🎓 Medizinische Wissenschaft - Fehler in Design / Auswertung von Studien

Medizinische Wissenschaft - Fehler in Design und Auswertung von S

Die wissenschaftliche Studie ist längst zu einem Produkt geworden. Sie kann bei Bedarf gekauft und verkauft werden wie auf einem Markt.
... schreibt die Zeit im August (Quelle: https://www.zeit.de/2013/32/gekaufte-wissenschaft).

Nicht wirklich neu, aber in dem Artikel werden einige aktuelle Beispiel aufgezeigt.

Weiter:
Es ist schwierig, die Grauzone zwischen berechtigtem Forschungsinteresse und Manipulation auszuleuchten. Wann genau ist die Grenze überschritten – wenn die Wissenschaft nicht mehr frei ist in ihren Ergebnissen? Wenn sie sich eines bestimmten Vokabulars bedient? Wenn sie ihren Blick beschränkt?
Dies ist sicherlich einer der Aspekte, die die Einschätzung so schwierig machen.

Einige weitere Textstellen, die mir bedeutsam erscheinen:
"Investitionen in die Forschung werden im Kontext des entstehenden akademischen Kapitalismus nach dem Maßstab kurzfristiger Nutzenerwartung getätigt. Die Konsequenz dieser Politik ist die Überinvestition in aktuell gewinnträchtige Forschung, die Überforschung von im Trend liegenden Themen und die Unterinvestition in risikoreiche Forschung außerhalb des Mainstreams, gegen Modetrends und abseits der angewandten Forschung."
(Der Bamberger Soziologe Richard Münch laut Zeit-Artikel, Seite 3)

Zum Einfluss der Bereitstellung öffentlicher Mittel:
Die finanzielle Notlage der Hochschulen hat der Wirtschaft jedoch ein Einfallstor in die Wissenschaft eröffnet. Und wer durch dieses Tor marschiert, hat vor allem den eigenen Nutzen im Sinn.

Ich wünsche Euch einen entspannten Sonntag
Kate
 
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Ich nehme dieses Thema noch einmal auf.
Allerdings geht es mir generell um die Frage, ob Medizin überhaupt eine Wissenschaft ist. Sie gebärdet sich so, und viele Menschen sind davon überzeugt, daß das, was Mediziner sagen und tun, auch wissenschaftlich nachgewiesen ist. Deshalb lehnen diese Menschen dann "unwissenschaftlich" Ansichten und Therapien ab.
Dabei:

...
der Patient sollte jedoch wissen, daß die medizinische Wissenschaft (Schulmedizin) weltweit lediglich zu fast 5 % gesichert ist. - Sie haben richtig gelesen: nur zu fast 5 %! Veröffentlichung im LANCET in den 90iger Jahren.
https://web.archive.org/web/2015062...000009d870a7e50d/0000009d980e21b01/index.html

Grüsse,
Oregano
 
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Medizinische Wissenschaft - Fehler in Design und Auswertung v

Ich nehme dieses Thema noch einmal auf.
Allerdings geht es mir generell um die Frage, ob Medizin überhaupt eine Wissenschaft ist.

Hallo Oregano,

vielen Dank für die Wiederbelebung dieses Themas, nur dadurch habe ich es gefunden. Schulmedizin ist m.E. keine Wissenschaft, sondern bestenfalls Erfahrungswissenschaft, kein bißchen anders als altbewährte Methoden, die im Allgemeinen von HPs praktiziert werden.

Kate, Du hast hier eine Unmenge sehr wichtiger Informationen zusammengetragen - danke Dir Kate!

Das werden ich noch alles "durcharbeiten", und ja, bei Studien wird manipuliert - haarsträubend. Da habe ich noch ein Beispiel, auf das ich später zurückkommen werde.

Grüße,
Clematis
 
AW: Medizinische Wissenschaft - Fehler in Design und Auswertung v

Dies ist auch so ein Fall, wo eine Pharma-Firma in den USA Studien "bereinigte", um zu für sie wünschenswerten Ergebnissen zu kommen:

...
Jahrelang schluckten Millionen Frauen Hormone - als vermeintlich einfache, aber wirksame Therapie gegen Hitzewallungen, Herzrasen und Schweißausbrüche in den Wechseljahren. Was kaum ein Arzt und noch weniger Frauen ahnten: Indem die Patientinnen ihre Beschwerden mit Hormonpräparaten linderten, erhöhten sie das Risiko für Brustkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Demenz.

Pharmakonzern Wyeth: PR-Schreiber für positive Berichterstattung bezahlt
...
Eine entscheidende Rolle in dieser rückblickend gefährlichen Verschreibungspraxis hat offenbar der US-amerikanische Konzern Wyeth gespielt. Die zu den zehn weltweit größten Pharmaunternehmen gehörende Firma hat auf dem US-Markt mit den Hormonersatz-Präparaten Premarin und Prempro riesige Umsätze erzielt - im Jahr 2001 allein zwei Milliarden Dollar. Wie die "New York Times" jetzt berichtet, hat der Konzern hohe Summen an PR-Firmen bezahlt, die positiv über die Vorteile der Hormon-Ersatztherapie (HRT) geschrieben und Risiken heruntergespielt haben. Anschließend hätten Mediziner ihre Namen über die bereits fertigen Berichte gesetzt.
Gerichtsdokumente belegen laut "New York Times", dass auf diese Weise 26 wissenschaftliche Veröffentlichungen in 18 medizinischen Fachmagazinen zustande kamen. Pikant daran ist, dass mehrere der betroffenen Blätter im renommierten Elsevier-Verlag erscheinen - der erst vor einigen Wochen in die Schlagzeilen geriet, weil er ganze Pseudo-Fachblätter von Pharmafirmen finanzieren ließ. Der Verlag zeigte sich offenbar bestürzt über die Vorfälle und wolle eigene Ermittlungen anstellen, so die "New York Times".

Finanzierung durch Pharmafirma blieb verdeckt
Bei den nun in die Kritik geratenen Ghostwriter-Artikel handelte es sich laut "New York Times" meist um Übersichtsarbeiten, die mehrere Studien auswerteten und zu einem positiven Fazit kamen. Publiziert wurden sie offenbar unter anderem in renommierten Fachblättern wie dem "American Journal of Obstetrics and Gynecology" und dem "International Journal of Cardiology". Aufgedeckt wurde der Schwindel dem Bericht zufolge von Rechtsanwälten, die Wyeth wegen anderer Sachverhalte bereits im Visier hatten.

In den Artikeln soll mit keinem Wort erwähnt worden sein, dass die eigentlichen Urheber der Texte von Wyeth bezahlte PR-Schreiber waren. Stattdessen verschleierte das Unternehmen diesen Vorgang offenbar gezielt: Nachdem die Texte verfasst waren, trat Wyeth an Experten aus den jeweiligen Fachgebieten heran und bat diese, die Artikel mit ihrem Namen zu unterzeichnen. Nicht selten sollen die Mediziner dies anstandslos getan haben - mitunter sogar ohne jegliche Verbesserungen oder Einwände.
...
Medizin-Skandal: US-Pharmafirma ließ geschönte Studien von Ghostwritern schreiben - SPIEGEL ONLINE

Grüsse,
Oregano
 
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Hallo,

der Patient sollte jedoch wissen, daß die medizinische Wissenschaft (Schulmedizin) weltweit lediglich zu fast 5 % gesichert ist. - Sie haben richtig gelesen: nur zu fast 5 %! Veröffentlichung im LANCET in den 90iger Jahren.

Schade, dass in der Quelle der Link zur LANCET nur auf die Hauptseite der ZEitschrift führt, nicht zum Artikel selber. Denn das hätte mich doch mal interessiert, wie sie zu so einer Zahl kommen, was da alles eingegangen ist.
Soviel in der Schulmedizin schlecht ist- ich glaube nicht, dass alles schlecht ist, z.B. im Bereich Diagnostik oder Chirurgie. Man muss da finde ich differenzieren.

Und ob das Wissenschaft ist, was nach aussen so dargestellt wird, muss man immer hinterfragen, nicht nur im Bereich Medizin. Es gibt halt Lobbyismus, und der wirkt auch in anderen Fachgebieten als Medizin.

Ich will damit übrigens nicht die angeprangerten Missstände in Abrede stellen (allerdings ertrage ich es bald nicht mehr, diesen Lobbyismus an allen Ecken und Enden mitzubekommen).

Viele Grüße
 
Medizinische Wissenschaft - Fehler in Design und Auswertung v

Hallo Kate,

die nachstehende Bewertung von Studien, mit denen die Zahncreme-Hersteller hausieren gehen, fand Rauke bezüglich BioRepair. Sie gehört in diese Sammlung. Ich erlaube mir hier größere Abschnitte zu zitieren, weil mir die Details wichtig sind, wie hier vorgegangen wird. Diese Studien dienen nur der Werbung, der Verbraucher wird fehlgeleitet, (vera....) wäre das bessere Wort!
Zur wissenschaftlichen Effizienz von Nano-Hydroxylapatit in Zahnpasten | zm-online

Eine kritische Studie
Zur wissenschaftlichen Effizienz von Nano-Hydroxylapatit in Zahnpasten


So wird zuerst eine klinische Studie von Kani et al. aus dem Jahr 1989 als Beleg für die Verminderung der Kariesneubildung aufgeführt. Die Studie ist in der nicht zugänglichen japanischen Zeitschrift Journal of Dental Health erschienen und trägt den Titel „Effect of apatite-containing dentifrices on dental caries in school children“. Aus der Kurzdarstellung in der wissenschaftlichen Dokumentation des Herstellers geht hervor, dass 181 Kinder an einer dreijährigen Studie teilgenommen haben. Die Kinder putzten einmal täglich entweder mit einer Hydroxyl-apatit(HA)-Zahnpaste (5 Prozent) oder mit einer analogen Zahnpaste ohne HA. Zielkriterium war ein nicht näher definierter Parameter zur Kariesinzidenz (new-DMFT rate). Bei Jungen fand sich kein Unterschied zwischen den Gruppen während Mädchen nach Anwendung der HA-Zahnpaste einen niedrigeren Indexwert hatten. Das Studiendesign lässt sich aus der Kurzdarstellung nicht bewerten. Es ist weltweit aber keine andere Studie publiziert worden, mit der ein karieshemmender Effekt durch den Zusatz von HA in Zahnpasten nachgewiesen werden konnte.

Bei der verwendeten HA-Zahnpaste handelte es sich offensichtlich um ein erstmals 1982 von Aoki [2] vorgestelltes Produkt mit konventionellem HA und nicht um ein Produkt mit Nano-HA. Diese konventionelle HA-Zahnpaste wurde auch bei zwei anderen in der wissenschaftlichen Dokumentation von ApaCare aufgeführten Studien verwendet, die als Beleg für die Beschleunigung der Remineralisation [Okashi et al., 1991] und für Zahnaufhellung und Glanzerhöhung [Niwa et al., 2001] angeführt werden.

