlebnisse gab und es in irgendwelche alten Wunden haut. Was diese Rubrik betrifft, ist sie aber inzwischen moderiert, und ich hoffe, dass dies eine gute Wirkung hat.

Deine Gesundheit steht an erster Stelle und ich möchte Dir das wirklich ans Herz legen :) Vielleicht wäre es für Dich auch eine Möglichkeit, Dein Pensum nicht an bestimmten Projekten festzumachen, die Du schaffen möchtest, sondern knallhart an einer bestimmten Zeitspanne (z.B. eine halbe Stunde am Tag - z.B. vor dem Mittagessen/der Tagesschau etc., damit Du Dich dann auch wirklich ausloggst ;)). Projekte dauern nämlich - zumindest aus meiner Erfahrung heraus - oftmals viel länger als man sich so dachte. Vor allem, wenn man so sorgfältig ist wie Du. Ein bisschen gehört das jetzt in die Rubrik "Umgang mit Stress", aber ich schreib's Dir hier, weil es hier gerade passt.

Pass auf Dich auf, sei gut zu Dir und ich freu mich, wenn Du mal reinschaust
Kate
 
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Ich möchte mal diesen Thread wieder aus der Versenkung holen, nachdem ich in den USA meine Genetik habe testen lassen.

Das, was ich eingangs zu den Gendefekten bei den Neurotransmittern geschrieben habe, ist bei mir in einem Ausmaß durch die Tests bestätigt worden, wie ich es mir hätte nicht vorstellen können.

Nach der Auswertung der Rohdaten bei Nutrahacker habe ich allein bei den Neurotransmittern, Stresshormonen und ihren Rezeptoren oder sonstigen Genen, die die Neurotransmitter ungünstig beeinflussen, 10 homozygote Mutationen (von beiden Eltern) und 26 heterozygote Mutationen (von einem Elternteil). Das betrifft genauer Serotonin, die Katecholamine, Acetylcholin, Cortison, Glutamat/GABA. Sehr oft wird das CFS als Konsequenz dieser Mutationen genannt.

Manches Gen kommt zwar mit verschiedenen Snips mehrfach vor (habe ich einzeln gezählt), das ändert aber nichts daran, daß alle wichtigen Neurotransmitter und Stresshormone oft von mehreren Seiten/Mechanismen her tangiert werden. Unterm Strich geht es um 16 verschieden Gene, die auf die 5 Gruppen (Serotonin, Katecholamine....) ungünstig einwirken.

Dazu kommen noch Mutationen im Methylierungszyklus. Hier bin ich mit den nach Yasko relevanten Genen mit 2 homozygoten Mutationen noch gut davon gekommen, dafür gibt es aber noch 9 heterozygote Mutationen (wobei mir 11 Gene fehlen, die nach Yasko relevant sind). Von diesen Mutationen im Methylierungszyklus tangieren 1 homozygote und 1 heterozygote Mutation ungünstig den BH4-Zyklus, aus dem die Neurotransmitter hervorgehen.

Weitere 10 heterozygote Mutationen betreffen die Entgiftungskapazität - hier sind wir aber alle, wenn ich an die Ausführungen von Dr. Kuklinski denke, mehr oder weniger davon betroffen.

Wenn ich mir diese Bilanz anschaue, dann wundert mich wirklich gar nichts mehr. Die Pestizid-Vergiftung vor 18 Jahren (Nervengift hoher Halbwertszeit) war der Auslöser für mein CFS, mit dem alles unaufhaltsam ins Rollen kam. Die erblich bedingte Konstitution hat mir keine große Chance gelassen.

Ich lebe damit versöhnt, wollte aber diese "Bilanz" hier einmal einstellen, weil sie wirklich nachdrücklich die Studie aus Beitrag #1 bestätigt.

LG
Gini
 
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