Schreib-Ecke

Themenstarter
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28.10.05
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1.282
Hallo Ihr Lieben,

Shelley und Lukas haben mich auf die Idee gebracht eine Schreib-Ecke zu eröffnen. Viele Mitglieder hier im Forum haben eine wunderschöne Art Situationen zu schildern oder sehr gut zu formulieren. Vielleicht ist ja der eine oder andere Literat zwischen uns, und weiß es nur noch nicht? (ein "knallhartes" Sachbuch geht natürlich auch)

Einige Beiträge sind voller Witz, einige strotzen vor Ironie und andere widerum sind voller Poesie oder Tragik. (einfach zwischen den Zeilen lesen;) ) Bei einigen Mitgliedern lese ich sofort die Beiträge, egal was sie geschrieben haben, da diese Zeilen zu lesen ein richtiger Genuss ist.:rolleyes:

Ich möchte hier jetzt keine Namen nennen, zeige jedoch unauffällig mit dem Finger auf unsere "Vielschreiber";)

Ich habe momentan keine Idee, was man hier schreiben könnte; jedoch wäre eine Kurzgeschichte passend.

Man könnte
ein Gefühl (Angst, Trauer, Wut, Freude, Genuss, Erwartung, Erfüllung) oder
eine alltägliche Situation
die Umwelt
eine Person
oder alles in einem beschreiben.

Habt Ihr Ideen? Oder wollt Ihr sofort losschreiben?

Liebe Grüße
Sema
 
Zusatz: auch selbstgeschriebene Gedichte/fiktive Briefe bitte hier reinschreiben! (Bodo, Du weißt ja, wer gemeint ist....;) :D )
 
hi liebe Sema,

Ich finde dein idee super.
Möchte aber um eines bitten.
Es wäre nach meine meinung nach gut zu versprechen nicht bei jedem einzeln geschriebene ein zu gehen auf bestimmte erfahrungen.
Dazu könnte man dan zb ein thema öffnen.
Nur zur vorbeugen endlose diskussionen über gefühlerfahrungen von einzelne personen.

hoffe du verstehst was ich meine .....

lg brigit
 
Liebe Brigit,

da gebe ich Dir voll und ganz Recht! Die Zeilen dürfen hier nicht auseinandergenommen und analysiert werden. Solche Beiträge werden kommentarlos gelöscht. Wobei "Kritiken" trotzdem erwünscht sind....

Danke für Deine Bedenken.

Ich frage mal Marcel, ob er eine Unterrubrik "Schreib-Ecke" einrichten kann (wenn es zuviele Beiträge werden) und jeder der was geschrieben hat, kann ein eigenes Thema eröffnen; damit kein Endlosthread entsteht.

Liebe Grüße
Sema
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, denke drüber nach. Aber meine Poesie trifft nicht immer auf volle Zustimmung . . . Selbst an einem Genie wie mir scheiden sich die Geister.

Bodo
fahne.gif
 
Lieber Bodo....

muss man es denn wirklich jedem Recht machen? ;) :lolli: (MIR gefallen Deine Zeilen und Anderen bestimmt auch:) )

Lieben Gruß:kiss:
Sema
 
Auch Bodo, der Bukowski :D des Gesundheitsforums, sollte sein Plätzchen haben:))) :))) :))) !

Herzliche Grüße
Johann Wolfgang Leòn;)
 
Hallo Sema,

nachdem du mir sogar eine PN geschickt hast, will ich auch gerne etwas dazu beitragen.
Ohne einer klare Vorgabe wird vermutlich hier nichts entstehen. Kein Schreibseminar kommt ohne solche ordnenden Strukturen aus. Man müßte also zum Beispiel sagen:

Schreibt eine persönliche "short story" mit höchstens 1000 Worten bis zum soundsovielten zum Thema:
Meine leidvollen (guten) Erfahrungen mit einem Arzt (Ärztin, HP)
oder
Schreibt euer persönliches Frühlingsgedicht
und so weiter

Vielleicht jeweils wechselnd in einem Monatsrythmus. Man könnte dann die Forumsmitglieder als Jury ersuchen, die beste Geschichte, das beste Gedicht auszuwählen. Also, wenn hier Leben ins Leben soll, dann braucht es eine ordnende Vorgabe. Du Sema hast mit der Geschichte über die Geburt deiner Tochter ein derart gutes Beispiel geliefert (auch die Geschichte über deine Chorprobe war eine verflucht gute story), dass ich gerne weitere lesen würde. Auch von anderen vielleicht ähnlich begabten Schreibern. Aber du müßtest ordnend und animierend wirken, wenn aus der Idee Realität werden soll.

