Restostitis - Prothetische Versorgung

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20.07.07
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384
Hallo,

ich heiße Jürgen, bin 47 Jahre und beschreibe am besten mal meine Zahngeschichte und die derzeitigen Probleme:

Im Kindesalter habe ich aufgrund von Karies mehrere Amalgamfüllungen bekommen, die mir über Jahrzehnte keine Probleme bereiteten. Erst im Alter von etwa 40 Jahren begannen die Schwierigkeiten. Vorausgegangen war ein Umzug in die Stadt, in der ich zur Zeit wohne. Die Infektanfälligkeit nahm zu, eine rezidivierende Parodontitis, die ich früher etwa alle vier Jahre behandeln lassen mußte, wurde im Laufe der Zeit so stark, daß inzwischen nach etwa eineinhalb Jahren wieder tiefe Zahnfleischtaschen vorhanden sind. Was mich aber besonders nervt, sind die begleitenden Nasennebenhöhlenentzündungen (mehr oder weniger von Kopfschmerzen begleitet) das ganze Jahr über. Auch bekam ich früher kaum eine Erkältung, heute muß ich mich vor jedem Luftzug in Acht nehmen.

Nachdem ich vor einigen Jahren meinen Zahnarzt auf das Amalgam angesprochen hatte, meinte er, er könne auf meinen Wunsch die Füllungen entfernen. Leider wußte ich damals nichts von Schutzmaßnahmen (der ZA wohl auch nicht) und so wurden die Amalgamfüllungen unter Spülung herausgebohrt und abgesaugt, die Löcher mit Kunststoffkompositfüllungen wieder verschlossen.

Erst später wurde ich durch das Internet auf die ganze damit zusammenhängende Problematik aufmerksam. Ein Test auf Quecksilber im Urin nach der intravenösen Gabe von DMPS, der von einem hiesigen Umweltmediziner an das Medizinische Labor Bremen (damals noch von Dr. Schiwara geleitet) geschickt wurde, ergab keine Auffälligkeiten. Heute weiß ich aus diesem Forum, daß beispielsweise ein hoher Kupferwert das Quecksilber sozusagen maskiert. Aber darauf wurde damals nicht getestet. Ich bin inzwischen der Ansicht, daß auch der Umweltmediziner kein Meister seines Faches war, denn auch im Hinblick auf die Mobilfunkproblematik zuckte er nur mit den Schultern. Bleibt mir nur, den Test - um diverse Werte erweitert - von einem fähigen Arzt wiederholen zu lassen.
Vor etwa 5 Jahren erfolgte dann noch ein Eingriff, bei der mein impaktierter Weisheitszahn 38, der eine große Zyste gebildet hatte, in einer ziemlich aufwendigen Kieferoperation herausgeholt wurde.

Inzwischen hat sich aber mein gesundheitlicher Status nicht verbessert. Die Begutachtung meines OPT durch Dr. Daunderer ergab Eiter an verschiedenen Stellen des Kiefers, dazu eine Zyste, eine Goldallergie durch eine Goldkrone und unter zwei der Kunststofffüllungen hat er Reste von Amalgam festgestellt.

Seit etwa einem Vierteljahr habe ich im linken Gesichtsbereich Schmerzen, die vom UK in Richtung Hals und vom OK in Richtung Ohr und Auge ausstrahlen. Ein neuer Zahnarzt, bei dem ich jetzt bin, stellte eine Entzündung unter dem Zahn 27 fest. Dieser, sowie der Zahn 37 - letzterer saß aufgrund der Parodontitis ohnehin sehr locker - wurden gezogen. Die Schmerzsymptomatik besserte sich etwas, verschwand aber nicht vollständig.
Eine inzwischen konsultierte Heilpraktikerin diagnostizierte mittels EAV eine Restostitis an verschiedenen Stellen des Kiefers.

Ich bin gespannt, wie es nun weiter geht. In ein paar Wochen habe ich einen Termin bei Dr. Lechner in München. Die unterschiedlichen Ansichten über ihn hier im Forum habe ich gelesen und will mich deshalb auch erst einmal von ihm nur untersuchen lassen und mir seine Meinung anhören. Der Preis für die Diagnosestellung liegt bereits zwischen 300 und 500 Euro. Eine Ausleitungstherapie, falls sie überhaupt nötig sein sollte, kann ich mir bei ihm jedenfalls nicht leisten und auch das Ausfräsen der von Restostitis betroffenen Kieferstellen ist bei ihm, wie ich aus diesem Forum weiß, auch nicht gerade billig.