Eine kritische Beurteilung dieser konventionelles HA enthaltenden Zahnpaste wurde schon 1999 von Kodaka et al. [8] vorgenommen. Sie konnten zeigen, dass der Zusatz von HA die Abrasivität der Zahnpasten erhöht und Porositäten im Zahnschmelz nicht verschlossen, sondern abradiert werden.

(Anmerkung: "abradiert" bedeutet, daß der Zahnschmelz abgetragen wird, ihn also zusätzlich schädigt!!!)

In der Studie von Kim et al. (2007) wurden Zahnproben nach einem anerkannten Verfahren demineralisiert und dann für bis zu zwei Tage wässrigen oder Natriumfluorid(NaF)-Lösungen mit Nano-HA in Konzentrationen von 1 Prozent, 5 Prozent und 10 Prozent ausgesetzt. Als Resultat zeigte sich hauptsächlich, dass die NaF-Lösungen in Bezug auf den Wiederanstieg der Mikrohärte einen deutlich besseren Effekt als die fluoridfreien Lösungen hatten. Die Schmelzproben zeigten im elektronenmikroskopischen Bild aber selbst nach einer Einwirkzeit von 48 Stunden in allen Versuchsgruppen noch ein deutliches Ätzmuster.

Bei keiner der Studien wurden ApaCare-Produkte verwendet. Bei den anderen als wissenschaftlicher Beleg aufgeführten Studien handelt es sich um zwei Posterpräsentationen, die nicht bewertet werden können. Es findet sich keine Publikation mit Angaben über die Bioverfügbarkeit des Fluorids in der Zahnpaste. Eine solche Studie wäre wichtig, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Apatitkristalle die Bioverfügbarkeit des zugesetzten Fluorids reduzieren. Auf eine klinische Studie mit ApaCare-Zahnpaste oder Remineralisationspaste gibt es keinen Hinweis.

BioRepair
Als Beleg für die Fähigkeit der BioRepair- Produkte zur Reparatur des Zahnschmelzes, speziell des erodierten Zahnschmelzes, werden drei Publikationen italienischer Autoren aufgeführt. Es handelt sich hierbei ausschließlich um In-vitro-Studien.

Die erste Studie [Rimondini et al., 2007] wurde im Material Science Forum (scientific.net) publiziert und trägt den Titel: „Der Remineralisierungseffekt von Carbonat- Hydroxylapatit-Nanokristallen auf Dentin“. Das Experiment hatte zum Ziel zu untersuchen, ob durch Carbonat-Hydroxylapatit in nanokristalliner Form (Nano-CarHA) Dentinkanälchen an der Wurzeloberfläche verschlossen werden können. Wurzeldentinproben aus Rinderzähnen wurden für eine Minute mit Orthophosphorsäure angeätzt und mit Wasser gereinigt.

Eine wässrige Nano-CarHA-Suspension im Verhältnis 1,5:1 (Nano-CarHA:H 2O) wurde mit einer Bürste aufgebracht und zehn Minuten, eine Stunde und sechs Stunden bei Aufbewahrung in einer feuchten Kammer auf den Proben belassen. Die Proben wurden anschließend mit Wasserspray gereinigt. Die elektronenmikroskopischen Bilder sollen zeigen, dass mit zunehmender Einwirkzeit ein progressives Wachstum der Mineralschicht sowie eine konsequente Okklusion offener Dentinkanälchen zu beobachten ist. Die Nanokristalle sollen eine geringe Kristallinität und eine hohe Ähnlichkeit mit der anorganischen Phase des Dentins aufweisen, worauf ihre Bioreaktivität zurückzuführen sei. Dies soll mit untereinander gestellten Diagrammen, einer Untersuchung mit dem Röntgendiffraktometer (XRD) von Hydroxylapatit-Nanokristallen und der anorganischen Phase des Rinderdentins belegt werden.

(Anmerkung: die Verwendung von "soll, sollen, sei" entspricht "das ist nur eine unbewiesene Vermutung")

Die zweite Studie von Roveri et al. (2008) wurde in Advanced Materials Research (scientific.net) publiziert und trägt den Titel “Synthetische Carbonat-Hydroxylapatit-Nanokristalle zur Remineralisation von Zahnschmelzoberflächen”. Menschliche Zahnschmelzproben wurden eine Minute mit Orthophosphorsäure angeätzt und mit Wasser gereinigt. Anschließend wurden die Proben im Labor entweder mit einer Nano-CarHA-Zahnpaste, einer Fluoridzahnpaste oder nur mit Wasser behandelt. Es finden sich Angaben zur Synthese der CarHA- Nanokristalle, aber keine näheren Angaben zur Fluoridzahnpaste. Eine mit Wasser befeuchtete „bohnengroße“ Menge Zahn-paste wurde an 15 Tagen dreimal täglich für 30 Sekunden mit einer elektrischen Zahnbürste bei konstantem Druck eingebürstet. Die Intervalle zwischen den Bürstvorgängen betrugen fünf Stunden.

Überschüssige Paste wurde mit Wasser entfernt. Wie die Proben zwischen den Behandlungen gelagert wurden, wird nicht berichtet. Vermutlich wurden die Proben wie in der ersten Studie zwischenzeitlich in einer feuchten Kammer aufbewahrt. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Zahnproben mit natürlichem oder künstlichem Speichel in Kontakt gebracht wurden. Nach der letzten Behandlung wurden die Proben mit Wasser gereinigt und anschließend rasterelektronenmikroskopisch und mit dem Röntgendiffraktometer (XRD) untersucht. Das Röntgenspektrum der mit Nano-CarHA behandelten Proben ist identisch mit denen des synthetisierten Nano-CarHA-Materials. Die Autoren leiten daraus ab, dass eine Verbindung von Nano-CarHA mit dem Hydroxylapatit des Zahnschmelzes stattgefunden hat. Das Spektrum der mit Fluoridzahnpaste behandelten und der mit Wasser behandelten Proben ist ähnlich, es soll aber partiell eine Umwandlung von Hydroxylapatit in Fluorapatit gegeben haben. Die elektronenmikroskopischen Bilder zeigen für alle drei Gruppen eine amorphe, nicht näher charakterisierte Struktur.

(Anmerkung: amorph = unregelmäßiges Muster, keine geordnete Struktur. Gesunder Zahnschmelz hingegen, ist einheitlich glatt!)

Die dritte Studie von Roveri et al. (2009) wurde in der Zeitschrift Journal of Nanomaterials publiziert und trägt den Titel „Remineralisation der Schmelzoberfläche: Unterschiedliche Effekte von biomimetischen Apatit-Nanokristallen und Fluoridionen“. Es handelt sich um eine Zweitpublikation der zweiten Studie in etwas erweiterter Form. Material und Methoden werden umfangreicher beschrieben und es werden zusätzlich Resultate einer Röntgen-Photoemission-Spektroskopie-Untersuchung präsentiert. Hier überrascht besonders, dass nach Behandlung mit der Fluoridzahnpaste eine Konzentration von 3,6 Prozent Fluorid im Schmelz gefunden wurde, die nahezu reinem Fluorapatit (3,8 Prozent Fluorid) entspricht.

In den genannten Experimenten wurden nur Präparate mit Carbonat-Hydroxylapatit-Nanokristallen verwendet. Zur Reaktion von Zink-Carbonat-Hydroxylapatit-Nanokristallen mit der Zahnhartsubstanz liegen keine Daten vor.

Resümee

Keine der hier beschriebenen Studien wurde in einer anerkannten wissenschaftlichen zahnmedizinischen Zeitschrift publiziert, in keiner der Studien wurde das Produkt des Herstellers untersucht. Nach heute üblichen Kriterien ist die wissenschaftliche Beweiskraft der vorliegenden Studien ungenügend, da die Studiendesigns nicht dem in der Kariologie lange etablierten methodischen Standard entsprechen.

Neben einer Vielzahl von Aspekten, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, besteht ein wesentliches methodisches Problem allein schon darin, dass in keiner der beschriebenen Studien ein zyklisches De- und Remineralisationsmodell gewählt wurde. Dass es unter Laborbedingungen nach Applikation von mineralischen Lösungen, zumal bei Einwirkzeiten von mehreren Stunden bis Tagen, zur Präzipitation von mineralischen Niederschlägen auf der Zahnoberfläche kommen kann, liegt auf der Hand. Selbst nach Einwirkung einfacher gesättigter Kalzium/Phosphatlösungen kann schon ein Wiederanstieg der Mikrohärte zuvor angeätzter Zahnproben gezeigt werden [3, 4].

Da sowohl Karies als auch Erosionen jedoch Resultat von zyklischen pH-Wertveränderungen mit wechselnden Perioden von pH-Werten um 5,5 (Karies) oder von deutlich unter 4,5 (Erosion) ist, werden neue präventive oder therapeutische Strategien in Experimenten untersucht, die diese Verhältnisse adäquat simulieren. Hydroxylapatit und Carbonat-Hydroxylapatit sind bekanntermaßen in den für Karies und besonders den für Erosionen relevanten pH-Wertbereichen leicht löslich und es gibt bislang keinen Hinweis darauf, dass ihre nanokristallinen Formen signifikant andere Eigenschaften aufweisen. Allein aufgrund dieser Überlegung ist ein nennenswerter protektiver Effekt von Nano-HA-Produkten unwahrscheinlich. Ferner sollten neue Wirkstoffe mit den bestmöglichen verfügbaren präventiven und therapeutischen Möglichkeiten verglichen und entsprechend bewertet werden.

