Rhabdomyolyse: Auflösung quergestreifter Muskelfasern

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Rhabdomyolyse - Zerfall der quergestreiften Muskelfasern

Rhabdomyolyse ist die Zerstörung der sogenannten quergestreiften Muskulatur. Quergestreifte Muskulatur findet sich an der Herzmuskulatur, am Zwerchfell, aber auch die Skelettmuskulatur gehört dazu. Als Symptome treten Muskelschwäche und -schmerzen auf. Die Rhabdomyolyse kann erblich bedingt oder die Folge von Krankheiten sein. Sie wird aber auch durch Alkohol, Drogen wie Heroin oder Arzneimittel verursacht.

Im Jahr 2001 wurde der Arzneistoff Cerivastatin wegen dieser Nebenwirkungen aus dem Verkehr gezogen. Der Stoff wurde zur Senkung der Blutfettwerte eingesetzt. Rhabdomyolysen waren besonders aufgetreten, nachdem Cerivastatin gemeinsam mit der Substanz Gemfibrozil eingesetzt worden war.

Genauerer Überblick über die Ursachen

Traumatisch oder durch Einwirkung von Außen

Verletzungen, wobei nach dem Unfall verletzte Muskelfasern eliminiert werden (z. B. Crush-Syndrom)
Elektroschock
Nach Operationen
Nach Krampfanfällen
Kompartment-Syndrom
Durch langes Liegen

Nichttraumatische Ursachen

Medikamente/Drogen, z. B. Neuroleptika (siehe auch Malignes Neuroleptisches Syndrom),
Präparate zur Cholesterinsenkung (Statine, z.B. Cerivastatin), Schlafmittelvergiftungen, Propofol, Kokain
Maligne Hyperthermie
Alkoholexzesse
Infektiös, vor allem durch Virusinfektionen
Elektrolytstörung
Muskelentzündungen
Stoffwechselstörungen - z.B. Myophosphorylase-Defizit (McArdle-Krankheit), Carnitin Palmityltransferase 2 (CPT 2)-Mangel
Autoimmun-Erkrankungen
Endokrinopathien
Sichelzell-Krisen
Gasbrand
Schlangengifte
Pilzgifte, z.B. Grünling (Tricholoma equestre)


Diagnostik

Nachgewiesen wird eine leichte Rhabdomyolyse oftmals nur durch erhöhte Werte von Enzymen, die normalerweise im Muskel vorkommen. Hierzu gehört die Creatin-Kinase, Myoglobin und die Lactatdehydrogenase (LDH). Bei hohen Myoglobinwerten färbt sich der Urin rot-braun durch die Ausscheidung von Myoglobin über die Nieren (Myoglobinurie). Schwere Rhabdomyolysen können oft auch klinisch erkannt werden.

Behandlung

Eine ursächliche Behandlung steht nicht zur Verfügung. Allerdings bildet sich die Rhabdomyolyse meist über einen längeren Zeitraum aus und kann bei rechtzeitigem Unterbinden der auslösenden Faktoren möglicherweise rückgängig gemacht werden.
Um eine Schädigung der Nieren zu verhindern, ist eine forcierte Diurese notwendig. Dabei werden dem Patienten mehrere Liter Flüssigkeit in Form von Infusionen zugeführt und die Harnausscheidung durch Schleifendiuretika stimuliert. Dies soll die Ausscheidung des Myoglobins beschleunigen und gleichzeitig das Myoglobin im Urin verdünnen. Außerdem kann der Urin alkalisiert werden, um ein Ausfallen des Myoglobins im sauren Milieu zu verhindern.

Quelle:Rhabdomyolyse ? Wikipedia
( Stand : 10.08. 2008 )

Weitere Links : Cholesterin-Senkung: Statine und Rhabdomyolyse als Nebenwirkung
Lerneinheit: Pilzgifte und Mykotoxine - Rhabdomyolyse - ChemgaPedia
Crush syndrome - Wikipedia, the free encyclopedia


Liebe Grüsse NellyK
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Rhabdomyolyse und Tavanic und Coinfektionen bei Borrelilose

Hallo, ich antworte hier, aber vielleicht ist der Beitrag ja bei "Borreliose" besser aufgehoben, da einige gegen ihre Co- Infektionen Tavanic nehmen.
:idee:
Eine Nebenwirkung von Tavanic, deren Häufigkeit nicht bekannt ist, ist die Rhabdomyolyse:

Fachinfo der Roten Liste:

Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen
Selten: Sehnenbeschwerden (s. Abschnitt
4.4), einschließlich Tendinitis (z. B. Achillessehne),
Arthralgie, Myalgie
Sehr selten: Sehnenruptur (s. Abschnitt 4.4);
diese Nebenwirkung kann innerhalb von
48 Stunden nach Behandlungsbeginn und
bilateral auftreten. Muskelschwäche, die bei
Patienten mit Myasthenia gravis von besonderer
Bedeutung sein kann.
Häufigkeit nicht bekannt: Rhabdomyolyse


Da dies eine schwerwiegende, sich nur langsam teilweise zurückbildende Nebenwirkung ist, würde ich auf der regelmäßigen Kontrolle der Laborwerte, die in dem vorigen Beitrag unter Diagnose angegeben sind:

Creatin-Kinase, Myoglobin und die Lactatdehydrogenase (LDH).