Falls die von Dr. Daunderer unterringelten und angekreuzten Zähne gezogen werden müßten, hätte ich keine Probleme damit, denn mein Gebiß hatte mir in den letzten Jahren solche Schwierigkeiten bereitet, daß ich alles in Kauf nehmen würde, um eine Besserung meines Zustandes zu erreichen. Ich habe mich jedenfalls schon einmal mit dem Gedanken angefreundet, in Kürze zum Prothesenträger zu werden.

Jetzt meine Frage:
Wenn die von Dr. Daunderer beanstandeten Zähne gezogen und die Alveolen danach ausgefräst werden um weitere Restostitiden zu verhindern - hält dann überhaupt noch eine Prothese?
Nachdem einige Forenmitglieder dies bereits hinter sich haben, würde ich mich über ihre Erfahrungen sehr freuen.

Grüße an alle

Jürgen
 
Hallo Jürgen,

in meiner Großfamilie gibt es mehrere Prothesenträger. Die übereinstimmende Aussage ist, dass ein Vollgebiss oben problemlos hält, während es unten günstig ist, noch 2 oder 4 Restzähne für die Befestigung zu behalten. Eine schlimme Einschränkung der Lebensqualität ist so ein Gebiss nicht.

Viele Grüsse
Wero

Willkommen hinter den Symptomen!
 
Hallo Jürgen,

willkommen hier im Forum.

Seit etwa einem Vierteljahr habe ich im linken Gesichtsbereich Schmerzen, die vom UK in Richtung Hals und vom OK in Richtung Ohr und Auge ausstrahlen.

Da könnte der Trigeminusnerv Probleme machen.
Hattest oder hast du in diesem Bereich die Zahnkrone?
Tote und absterbende Zähne können auch solche Beschwerden verursachen.

Wurde nach dem Zähne ziehen der Kieferknochen gründlich ausgefräst?
Bleibt infiziertes Knochenmaterial zurück, bekommt man die Ostitis nie in den Griff. Infiziertes Knochenmaterial steckt den gesunden Knochen immer wieder an.
Gerade Nebenhöhlenentzündungen werden durch entzündete Zahnwurzeln verursacht.

Das mit dem Dr. Lechner würde ich mir noch mal überlegen.
Ich kenne niemanden der mit Dr. Lechner zufrieden war.

Meiner Meinung nach ist es wirklich besser mit einer Prothese zu leben, als durch die eigenen Zähne immer kränker zu werden. Natürlich ist eine Prothese nicht mit eigenen Zähnen zu vergleichen, aber viele Menschen leben damit gesund und ohne Probleme.
Die Tante meines Mannes hatte schon vor ihrem 30sten Lebensjahr eine Vollprothese und hatte nie Probleme damit. Heute ist Sie knapp 80 und erfreut sich bester Gesundheit. Erst jetzt im letzten Jahr klagt Sie darüber, dass sich ihr Knochen zurückgebildet hat und die Prothese nicht mehr so richtig sitzt.
Der Knochenabbau entsteht garantiert auch nur, wenn der Kieferknochen schon geschädigt und nicht mehr gesund ist. Je länger der Kieferknochen geschädigt wurde um so mehr Probleme bekommt man wahrscheinlich mit dem Knochenabbau.
Problematisch kann es allerdings werden, wenn man durch die Amalgamschädigung bereits so empfindlich ist, dass man auf Prothesenmaterialien allergisch reagiert.
Ich würde daher jedes Prothesenmaterial vorher testen lassen.

Liebe Grüße
Anne S.
 
Hallo Wero,

danke für Dein Willkommen! Die Erfahrungen der Prothesenträger in Deiner Großfamilie machen Mut. Ich werde den Weg angehen, denn mein momentaner Zustand ist alles andere als zufriedenstellend.

Viele Grüße

Jürgen
 
Hallo Anne,

auch Dir herzlichen Dank für das Willkommen!