Um diese beiden Aspekte zu verdeutlichen, sei die eingangs erwähnte Studie von Huang et al. [7] kurz besprochen. Die Studie ist nicht in einer zahnmedizinischen Zeitschrift erschienen, sie entspricht jedoch noch am ehesten dem wissenschaftlichen Standard. In dem Experiment wurden ini-tiale Schmelzläsionen erzeugt und für zwölf Tage in einem zyklischen De- und Remineralisationsmodell behandelt. Die Testlösungen waren 1 Prozent, 5 Prozent, 10 Prozent und 15 Prozent Nano-HA-Suspensionen, die Negativ-Kontrolle bestand in Aqua destillata, die Positiv-Kontrolle in einer 1000 ppm NaF-Lösung, der Zielparameter war der Wiederanstieg der Mikrohärte. Nach Anwendung der Nano-HA-Lösungen fand sich zwar in Abhängigkeit von der Konzentration ein Anstieg der Mikrohärte, die Anwendung der NaF-Lösung hatte aber einen signifikant besseren Effekt als alle anderen Testlösungen. Nach Anwendung der am niedrigsten konzentrierten Nano-HA-Lösung (1 Prozent Nano-HA, vergleichbar mit ApaCare) zeigte sich dagegen nahezu kein Anstieg der Mikrohärtewerte. Da In-vitro-Studien, wie eingangs erläutert, die Mundsituation mit den Effekten des Speichels nur begrenzt wiedergeben und, gerade wenn es um die Präzipitation von Kalzium/Phosphatsalzen geht, entsprechende Effekte eher überschätzen, sollten sich Nano-HA-Produkte unter Mundbedingungen bewähren. Gegenwärtig liegen jedoch weder in situ noch klinische Studien vor, mit denen eine Reparatur oder Remineralisation des Zahnhartgewebes durch Nano-Hydroxylapatit- oder Zink-Carbonat-Hydroxylapatit-Nanokristalle belegt werden kann. Wirkstoffe, die nicht nur im Rahmen von Grundlagen- experimenten untersucht werden, sondern bereits für die klinische Anwendung vorgesehen sind, sollten bessere, jedoch zumindest nicht schlechtere Effekte zeigen als etablierte Mundhygieneprodukte. Bei den fluoridfreien Produkten Biorepair und dem Intensiv-Pflegeprodukt von ApaCare muss, zumindest solange keine entsprechenden Wirkungsnachweise vorliegen, von schlechteren Effekten im Vergleich zu etablierten, fluoridhaltigen Mundhygieneprodukten ausgegangen werden.

Die Frage, mit der sich der vorliegenden Artikel befasst hat, kann gegenwärtig nur so beantwortet werden: Reparatur und Remineralisation der Zahnhartsubstanz durch Nano-Hydroxylapatit- oder Zink-Carbonat-Hydroxylapatit-Nanokristalle in Mundhygieneprodukten sind wissenschaftlich nicht bewiesen. Studien, in denen die erwähnten Produkte nach international anerkanntem wissenschaftlichem Standard untersucht wurden, liegen nicht vor.

Prof. Dr. Joachim Klimek
Dr. Nadine Schlüter Corinna Dietz
Prof. Dr. Carolina Ganß
Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde
Schlangenzahl 14
35392 Gießen

Gruß,
Clematis
 
Vitamin E: manipulative Auswertung von Studien

Eine Menge Wirbel in den Medien verursachte eine weitere Meta-Studie, in der 68 Studien zur Wirkung von Antioxidantien ausgewertet werden. Die Studie erschien Ende Februar in der Wochenzeitschrift JAMA der Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft (JAMA, Vol. 297, pp 842-57).

Hier eine Zusammenfassung der von den Forschern angegebenen Studienergebnisse:
Scienceticker - tagesaktuelle Nachrichten aus der Wissenschaft » Zusätzliche Antioxidantien möglicherweise schädlich

Laut NWZG, Ausgabe 38 (noch nicht online) liegen ihr jedoch die selben methodischen Fehler zugrunde wie der oben erwähnten Vitamin-E-Studie. (...)

Hier ein Link dazu: Sind Antioxidantien schädlich? (Jama-Studie) | NWzG.de

Gruß
Kate

 
Medizin. Wissenschaft - Fehler in Design / Auswertung von Stu

Hallo,

In Beitrag 43 erwähnte ich: Da habe ich noch ein Beispiel, auf das ich später zurückkommen werde.

Es geht hier um den Wildwuchs und die Streitereien bezüglich der Wirksamkeit der Homöopathie, insbesondere um eine Metaanalyse, die in Lancet veröffentlicht wurde, Shang et al. (Lancet 2005; 366: 726-732) und richtig Wirbel auslöste. Seinerzeit erhielt ich von Dr. Dellmour sehr viel Material, habe nun nur das Wichtigste herausgefiltert, auch wenn das nicht so aussehen mag. Ich habe noch mindestens dreimal so viel relevantes Material.

Der im vorigen Beitrag genannte JAMA-Bericht zu Antioxidantien gibt im Wesentlichen wieder, was auch bei der Shang Studie im Argen liegt:
Die Verfasser gingen nun so vor, dass sie aus einem vorhandenen Pool von 815 Studien, die Aussagen über die antioxidative Wirkung der Vitamine A, E, C, Beta-Carotin und des Spurenelements Selen machten, (lediglich) 68 auswählten für die statistische Auswertung, die dann die Grundlage für die Aussagen ihrer Metaanalyse bildeten. Das heißt, 91 % geeigneter Anioxidantien-Studien wurden von den Autoren von der statistischen Analyse ausgeschlossen.
https://nwzg.de/sind-antioxidantien-schaedlich/
Die Metaanalyse des Lancet
Bemerkenswert an der Metaanalyse sind die positiven Ergebnisse der Homöopathie und die negative Beurteilung durch die Autoren. So zeigten sowohl die 110 untersuchten Homöopathiestudien als auch die 110 konventionellen Studien deutliche Wirksamkeit (!), wobei die Homöopathiestudien sogar eine höhere Qualität und geringere Heterogenität als die schulmedizinischen Studien aufwiesen.

Dieses für die Homöopathie sehr erfreuliche Ergebnis wurde durch die Lancet - Publikation ins Gegenteil verkehrt. Die 220 in die Metaanalyse eingeschlossenen Studien wurden im Nachhinein auf 21 homöopathische bzw. 8 konventionelle Arbeiten „höheren Standards“ und dann nochmals auf 8 bzw. 6 „größere Studien höherer Qualität“ reduziert. Auf Basis dieser 14 Studien fanden die Autoren dann ihre Annahme (!) bestätigt, dass „die klinischen Effekte der Homöopathie Placeboeffekte sind“.

Abgesehen davon, dass die zweifache Selektion im Studiendesign gar nicht vorgesehen war und deren Auswahlkriterien nicht genannt wurden, blieben auch die 8 ausgewählten Homöopathiestudien und 6 konventionellen Studien – auf die sich die gesamte Aussage stützt – in der Metaanalyse des Lancet anonym! Erst nach massiven internationalen Protesten gegen diese Arbeit wurden am 23. Dezember 2005 einige Studiendaten auf der Website des Institutes für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern veröffentlicht, womit bestätigt wurde, dass alle ausgewählten Studien von geringer homöopathischer Qualität sind und keine externe Validität aufweisen, d. h., die Studien hatten keinen Bezug zur Praxis der Homöopathie!

Damit geht die Arbeit mehrfach an der vorgegebenen Fragestellung vorbei: Die Studien sagen nichts über die Homöopathie unter Praxisbedingungen aus, die Metaanalyse enthält schwere methodische Mängel [2,3]und wurde durch die nachträgliche Selektion ins Gegenteil verkehrt. Metaanalysen dienen dazu, die vorhandene Literatur nach einheitlichen Kriterien der Selektion und Analyse zu untersuchen. Genau das war im Lancet nicht der Fall: Weder wurde die vorhandene Literatur untersucht – wichtige hochwertige Arbeiten wurden nicht in die Studie aufgenommen und 93 Prozent der eingeschlossenen Arbeiten wurden durch die Selektion wieder ausgeschlossen – noch waren die Auswahlkriterien dazu bekannt.

Hinzu kommt, dass die Metaanalyse die Hypothese, dass die nachgewiesenen Wirkungen doch durch Homöopathie erzielt wurden, gar nicht widerlegt hatte. Die Schlussfolgerungen der Autoren entbehren daher jeglicher Grundlage.
https://www.hausaerzte-kornstrasse.de/download/EBM_und_Homoeopathie-Kommentar_von_Dr.Dellmour.pdf
Nach zahlreichen Protesten zu der Shang-Studie wurde diese teilweise berichtigt und ergab für die Homöopathie ein positives Ergebnis:
Wirksamkeit der Homöopathie nachgewiesen!
Die Meta-Analyse des Lancet 2005
dokumentiert nach Korrektur der statistischen Fehler die Wirksamkeit der Homöopathie, Friedrich Dellmour, Tribuswinkel
https://www.homoeopathie.at/wp-content/uploads/2012/01/lancet-studie1.pdf
Das war aber noch nicht alles - dieses Spiel wurde 2015 fortgesetzt:
Australische „Studie“:
Falsches Spiel mit dem Evidenzbegriff
Friedrich Dellmour
Die Studie enthält 14 gravierende Mängel

Namhafte Fachgesellschaften haben eklatante Bias gefunden:
4,10-13
● Es wurden von der internationalen Evidenz-Klassifizierung abweichende Evidenz - Kriterien verwendet: Das NHMRC bezeichnete mit „Level I“ ein Systematisches Review von Level II - Studien und sah darin die höchste Form der Evidenz. Diese Sicht widerspricht der EBM und Logik. Aus Level II - Studien kann keine Level I - Evidenz abgeleitet werden. Die Behörde hat ihre Studie auf diesen „Level I“ eingeschränkt.
● Die Studie ist keine Metaanalyse, sondern eine Übersichtsarbeit über Übersichtsarbeiten. Aufgrund methodischer Schwächen ist dieses Studienkonzept eine unsichere Quelle der Evidenz.
● Positive homöopathische Metaanalysen (Durchfall bei Kindern, allergische Rhinitis, Schwindel, Otitis media) wurden mit ungenügender Begründung ausgeschlossen.
● Aufgrund des Studienkonzeptes wurde keine einzige randomisierte Doppelblindstudie ausgewertet.
● Positive Beobachtungsstudien, Safety-Studien, Kosten-Nutzen-Studien, experimentelle Studien und Präventiv-Studien über die Wirksamkeit der Homöopathie bei Epidemienwurden nicht bewertet.
● Nur Studien und Reviews mit mehr als 150 Teilnehmern wurden berücksichtigt.
● Alle nicht-englischen Studien wurden ausgeschlossen.
● Die Datenbankrecherchen waren selektiv und für dieKomplementärmedizin nicht ausreichend.
● Das individuelle Therapieprinzip der Homöopathie wurde nicht beachtet: Die Evidenz der Homöopathie ist nicht von großen Studien abhängig. Es müssen alle Formen von Evidenz berücksichtigt werden.
● Die Homöopathie wurde als komplettes Therapiesystem bewertet. Das widerspricht der EBM und kann aufgrund der ausgeschlossenen Studien kein sinnvolles Ergebnis bringen. Die Bewertung der Wirksamkeit medizinischer Behandlungen muss systematisch nach Diagnosen erfolgen.
● Die Ergebnisse wurden nicht wie in wissenschaftlichen Arbeiten üblich im Vergleich mit der vorhandenen Fachliteratur diskutiert.
● Die Studie ist bereits 2014 präsentiert worden und galt als umstritten. Die damalige sachliche Kritik der Fachgesellschaften wurde nicht berücksichtigt.
● Zwei Experten des NHMRC haben aufgrund der methodischen Schwächen und selektiven Datenauswahl die Ergebnisse der Studie angezweifelt, wurden aber nicht gehört.
● Bei der Studie waren keine homöopathischen Experten zugelassen.
Zusammenfassung
Aufgrund der 14 gravierenden Mängel ist die Studie aus Sicht der EBM wertlos.Der Großteil der vorhandenen Homöopathie-Studien wurde in dieser Studie nicht berücksichtigt. Das Ergebnis ist eine schwerwiegende Fehlinterpretation der Evidenz der Homöopathie.
https://www.homoeopathie.at/wp-cont...mour_Australische_Studie_2015_Vollversion.pdf
Nachstehende Links führen zu weiteren Fachberichten, die auf Manipulationen von weiteren Studien und Metastudien im Bereich Homöopathie eingehen:
BKHD
Die Metaanalyse von Matthias Egger auf dem Prüfstand. Interview mit Rainer Lüdtke. (? The Lancet ? Homöopathie) | DZVhÄ Homöopathie.Blog
In diesen Kurzfassungen zweier "Studien" behauptet Lancet wieder, Homöopathie habe den gleichen Placeboeffekt wie ein konventionelles Medikament, wie sie dazu kommt bleibt völlig im Dunkeln:
Placebo effect sizes in homeopathic compared to conventional drugs ? a systematic review of randomised controlled trials
Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy
https://www.jclinepi.com/article/S0895-4356(08)00190-X/abstract
https://www.homoeopathie.at/wp-content/uploads/2011/12/Leserbrief-profil-_2_.pdf
Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. - PubMed - NCBI
The conclusions on the effectiveness of homeopathy highly depend on the set of analyzed trials. - PubMed - NCBI
Impact of study quality on outcome in placebo-controlled trials of homeopathy. - PubMed - NCBI
Homeopathy, Research & The Lancet - Scientific Research - Hpathy.com