Herzliche Grüsse, Horaz
 
Lieber Horaz,

wie Recht Du hast:eek:) Ich bin seit letzten Dienstag eine stolze Hundemami und war seit dem immer nur kurz im Forum. Schulligung <beschämtnachuntenschau>

Also, aufi geht's:kraft: :

Alle, die in der Schreib-Ecke mitmachen, bitte eine kleine Geschichte zum Thema: "Liebe auf den ersten Blick" schreiben. Anzahl der Worte kann und möchte ich gar nicht vorgeben. :rolleyes:

Ich fange jetzt auch mit "meiner" Geschichte an.... bis heute Abend Ihr Lieben...

Ciao
Sema
 
Geschichte


Ich legte den Hörer auf und sah meine Tochter an: "Wollen wir los?"
Ihre Augen leuchteten.

Kurz darauf saßen wir in unserem roten Renault - Megane und fuhren nach Westen.
"Wir sind leicht zu finden", hatte der Bauer gesagt, und wir fanden den Resthof auch ziemlich schnell.

Rund 30 Kilometer Fahrt. "Wie die wohl sind?" fragte meine Tochter gespannt. "Und wie sie aussehen werden?"

Neugierde, Gespräche voller Spannung lagen hinter uns, als wir über eine holprig geschotterte Hofeinfahrt einbogen.

Eine Frau, einen Mann, zwei Kinder, eine alte Hündin und viele Katzen, sahen wir auf dem Hof.

"Hier," meinte ein Mann um die dreißig Jahre, "über die Beiden haben wir am Telefon geredet!" Er deutete auf einen großen Rhododenderon - Strauch. Der Mann war sicher nicht wirklich ein Bauer. Seine Familie hatte diesen Restbauernhof vor zwei Jahren gekauft. Und seit dem hatten die übernommenen Katzen einen Wurf nacheinander auf die Welt gebracht, erzählte er.

Meine Tochter und ich sahen angestrengt in den Rhododenderon - Busch. Bald bekamen wir eine Ahnung davon, was er meinte. Ein schmales und recht langes, rotgetigertes Kätzchen kämpfte mit einem Ast. Es hob immer wieder die Tätzchen und schlug gegen das vibrierende Holz.
Dahinter lag ein, gleichfalls rotgetigertes Kätzchen im Sand und döste vor sich hin. Beide waren etwa acht Wochen alt.

Vor dem Gebüsch fraßen eine alte, sandbraune Hündin, zwei große, alte Katzen und mehrere Jungtiere, aus ein und dem Selben Futternapf. Ein graues Tigerkätzchen, dürr, mit großen, dunklen Augen, hockte neben den anderen Tieren und schien zu träumen. "Die stammt aus dem gleichen Wurf!", meinte der Mann.

"Papa!" meinte meine Tochter, "die sind es!" Sie deutete auf die beiden Rotgetigerten. "Geschwister!", wie uns der Mann versicherte. Er nahm die beiden Kätzchen auf und steckte sie in unseren, vorsorglich angeschafften Korb.

Das graue Kätzchen maunzte.

Ich warf einen Blick auf das kleine, magere Tier. Es sah mit großen Augen auf. Ich konnte den Blick nicht deuten. War es die Weisheit all jener Katzendynastien, der es entstammte? Wollte es mir etwas mitteilen, etwas Bedeutsames? Oder war dies der Hilferuf: "Kümmert Euch um mich! - Nehmt mich mit"?