Ich hatte mit dem Trigeminusnerv mehrere Wochen gewaltige Probleme, als mir der impaktierte Weisheitszahn 38, um den sich bereits eine große Zyste gebildet hatte, aus dem Kiefer operiert wurde. Die Kieferchirurgin ging zwar sehr umsichtig zu Werke, aber bei der Operation wurde dennoch der Trigeminusnerv in Mitleidenschaft gezogen. Bin damals einige Wochen nur mit hohen Dosen von Schmerzmitteln ausgekommen, was leider meine Nieren belastet hat. Viel besser wurde es erst nach dem Tipp eines Apothekers, es mal mit einem Vitamin B1/B6-Präparat zu versuchen. Nach kurzer Zeit hatte sich der Nerv wieder beruhigt und die Schmerzen waren verschwunden.

Ich habe über Jahre mehrere Zähne gezogen bekommen, sowohl auf der rechten wie linken Seite, aber nur links habe ich Beschwerden. Erst vor ein paar Wochen hat mein hiesiger Zahnarzt die beiden Molaren 27 und 37 gezogen aber nichts ausgefräst. Ich vermute, daß bereits nach der Weisheitszahnoperation eine Restostitis entstanden ist. Ich hatte seitdem immer das Gefühl, daß im Bereich des ehemaligen Zahnes 38 "etwas nicht stimmt". Auf jeden Fall muß da noch "nachgearbeitet" werden.

Was ich von Dr. Lechner halten soll, weiß ich auch nicht so recht. Auf jeden Fall stören mich seine exorbitant hohen Preise, das ist Abzocke ohne wenn und aber. Andererseits hat er diesen Cavitat-Sonographen, der die Ostitisbereiche im Kiefer genau darstellen soll. Aber auch das Gerät selbst ist wieder umstritten, ich weiß...
Ich habe aber auf keinen Fall vor, mir nach der Untersuchung und Diagnosestellung teure Behandlungen von ihm aufdrücken zu lassen, die ich mir ohnehin nicht leisten kann.

Nach dem Lesen einschlägiger Threads hier im Forum kenne ich auch die Namen anderer Zahnärzte, die ganzheitlich arbeiten. Interessanterweise befinden sich diese hier in Deutschland überwiegend im Raum München und im Raum Stuttgart. Beides sind Städte mit sehr hohen Lebenshaltungskosten. Mit anderen Worten, dort befinden sich auch die zahlungskräftigen Patienten. Nur leider trifft das auf mich nicht zu. Ich wohne zur Zeit in der "fränkischen Provinz" und mit materiellen Gütern bin ich auch nicht gerade gesegnet. Wenn ich hier im Forum lese, das Ausfräsen eines Quadranten des Kiefers kostet bei Dr. Lechner 1500 Euro, da wird es mir ganz anders...

Anne, könntest Du mir - gegebenenfalls per Privatnachricht, falls es Dir lieber sein sollte - einen anderen Zahnarzt empfehlen? Das würde mir auf jeden Fall helfen!

Was die zu erwartende Zahnprothese anbelangt, macht mir dies keine Angst. Ich hänge nicht dem grassierenden Jugend- und Schönheitswahn an, gehe auf die 50 zu und habe schon eine ganze Reihe anderer gesundheitlicher Probleme und Beschwerden, die ich auch nicht (mehr) vor der Öffentlichkeit verstecke. So kann zum Beispiel jeder meine Kompressionsstrümpfe sehen, die ich aufgrund einer chronisch venösen Insuffizienz und einer tiefen Venenthrombose tragen muß. Ich würde doch bei den Temperaturen keine lange Hose darüber ziehen. Früher war ich allerdings noch so dumm...

Ich bin auch der Ansicht, daß der richtige Zeitpunkt für die Prothese nicht verpaßt werden darf. Wenn sich der Kieferknochen erst einmal stark zurückgebildet hat, ist es zu spät. Zahnerhalt um jeden Preis nutzt auf jedem Fall dem Zahnarzt, der gut daran verdient. Ob die allgemeine Gesundheit des Patienten darunter leidet, ist gleichgültig. Im Buch von Rosemarie Mieg stehen viele solcher Beispiele. Interessanterweise liest man immer wieder, daß nach Entfernung der Zähne und Anpassen einer Prothese die Beschwerden verschwanden. Ich schätze, daß viele Totalprothesenträger gesünder sind als Menschen mit kranken eigenen Zähnen. Meine Frau sieht das auch so.

Aber was ich speziell noch fragen wollte: Wenn der Kiefer ausgefräst wird, geht doch noch weitere Knochensubstanz verloren. Beeinträchtigt das nicht den Halt gerade der Unterkieferprothese, die ohnehin nicht so gut sitzen soll, weil die Gaumenplatte fehlt?

Liebe Grüße

Jürgen
 
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