Wie die Presse mit diesen "genehmen" zwielichtigen Studien umgeht:
https://www.homoeopathie.at/wp-content/uploads/2012/01/lancet-studie1.pdf
Forschung: Mit Kanonen auf Kügelchen |*ZEIT ONLINE
https://www.homoeopathie.at/wp-content/uploads/2011/12/argumentarium_Teil4.pdf
Siehe hier besonders die Anmerkung unten:
freundlich gesinnter TV-Bericht über Homöopathie | Dr. Retzek's Gesundheits-Recherchen
ZEIT Wissen: Max Rauner glänzt mit Halbwissen über Edzard Ernst und die Homöopathie – kleiner Faktencheck | DZVhÄ Homöopathie.Blog
https://www.homoeopathie.at/wp-content/uploads/2011/12/GWUP_2011.pdf
The Lancet und die Homöoathie - eine Kritik:
Der Lancet und die Homöopathie
https://www.homoeopathie.at/downloads/wissenschaft/Wirknachweise_im_Internet2009.pdf
"The End of Homeopathy" -- The Lancet | Irish Homeopaths

Ein ganz besonders tückisches Editorial bei Lancet mit folgender Artikelfolge:
"Das Ende der Homöopthie"
"Würden Sie einer "intelligenten" Antipersonen Mine vertrauen?"
"Homöopathie und die wachsende Wahrheit"
"Stammzellentransplantation zur Verhinderung des T-Zellen-Mangels"
"Kritiker machen WHO Bericht zu Homöopathie zunichte"
Es folgt ein langer Artikel über eine Studie, die folgende Aussage scheinbar bejaht:
"Hat Homöopathie den gleichen Placeboeffekt wie Medikamente?"
homeopathie-wijtenburg.nl/wp-content/uploads/2014/10/4-Shang-study-Lancet-2005-+-editorial.pdf
Beim ersten Lesen, dachte ich, hier würde Homöopathie mit Antipersonen- Minen verglichen... :mad:

Diese Seite der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin bietet noch viele weitere interessante Informationen an:
Wissenschaft - ÖGHM
https://www.homoeopathie.at/downloads/wissenschaft/Argumentarium_Teil1-korr.pdf
https://www.homoeopathie.at/downloads/wissenschaft/Argumentarium_Teil2.pdf
https://www.homoeopathie.at/downloads/wissenschaft/Argumentarium_Teil3.pdf
https://www.homoeopathie.at/wp-content/uploads/2011/12/argumentarium_Teil4.pdf

Die Studien von Shang und Folgestudien, die diese teilweise auch kritisieren, können leider nur zu je $ 35,95 gekauft werden: Asymmetry in The Lancet meta-analysis

Gruß,
Clematis
 
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Medizin. Wissenschaft - Fehler in Design / Auswertung von Stu

Hallo,

jedes Jahr im Herbst wird heftig für die Grippeimpfungen geworben und entsprechende Gefahren prognostiziert, falls man sich nicht impfen läßt. Doch die Skepsis gegenüber Impfungen ist ganz allgemein angestiegen, besonders gegen die Grippeimpfungen. Befürworter und Kritiker beziehen sich immer wieder auf die "Spanische Grippe" 1918-1920, die Millionen Opfer zeitigte, führen sie einerseits als gefährliche Grippefolgen und andererseits als Impfkatastrophe an. Die Spanische Grippe tötete fast ausschließlich junge, gesunde Erwachsene 20-40 bzw. 25-29 Jahre alt, eine Anomalität, denn Grippen machen normalerweise nur den ganz Jungen und ganz Alten zu schaffen.

Der Spiegel berichtete 2013 ausführlich über diese Grippe: Schleichender Tod - SPIEGEL GESCHICHTE 5/2013
Besonders auffällig: mit keinem Wort erwähnt er die Massenimpfungen, die mit der Grippe-Epidemie einhergingen.

Nun ein neuer Bericht des Spiegels 2014 der die Anomalität erklären soll, warum damals gesunde, junge Erwachsene das Gros der Todesfälle stellte, wieder ohne jegliche Erwähnung der damaligen Massenimpfungen:
Für den Link: Danke Oregano!

Die erste Manipulation im Spiegel, ganz im Sinne der Impfwissenschaft, gleich am Anfang:
50 Millionen Menschen tötete die Spanische Grippe von 1918 bis 1920. Forscher haben nun eine Erklärung für den verheerenden Verlauf gefunden: Ausgerechnet jungen Erwachsenen fehlte demnach die Immunität gegen das Virus.
Spanische Grippe:*Erklärung für verheerende Pandemie von 1918 - SPIEGEL ONLINE
Tatsächlich gehen die Schätzungen von 27 bis 50 Millionen aus, aber 50 Millionen ist zur Panikmache geeigneter. Und es sind nur Schätzungen - genau weiß es niemand.

Das Original der "wissenschaftlichen" Zusammenfassung, auf der dieser Artikel beruht:

Abstract
The source, timing, and geographical origin of the 1918–1920 pandemic influenza A virus have remained tenaciously obscure for nearly a century, as have the reasons for its unusual severity among young adults. Here, we reconstruct the origins of the pandemic virus and the classic swine influenza and (postpandemic) seasonal H1N1 lineages using a host-specific molecular clock approach that is demonstrably more accurate than previous methods. Our results suggest that the 1918 pandemic virus originated shortly before 1918 when a human H1 virus, which we infer emerged before ∼1907, acquired avian N1 neuraminidase and internal protein genes. We find that the resulting pandemic virus jumped directly to swine but was likely displaced in humans by ∼1922 by a reassortant with an antigenically distinct H1 HA. Hence, although the swine lineage was a direct descendent of the pandemic virus, the post-1918 seasonal H1N1 lineage evidently was not, at least for HA. These findings help resolve several seemingly disparate observations from 20th century influenza epidemiology, seroarcheology, and immunology. The phylogenetic results, combined with these other lines of evidence, suggest that the high mortality in 1918 among adults aged ∼20 to ∼40 y may have been due primarily to their childhood exposure to a doubly heterosubtypic putative H3N8 virus, which we estimate circulated from ∼1889–1900. All other age groups (except immunologically naive infants) were likely partially protected by childhood exposure to N1 and/or H1-related antigens. The source, timing, and geographical origin of the 1918–1920 pandemic influenza A virus have remained tenaciously obscure for nearly a century, as have the reasons for its unusual severity among young adults. Here, we reconstruct the origins of the pandemic virus and the classic swine influenza and (postpandemic) seasonal H1N1 lineages using a host-specific molecular clock approach that is demonstrably more accurate than previous methods. Our results suggest that the 1918 pandemic virus originated shortly before 1918 when a human H1 virus, which we infer emerged before ∼1907, acquired avian N1 neuraminidase and internal protein genes. We find that the resulting pandemic virus jumped directly to swine but was likely displaced in humans by ∼1922 by a reassortant with an antigenically distinct H1 HA. Hence, although the swine lineage was a direct descendent of the pandemic virus, the post-1918 seasonal H1N1 lineage evidently was not, at least for HA. These findings help resolve several seemingly disparate observations from 20th century influenza epidemiology, seroarcheology, and immunology. The phylogenetic results, combined with these other lines of evidence, suggest that the high mortality in 1918 among adults aged ∼20 to ∼40 y may have been due primarily to their childhood exposure to a doubly heterosubtypic putative H3N8 virus, which we estimate circulated from ∼1889–1900. All other age groups (except immunologically naive infants) were likely partially protected by childhood exposure to N1 and/or H1-related antigens. Similar processes may underlie age-specific mortality differences between seasonal H1N1 vs. H3N2 and human H5N1 vs. H7N9 infections.
Genesis and pathogenesis of the 1918 pandemic H1N1 influenza A virus
Formulierungen wie "Our results suggest" (Unsere Ergebnisse deuten an, weisen darauf hin), "we infer" (wir nehmen an), "was likely displaced" (wurde wahrscheinlich verdrängt), "suggest" (andeuten, hinweisen), "may have been" (hätte sein können), "we estimate" (wir schätzen), "were likely partially" (waren wahrscheinlich teilweise). Abschließend dann:
"Similar processes may underlie age-specific mortality differences between seasonal H1N1 vs. H3N2 and human H5N1 vs. H7N9 infections." (Ähnliche Prozesse könnten den altersspezifischen Unterschieden bei der Mortalität zwischen den saisonalen H1N1 versus H3N2 und den menschlichen H5N1 versus H7N9 Infektionen, zugrunde liegen).

Alles nur Vermutungen - als wissenschaftlicher Beweis völlig untauglich! In der Presse erscheint es jedoch als Tatsache!
Überschrift des Spiegel:
Spanische Grippe: Forscher finden Erklärung für verheerende Pandemie.