Wir trugen die beiden Rotgetigerten im Korb zum Auto. Ich warf einen Blick zurück und sah, wie die kleine Graue der alten, gutmütigen Hündin die Pfote auf die Nase schlug.
 
Hallo Leòn, hallo Sema,

ich bin nicht Jury, aber eure beiden Stories sind hervorragend!
Ihr geht gekonnt und locker mit Dialogen um, baut Spannung auf; man liest interessiert weiter und freut sich über die jeweilige Lösung.
Eine einzige Frage bleibt! Ist heutzutage die Liebe zwischen Mensch und Hund eher ein Thema als die Liebe zwischen Mensch und Mensch? Oder ist es purer Zufall, dass ihr beide das gleiche Thema gewählt habt? Hat man guten Grund Liebe eher zwischen Tier und Mensch zu thematisieren als dieses gebeutelte, zerbrechliche, zwischenmenschliche Pflänzchen zu betrachten, das immer und immer wieder zu unterliegen scheint?

Herzliche Grüsse, Horaz
 
Lieber Horaz,

ich denke es war purer Zufall:) Zur zwischenmenschlichen "Liebe auf den ersten Blick" wollte ich zuerst eine Geschichte schreiben; dann fiel mir aber Meggy ein.....:eek:)
Und ich musste das einfach niederschreiben..;)

Liebe Grüße
Sema
 
Wir begrüßen hiermit ganz herzlich unseren neuen Stern am Himmel, den vielversprechenden Nachwuchsautor Rudi R. und bitten um weitere, ähnlich tiefe und berührende Stücke.

Es ist immer wieder schön, wenn ein junger Mensch seine Scheu vor der Öffentlichkeit ablegt und den Mut findet, Qualität zu liefern.

Du schmeißt also Deine Perlen nicht vor Säue, gesalbt sei unser aller Haupt . . .

LG, Bodo
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Hallo Sema,
Mit Vorgaben können viele, besonders ich, nicht tief aus dem innern schreiben, verstehst Du? Ich möchte nichts "aufgesetztes", keine "Hausaufgaben" kein "müssen".......

also mir soll das absolut Recht sein! Mir geht es da genauso wie Dir.

Ich lege los!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Meine Großmutter Hermine

Meine Großmutter Hermine, wurde im Jahr 1890 geboren, in einer Zeit, in der noch nicht jedes Haus elektrisches Licht hatte und als es noch nicht überall fließendes Wasser gab.
Sie lebte in dem Dorf Hambergen, bei Bremen, am Rande des Teufelsmoors.

Als meine Großmutter noch ganz klein war, weniger als ein Jahr alt, da wurde sie sehr krank. Sie hatte sehr hohes Fieber, war, wenn sie nicht schlief, sehr unruhig, schrie und weinte viel und verlor von Tag zu Tag an Gewicht.

Der Arzt, der in der nahen Stadt lebte, wurde gerufen, aber er konnte nicht helfen. Meine Großmutter wurde immer kranker und bald sah es so aus, als würde sie sterben müssen.

Hermines Mutter war verzweifelt. Und da sprach sie die Frau an, die ihr geholfen hatte, ihr Kind zur Welt zur Welt zu bringen. Sie galt als weise Frau.

Die weise Frau kam sofort in das Haus der Familie, warf einen Blick auf das Kind und sagte folgendes zu Hermines Mutter:
"Eine Nachbarin will deiner Hermine böses! Sie hat einen Zauber auf das Kind gelegt. Öffne das Kopfkissen, auf dem es liegt und Du wirst entdecken, daß sich etliche Federn zu einem nahezu vollständig geschlossenen Kranz verbunden haben. Wenn der Kreis vollkommen geschlossen ist, wird es sterben!"
Hermines Mutter öffnete, wie die Weise Frau es geraten hatte, das Kopfkissen und richtig: inmitten der Daunen fand sie ein Gebilde aus Federn, das beinahe zu einem Kreis geschlossen war.
"Jetzt tue folgendes," sagte die weise Frau, "verbrenne den Federkranz sofort im Küchenofen. Daraufhin wird Meine Tochter zu Kräften kommen und wieder ganz gesunden. Um die böse Nachbarin künftig fernzuhalten, lege eine Schere unter die Fußmatte, die auf dem Tritt v o r der Haustüre liegt, achte darauf, dass die Schere geöffnet ist und mit den Schneiden nach außen weist. Du wirst sehen: es wird dem bösen Weib nicht gelingen, das Haus zu betreten!"