Bei der Einnahme von Statinen kommt es häufig zu der Nebenwirkung (Lipobay musste deswegen vom Markt genommen werden).
Dort wird die Einnahme von Q 10 empfohlen:

Ein besonderes Problem stellt die Therapie mit Statinen, einer Gruppe von Cholesterin-senkern, dar. Die körpereigene Synthese von Q10 und Cholesterin ist – bis auf die letzten Schritte – völlig identisch. Mit der verminderten Bildung von Cholesterin geht damit auch fast immer ein Q10-Mangel einher. Möglicherweise lassen sich einige der zahlreichen Neben-wirkungen der Statine durch einen Q10-Mangel erklären und durch Q10-Zufuhr verhindern. Immerhin gibt es in Japan Kombinationspräparate, welche Statine und Q10 enthalten, was physiologisch durchaus Sinn macht. Gerade bei einigen Herzkrankheiten liegt nicht selten ein Q10-Mangel vor. Deutsche Kardiologen sind leider noch nicht so weit und bestimmen fast nie den Q10-Spiegel ihrer Herzpatienten. Ich tue dies bei allen Patienten mit koronarer Herzkrankheit, Herzschwäche und solchen unter einer Statintherapie – und werde fast immer fündig.

Vielleicht kann man auch bei der Einnahme von Tavanic der Rhabdomyolyse die Spitze nehmen, indem man Q10 dazu nimmt, aber dazu habe ich keine Literatur gefunden.

Ich bin kein Arzt, gebe eigene Erfahrungen oder Literatur weiter.

Viele Grüße Krissi
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Rhabdomyolys: Auflösung quergestreifter Muskelfasern

Nicht nur Lipobay führte zur Rhabdomyolyse. Es gibt weitere Medikamente, bei denen Vorsicht geboten ist:

...
Verschiedene Arzneistoffe, aber auch Heroinkonsum oder Alkoholexzesse können eine Rhabdomyolyse auslösen.
...
Auch die heute verfügbaren Statine können die Muskelauflösung in Gang setzen, vor allem dann, wenn ihr Abbau über die Cytochrom-Isoenzyme der Leber durch andere Arzneistoffe oder Nahrungsmittel gehemmt wird. So wird etwa das häufig verordnete Simvastatin hauptsächlich über CYP3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Gabe von starken Inhibitoren dieses Enzyms, zum Beispiel Azol-Antimykotika, Makrolide, HIV-Protease-Inhibitoren oder Verapamil, ist demnach kontraindiziert.
...
Andere gängige Arzneistoffe, die eine Rhabdomyolyse auslösen können, sind Levofloxacin, Cotrimoxazol, Theophyllin, Risperidon, Ezetimib, Venlafaxin sowie Fibrate in Kombination mit Statinen. Fibrate können aber auch ohne Comedikation eine myotoxische Wirkung entfalten und Myalgien hervorrufen. Diese unerwünschte Wirkung kann auch unter Doxazosin, Mirtazapin oder Gabapentin auftreten.

Steroidmyopathie
Glucocorticoide können bei längerer Einnahme eine sogenannte Steroidmyopathie verursachen.
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Löst sich quergestreifte Muskulatur auf, wird Myoglobin in die Blutbahn freigesetzt (Myoglobinämie). Erhöhte Werte können beispielsweise auf schwere Muskeltraumata oder Herzinfarkt hinweisen.
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Auch Diuretika haben einen Einfluss auf die quergestreifte Muskulatur. Diese unerwünschte Wirkung ist aber keine direkte, sondern eine indirekte. Sie entsteht durch die von den Arzneistoffen ausgelösten Veränderungen im Elektrolythaushalt.
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Zidovudin (Azidothymidin, AZT) war der erste Arzneistoff, der gegen die HIV-Infektion therapeutisch genutzt wurde. Neben zahlreichen anderen potenziellen, zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen kann AZT auch den Skelettmuskel angreifen und zu einer sogenannten mitochondrialen Myopathie mit »ragged red fibres« führen.
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Pharmazeutische Zeitung online: Rhabdomyolyse und mehr

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Ursachen einer Rhabdomyolyse