Da Der Spiegel das Wichtigste einigermaßen richtig herausgefiltert hat, übersetze ich den Passus nicht insgesamt - obwohl die Schlußfolgerungen und ihre Grundlagen fragwürdig sind. Man verrenkt sich regelrecht, um die Anomalität junge Erwachsene zu erklären! Wie auch hier:

Die Forscher rekonstruierten anhand der Mutationsraten die Entwicklung des damaligen H1N1-Erregers, ebenso von H1N1-Linien folgender Jahrzehnte sowie der H1N1-Schweinegrippe von 2009/2010. Aus der Analyse leiten sie ab, dass der Verursacher der Spanischen Grippe kurz vor 1918 aus Teilen eines Vogelgrippe-Virus und einer menschlichen H1-Variante entstand, die seit etwa 10 bis 15 Jahren unter Menschen zirkulierte.Spanische Grippe:*Erklärung für verheerende Pandemie von 1918 - SPIEGEL ONLINE
Daß hier ausgerechnet die Schweinegrippe und Vogelgrippe als grundlegende Erklärung herangezogen werden, die sich längst als WHO- und Pressekonstrukt erwiesen haben, keine Pandemien waren, zeigt meines Erachtens einzig, daß damit eine Anomalität erklärt werden soll, um Angst zu schüren, damit wieder mehr Menschen zum Impfen gehen.

Diese Wissenschaftler erwähnen natürlich nicht, daß damals Massenimpfungen an Soldaten stattgefunden hatten -Altersgruppe 25-29, aber auch 20-40-, daß die ersten Grippewellen in den US-Kasernen begannen... Zeitzeugenberichte belegen dies hinlänglich. Die Spanische Grippe war seltsamerweise nicht ansteckend! Die Berichterstattung in den USA wurde zensiert, die ersten Veröffentlichungen darüber erschienen in Spanien - daher der Name. Mormonen, die sich nicht impfen ließen, blieben zu 100% von dieser Grippewelle verschont.

Hier ein Artikel, der eine ausgewogene Betrachtung über die Spanische Grippe bietet:
Massenimpfungen und die Spanische Grippe
von Hans U. P. Tolzin (Seite 21-23)
Ein Zusammenhang zwischen der Spanischen Grippe von 1918 und der zeitgleichen explosionsartigen Ausweitung von Massenimpfungen in den USA und anderen Ländern ist nach Sichtung zahlreicher zeitgenössischer Quellen naheliegend. Die Diskussion der entsprechenden Argumente wurde bereits damals von einer starken Impfgegnerfraktion in die Öffentlichkeit getragen. Wie ist dann die permanente Verharmlosung der Impfrisiken und die Leugnung eines möglichen Zusammenhangs durch Behörden und Ärztestand erklärbar?
impf-report Ausgabe Nr. 12/13, Nov./Dez. 2005 - Inhalt
impfkritik.de - Spanische Grippe

Dies ist eine "Studie" mit nur einem Ziel: den Impfkritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Überzeugen wird diese Anhäufung von Vermutungen wohl niemanden, der genau hinsieht.

Gruß,
Clematis

Als kleine Zugabe ;):
Impf-Friedhof - Was das Volk, die Sachverständigen und die Regierungen vom "Segen der Impfungen" wissen. Erster Band mit mehr als 36.000 Impfschäden. Von Hugo Wegener, erschienen 17. August 1912!!!
https://www.tolzin.de/download/Impf-Friedhof.pdf
 
Hallo Clematis,

danke für Deine Beiträge zu diesen interessanten und brisanten Themen.

Ich möchte hier etwas "herausarbeiten", was Du vermutlich genauso siehst: Die Wissenschaftler sind mit ihren vagen Formulierungen nicht die Schuldigen an einer Berichterstattung, die daraus Tatsachen macht. Im Gegenteil tragen sie hier ihrer Verantwortung Rechnung, indem sie nicht mehr draus machen, als sie tatsächlich sagen können. Und die induktive Statistik liefert eben immer nur Korrelationen (keine Kausalzusammenhänge) und dies leider auch nur mit einer gewissen "Signifikanz" (manche übersetzen dies laienhaft mit "Fehlerwahrscheinlichkeit"). Damit sind es eben nie Tatsachen und dies muss in einer seriösen Zusammenfassung klar werden.

Will man Fehler der Wissenschaftler finden, muss man tiefer einsteigen, das ist aufwändig und erfordert Fachkenntnisse (mindestens in Mathematik, meist auch noch in Labormethoden, die einem starken Wandel unterliegen und auch heute noch oftmals Schwächen haben). Fehlern bei der Auswahl der "Untersuchungsobjekte" kann man allerdings teils auch schon mit Menschenverstand auf die Spur kommen.

Grüße :)
Kate
 
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Hier etwas zur Signifikanz:
..., in eine Publikationswut fallen, die ihnen zum Lesen von Fachartikeln keine Zeit lasse. Dies gehe auch auf Kosten der Qualität der Publikationen. Die Arbeiten ließen sich meistens trotzdem in einem medizinischen Fachblatt veröffentlichen, da die Latte für die Annahme eines Artikels niedrig sei und häufig nur die statistische Signifikanz der Studie ausschlaggebend. (Kriterium dafür ist der p-Wert, auch "Irrtumswahrscheinlichkeit" genannt, das ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Ergebnis reiner Zufall war. Ist p < 5 %, gilt das Ergebnis als statistisch signifikant). Bei einer signifikanten Studie handelt es sich jedoch um ein Indiz, nicht um einen Beweis.

Gruß
Kate
 
Medizin. Wissenschaft - Fehler in Design / Auswertung von Stu

Ich möchte hier etwas "herausarbeiten", was Du vermutlich genauso siehst: Die Wissenschaftler sind mit ihren vagen Formulierungen nicht die Schuldigen an einer Berichterstattung, die daraus Tatsachen macht. Im Gegenteil tragen sie hier ihrer Verantwortung Rechnung, indem sie nicht mehr draus machen, als sie tatsächlich sagen können.

Hallo Kate,

im Prinzip sehe ich es wie Du. Bei dem Bericht zur Spanischen Grippe haben die Wissenschaftler vorsichtig formuliert, also Verdacht aber keine Gewissheit. Die Presse machte aus recht offenkundigen Interessen daraus ein Faktum. Bleibt die Frage, welches Motiv die Wissenschaftler veranlasste diese Studie überhaupt in Angriff zu nehmen, ob sie im Auftrag einer Interessengruppe handelten, deren Wunschergebnis jedoch nicht bestätigen konnten und auch nicht wollten, weil sie dann gegen die Wissenschaftlichkeit verstoßen hätten. In diesem Falle blieben sie ehrlich.

Sie könnten natürlich auch einfach selbst aktiv geworden sein, weil sie wissen wollten, weshalb diese Grippe nur junge Erwachsene befiel. M.E. ist das eher unwahrscheinlich, denn so blauäugig, daß sie von den Massenimpfungen damals nichts wußten, auch nicht wußten, daß diese nicht ansteckend war, ist nicht anzunehmen.

Doch Ehrlichkeit ist nicht bei allen Wissenschaftlern der Fall - dann wird ein Design so aufgebaut, daß nur das gewünschte Ergebnis herauskommen kann. Das sind dann die sog. "schwarzen Schafe", die es in jedem Berufszweig gibt.

Du nennst auch Signifikanz - über "p" kann man sich wirklich den Kopf zerbrechen. Die Formeln, die da verwendet werden, kann man als Laie nicht nachvollziehen. Ich hab's versucht und eine Bauchlandung gemacht... ;)

Hier eine Studie zur Entdeckung, daß Esskastanien-Extrakt zur Bekämpfung des MRSA - MultiResistentenStaphylococcusAureus sehr nützlich sein kann.
Die vollständige Studie:
Link PDF https://www.zentrum-der-gesundheit.de/pdf/kastanienblaetterextrakt-gegen-staphylokokken-01.pdf
Link besser lesbar: PLOS ONE: Castanea sativa (European Chestnut) Leaf Extracts Rich in Ursene and Oleanene Derivatives Block Staphylococcus aureus Virulence and Pathogenesis without Detectable Resistance (Dank an James: Tee heilt MRSA)

Ich habe diese Studie komplett gelesen. Die Beschreibung und Vollständigkeit ist m.E. vorbildlich. Schon die Einleitung enthält u.a. Finanzierung, evtl. Interessenkonflikte. Das Verfahren der Extraktion und alle weiteren, werden sehr genau beschrieben. Bezüglich der Überprüfung der Resistenbildung greife ich hier mal einen Abschnitt heraus:
Fig 6. 224C-F2 attenuates virulence without any detectable resistance after 15 days of drug passaging.
Cultures of USA500 isolate NRS385 (agr group I) were passaged for 15 consecutive days in the presence of 16 μg mL-1 of 224C-F2. (A) The sum total peak area of de-formylated and formylated delta toxin was quantified for the mock vehicle control (DMSO) and treated group. A significant difference (p<0.05) was evident for all treatment days. (B) 224C-F2 inhibited delta-toxin production over the length of the passaging experiment in the absence of growth inhibition. Significant differences between treatment and vehicle are represented as: *: p<0.05; ‡: p<0.01; †: p<0.001.
doi:10.1371/journal.pone.0136486.g006
Nachprüfen kann ich das "p" natürlich nicht. Da aber der Gesamteindruck der Studie sehr positiv ist, gehe ich davon aus, daß die in Worte gefaßten Ergebnisse zutreffend sind und sich bei den genannten Konzentrationen tatsächlich keine Resistenz bildet. Bei welchen Konzentrationen das vielleicht doch geschehen könnte, wurde noch nicht erforscht. Daß weiterer Forschungsbedarf besteht, wird ebenfalls gesagt.

Bei der Esskastanie sind insgesamt 94 Stoffe zusammen für diese Wirkung verantwortlich. Zahlreiche Wirkstoffe sind bei Wirkungen aller Pflanzen die Regel. Sie wirken nur dann, wenn deren Synergien erhalten bleiben.

Diese Gesamtheit kann die Pharma aber nicht patentieren lassen bzw. sollte es nicht dürfen. Sie wird diese Studie nur dann aufgreifen, wenn sie den Hauptwirkstoff isolieren und dann chemisch herstellen kann. Problem: dieser isolierte, chemisch hergestellte Wirkstoff wird Nebenwirkungen haben, schon allein deswegen, weil die Synergien nicht mehr vorhanden sind. Ein Problem, das in der Studie und zugehörigen Veröffentlichung ebenfalls erwähnt wird. Diese Erfahrung konnte ich mit sog. Roßkastanien-Extrakten für Venenleiden machen: der Gesamtextrakt, den meine Ärztin selbst herstellte, wirkte wahre Wunder, die Extrakte in Tablettenform der Pharma wirken gar nicht oder nur in extrem hohen Konzentrationen, die dann Nebenwirkungen hatten.

Jetzt bleibt abzuwarten, was die Medikamentenhersteller mit dieser Studie anfangen. Entwickeln sie ein Ein-Wirkstoff-Präparat, werden sie diese Studie als Werbemittel mißbrauchen und den Konsumenten damit in die Irre führen, denn das Präparat kann nie so effektiv und ohne Nebenwirkungen sein, wie der Gesamtextrakt.