An einem der nächsten Tage betrat die Nachbarin das Grundstück - und richtig: Sie strich um das Haus herum, redete mit Hermines Mutter durch das Küchenfenster, aber es gelang ihr nicht, das Haus zu betreten.

Meine Großmutter Hermine lebte danach noch über dreiundachtzig Jahre lang und die meiste Zeit davon als kräftige und stattliche Frau!



Herzliche Grüße von
Leòn
 
Die Geschichte von einem wahrhaft unglaublichen Ereignis in der Weihnachtszeit

In einem Haus, ganz tief im Wald, lebten vier Tiere: ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn.

Früher einmal sollen sie als Musik-Band zusammen unterwegs gewesen sein. Gar nicht so schlecht seien sie gewesen, sagen übrigens manche. Aber auch nicht besonders gut, sagen andere.
Ihr größter Erfolg war jedenfalls eine Tournee durch Norddeutschland, die ihnen schlussendlich, sozusagen als „GAGE“ , das Waldhaus eingebracht hatte, in dem sie jetzt lebten.

Der Esel, ein bereits in Ehren ergrautes Tier, hatte früher Schlagzeug in der Band gespielt. Aus dem Alter war er längst heraus. Inzwischen wurden seine Weisheit und Klugheit, von den Tieren ringsum im Wald, in den Feldern und Dörfern, gerühmt.
Die nahmen manchmal recht weite Wege in Kauf, um sich mit dem Esel auszutauschen und sich von ihm beraten zu lassen.

Der Hund hatte früher die Gitarre bedient. Seit er mit den anderen Tieren in dem Waldhaus wohnte, hatte er ein anderes Talent entwickelt. Er war zu einem der besten Geschichtenerzählern, die man sich nur vorstellen kann, geworden. Manche Tiere kamen von weither, um seinen Erzählungen zuzuhören. Das konnten wahre Geschichten sein, wie solche von Begebenheiten, die sich in der Nachbarschaft, im Lande oder am Königshof zugetragen hatten. Aber auch die erfundenen Geschichten, wie Legenden, Sagen oder Märchen, wußte der Hund auf wunderbare Weise zu erzählen.

Die Katze hatte früher die Violine gespielt. Jetzt beschäftigte sie sich mit Wahrsagerei, wie mit Kartenlegen, Pfotenlesen, und Traumdeutung. Außerdem besaß sie eine wunderbare, große und klare Kristallkugel. Aber ob sie damit wirklich in die Zukunft sehen konnte, wußte außer ihr niemand wirklich.
Jedenfalls hatte sie als Wahrsagerin gut zu tun und viele Tiere kamen gern zu ihr.

Der Hahn soll als Sänger nie besonders großartig gewesen sein, heißt es. Inzwischen liebte er moderne elektronische Musik und kannte sich unheimlich gut mit den „neuen Medien“ aus. So verwaltete er zum Beispiel, über das Internet, das Geld der vier Freunde, das er hauptsächlich in gewinnbringenden Aktien angelegt hat.

An diesem Abend, es war kurz vor Weihnachten, genaugenommen: Sehr kurz vor Weihnachten, saßen der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn, in ihrem gemeinsamen Wohnzimmer.

Draußen schneite es schon seit dem Vormittag und der Schnee türmte sich auf den Waldwegen einen Meter hoch. Hätte sich das freundliche Wildschweinmännchen Eber Edelfried nicht bereit erklärt, die Wege rund um das Waldhaus zu räumen, wären sie längst eingeschneit gewesen.