Als Auslöser dieser Erkrankung kommen verschiedenste Faktoren infrage, beispielsweise Krankheiten wie die maligne Hyperthermie (lebensbedrohliche Funktionsstörung der Skelettmuskulatur), die akute toxische Myopathie (Muskelschädigung durch Giftstoffe oder Medikamente), Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Drogen oder Ethanol. Auch Ischämien (Unterversorgung Gewebegebiet mit Blut) oder ein Sauerstoffmangel gehören zu den Auslösern.
Die häufigsten Ursachen sind eine muskelübermäßige Dehnung, Muskeldrucklufterzeugung sowie eine Quetschverletzung. In Bodybuilding-Kreisen wird immer wieder davor gewarnt, dass es durch ein sehr hartes Training, bei dem die Muskulatur schwer überlastet wird, und einem gleichzeitigen Flüssigkeitsmangel, zu einer akuten Muskelentzündung und dadurch zur Rhabdomyolyse kommen kann.

Das Gleiche gilt, wenn die Trainingseinheiten zu schnell hintereinander erfolgen. Zu den giftigen Ursachen gehört Kokain und zu den ansteckenden Auslösern eine Infektion. Vergiftungen durch Schlangenbisse können zur Auflösung der willkürlichen (quergestreiften) Muskulatur und somit zur Rhabdomyolyse führen. Auch Elektrolytstörungen können zu einer Rhabdomyolyse führen.
...
Rhabdomyolyse | Medizin-Lexikon - Symptomat.de

https://medicalforum.ch/docs/smf/archiv/de/2010/2010-16/2010-16-294.pdf

So sieht die Untersuchung auf eine Rhabdomyolyse aus:

Rhabdomyolysen und HyperCKämie

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Wann bestimmt man die Creatinkinase?

Die Creatinkinase-Konzentration wird zur Diagnose vieler Erkrankungen herangezogen. Beispiele sind:

Herzinfarkt
Koronare Herzerkrankung
Herzmuskelentzündungen
Muskelschwund an Rumpf und Extremitäten (Muskeldystrophien)
Muskelauflösung (Rhabdomyolyse, ausgelöst durch Krampfanfälle, Medikamente und weitere Ursachen)
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Creatinkinase: Was der Laborwert bedeutet - NetDoktor.de

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In der AkdÄ Drug Safety Mail | 06–2017n steht folgendes:

Rhabdomyolyse durch Interaktion von Simvastatin und Amiodaron
Die behandelnden Ärzte gehen von einer Interaktion zwischen Simvastatin und Amiodaron mit Anstieg des Simvastatin-Spiegels und konsekutiver Rhabdomyolyse aus.

Laut einer Auswertung von US-Verordnungszahlen werden knapp die Hälfte der Amiodaron-Patienten gleichzeitig mit einem Statin behandelt (1). Amiodaron hemmt unter anderem das Enzym CYP3A4, über das verschiedene Statine (darunter Simvastatin) abgebaut werden. In der SEARCH-Studie (2) wurden sieben Fälle von Rhabdomyolyse bei Patienten mit der Kombination Amiodaron und 80 mg/d Simvastatin beobachtet, jedoch kein Fall unter Komedikation mit 20 mg/d Simvastatin (2).
Die Dosierungsempfehlungen zu Simvastatin wurden daraufhin angepasst (3). Bei gleichzeitiger Amiodaron-Gabe soll eine maximale Tagesdosis von 20 mg Simvastatin möglichst nicht überschritten (4) bzw. eine solche Kombination nicht angewendet werden (5). Atorvastatin und Lovastatin werden ebenfalls über CYP3A4 metabolisiert (6;7). Insbesondere für Lovastatin ist daher in der Kombination mit Amiodaron die maximale Tagesdosis auf 40 mg begrenzt (6).

Die AkdÄ empfiehlt bei gleichzeitiger Anwendung von Amiodaron ein Statin zu wählen, das nicht signifikant über CYP3A4 metabolisiert wird, wie Pravastatin (8), Fluvastatin (9), Rosuvastatin (10) oder Pitavastatin (11). Bei Komedikation mit Atorvastatin sollte eine niedrigere Maximaldosis erwogen werden und eine Beobachtung des Patienten erfolgen (7). Falls eine Behandlung mit Simvastatin oder Lovastatin erforderlich ist, sollte die maximale Tagesdosis von 20 mg Simvastatin (4) bzw. 40 mg Lovastatin (6) möglichst nicht überschritten werden.
...
Drug Safety Mail 2017-06

Falls also jemand Simvastasin oder eines der anderen genannten Statine + Amiodaron und Muskelschmerzen hat, sollte er mit seinem Arzt darüber sprechen!

Grüsse,
Oregano
 
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