Die Blätter also lieber selber sammeln, auf Vorrat trocknen und dann als Tee aufnehmen. Die Wirkstoffkonzentration wird dabei nicht so konstant sein wie bei einem Pharma-Präparat, angesichts der erhaltenen Synergien kann man das aber vernachlässigen oder trinkt eben etwas mehr von diesem Tee.

Das größte Problem bei der Zulassung von pflanzlichen Wirkstoffen ist, daß hier die Unschädlichkeit jedes einzelnen enthaltenen Wirkstoffes isoliert nachgewiesen werden muß. Das Wichtigste, die Synergie wird ignoriert! Für die Wirksamkeit eines Mittels sind solche Studien völlig wertlos.

Bei 94 Wirkstoffen in der Esskastanie ist das allein finanziell unmöglich, ganz im Sinne der Pharma, die Medikamente mit meist nur einem, seltener mit bis zu drei Wirkstoffen auf den Markt bringt. So erzwang man aus Padma 28 die Entfernung des Eisenhuts, der als Einzelsubstanz giftig ist, machte es zu Padma Basic mit geringerer Wirkung, während Padma 28 mit Eisenhut wirkt und keine Nebenwirkungen hat - bei ca. 23 Wirkstoffen, inkl. Eisenhut, eine harmonisch austarierte Synergie, die auf der Tibetischen Medizin beruht. Wegen der Synergien ist Eisenhut hier nicht mehr giftig, d.h. die anderen Wirkstoffe verhindern, daß der Eisenhut in dieser Zusammensetzung giftig wirken kann. Padma 28 inkl. Eisenhut habe ich z.B. sehr hoch dosiert eingenommen, keine Nebenwirkungen und lebe immer noch ;).

Hier werden die Vorschriften für Studien und Nachweise dazu mißbraucht, Naturheilkunde von Markt fernzuhalten, zu wessen Gunsten, dazu braucht man keinen Wahrsager!

Einwandfreie Studien scheinen recht selten zu sein. Das liegt jedoch nicht immer daran, daß jemand manipulieren will. Oft werden einfach nur Fehler gemacht, weil jeder Wissenschaftler, ob gewollt oder ungewollt, eine bestimmte Antwort sucht - dass allein kann schon zu Verzerrungen, falschem Design führen. Man könnte auch sagen, daß allein unterbewußtes Wunschdenken die Ursache sein könnte ;).

Dieser Thread hilft dabei, die Tücken von Studien, die so vielseitig sein können, zu erkennen und deshalb ist er m.E. so wichtig. Ständig tauchen neue Studien auf, manche bestehen allein aus statistischen Korrelationen - m.E. ein Unding, da dabei zig weitere unberücksichtig bleiben. Von anderen wundersamen Erkenntnissen hört man nach einigen Wochen nie mehr etwas usw. usf.

Liebe Grüße,
Clematis
 
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Ein guter Thread, danke dafür. Jeder der tiefer in gesundheitliche Sachverhalte einsteigt, landet irgendwann bei den Studien, denn aus denen "sollten" die Erkenntnisse stammen.

Gerade für Laien (wie mich) ist es schwierig, deren Brauchbarkeit zu bewerten. Wer hat schon das know-how und die Zeit hunderttausende(!!!) Studien bis ins kleinste Detail zu lesen und zu analysieren.

Da muss man sich schon auf Zusammenfassungen und Erfahrungswerte verlassen (von Medien, Ärzten, Interviews der Forscher ...).

Mal ganz abgesehen von bewussten Manipulationen, die gerade in den USA angeblich eher die Regel sind als die Ausnahme (hängt mit deren Gutachtersystem zusammen, Martin Pall hat das mal in einem Interview dargelegt, finde es leider nicht mehr), gebe ich Clemantis recht:

Einwandfreie Studien scheinen recht selten zu sein. Das liegt jedoch nicht immer daran, daß jemand manipulieren will. Oft werden einfach nur Fehler gemacht, weil jeder Wissenschaftler, ob gewollt oder ungewollt, eine bestimmte Antwort sucht - dass allein kann schon zu Verzerrungen, falschem Design führen. Man könnte auch sagen, daß allein unterbewußtes Wunschdenken die Ursache sein könnte ;).

Dieser Thread hilft dabei, die Tücken von Studien, die so vielseitig sein können, zu erkennen und deshalb ist er m.E. so wichtig. Ständig tauchen neue Studien auf, manche bestehen allein aus statistischen Korrelationen - m.E. ein Unding, da dabei zig weitere unberücksichtig bleiben. Von anderen wundersamen Erkenntnissen hört man nach einigen Wochen nie mehr etwas usw. usf.

Eines meiner Lieblingsbeispiele ist die China Study:

Ein Forscher (T. Colin Campbell) hat anhand von Korrellationen festgestellt, dass anhand der Daten der China Study die vegane Ernährung optimal sei. Tierische Produkte haben schlechte Korrelationen (bzgl. Krankheiten) pflanzliche Nahrungsmittel haben gute Korreltationen. Diese Studien werden gerne in der "Veganer-Szene" zitiert.

Eine nerdige (wie sie selber schreibt!) Bloggerin und (ehemalige) Veganerin, Denise Minger, wollte für sich diese Daten aus Neugierde verstehen und daher nachrechnen. Sie ist allerdings zu dem Resultat gekommen, dass die weitaus(!!!) größte Korrelation zu schweren Krankheiten bei Getreide & Co besteht, das ist laut den Daten das schlechteste was man überhaupt essen kann. Die Korrelationen bei tierischen PRodukten sind manchmal leicht negativ, jedoch auch positiv oder neutral.

Genaueres in ihrem Blog.The China Study | Raw Food SOS Denise Minger hat das ins Rollen gebracht und viele Autoren haben ihre Arbeit aufgegriffen. Ihre Daten sind in der "Paläo/PHD/AntiGetreide-Szene" gut bekannt.
Siehe auch The China Study: Evidence for the Perfect Health Diet - Perfect Health Diet | Perfect Health Diet

Fazit: Wem soll man nun glauben Colin Campbell oder Denise Minger & Co? Alternative wäre nur, sich selber durch die Daten zu graben.

Man könnte auch sagen, daß allein unterbewußtes Wunschdenken die Ursache sein könnte ;).
Das ist übrigens eine eigene Forschungsrichtung, speziell in den USA. Vor allem im Finanzbereich wird da viel darüber geforscht. Einfach mal nach "bias" oder "behavioral finance" googeln.

Es geht darum, dass kein Mensch frei von Tendenzen ist und somit immer unbewusst beeinflusst wird. Das wird bei der Bewertung von Aktienkursen genau untersucht. Der Preis einer Aktie sollte ja eigentlich "neutral und richtig" sein. Forscher stellten aber zum Beispiel fest, dass die Mondphasen oder der Ausgang eines Footballspiels am Vortag signifikane Enflüsse (also Korrelationen) auf Aktienkurse haben.
 
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Da muss man sich schon auf Zusammenfassungen und Erfahrungswerte verlassen (von Medien, Ärzten, Interviews der Forscher ...).

Hallo Malk,

man muß gar nichts ;). Heutzutage kann man fast zu jeder Studie im Netz pro und contra Berichte finden... Inzwischen bin ich so weit, das war beileibe nicht immer so, daß ich erst mal keiner Aussage glaube. Mich besonders betreffende Aussagen überprüfe ich und das sind in den meisten Fällen nur wenige. Der Kranke kann sich auf wenige Studien beschränken, die ihn/sie ganz konkret betreffen und den Aufwand so eingrenzen.

Mal ganz abgesehen von bewussten Manipulationen, die gerade in den USA angeblich eher die Regel sind als die Ausnahme
Manipulationen geschehen überall... Deutsche Studien, dies geisterte vor einiger Zeit sogar durch den Mainstream, wurden von Fachzeitschriften fast alle abgelehnt, weil allzuviele als manipuliert aufgefallen waren, selbst jene mit Peer-Review. Ein Koreaner hatte eine weltweit publizierte Studie komplett erfunden, um sein Image als Wissenschaftler aufzupolieren usw. usf.

weitaus(!!!) größte Korrelation zu schweren Krankheiten bei Getreide & Co besteht The China Study: Evidence for the Perfect Health Diet - Perfect Health Diet | Perfect Health Diet Fazit: Wem soll man nun glauben Colin Campbell oder Denise Minger & Co?
Glauben kann man weder Campbell noch Minger. Bei dieser Studie fällt mir auf anhieb einiges auf:
Minger geht davon aus, daß alle pflanzlichen Nahrungsmittel toxisch belastet sind - führt das bei den Korrelationen immer an. Das mag sogar stimmen, belegt ist das nicht. Was aber, wenn es diese toxische Belastung allein wäre, die vegane Kost ungesund werden läßt?
Sie pickt sich ebenso wie Campbell die für sie passenden Daten heraus.
In Tuoli, China, wird neben viel tierischen Fetten, sehr viel Getreide, insbesondere Weizen gegessen und die Menschen sind gesünder als anderswo:

the Tuoli obtain their fats predominantly from dairy and meat; these contain few polyunsaturated fats. Plant oils, legumes, nuts, eggs, and fish are all non-existent in their diet Death from all causes for people under the age of 65 was lower in Tuoli county than in 11 of the 13 counties that ate the least animal protein.
This excellent result was achieved even though the people of Tuoli are among the highest consumers of wheat in China: they average 0.82 pounds per day of wheat flour.
Dann wird schnell behauptet, sie könnten noch gesünder sein, wenn sie weniger Weizen essen würden. Damit wird die eigene These untermauert, Weizen sei schädlich, obwohl die Studie dieses Ergebnis offen lassen muß.

Tuoli liegt im Nordwesten Chinas:
Tuoli
und sieht nach einer wenig industrialisierten Region aus. Daher muß man auch fragen: liegt die gute Gesundheit daran, daß diese Menschen in einer saubereren Umwelt (Wasser, Luft, Agrarböden) leben als in den anderen 12 Bezirken der Studie? Ist das der wirkliche Grund für die unterschiedliche Gesundheit in den Bezirken - hat die Ernährungsform gar keinen so maßgeblichen Einfluß? In Chinas Industriegebieten sieht es bezüglich Umweltverschmutzung sehr schlimm aus und Mortalität hängt auch mit diesen Lebensbedingungen zusammen. Diese Korrelation wurde in der Studie nicht untersucht, würde man sie einbeziehen, welches Gewicht hätte dann die Ernährung, ob tierisch oder pflanzlich?