Jeder ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach:

Der Esel saß in einer Ecke des großen, bequemen Sofas des Tisches und las, oft stirnrunzelnd, in dem Buch „Menschliche Kommunikation“ von Paul Watzlawik. Der Hund lag neben ihm auf dem Sofa und dachte über eine Geschichte nach, von dem ihm am heutigen Tage das Schwein Bertha aus Loxstedt, einem Dorf jenseits des Waldes, erzählt hatte. Dabei döste er ein.
An der einen Stirnseite des Wohnzimmertisches saß die Katze und legte für sich Tarotkarten. Ab und zu fauchte sie dabei vor sich hin oder grummelte sich geheimnisvolle Schnurrlaute in den Bart.
Ihr gegenüber hockte der Hahn. Er trug Kopfhörer um seinen Hals baumelte ein MP3 - Player. Vor ihm lag ein Note – Book auf
der Tischplatte und er hackte, offenbar im Rhythmus der Musik, die er über den Kopfhörer hörte, mit seinem Schnabel auf der Tastatur des Kleincomputers herum.

Es war sehr gemütlich und der Hund begann, langsam einzudösen.

Hörten sie auf einmal ein Geräusch, das sich, außerhalb des Hauses, langsam aus der Ferne näherte: zunächst war es als leises Sirren zu vernehmen.

Der Esel blickte von seiner Lektüre auf und sah verwirrt umher.
Der Hund, neben ihm auf dem Sofa, stellte – noch im Halbschlaf – die Ohren auf und begann angestrengt zu lauschen.

Der Katze fiel die Tarot – Karte „DER TURM“ aus der Hand und sie blickte zur Decke.

Der Hahn bekam von alledem nichts mit, er tippte weiter mit seinem Schnabel auf die Tasten seines kleinen Computers und bewegte sich ab und zu im Rhythmus der Musik aus den Kopfhörern.

Das Geräusch draußen wurde lauter. Jetzt war ein Kreischen zu vernehmen, das sich so anhörte, als wenn Stahl mit einem schweren und scharfen Werkzeug zerschnitten wird.

Der Esel rückte sein Buch zurecht. Der Hund wurde vollkommen wach und die Katze warf ihre Karten auf den Tisch.

Der Hahn merkte nichts.

Nun entwickelte sich das Geräusch zu einem Tosen und Donnern, so als würde ein starker Sturm um das Haus herum toben.


Der Esel setzte sich auf.

Der Hund sprang auf die Füße.

Die Katze starrte zum Fenster.

Der Hahn merkte nichts.


Nun jaulte es draußen und quietschte, so als versuchte ein Auto auf eisglatter Fahrbahn zum Stehen zu kommen.


Der Esel stand auf.

Der Hund sprang auf seine Füße.

Die Katze blickte verwirrt zur Decke.

Der Hahn merkte nichts.


Plötzlich hörten sie ein Knirschen und Krachen. Dann schepperte es und es schien, als ob die Erde bebe. Danach knallte es kurz.

Der Esel lief zur Tür.

Der Hund sprang zum Sofa und bellte.

Die Katze fauchte laut und sprang auf den Boden.

Der Hahn nahm den Kopfhörer ab und fragte: „Was ist denn jetzt los? Gerade wollte ich eine hochinteressante Message via Mail absenden, da habe ich ein eigenartiges Geräusch gehört. Habt ihr etwa ein Volkslied gesungen?“.

„Nein!“, antwortete der Esel, „da draußen geht etwas merkwürdiges vor!“.

„Das erinnert mich an eine Geschichte ...“, wollte der Hund sagen und wurde von der Katze unterbrochen, die rief:

„Ich glaube, die Geister kehren zurück zur Erde, um uns etwas mitzuteilen!“.

„Ach?“ meinte der Hahn.

Von außen war ein grelles Licht zu sehen, das durch die Fenster schien.

Schnell erzählten Esel, Hund und Katze dem Hahn, was sie bisher wahrgenommen hatten.

Dann hörten sie draußen ein schnelles Getrampel.
„Hm, was kann das sein?“ fragte der Esel.

„Ich sagte es doch,“ antwortete die Katze aufgeregt und schöpfte Atem, „die alten Geister kommen, zu uns ... !“.

