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Abbau in der Leber
Der Abbau von Paracetamol findet hauptsächlich in der Leber in der sogenannten Phase 2 der Entgiftung statt. In dieser Phase wird Paracetamol an körperspezifische Substanzen gebunden (konjugiert). Die gebildeten Umwandlungsprodukte sind praktisch ungiftig und können über die Nieren ausgeschieden werden. Ein kleiner Teil (normalerweise etwa 5 %) wird durch Cytochrom-P450-Enzyme in N-Acetyl-p-Benzochinon-Imin (NAPQI) umgewandelt. NAPQI ist sehr giftig für die Leber und hat eine stark oxidierende Wirkung. In einer gut funktionierenden Leber wird NAPQI durch Glutathion (GSH) unschädlich gemacht und über Urin und Galle ausgeschieden.14 Eine Überdosierung von Paracetamol produziert jedoch mehr NAPQI, als der körpereigene Vorrat an Glutathion entgiften kann.15 Die Auswirkung von NAPQI auf Proteine, DNA und ungesättigte Fettsäuren führt zur Lebernekrose.
N-Acetylcystein, das Gegenmittel bei Überdosierung
NAPQI ist ein regelrechter Meuchelmörder, weil der Leberschaden erst 3-4 Tage nach der Überdosierung von Paracetamol sichtbar wird und dann sogar zum Tod durch akutes Leberversagen führen kann.
Der
Farmacotherapeutisch Kompas erläutert die Behandlung einer Paracetamol-Überdosierung: „Bei Verdacht auf eine schwere Vergiftung (Einnahme ? 200 mg/kg bei Erwachsenen mit normaler Leberfunktion) N-Acetylcystein als Gegenmittel direkt intravenös verabreichen. N-Acetylcystein ist ein Derivat der natürlichen Aminosäure Cystein, die im Körper als Substrat für die Synthese von Glutathion dient. Toxische Paracetamol-Metaboliten sind normalerweise konjugiert und werden daher durch reduziertes Glutathion inaktiviert; eine Paracetamol-Überdosierung verursacht jedoch eine hepatische Glutathion-Depletion in der Leber. Die dann nicht konjugierten toxischen Metaboliten (NAPQI) von Paracetamol können sich an die Makromoleküle und Enzyme der Hepatozyten binden, was zu Gewebeschäden und Nekrose führt. Zusätzlich zur Normalisierung der Glutathion-Depletion kann Acetylcystein mit den verschiedenen toxischen Verbindungen konjugieren. Die rechtzeitige Verabreichung (innerhalb von 8-10 Stunden) von Acetylcystein kann somit Leberschäden und Nekrosen durch Paracetamol verhindern.“8
N-Acetylcystein ist bei einer Paracetamol-Vergiftung besonders wirksam, da es die schwerwiegenden Folgen einer Überdosierung minimiert. Zudem gab es bei den behandelten Patienten keine Todesfälle.16
Fazit
Aus der Beschreibung der Wirkungsweise von Paracetamol geht klar hervor, dass Paracetamol nicht an der Ursache der Schmerzen ansetzt. Solange man jedoch nach dieser Ursache sucht und sie beseitigt, kann ein vorübergehendes Schmerzmittel wie Paracetamol wünschenswert sein. Wegen der notwendigen Entgiftung der Abbauprodukte ist es ratsam, Paracetamol gleichzeitig mit einem hoch dosierten N-Acetylcystein-Präparat einzunehmen.