Verzweifeln, ob solch fragwürdiger Studien zur Ernährung brauchen wir aber nicht. Jeder von uns hat sozusagen ein eingebautes Barometer: wenn wir etwas nicht vertragen, zeigt der Körper das mit entsprechenden Reaktionen an. Achtet man darauf, findet man seine eigenen Antworten auch ohne Studien. Und das sogar viel zuverlässiger, da auf die einzelne Person abgestimmt, also auf sich selbst. Sei bezüglich Ernährung Deine eigene Studie ;) :)!

Gruß,
Clematis
 
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Achtet man darauf, findet man seine eigenen Antworten auch ohne Studien. Und das sogar viel zuverlässiger, da auf die einzelne Person abgestimmt, also auf sich selbst. Sei bezüglich Ernährung Deine eigene Studie ;) :)!
Das würde ich nicht wetten. Achtsamkeit und Beobachtung schön und gut, nur funktioniert das leider nicht immer (z.B. bei Kopfnebel ist die Entscheidungsfähigkeit stark eingeschränkt. Und da könnte ich noch so einige Beispiele nennen, so zumindest meine persönliche Erfahrung).

Damit will ich nur sagen, egal ob mit oder ohne Studien, es bleiben immer Unsicherheiten auch beim eigenen Körpergefühl.
 
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Damit will ich nur sagen, egal ob mit oder ohne Studien, es bleiben immer Unsicherheiten auch beim eigenen Körpergefühl.

Hallo Malk,

da stimme ich Dir zu, zumal viele Menschen, aus welchen Gründen auch immer, dieses Körpergefühl verlernt haben. Man kann es aber wieder lernen.

Bestehen weiterhin Unsicherheiten, kann man sich den Studien zuwenden, mit einer guten Portion Skepsis verbunden, könnten sie dann weiterhelfen.

Also nicht verzweifeln, ob des Wirrwarrs ;)! Weiter suchen, Geduld, führen letztlich zum Ziel :) - so jedenfalls meine Erfahrung.

Liebe Grüße,
Clematis
 
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Hallo,

wenn wir Fehler identifizieren wollen, wissen wollen, ob eine Studie echte Daten liefert, müssen wir tief einsteigen. Da der Laie meist überfordert ist, kann man sich z.B. beim Arznei-Telegramm informieren. Dort findet auch der Laie bzw. Nicht-Abonnent viele nützliche Informationen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß das Arznei-Telegramm m.E. tendenziell gegen Naturheilkunde und alternative bzw. komplementäre Heilmittel eingestellt ist. So wird durch ungenaue Berichterstattung z.B. Nattokinase als gefährlich eingestuft, obwohl die Ursache da bei Marcumar lag.
Wolfgang Becker-Brüser, Arzt und Apotheker, beschäftigt sich seit dreißig Jahren mit Medikamentenstudien der Pharmazeutischen Industrie. Die Informationszeitschrift "Arznei-Telegramm" wird von ihm seit zehn Jahren herausgegeben.
Laut Becker-Brüser sind bis zu 90 Prozent der Studien in irgendeiner Form manipuliert. Diese Täuschungsmanöver werden allerdings in den monatlichen Ausgaben des Arznei-Telegramms offenbart. Ein Beispiel sei der Skandal Vioxx, ein Rheuma- und Schmerzmittel, das Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich vertuschte. In der Praxis waren diese jedoch nicht zu verheimlichen. Daraufhin musste Merck Vioxx vom Markt nehmen. Mehr dazu auch im Artikel Fälschungsskandal in der Schmerzforschung.
Erfundene Arzneimittelstudien
Wie Studien, Tests an Patienten usw. durchgeführt werden sollten, wird hier sehr genau beschrieben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klinische_Studie

Diese Regeln wurden jedoch von der EU-Kommission unter dem Deckmäntelchen der "Vereinheitlichung" beschnitten und zwar so sehr, daß die Tests für Tiermedikamente inzwischen strengeren Auflagen unterliegen als jene für Humanmedikamente:
Unter dem Mäntelchen der „Vereinheitlichung“ (was ja gar nicht mal so schlecht klingt), werden neue Mindestanforderungen beschlossen. Und die haben sich gewaschen:

  • Die neuen Regeln reduzieren den Schutz von Minderjährigen. Wenn die nicht an einem Test teilnehmen wollen oder aus einem laufenden Test aussteigen wollen, dann kann der Prüfer dies getrost ignorieren.
  • Ethikkommissionen, die unabhängig sind von den Herstellerfirmen, werden nicht mehr für die Zulassung und Kontrolle von klinischen und vorklinischen Studien benötigt. Die Firmen entscheiden also selbst, ob die neue Substanz testreif für die Prüfung am Menschen ist oder nicht.
  • Während bislang uneinheitlich jedes Land für sich eine Zulassung für neue Produkte einforderte, soll auch dies vereinheitlicht werden. Hierfür kann der Hersteller sich das Land seiner Wünsche aussuchen und dort die notwendigen Prüfungen durchführen. Die dann erfolgende Zulassung ist dann für alle anderen EU-Staaten gültig. Selbstverständlich werden die Herstellerfirmen das Land aussuchen, was die laxesten Zulassungsbedingungen hat.
  • Schwerwiegende Nebenwirkungen während der klinischen Prüfung waren eigentlich immer der Todesstoß für die neue Testsubstanz. Auch hier soll sich einiges ändern. Denn es sind neue Regelungen vorgesehen, wann solche „unerwarteten Ereignisse“ meldepflichtig sind. Auch hier ist zu erwarten, dass der Hersteller entscheiden darf, ob eine schwerwiegende Nebenwirkung schwerwiegend ist oder einfach nur ignoriert wird.
Ich wollt´, ich wär´ ein Tier
Unglaublich: Neue Richtlinien für Arzneimitteltests - NaturHeilt.com Blog
Die Süddeutsche Zeitung, die recht pharmafreundlich ist, berichtete dazu dennoch sehr kritisch:
Arzneimittelversuche - EU will Tests an Menschen erleichtern - Politik - Süddeutsche.de
Arzneimittelversuche am Menschen - EU sorgt für Verdruss - Politik - Süddeutsche.de

Letztlich bedeutet dies, daß der Auftraggeber einer Studie -und das ist der Hersteller des potenziellen Medikaments- bestimmt, wie die Studie aufgebaut ist, welche "Patienten" zugelassen werden, welche Nebenwirkungen als solche zu gelten haben und was davon für die Zulassung preisgegeben bzw. verschwiegen wird. Ja, das geht soweit, daß der Hersteller die Herausgabe von Unterlagen an die Zulassungsstelle rundweg verweigert. Nur ein Beispiel von vielen:
Pfizer hält Studien unter Verschluss
Arzneimittelhersteller behindert die bestmögliche Behandlung von Patienten mit Depression

Das Pharmaunternehmen Pfizer verschweigt Daten zur Wirkung eines Arzneimittels (Edronax® mit dem Wirkstoff Reboxetin) zur Behandlung von Depressionen. Pfizer weigerte sich trotz wiederholter Bitte, dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine vollständige Liste aller veröffentlichten und unveröffentlichten Studien zu Reboxetin zur Verfügung zu stellen. Wie das Institut durch eigene Recherchen herausgefunden hat, wurde das in Deutschland zugelassene Arzneimittel in mindestens 16 Studien getestet. Von 9 dieser 16 Studien fehlen jedoch Schlüsselinformationen um beurteilen zu können, wie Reboxetin abgeschnitten hat.
https://www.iqwig.de/de/presse/pres...fizer-halt-studien-unter-verschluss.2376.html
Ein Chef-Anästhesist manipulierte und "erfand" Studien zu HES, u.a. von der Firma Fresenius:
Doch stets gelang es den Herstellern, die Mahner zu übertönen. Sie warben mit neuen, angeblich unbedenklichen Generationen der Substanz. Und mehr noch: Die Anwendung von HES wurde ausgedehnt. Inzwischen kommt es auch bei Hörsturz und Tinnitus, bei Schädel-Hirn-Verletzungen und Blutvergiftung zum Einsatz, und dies selbst bei Kindern.Der Siegeszug der Stärke-Infusionen ist erstaunlich. Keine einzige hochwertige Studie konnte bislang die Vorteile von HES gegenüber anderen Formen des Plasma-Ersatzes in der Intensivmedizin belegen. Trotzdem schaffte es die Pharmaindustrie, den Glauben an die lebensrettende Wirkung der neuen HES-Generation in den Köpfen der Ärzte zu verankern. Marktführer Fresenius etwa ist von Qualität und Sicherheit seines neuen HES-Produkts fest überzeugt und rühmt sich, dass inzwischen mehr als 30 Millionen Menschen damit behandelt worden seien.
ÄRZTE: Zu schön, um wahr zu sein - DER SPIEGEL 48/2010
Fortsetzung der Berichte:
Medizinforschung: Arzt verstieß dutzendfach gegen Vorschriften - SPIEGEL ONLINE
Zu keiner der 91 Arbeiten gab es den Angaben zufolge eine Zustimmung der bei der Landesärztekammer angesiedelten Ethikkommission. In mindestens zehn Fällen seien außerdem Hinweise darauf gefunden worden, dass wissenschaftliche Standards missachtet wurden - Zahlen waren gefälscht und manipuliert, etwa zum Alter der Patienten. Untersucht wurden Studien, die zwischen 1999 und 2011 veröffentlicht wurden.
Klinikung Ludwigshafen: Ex-Chefarzt betrog bei HES-Studien - SPIEGEL ONLINE
Die Auftraggeber für diese Studien, die es zweifellos gegeben haben muß, werden seltsamerweise in keinem der Berichte genannt, auch die Produktnamen nicht. Neben Fresenius gibt es noch eine größere Zahl von HES-Herstellern.
Umstrittenes Notfallmittel: Pharmakonzern bedrängt kritische Forscher Von Nicola Kuhrt
Ein gängiges Notfallmittel ist gesundheitsschädlich - das ergab eine Studie aus Dänemark. Der Wissenschaftler bekam darauf bedrohliche Post von den Anwälten des deutschen Herstellers Fresenius Kabi.
HES von Fresenius Kabi: Pharmakonzern bedrängt kritische Forscher - SPIEGEL ONLINE
Drohgebärden der Pharmakonzerne sind ebenfalls gegen eigene Forscher bekannt geworden, die sich gegen die Vermarktung eines aus ihrer Sicht gefährlichen Medikaments richten. Entlassung und die Unmöglichkeit je wieder eine Anstellung zu finden, sind hier die Regel. So verhindert man unliebsame Veröffentlichungen bzw. erstickt sie im Keim.

Kontroverse Diskussion zu HES:
https://www.asklepios.com/upload/IfN_Info_HES_Stellungnahme_07_2013_25226.pdf
Aber erst 2015 ordnet die EU-Kommission das Ruhen der Zulassung an:
BfArM - Risikobewertungsverfahren - Hydroxyethylstärke (HES): Umsetzung des Durchführungsbeschlusses der Europäischen Kommission
Die Anordnung wird erst 3 Monate später vom BfArM bestätigt:
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Dow...0737DF575.1_cid332?__blob=publicationFile&v=3

Wie viele Patienten wurden ab 2010 - Bekanntwerden der gefälschten Studien bis 2015 geschädigt? Eine Antwort darauf findet man nirgendwo.