„Nana!“ brummte der Esel: „Nun mal langsam!“.

„Mich erinnert das an eine Geschichte die ... .“ wollte der Hund berichten.
Aber der Hahn unterbrach ihn und rief aufgeregt: „Ich habe euch verstanden, Freunde und glaube, daß außerirdische Lebensformen auf der Erde gelandet sind!“.

Der Esel runzelte die Stirn und erwiderte: „Nicht so schnell, bis jetzt habe ich nur Laute vernommen, die sich ganz natürlich und normal anhörten.“.

Dann stapfte draußen etwas, ganz in der Nähe des Waldhauses, durch den Schnee.

„Da kommt jemand auf unser Haus zu!“ stellte der Esel fest.

„Ich würde gerne noch eben die Geschichte...“., wollte der Hund sagen, als die Katze aufgeregt dazwischen fuhr:
„Geister, ich sage ja: Geister! Sie sind gekommen!“.
„Unsinn! Blanker Unsinn!“, antwortete der Hahn. „Es handelt sich zweifellos um Außerirdische! Ich hoffe nur, sie sind uns freundlich gesonnen!“.

Die Vier hörten gleich darauf ein Klopfen:
„Tock, tock, tock!“ an der Tür.

„Hm, es klopft! Einer muß aufmachen!“, meinte der Esel, aber die Katze schrie: „Nein, nein, nein!“, sie machte einen Buckel und keifte: „Laßt die Geister nicht ein! Laßt nur die Geister nicht ein!“.

„Quatsch!“ meinte der Hahn, „Es handelt sich hier zweifellos um Außerirdische. Die können wir sowieso nicht aufhalten!“.

„Ich würde gerne mal eben die Geschichte von dem Schwein Bertha...!“ gab der Hund von sich.

Da krachte es laut. Die Tür zerbarst und tausend Holzsplitter flogen herum.

Ein roter Blitz jagte durch das Haus:

Es krachte und schepperte an allen möglichen Stellen: Im Flur, im Wohnzimmer, in der Küche. In allen Räumen.

Dann ging die Toilettentür auf und knallte ganz laut wieder zu.

„Was war das?“ fragte der Esel.
„Geister!“, hauchte die Katze atemlos.
„Nein, das sind fremde Lebewesen von einem anderen Planeten!“, erwiderte der Hahn.

„Ich würde gerne eben mal schnell loswerden, was das Schwein Bertha mir heute Vormittag berichtet hat!“
meinte der Hund. Und der Esel antwortete: „Dann tue es jetzt! Im Moment scheint Dich keiner unterbrechen zu wollen!“.

„Heute Morgen kam das Schwein Bertha aus Loxstedt zu mir,“ erzählte der Hund. „Es teilte mir mit, daß es im Morgengrauen einen seltsamen Blitz am Horizont gesehen habe. Die Erscheinung sei näher gekommen und sie habe ein menschenartiges Lebewesen mit einer roten Mütze auf dem Kopf gesehen!“.

„Ein Geist! Zweifellos ein Geist!“ schrie die Katze.
„Unsinn!“ widersprach der Hahn, „Bertha hat ein UFO gesehen! Und das rote war bestimmt keine Mütze sondern der Astronautenhelm eines außerirdischen Raumfahrers!“.

Die vier Freunde schlichen sich langsam durch den Flur und blieben in gehöriger Entfernung von der Toilettentür stehen.

„Und was ist da gerade in unsere Toilette gerast?“ fragte der Esel.
„Ein Geist!“ behauptete die Katze wieder und blickte ängstlich zur Toilettentür.
„Ein außerirdischer Besucher, bewaffnet mit einem Strahlengewehr!“ beharrte der Hahn und zitterte am ganzen Körper.
„Ich weiß es nicht!“ meinte der Hund und sein Nackenfell sträubte sich vor Angst.

„Einer von uns muß nachsehen!“ beschloß der Esel und sah seine ängstlichen Mitbewohner kopfschüttelnd an.

„Der Hund!“ rief die Katze.
„Der Hahn!“ rief der Hund.
„Die Katze!“ rief der Hahn.

