AKh Linz:
Neuer Gen-Test schafft Sicherheit bei Laktose-Unverträglichkeit
(16.08.2005) Ob eine Laktose-(Milchzucker-)Unverträglichkeit genetisch bedingt ist und daher permanent besteht oder aufgrund einer Erkrankung nur vorübergehend auftritt, das lässt sich ab sofort exakt feststellen. Möglich macht dies ein neuer Gen-Test, der von Univ.-Doz. Dr. Jörg Berg und MitarbeiterInnen im molekularbiologischen Labor des Linzer AKh entwickelt worden ist. Er stellt nicht nur eine korrekte Diagnose, sondern auch die richtige Weiterbehandlung für die PatientInnen sicher.
Um die Unverträglichkeit von Milchzucker zu diagnostizieren, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am häufigsten wurde bisher der Wasserstoff-Atemtest durchgeführt, der jedoch aufwändig und störanfällig ist. Damit kann zwar eine Unverträglichkeit festgestellt werden, jedoch nicht der Grund dafür. Man kann also nicht unterscheiden, ob sie vom genetisch bedingten Fehlen des Laktase-Enzyms herrührt und somit eine permanente milchproduktfreie Diät nötig macht, oder ob sie nur vorübergehend, etwa aufgrund einer Darminfektion oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, auftritt. In diesem Fall wäre eine solche Diät gar nicht notwendig und würde nur dazu führen, dass dem Körper auf Dauer das in der Milch enthaltene Kalzium vorenthalten wird und Osteoporose droht. Außerdem könnte möglicherweise die Primärerkrankung – zum Beispiel eine Darminfektion – für eine Laktose-Unverträglichkeit gehalten und daher nicht behandelt werden.
Der neuartige Gen-Test ist von Dozent Berg in enger Zusammenarbeit mit Dr. Gerd Bodlaj von der AKh-Abteilung Interne 2 umgehend einer klinischen Prüfung unterzogen worden. Insgesamt wurden damit 54 PatientInnen, bei denen durch den Wasserstoff-Atemtest eine Laktose-Unverträglichkeit festgestellt worden war, neuerlich untersucht. Mit dem Ergebnis, dass die Erkrankung nur bei der Hälfte der PatientInnen genetisch bedingt war.
Übrigens: Laktose (Milchzucker) ist in allen Milchprodukten enthalten und wird im Dünndarm durch das Enzym Laktase verarbeitet. Jedes Neugeborene besitzt dieses Enzym, um die in der allerersten Nahrung, der Muttermilch, enthaltene Laktose verdauen zu können. Normalerweise – auf die Weltbevölkerung bezogen – verschwindet dieses Enzym dann nach Beendigung der Stillperiode. Interessanterweise bilden Mittel- und NordeuropäerInnen eine Ausnahme, denn das Laktase-Enzym bleibt bei ihnen aufgrund einer Genmutation bei rund 80 Prozent bis ins Erwachsenenalter erhalten. 20 Prozent leiden jedoch unter Laktose-Unverträglichkeit, die nach dem Genuss von Milchprodukten zu Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfällen führt.
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