Bei der Mammographie wird ebenfalls auf Grundlage von gefälschten und manipulierten Studien gearbeitet. Doch das wird bereits in einem anderem Thread dargestellt.

Das Arznei-Telegramm hat einiges zu Pfusch-Studien zu sagen:
FIRMENFINANZIERTE FORSCHUNG - ERHEBLICHES MANIPULATIONSPOTENZIAL
FIRMENFINANZIERTE FORSCHUNG - ERHEBLICHES MANIPULATIONSPOTENZIAL - arznei telegramm
RÜCKRUFE VON PUBLIKATIONEN -MEHR ALS EINER PRO TAG
Bei zwei Drittel (67,4%) von 2.047 seit den 1970er Jahren zurückgezogenen Arbeiten liegt wissenschaftliches Fehlverhalten eines oder mehrerer Autoren vor, einschließlich Fälschung oder Verdacht auf Fälschung (43,4%), mehrfache Publikation der gleichen Arbeit (14,2%) und Diebstahl geistigen Eigentums (Plagiate, 9,8%). Jede fünfte Rücknahme (21,3%) wird mit Fehlern begründet. Bei einem Teil fehlen entsprechende Angaben. Dies ergibt eine Auswertung der Forschungsartikel, die zum Stichtag 3. Mai 2012 laut Datenbank PubMed von biomedizinischen Fachzeitschriften zurückgezogen worden sind.2 Von einer beträchtlichen Dunkelziffer von Studien, bei denen nicht erkannt ist, dass sie unter wissenschaftlichem Fehlverhalten entstanden sind, ist auszugehen.
[...]
Viele Artikel, bei denen Forschungsbetrug vermutet wird oder belegt ist, werden nicht zurückgezogen, wie etwa die CLASS*13- und die VIGOR*14-Studie, mit deren Hilfe die Cox-2-Hemmer Celecoxib (CELEBREX) und Rofecoxib (VIOXX, außer Handel) vor mehr als zehn Jahren als angeblich besonders verträglich im Markt lanciert wurden (vgl. a-t 2011; 42: 25-6). Auch ein Rückruf der KAISER-Analyse15, die sowohl Roche als auch Behörden wie EMA oder die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) als Nutzenbeleg für den Neuraminidasehemmer Oseltamivir (TAMIFLU) heranziehen, und auch eines Teils der darin ausgewerteten Untersuchungen, die nur als Abstract vorliegen, ist überfällig, die Rücknahme eines Abstracts beispielsweise, dessen Erstautor hinterher erklärt hat, überhaupt nicht in die Studie involviert gewesen zu sein (a-t 2012; 43: 17-8 und 2010; 41: 4, 13).
RÃœCKRUFE VON PUBLIKATIONEN - MEHR ALS EINER PRO TAG
How many retractions were there in 2012? And, some shattered records - Retraction Watch at Retraction Watch

Dieser Bericht verdeutlicht, wie unzumutbar es für den Verbraucher ist, wenn die Pharma ihre Studien in Länder verlegen kann, die noch laschere Zulassungs- und Testbedingungen durchgehen lassen:
Wissenschaft & Technologie: Studien gefälscht: Über tausend Medikamente werden überprüft (2014)
Hunderte Zulassungsstudien gefälscht?Â*| APOTHEKE ADHOC
Manipulierte Medikamententests in Indien - Gesundheit - Süddeutsche.de
Pharmaindustrie - Pfusch bei Zulassung von Medikamenten - Gesundheit - Süddeutsche.de
Tödliche Pharma-Studien in Indien
Nach Angaben der indischen Regierung sterben jährlich hunderte Probanden bei der Durchführung von Klinischen Studien. Eine Aufstellung des Drugs Controller General of India (DCGI) für 2011 zeigt, dass allein bei Pharma-Tests von Novartis 57 Testpersonen starben. Auf der Liste folgen BAYER und Pfizer mit je 20 Todesfällen. Bereits im Zeitraum von 2007 bis 2010 waren bei Tests von BAYER 138 Inderinnen und Inder ums Leben gekommen, allein vier Personen starben an Nebenwirkungen des umstrittenen Gerinnungshemmers Xarelto. BAYER zahlte den Hinterbliebenen Entschädigungen von lediglich 5.250 Dollar.

Firmen wie Novartis, BAYER und Pfizer setzen das Leben indischer Probanden wissentlich aufs Spiel. Recherchen vor Ort zeigen immer wieder, dass die Studienteilnehmer nicht über die Gefahren der getesteten Medikamente informiert werden – häufig wissen sie nicht einmal, dass sie an einer Studie teilnehmen. Es ist daher heuchlerisch, wenn die Pharmaunternehmen behaupten, in Indien dieselben Standards anzulegen wie in Europa.

Der Grund für die Verlagerung der Tests nach Indien ist - neben den niedrigeren Kosten - vor allem die geringe behördliche Aufsicht. Eine vom indischen Parlament beauftragte Untersuchungskommission stellte jüngst gravierende Mängel bei der Arzneimittel-Aufsichtsbehörde CDSCO fest: „Über Jahrzehnte hinweg hat sie vor allem den Interessen der Pharma-Industrie gedient und darüber die Interessen der Verbraucher vernachlässigt“, resümiert der Bericht. So hat sich die CDSCO in Zulassungsverfahren für Medikamente auf Gutachten von Experten verlassen, denen die Medikamenten-Hersteller die Hand geführt haben. Als ein Beispiel nennt die Untersuchung Xarelto von BAYER mit dem Wirkstoff Rivaroxaban: „Die drei Expertisen für Rivaroxaban (BAYER), eine Arznei zur Blutverflüssigung, sind fast identische Kopien.“ Die Gesundheit der Probanden wird wissentlich aufs Spiel gesetzt. Vor wenigen Wochen wurde BAYER in China zu einer Entschädigung von rund 50.000 Euro an eine Teilnehmerin einer Xarelto-Studie verurteilt. Die Klägerin hatte die Tests nur knapp überlebt. (Anmerkung: dieser Bericht wurde nicht wie vorgesehen auf der Webseite von Bayer veröffentlicht). www.investor.bayer.de/securedl/10160
So etwas nennt sich dann "Evidenzbasierte Medizin" :confused:

Und wieder wird der Verbraucher nicht oder nur teilweise darüber informiert, um welche Firmen und vor allem Medikamente es hier geht. Damit wird es unmöglich sich selbst zu schützen. Der Verbraucherschutz wird im Medizin- und Pharmabereich grundsätzlich hinten an gestellt.

Die Interessen der Pharma haben immer Vorrang :mad:.

Eine merkwürdig schiefe Justiz, die zulässt, daß weiterhin Patienten geschädigt werden, bis die endgültige Entscheidung vorliegt, die oft erst nach 10 oder 15 Jahren gefällt wird :mad:.

Weitere Manipulationen basieren auf Statistiken, da werden dann Äpfel mit Birnen verglichen, absolute Zahlen und Prozentzahlen zur Verschleierung genutzt, nicht zuletzt die "p-Werte" u.v.m.:
Lügen mit Statistik
Statistiken, die lügen - Yamedo BLOG

Gruß,
Clematis
 
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Hallo,

eine Studie die belegen sollte, daß Salben mit Nitroglycerin eine transdermale Verbesserung der Osteoporose bewirken, wurde zurückgezogen. Die Studienergebnisse konnten nicht verifiziert werden, was eine genaue Überprüfung der Studie nach sich zog.

Die verantwortliche Ärztin Sophie Jamal, frühere Direktorin der Osteoporose Klinik an der Universität von Toronto, Kanada, fälschte bzw. erfand die zugrundeliegenden Daten. Bevor das Verfahren gegen sie abgeschlossen war, gab sie ihre Stellung auf.

Osteoporosis Transdermal Nitroglycerin Study Retracted

Gruß,
Clematis
 
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Hallo,

dieser Bericht beschreibt verständlich was einfach-, doppelt- und dreifach-verblindete Studien sind:
https://www.ebm-netzwerk.de/pdf/zefq/schulz-epidemiologie8.pdf
Worauf der Leser bei Beschreibungen von Verblindung achten sollte
Wenn Wissenschaftler in angemessener Form über ihre Verblindungsmaßnahmen berichten, kann der Leser diese Bemühungen beurteilen. Leider mangelt es vielen Veröffentlichungen an einer ordentlichen Berichterstellung. Wenn ein Wissenschaftler behauptet, er habe seine Studie verblindet durchgeführt, diese Behauptung aber nicht durch weitere Informationen untermauert, sollte der Leser skeptisch bleiben, was die Wirkung der Verblindung hinsichtlich der Reduktion von Bias betrifft. Beispielsweise wurde für eine Studie [30] über Antibiotikaprophylaxe behauptet, sie sei verblindet gewesen, der Methodenteil des Studienberichts ließ jedoch erkennen, dass kaum eine oder gar keine Verblindung erfolgt war.
Gruß,
Clematis
 
Im Artikel steht u.a.
Hierzu ließen sich leicht Tausende von Studien anführen, die nicht nur belegen, dass oxidativer Stress ein auslösender Faktor für eine große Anzahl von Erkrankungen ist, sondern auch die Rolle der Antioxidantien bei der Verminderung von oxidativen Schäden bestätigen.

Und Professor Denham, dessen wissenschaftlicher Ruhm auf seiner Erforschung der freien Radikale ...

Die Verwirrung beginnt doch bereits bei den Begriffen "oxidativer Stress" bzw. "freie Radikale". Die meisten Menschen wissen nicht, was damit gemeint ist, glauben aber, das die Natur solche Prozesse in den Menschen eingebaut hätte. Zur "Beweisführung" werden dann Tausende von Studien durchgeführt in denen mit diesen Begriffen argumentiert wird.

Es ist eigentlich ganz einfach (im Sinne von: "Beendigung der Symptome"): Wenn man "freie Radikale" vermeidet, gibt es auch keinen "oxidativen Stress"!

Zu den "freien Radikalen" schreibt Johanna Budwig in "Krebs - Das Problem und die Lösung" auf S. 17:
Der Begriff radikal stammt aus der Physik und wurde später als Tarnung benutzt für die hocherhitzten Öle, die man nicht beim Namen nennen will, die aber genauso wirken.

Wenn man also die hocherhitzten Öle (deren Namen man nicht nennen darf) vermeidet, hat man keine "freien Radikale" und keinen "oxidativen Sress" und muss keine "Antioxidantien" zu sich nehmen.
 
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