Der Esel seufzte und schüttelte abermals den Kopf:
„Ich sehe selber nach!“ sagte er und ging auf die Tür zu, „Es wird eine ganz natürliche Erklärung geben!“.

„Warte noch, wir anderen verstecken uns!“ rief der Hahn und verschwand im Schirmständer. Der Hund duckte sich dahinter und die Katze versteckte sich hinter dem Hund.

Dann legte der Esel einen Vorderfuß auf die Klinke der Toilettentür..................... .
Da ging die Tür wie von selbst auf. Hund, Katze und Hahn schrien erschrocken auf, sogar der Esel trat einen Schritt zurück.



Im Türrahmen stand ein großer Mann, in einen roten Mantel gekleidet, mit einer roten Mütze auf dem Kopf und einem bärtigen und sehr freundlichen Gesicht.

„Der Weihnachtsmann!“ staunte der Esel und Hund, Katze und Hahn hoben langsam ihre Köpfe.

„Richtig!“ lachte der, mit einer tiefen, freundlichen Stimme. „Der bin ich!“ Und dann fügte er hinzu: „Entschuldigt, Freunde, daß ich hier einfach so `reingeplatzt bin! Aber ich war gerade auf dem Weg zur Erde, um den Kindern ihre Geschenke zu bringen, da mußte ich plötzlich ganz, ganz dringend auf die Toilette! Und ich hatte wirklich keine Zeit mehr, euch vorher zu fragen!“
Jetzt mußten alle vier Tiere lachen. Auch Hund, Katze und Hahn kamen aus ihren Verstecken.

„Und was waren das für Geräusche, bevor du herein gerast gekommen bist, Weihnachtsmann?“ fragte der Esel.

Der Weihnachtsmann öffnete die Haustür und wies nach draußen, auf den verschneiten Platz vor dem Haus.
Da stand der große, mit Geschenken vollbepackte Schlitten des Weihnachtsmannes. Die sechs davor gespannten Rentiere scharrten ungeduldig mit den Hufen im Schnee.
„Naja, die Geräusche sind deswegen so schlimm gewesen, weil ich mit größtmöglicher Notfallgeschwindigkeit herunter fahren und dann bremsen mußte!“ erklärte der Weihnachtsmann. „So, habt vielen Dank dafür, daß ich Eure Toilette benutzen durfte! Jetzt muß ich aber schnell weiter, die Kinder warten schon auf mich!“. Mit diesen Worten ging er zum Schlitten und winkte den vier Tieren noch einmal zu. Dann sprang er auf den Fahrersitz und trieb die Rentiere an. Schnell erhob sich der Schlitten und verschwand am Himmel.

„Na, so was?“ meinte der Esel und schloß die Tür.

Dann kehrten die Vier ins Wohnzimmer zurück und setzten sich wieder auf ihre Plätze.

Der Esel legte allerdings sein Buch zur Seite, nahm Schreibzeug und begann ein eigenes Buch zu schreiben, dem er die Überschrift gab: „Und es gibt ihn doch!“.
Der Hund kauerte sich wieder auf das Sofa und freute sich darauf, den Waldtieren am nächsten Morgen eine wahrhaft spannende und ungewöhnliche Geschichte erzählen zu können.

Die Katze nahm ihre Karten wieder auf und überprüfte sie dahingehend, ob sie einen Hinweis auf den überraschenden Besuch des Weihnachtsmannes übersehen hätte.

Der Hand schrieb eine Nachricht und setzte sie im Internet in sein Lieblings - Forum. Der Titel lautete „Ein Wunder im 21. Jahrhundert: Eine Wohngemeinschaft erhält Besuch vom Weihnachtsmann!“.

Erst sehr spät in der Nacht gingen die vier Freunde zu Bett.





Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Kritisieren und Auseinanderpflücken sind nicht gewünscht, aber ich denke loben, das darf man? Das mache ich hiermit. Eure Kurzgeschichten sind sehr spannend und humorvoll geschrieben. Finde eure Ideen einfach Klasse. Danke!
 
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